E 257, 4. November 1915. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 6653 s » wie man eins! das auch heute im Felde so unbeliebte Rasieren durch eine große Maschine vornehmen lassen wollte. Und wir hören vom vielseitigen Schicksal einer kleinen spaßhaslen Bronzefigur, die gar ein fürchlerliches slammenspeiendes Werkzeug des Kaisers Barbarossa gegen böse Raubritter gewesen sein soll. Minnesänger und Chronislen wissen von der Sonne als Masse, von gläsernen Unterseebooten, von kühnen Luftfahrten, vom vielgenannten Berthold dem Schwarzen — der das Pulver nicht erfunden hat — zu erzählen. Aber immer wieder leitet uns Feldhaus aus diesen vielverschlungenen Wegen so, daß wir diejenigen großen Gedanken aus längst vergangenen Zeiten erstehen sehen, die heute natürlich in vollendeter Form, den Ausgang dieses Weltkrieges entscheiden. Besonders reich an Phantasie und doch in den Einzelheiten wohldurchdacht, ist das, was wir aus dem Mittelaller über Lustballone sür Kriegszwecke hören und sehen. Es isl wohl nie in einem kleinen Buch soviel an interessanten Abbildungen zusammengetragen worden als hier. Wir sehen mittelalterliche Auszüge, um im Bolfall schnell aus die Festungsmauern fahren zu können. Kier isl das Lustkissen, dort der sür den Winterfeldzug unentbehrliche Schneeschuh, dann die primitivste Kriegsuhr, der schwimmende Kriegswagen, die mit Dampf betriebene Schießpulver mühle, das Automobilgeschütz abgebildet, aber alles als photographische Wiedergaben von jahrhundertealten Entwürfen. Zahlreiche Erfindungen, die der Krieg der Gegenwart nutzt, sind viele Jahrhunderte alt. Wir sehen den ersten automobilen Torpedo aus einem Pergament des Jahres 1420. Wir hören im Mittelalter vom Dynamit, nach einem Rezept, das erst vor dreißig Jahren wieder patentiert wurde. Die Waffe der Jäger zu Pferde sehen wir schon um 1450. Leonardo da Vinci, der berühmte Künstler, von dem die wenigsten Menschen wissen, daß er im Kaupt- berus „Gcneralingenieur" war, tritt uns mit einer Reihe seiner Kandzeichnungen von kriegs technischen Erfindungen entgegen: Dampsgeschütze, Sprengschisse, mechanische Keerpauken usw. An anderer Stelle wieder sehen wir, daß die bewegliche Schießscheibe schon vor Jahrhunderten bekannt war. Den Philosophen Leibniz finden wir als Schießlechniker; er betont schon vor 200 Jahren die Wichtigkeit des Kinterladegewehres und der Kriegskonserven. „Der Krieg ist der Vater aller Dinge, aller Dinge König," sagt bereits Keraktid vor 2400 Jahren. Es ist erstaunlich zu lesen, wieviele Gegenstände des alltäglichen Lebens durch den Krieg und nur durch ihn in Ausnahme kamen. Die Soldaten des Altertums führten die baum wollenen Kleiderstoffe ein — die Soldaten des dreißigjährigen Krieges machten den Tabak bekannt — die Ingenieure des Mittelalters erfanden den ersten Projektionsapparat, um einsamen Wachen den Teufel erscheinen zu lassen — der Bleistist diente, als er aufkam, zuerst zur Ausrüstung des berittenen Kriegers — und selbst unser heutiges Opernglas war ursprünglich nichts anderes als das jetzt wieder so beliebte Instrument, durch das man über den Rand des Schützengrabens sehen kann, ohne den Kopf hervorzustrecken. sus all dem Angeführten geht zur Genüge hervor, daß der Inhalt des Buches von Feldhaus für jedermann, gleichviel ob Soldat oder Zivilist, ob Lehrer oder Schüler, ob Fachmann oder Laie, eine Fülle von hochinteressantem Skoff dielet, der manches an der Kriegsführung der Gegenwart erklärlich werden läßt, was zunächst unglaubhaft oder sagenhaft erschien. Ladenpreis des Buches bei 10 Bogen 1 Umfang und über 100 Bildern* Bezugsbedingungen für den Buchhandel roter Zettel :: Vierseitigen, mit Bildern ausgestakteten Prospekt liefern wir gern kostenlos. Leipzig, 4. November 1915. Abel u. Müller. * Nicht nur 90 Bilder, wie im Inserat vom l.November angegeben I »