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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.11.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-11-10
- Erscheinungsdatum
- 10.11.1915
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- Deutsch
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«orseriblatt f. d. Lisch». BuchhauLrl. Redaktioneller Teil. 262, 18. November ISIS. Das Buch im Fetde. Ein Feldzug zur friedlichen Eroberung der geistigen Welt unserer Feldgrauen. lFortjktzung zu Ar. 2KV.> XX. 1. Seit einigen Jahren besteht meine buchhändkerischc Tätig keit in der Heimat darin, die kaufmännischen Angestellten in Han del und Industrie, die jüngeren und die älteren, zu Bücherkäufern zu erziehen, also Kreise unseres Volkes, von denen der Buch händler meist mit Recht behauptet, daß sie nur selten seinen Laden betreten. Diese Arbeit erfordert viel Geduld und zähes Durchhalten, führt aber auch, richtig ungefaßt, zu ungeahnten Ergebnissen. Denn das Bedürfnis nach einer vertieften Geistes bildung ist groß, viel größer, als der Buchhändler gemeinhin an nimmt. Es schlummert nur und will geweckt sein. Daß der Lese hunger in allen Schichten unseres Volkes recht bedeutend ist, habe ich im Felde in reichem Matze erfahren. Dieses Verlangen des Soldaten nach geistiger Nahrung beschränkt sich keinrHwegs auf die Tageszeitungen, auch Bücher werden oft stürmisch ver langt. Leider ist auf diesem Gebiete bisher recht wenig ge schehen : aber was hier versäumt wurde, könnte in diesem Winter nachgeholt werden. 2. Inwieweit diesem Bedürfnis durch Scheirkungen von Ver einen und Gesellschaften Rechnung getragen wurde, vermag ich nicht zu sagen, denn zu den Truppenteilen, denen ich im Laufe des 'Feldzuges zugeteilt war, ist nichts von solchen Schenkungen ge drungen. Wohl aber erschienen im Spätherbst t«s vorigen Jah res mit den allgemeinen Liebesgaben auch ganze Wagenladungen mit alten Büchern und Zeitschriften. Aber was hat man uns da alles geschickt! Ich habe mal so einen Haufen dnrchgewühlt: neben vielem wertlosen Kram, den kein Mensch liest, machte sich die verwerflichste Schundliteratur breit. Die wenigen Men, les baren Sachen wurden herausgesucht — es war nur ein winziges Häuflein —, der große Rest aber wanderte als wertloser Plunder in einen Keller. Mit Recht, denn solche Liebesgabe« sind zu schlecht »für unsere lieben Feldgrauen«. 3. Gelesen wird alles, Gutes und Schlechtes, Neben den minderwertigen Zehirpfennigromane» werden RcclamHeftc und vor allen Dingen die Wiesbadener Volksbücher mit Eifer ge lesen. Demnach ist eine Wandlung hinsichtlich der literarischen Ansprüche nicht erkennbar. Wohl aber glaube ich, daß die krie gerischen Verhältnisse bei vielen Soldaten eine ernstere Lebens führung und größere literarische Bedürfnisse Hervorrufen werde«. Am Buchhändler ist es, auf dem so günstig vorbereiteten Acker zu säen und zu ernten. Und damit komme ich zu Ihrer vierten Frage, die ich noch also erweitern »röchle: Wie kaiw. das Ver langen nach Lesestoff gestillt werden? 4. Wie die Offiziere es halten, entzieht sich ineinec Kenntnis; oon den Unteroffizieren und Mannschaften aber weiß ich, datz sie fast ausnahmslos keine Weihnachtsgeschenke machen. Sie sind im Kriege nur die Nehmenden. Das ist auch erklärlich, denn Ge schenke sucht man gern selbst aus, und die Besorgung durch Dritte ist viel zu umständlich. Diese Begründung habe ich auf meine Frage stets gehört. Darum wäre darauf hinzuwirken, datz die Daheimgeblie« denen ihre Angehörigen und Freunde im Felde zu Weihnachten und auch später noch mit gutem Lesestoff reichlich bedenken. Es mutz also in der Heimat mit allem Nachdruck daraus aufmerksam gemacht werden, datz den im Felde stehenden Truppen Bücher hochwillkommen sind, und daß kein Weihnachtspaket ohne ein gutes Buch abgehen sollte. Das müßte aber unverzüglich ge schehen, denn wenn wie im Vorjahre die Wcihnachtspakete ins Feld schon Ende November aufzuliesern sind, so ist keine Zeit mehr zu verlieren. Ich möchte Vorschlägen, daß der Börsenverein diese Arbeit einleitet mit einem Waschzettel, der an die gesamte Presse bis in die kleinsten Orte zu versenden ist. In eindringlicher Weise sind die Leser aufzufordern, den Weihnachtspaketen guten Lesestoff beizu fügen. Der Sortimenter aber darf nun