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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.11.1915
- Strukturtyp
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- 1915-11-16
- Erscheinungsdatum
- 16.11.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 267. 16. Nodember 1915. wäre, sich nicht eher mit einem neu hinzutretenden Kunden zu be schäftigen, ehe nicht der gerade in Behandlung befindliche voll ständig abgefertigt sei. Würde sich der Verkäufer der Mühe unter ziehen, die Gefühle des Wartenden in unserer hastenden Zeit einer Analyse zu unterwerfen, so würde ihm sofort die Grötze der Gefahr offenbar werden, in der das Geschäft bei einer solchen Be handlung des Vorfalles schwebt. Denn unzureichende Bedienung führt nicht nur den schließlich verschmerzbaren Verlust eines ein zelnen Kunden herbei. Viel größer ist der Schaden, der durch die Kritik dieses einzelnen in Bekanntenkreisen entstehen und allmählich den guten Ruf eines Geschäftes untergraben kann. Dix Psychologische Erfassung der Situation wird demnach den denkenden Verkäufer, sofern er nicht eine andere Person zu Hilfe rufen kann, veranlassen, sich mit einer entsprechenden Ent schuldigung einen Augenblick von dem gerade in Behandlung be findlichen Käufer abzuwenden und den neuen um seineWünsche zu befragen, ihn um einige Augenblicke Geduld zu bitten, ihm viel leicht einige interessante Bücher zur Ansicht vorzulegen, um ihm das Warten nicht zur Pein, sondern zur selbstverständlichen Rück sichtnahme zu machen. Oder ein anderer Fall. Plötzlich tritt ein Arbeiter mit allen Zeichen seines Berufes an der Gewandung in den Kreis vornehm angezogener Kunden. Wie leicht unterliegt hier der Verkäufer der Versuchung, die feine Kundschaft in aus fälliger Weise vor der weniger feinen vorzuziehen, ohne daran zu denken, daß es gerade für Leute der unteren Schichten keine grö ßere Beleidigung gibt, als sie beim Vorgänge des Kausens und Verkaufens hintanzusetzen. Das Recht ist auf seiten des Be leidigten, der im Begriff war, wenn auch als weniger Bemittel ter, dem Geschäft in seiner Art doch den gleichen Vorteil zuzu wenden wie der wohlhabende Bücherkäufer. Haben wir nicht hier ein« der psychologischen Ursachen jener bekannten Scheu des Vol kes vor dem Buchladen? Man glaubt gar nicht, wie viel gerade in dieser Beziehung dort gesündigt wird. Und die Ursache? Be steht sie nicht lediglich in einem Mangel an Menschenkenntnis, an Nachdenken über die Tragweite jeder, unter Umständen auch der kleinsten Handlungen, die sich im Verlaufe des Kausens und Ver kaufens abspielen? Ist es nicht dieselbe Kurzsichtigkeit, die z. B. auch i» der Augenblickswirkung der Propaganda den einzigen Etfolg erblickt und sich nicht überzeugen lassen will, daß in der allmählichen Durchdringung, Durchsetzung der in Betracht kom menden Käufertreise mit Reklame, also in einem wohlüberlegten, stetigen Handeln der eigentliche Dauererfolg, sagen wir die Si cherheit des Erfolges, beruht? Wenn uns die Beschäftigung mit der Psychotechnik aus den Fesseln solcher Gedankenlosigkeit be freien könnte, wäre für unsere Betriebe, insbesondere in den Buch läden, schon ein tüchtiger Schritt vorwärts getan. Viel komplizierter und schwieriger werden psychologisches Erkennen und psychologische Einwirkung im geistigen Güteraus tausch, wenn es gilt, den Kunden in unauffälliger Weise auszu forschen, um die verborgenen Fäden zu finden, dis von seinen ge heimen oder offenen Wünschen zu den Taufenden von Büchern führen, die in den Regalen stehen. Es gibt Formen, die den Käu fer gar nicht gewahr werden lassen, daß man derartige Fäden zu knüpfen versucht, aber auch solche, die in ihm das Gefühl hervor, rufen können, als ob er nicht vor einem Geschäftsmanue, sondern vor einem Untersuchungsrichter stände. In letzterem Falle müs sen wir damit rechnen, unter Umständen das Gegenteil von dem zu erreichen, was wir wollen. Hier gewisse psychologische For meln oder Regeln aufstellen zu wollen, erscheint aber nicht gut möglich, weil der Takt mehr Sache des Talents und der Geistes gegenwart als das Produkt wissenschaftlicher Erkenntnis oder Unterweisung ist. Daß aber die wissenschaftlich-psychologische Er forschung von Taktfehlern, die oft sehr verhängnisvoll werden können, das ihrige zur Schulung im Verkaufen und Benehmen dem Kunden gegenüber beizutragen vermag, darf nicht geleugnet und sollte auch von uns und unseren An gestellten beachtet werden. Ein kleiner Knigge für Ver käufer im Buchladen könnte vielen Segen stiften. Nur wäre es wünschenswert, den Geboten, ähnlich wie im Kate chismus, eine längere Erklärung beizufügen. Denn es genügt nicht, daß man, wenn man denkende Verkäufer heranziehen will, ihnen