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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.11.1915
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- 1915-11-19
- Erscheinungsdatum
- 19.11.1915
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Redaktioneller Teil. .E 26S, lg. November lS>5, Viel schlimmer ist aber seine Handlungsweise dem Sortimenter gegenüber, da das Verfahren, früher nur ganz der» einzelt und nur in besonders gearteten Fällen angewendet, heute zu einem Geschäftsgebrauch zu werden droht, gegen den mit aller Energie zum Schutze von Treu und Glauben in unserem Berufe Front gemacht werden muß. Erst dann, wenn jeder Ver leger aus Selbstachtung r>nd im eigenen wohlverstandenen ge schäftlichen Interesse ohne Ausnahme derartige Bestellungen zurückweist, wird dieser Übelstand verschwinden und zur Folge haben, daß der antiquarische Bezug neuer Werke ganz er heblich eingcdämmt wird. Ganz auszurotten ist er ja sowieso nicht, da es nach wie vor Vorkommen wird, daß geldbedürftige Leute ihre neuerworbenen, vielleicht noch nicht einmal bezahlten Bücher beim Antiquar verschleudern. Auch die vielen unredlichen Erwerbungen, die schließlich beim Antiquar, trotz aller von die sem beim Kauf beobachteten Vorsicht, auftauchen, gehören hierher. Aber der Vertrieb dieser neuen Werke könnte unmöglich einen Um fang annehmen, wie es jetzt der Fall ist, wenn nicht die Verleger dabei mithelfen. Wenn ich den Versuch, sich auf diesem schon nicht mehr ungewöhnlichen Wege, billigere Bezugsbedingungen zu ver schaffen, auch beim Besteller nicht gutheitzen kann, so liegt doch die größere Schuld auf seiten des liefernden Verlegers. Denn die Unmoral besteht nicht darin, daß an und für sich bessere Bezugs bedingungen verlangt oder gewährt werden, sondern daß sie dem Zweck der Verschleuderung der neuen Werke untermLadenPreis dienen sollen. Der Besteller führt aus drücklich diesen Grund bei der Bestellung an, und der Lieferant gibt stillschweigend seine Zustimmung, Nun dürfte es allerdings öfters Vorkommen, daß der Besteller gar nicht die Absicht hat, das bestellte Buch wirklich unter dem Ladenpreise zu veräußern. Er hat, vielleicht weil er gesehen hat, daß unter diesem Vorwände aufgegebene Bestellungen nur allzuentgegenlommend ausgefllhrt wurden, sich vielleicht nur einen besseren Verdienst verschaffen wollen. Aber dann ist es eine Vorspiegelung falscher Tat sachen, bzw, ein Versuch, sich zu bereichern, und daher vom mora lischen Standpunkte aus zu verurteilen. Andererseits mag beim Verleger nicht immer die Absicht vorliegen, solche Bestellungen auszusühren: es wird im Drange der Geschäfte oftmals über sehen werden, auf die Bemerkung des Bestellers zu achten, der ja auch in solchen Fällen, wo ihm kein Vorzugsrabatt eingeräumt ist, manchmal zu Schleuderpreisen liefern wird, wenn er auf Grund seiner ausdrücklich für diesen Zweck aufgegebenen Bestel lung die stillschweigende Zustimmung des Verlegers zur Preis herabsetzung durch Lieferung erlangt hat. Mag also auch manch mal Unachtsamkeit des Auslieferers die Schuld tragen, so habe ich doch auch einige Male beobachten können, daß der Besteller die Bemerkung »zu antiquarischer Verwertung« so wenig auffällig angebracht hat, daß eine Absicht dabei vorzuliegen schien. Hof fentlich tragen diese Zeilen dazu bei, daß man darauf in Zukunft mehr achtet, Aufgabe der seit längerem geplanten Sorti menter-Vereinigung aber wird es sein, darauf zu dringen, daß in die Verkehrs- bzw, Verkaufsordnung dahingehende Be stimmungen ausgenommen werden, die ein derartiges Verfahren für di« Zukunft unmöglich machen. Die angesehenen Verlags firmen, die eine derartige verdeckte Schleuderet als unvereinbar mit ihren Standesinteressen halten und weitsichtig genug sind, zu erkennen, daß bei weiterem Einreißen dieses Unfugs jeder Verkauf zu festen Ladenpreisen mit der Zeit unmöglich wird, würden gut daran tun, ihre Geschäftsfreunde vor diesem heim lichen doppelten Ladenpreise zu schützen, der nicht einmal von ihnen selbst, sondern von dem Verkäufer, allerdings unter der falschen Flagge »Antiquariat«, festgesetzt wird, indem sie sich gegen eine solche Praxis erklären. Auch sollte dem Personal strengste Weisung gegeben werden, Bestellungen auf neue Bücher »zu antiquarischer Verwertung« keinesfalls auszuführen. Erst wenn dieser Krebsschaden mit Stumpf und Stiel ausge rottet wird, ist Aussicht vorhanden, daß die Bemühungen zur Be- scitigung des Behörden- und Kundenrabatts, die unter dem Drucke der wirtschaftlichen Verhältnisse der Kriegszeit vielleicht von Erfolg gekrönt sein werden, in ihren Folgen nicht zum Scha den des Sortiments ausschlagen. Beiträge zur Geschichte des Buch, und Kunst handels in Nürnberg. I, Lienhard zur Eich und das Inventar seines Bücherlagers (1530). Von vr. Theodor Hampe. (Sonderdruck aus den Mit teilungen des Germanischen Nationalmuseums.) 