nicht die Hände in den Schoß legen und warten, bis der Sturmangriff auf seinen Laden erfolgt. Ihm empfehle ich, unter Hinweis auf den in den Ta- 1478 > geszeitungen erschienenen Waschzettel, ein Rundschreiben an seine Kundschaft zu schicken, worin er seine Dienste anbietet. Diesem Schreiben ist beizufügen eine sorgfältig zusammengestellte nicht zu dürftige Liste von Büchern und Landkarten. Damit auch dem auf dem Büchermärkte Unkundigen die Auswahl erleichtert wird, ist eine übersichtliche Gliederung der Liste empfehlenswert. Etwa so: 1. Romane und Erzählungen aus früheren Kriegszeiten; 2. Romane und Erzählungen aus dem Weltkriege; 3. Romane und Erzählungen allgemeinen Inhalts; 4, Kricgserlebnisse aus den Freiheitskriegen und dem deutsch-französischen Kriege; 5. Kriegs erlebnisse aus dem Weltkriege; 6. Kriegsgedichte; 7. Schriften verschiedenen Inhalts zum Weltkriege; 8. Karten von den Kriegs schauplätzen. — Der Sortimenter muß natürlich alles, was die Liste empfiehlt, vorrätig haben, so datz er in seinem Rundschrei ben sagen kann: das alles habe ich in meinem Laden als »Son de r au s st e l lnng für unsere Feldgrauen« aufgebaut, kommt und seht! Irr mittleren und kleinen Städten wird dieser Weg besonders gangbar sein. Wo es die Presse versäumt, den oben empfohlenen Waschzettel aufzunehmen, müßten die Sortimenter selbst die Auf nahme durchsetzen, wozu sie in der Lage find, wenn der Börsen verein sie von der Absendung des Waschzettels verständigt und ihnen gleichzeitig auch einige Abzüge sendet- Der Sortimenter braucht sich bei der Versendung seines Rundschreibens keineswegs auf seine Kundschaft zu beschränken, es liegt in der Natur der Sache, daß er auch solche Kreise berück sichtigen kann, die sonst als Bücherkäuser kaum in Frage kom men.. Mühe und Kosten dieser Arbeit werden sch lohnen, gibt es doch kaum eine Familie in Stadt und Land, die nicht wenig stens einen Angehörigen, Verwandten oder Freund im Felde hat. Gelingt diese Arbeit, find in erhöhtem Maße literarische Bedürf nisse geweitt, dann kann der aiso vorbereitete Boden nach dem Kriege: weiter bearbeitet werden, denn mit der ernsteren Lebens führung als Folgeerscheinung dieses furchtbare» Krieges werden Bildungshunger und Wissensdurst weite Kreise erfassen und sie je länger je mehr zu begeisterten Bücherfreunden machen. . 3: Ich kenne oberflächlich eine Feldbuchhandlung in einer 10 Kilometer von »reinem Standort entfernten mittleren Stadt. Wiederholte Versuche, mich mit dem Verkäufer über den Wir kungskreis der Buchhandlung zu unterhalten, scheiterten daran, daß der lebhafte Ladsnverkehr eine eingehende Aussprache un möglich machte. Allem Anschein nach beschränkt sich ihre Arbeit daraus, die Kundschaft zu befriedigen, die den Laden zufällig findet und auffucht. Es ist aber noch viel mehr zu machen. Be sonders die Verhältnisse hier in Frankreich gestatten eine leb haftere und gründlichere Tätigkeit. Im Bereiche jeder Division fände eine Feldbuchhandlung lohnende Beschäftigung. Sie könnte ihren Laden in einem größeren Orte ausschlagen und von dort aus einen Vertreter mit einer reichhaltigen Auswahl von Bü chern, Landkarten und den nötigsten Schreibwaren zu den Trup penteilen schicken, die in den umliegenden Ortschaften liegen. Dazu wäre natürlich die Erlaubnis der Heeresleitung bzw. des Kriegsministeriums einzuholen. Hamburg. (Zur Zeit im Felde.) Wilhelm Eberhard. XXI. Billy Montignh b. Lens (Nordfrankreich), 31. Oktober l9l5. Ich bin seit 10. d. M. bei einer schweren Haubitzbaiterie hier an der gefährlichsten Ecke bei Souchez mit Beobachtung auf der heißumstrittenen Höhe von Lafolie nördlich Arras, vor Neu ville. Zu meiner großen Freude ist mir schon nach 14tägtgem Hiersein, für Beobachtung während der furchtbaren Trommel feuerangriffe, am 26. d. M. das Eiserne Kreuz überreicht worden. Da mir heute durch Ablösung die bewußte »stille Stunde«, und dazu noch am Sonntagmorgen (den man im Frieden so sehr schätzt, aber im Felde nicht kennt), geboten wurde, so will ich mi! Freuden und soweit möglich zu Ihren Fragen Stellung nehmen. 1. Ein Bedürfnis nach Büchern ist bei der Truppe unbedingt vorhanden, vor allem im Stellungskrieg im Westen (wenn einigermaßen Ruhe ist) und jetzt in den langen Winternächten.
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