sagt, was sie zu tun haben. Sie müssen auch wissen, warum lSll» sie es tun und warum sie in diesem oder jenem Falle so und nicht anders handeln sollen. Wenn demnach im allgemeinen die Psychotechnik die Möglich keit erschließt, die Gestaltung der Werbemittel und die Technik des Verkaufens als wissenschaftlichen Lehrgegenstand in den Fach schulen einzuführen und diese selbst anzuregen, an dem Weiter ausbau der jungen Wissenschaft erfolgreich teilzunehmen, so mutz in bezug auf den Buchhandel doch gesagt werden, daß dasjenige, was sich auf den Handel im allgemeinen anwenden läßt, doch nicht in allen Stücken seiner Eigenart derart entspricht, daß nicht eine besondere Arbeit nötig wäre, um ihm die neuen Methoden nutzbar zu machen. Es würde sich demnach Wohl für die buch händlerische Fachschule notwendig machen, in Gemeinschaft mit den in der Praxis tätigen Berufsgenossen die pshchotechnischen Möglichkeiten im Handel weiter zu erforschen und sinngemäß auf die buchhändlerische Praxis zu übertragen. BrichhärrdlsT-Versimgurig des Rheinisch-Westfälischen Industriegebiets. Bericht über die Bereinsjahre 1913/14 und 1914/15, erstattet vom 1. Vorsitzenden Diedr. Baedeker, Essen, in der Harchtversammlnng am 17. Oktober 1915 zu Essen Ter nun schon seit über 15 Monaten tobende Krieg ist die Ur sache, daß wir erst heute unsere Hauptversammlung abhaltcn und daß ich Ihnen erst heute meinen Bericht über unser Vcreinsjahr 1913/14 und das eben verflossene Jahr 1914/15 erstatten kann. Als wir am 22. Juni 1914 in Blankenstein unsere erfolgreich verlaufene Sommer-Versammlung abhielten, konnte reiner von uns ahnen, welche schicksalsreiche Zeit nus so bald beschieden sein sollte. Jeder von uns Buchhändlern des rheinisch-westfälischen Jndustrie- bezirks hat dabei an seinem Teil Schweres tragen müssen, sei es durch Hingabe teurer Familienmitglieder, sei es durch äußerste geschäft liche und finanzielle Inanspruchnahme. Aber wir alle sind voll Ver trauen auf unser tapferes Heer in die kriegerische Zeit hineinge gangen und haben mit der gleichen Zuversicht, daß es unserm teuren Vaterland einen in jeder Beziehung sichernden Frieden erkämpfen wird, durchgehalten. Und daß es auch fernerhin so werde, das walte Gott! Das Vereinsjahr 1913/14 hatte für unsere Vereinigung mit manchem Erfolge, wie namentlich dem der Eilgüter-Ballen-Bestellnng nach unseren Wünschen, doch auch mit mancher noch ungelösten Frage abgeschlossen. Wir hatten gehofft, auf der Hauptversammlung des KreiSvereins der rheinisch-westfälischen Buchhändler in Köln am 12. Juli 1914 die nicht unwichtigen Forderungen nach einer sachgemäßen Gliederung des KreiSvereins-Gebietes, wie sie unsere eigene Vereini gung darstellt, und nach Einräumung von Sitz und Stimme an den Vorstand unserer Vereinigung und an die Vorstände der von uns ge dachten anderen Vereinigungen im Kreisvereinsvorstand durchsetzen zu können. Beide Anträge, obgleich sie sachgemäß und vortrefflich ver treten wurden, scheiterten hauptsächlich an dem sehr energischen Wider spruch des inzwischen verstorbenen ersten Vorsitzenden des Kreisvcreins Herrn Heinrich Schöningh. Kein besseres Schicksal hatte unser dritter Antrag, wonach bei Verkäufen, die nicht unter den Absatz 5 der Nabattbestiinmungen der Kreis- und Ortsvereine fallen, bei Barzahlung von Büchern im Preise von 10 ab ein Skonto von 2°/, gewährt werden dürfe. Immerhin hatten unsere Mitglieder wenigstens die Genugtuung, daß die Kölner Haupt versammlung sich auf einen Beschluß einigte, in dem die Gründung weiterer Bezirks-Sortimenter-Vereine nach dem Muster unserer rhei nisch-westfälischen Jndustriebezirks-Vereinignng empfohlen und der Vorstand des Kreisvereins ersucht wird, den Zusammenschluß aller dem Kreisverein angchörenden Sortimenter als Vereinigung der Sorti mentsbuchhandlungen im Verbände der Kreis- und Ortsvereine in die Wege zu leiten. Der letzterwähnte Gedanke ist bekanntlich inzwischen ein gut Teil der Erfüllung näher gekommen, indem auf der in Essen abgehaltencn Hauptversammlung des Kreisvereins sämtliche Anwesenden sich als Mitglieder der hoffentlich in kurzem ins Leben tretenden Buchhändler- Gilde eingeschrieben haben. Die übrigen Bestrebungen unserer Vereinigung werden nach der Beendigung des Krieges wieder ausgenommen werden müssen. Ich rechne dazu die Herstellung und den Vertrieb eines Schüler kalenders auf Kosten der Vereinigung, ferner die Einrichtung einer AnSkunftsstclle über abgeschaffte Schulbücher, die Rei nigung des Buchhändler-Adreßbuches von den sogenannten Anch-Buchhändlcrn, die Frage des den Kunden zu gewährenden Ra batts und des den Sortimentern von den Verlegern zu gewährenden
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