1912. Gr. 8o. 51 S. Nürnberg, U. E. Sebalds Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, 1915. Der Wert dieser Schrift ist in nichts Geringerem zu suchen, als in der seltenen Möglichkeit, vor uns das Ganze eines buchhändlerischen Geschäftes des 16. Jahrhunderts erstehen zu lassen. Wenn wir be denken, wie schwer es für den Kulturhistoriker ist, ein solches Bild mosaikartig nach von allen Seiten zusammengeholten Anhaltspunkten zu gestalten, so können wir dem Zufall nicht dankbar genug sein, der cs gefügt hat, daß in Gestalt des Inventars Lienhards zur Eich, des Nürnberger Buchführcrs und Verlegers, sich so gut wie alles ver einigt, um uns eine derartige kulturgeschichtlich höchst interessante Rekonstruktion zu ermöglichen. Uber die Persönlichkeit Lienhards zur Eich (Lienhard, Leonhardus, Lenhart usw. zu der Aych, von Eich von der Eich, a tznsron, tznsrcu) hat bereits Karl Schottenloher in seinem Aufsatz »Vom ältesten Buchhandel in Nürnberg« das Wesentliche kurz zusammengefaßt. Offenbar stammte Lienhard zur Eich, wie der Zusatz »Durgäus« zu seinem Namen in der Vorrede zu Althamers »Zetioliu in eornsliuln l'aeitum« vermuten läßt, aus dem Thurgau. Einige Anhaltspunkte weisen auf die Wahrscheinlich keit hin, daß er von Haus ans Buchdrucker, später Buchführer war. In Nürnberg stand er in besonders naher Verbindung mit dem Buchdrucker Friedrich Pcypus und verlegte dort etwa 15 Drucke oder Neuauflagen von Schriften Althamers, Wilibald Pirkheimers, Venatorius', Justus Menius', Sebastian Franks und anderer Autoren. Seine Verlags tätigkeit und die Errichtung einer Buchbinderwerkstatt lassen darauf schließen, daß er das Geschäft des im Lande herumziehenden Bnch- führers aufgegeben und sich in Nürnberg seßhaft gemacht hatte. Lienhard zur Eich ist im Jahre 1530 wohl noch in verhältnismäßig jugendlichem Alter gestorben. Um ihn trauerten seine Witwe Frau Agnes und seine zwei kleinen Kinder Michel und Agnes, für die der auch als Verfasser einer Nürnberger Chronik bekannte Goldschläger Anton Creutzer und der Buchdrucker Hans Stuchs die Vormundschaft übernahmen. Nur dem frühen Tode Lienhards zur Eich und der Un mündigkeit seiner Kinder verdanken wir das überaus sorgfältig an gefertigte Inventar nicht allein der vorhandenen Bücherbestände, sondern auch der übrigen beweglichen Habe und aller Außenstände und Schulden seines Geschäfts. Da die Aufnahme des Inventars nach Räumlichkeiten getrennt vor- genommcn worden ist, erhalten wir auch von diesen einen guten Begriff. Demnach bestand die Wohnung aus einer »großen Stube« (Wohn stube), der »frauencamer«, worunter wohl eine Schlafkammer zu verstehen ist, dem »Werkstüblein«, der Gastkammer, Magdkammer, Knechtskammer, Küche, Söller (wohl Holzgalerie nach dem Hofe zu), ferner aus einer von diesem Gang abgehenden Kammer. Für den Be trieb der Buchhandlung waren zwei Kramläden vorhanden. Mobiliar, Kleidung und übriger Hausrat, sowie das Vorhandensein eines Knechtes und einer Magd lassen auf gutbürgerliche Verhältnisse der Familie schließen. Die Solidität des Unternehmens geht auch daraus hervor, daß sich aus der Aufstellung der Schulden und sicheren Außen stände ein Vermögensstand nach unserem Gelöe von etwa 12—15 000 ergab. Sehr bemerkenswert ist das bis ins kleinste ausgeführte Ver zeichnis über die Einrichtung der Buchbinderwerkstatt und die dazu gehörigen Vorräte an Flachs, Garn und Werg. Wie diese Aufzäh lung für die Gewerbegeschichte, so ist die Beschreibung der vorhan- ! denen Kleidungs- und Wäschestücke für die Kostümgeschichte von Be deutung. Unser Hauptinteresse richtet sich natürlich auf das Bücherlager und die Merkmale, die sich aus dem übrigen Inhalt des Inventars für den Geschäftsbetrieb des Lienhard zur Eich ergeben. Nach Mei nung des Herausgebers dürfen wir in dem Inventar überhaupt das früheste vollständige Verzeichnis eines Bücherlagers erblicken. In ihm spiegelt sich das ganze geistige Leben der damaligen Zeit, zumal Lienhard zur Eich offenbar allen Parteien gerecht zu werden suchte und die Sonne seines Sortiments über Gerechte und Ungerechte scheinen ließ. Der Herausgeber geht der konfessionellen Gesinnung dieses von Haus ans katholischen Bernfsgenossen ziemlich eifrig nach, kann aber außer den aus dem Lager erkennbaren Merkmalen nicht viel sicheres Material beibringen. Einen breiten Raum unter den Bücherbeständen nehmen naturgemäß die Werke von Luther, Brentius, Zwingli, Bncer, Pomerannß und der anderen Reformatoren ein. Aber auch die Schrif ten ihrer Gegner, namentlich Emsers und Ecks, sind in großen Posten 1510
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