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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.11.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-11-02
- Erscheinungsdatum
- 02.11.1915
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- Deutsch
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255, 2. November 1915. Redaktioneller Teil. unterstellten Mannschaften, die meist 49—45jährige von schwerer 'Landarbeit zermürbte Oberhessen sind, Mitteilen. 1. Ein Bedürfnis nach Lesestoff besteht allgemein, es wird jedes kleinste Stück Papier, sei es ein Traktätchen, Liederheft, eine Erzählung oder dergl., »verschlungen«. 2. Von Vereinen oder Gesellschaften ist unserer Landsturm kompagnie nichts zugegangen, jedoch erhielten wir von den Geist lichen teils Büchersendungen (Reclam u. a.), teils Sonntags blättchen u. dgl. 3. Nach meiner Erfahrung werden am liebsten Kriegserin- nerungen von 1870—71, Kriegsbeschreibungen, Feldpostbriefe in den Zeitungen, aber auch Volkserzählungen jeder Art gelesen. Ebenso werden Dialekterzählungen, Humoresken gern gelesen, seichte Lektüre dagegen verweigert. 4. Es werden sehr viele Zeitungen von Offizieren und Mann schaften gehalten, weshalb ein öfterer Hinweis auf das »Buch als schönste Weihnachtsgabe«, sowie Anzeigen und Besprechungen empfehlenswerter Bücher sicheren Erfolg versprechen. 5. In Ostende, Brügge, Roeselaere (Roulers) habe ich nur Filialen von Ullstein gesehen, kenne jedoch deren Absatz, Lager u. dergl. nicht. Adolf Ebel, (Fa. Oscar Ehrhardt's Universitätsbuchh., Marburg sLahnj.) IV. Kasimirowka bei Grodno. ... Ich bitte zu berücksichtigen, daß ich mich zurzeit in einem russisch-polnischen Dorfe befinde, das etwas abseits der russischen Kultur liegt, elende Wohnräume, die voller Schmutz und Unge ziefer sind, beherbergen uns. Dank dem Reinlichkeitsgefühl un serer Soldaten ist der Schmutz bald beseitigt worden, auch der Kampf gegen das Ungeziefer wurde energisch ausgenommen, mutzte aber schlietzlich eingestellt werden, da gegen die Übermacht nicht aufzukommen war. Still ergeben haben wir uns schließlich den Stärkeren unterworfen und zahlen geduldig den Tribut, den die Plagegeister uns abverlangen. Ein unverkennbares Lesebedürfnis herrscht hier bei Offi zieren und Mannschaften, leider ist sehr schwer etwas heranzu bekommen. Unsere nächste geistige Zentrale ist Grodno. Doch auch dort ist nicht viel zu erhalten. Die Tageszeitungen sind meist älteren Datums, und an Büchern ist herzlich wenig zu haben. Als Beweis für die geringe technische Entwicklung auf dem Ge biete der Postkarten-Jndustrie füge ich zwei Ansichtskarten von Grodno bei, die höchst mangelhafte Ausführung und schlechten Karton aufwcisen. Preis der Karten je 8 H. Selbst in den ersten Anfängen der Kartenindustrie hat man bei uns solche Mach werke nicht auf den Markt gebracht. Wie mit der Kartenindustrie, so ist cs auch mit den meisten Handelszweigen bestellt, alles herz lich schlecht und teuer. Zunächst hat Wohl jeder von uns etwas Lektüre mitgeführt, als unsere Kompagnie aber in einer Woche einen Fußmarsch von über 220 Kilometern zurücklegen mutzte, blieb alles zurück, was irgendwie entbehrlich war. Durch BUcherschcnkungen von Vereinen und Gesellschaften haben die Mannschaften unserer Kompagnie nur ganz geringen Nutzen gehabt, und auch nur zu der Zeit, da wir uns noch jenseits der Grenze befanden. Natürlich werden dort solche Zuwendungen nicht so gewürdigt, da man ja dann noch in der Lage ist, sich käuf- lich manches zu erwerben, was man gern haben möchte. Das Schwierige liegt eben in der Heranschaffung der Lektüre. Viel leicht wäre es möglich, durch die Etappenmagazinc, die ganz vor züglich arbeiten und die Heeresberbände mit Lebensmitteln ver sorgen, auch etwas geistige Nahrung den Truppen zukommen zu lassen; ich denke an die Einzelverkaufsstellen, die man vielfach schon bei den Etappenmagazinen eingerichtet hat, in denen man einzelne Lebensmittel zu normalen Preisen käuflich erhalten kann. Warum sollten diese Verkaufsstellen nicht auch eine kleine Aus wahl von Büchern und Zeitschriften führen können? Um die im Felde stehenden Offiziere und Mannschaften zu veranlassen, ihren Angehörigen Büchergeschcnke zukommen zu lassen, wäre es zweckmäßig, in Form eines auf ganz leichtem Pa pier gedruckten Katalogs auf die wichtigsten Neuerscheinungen hinzuweisen. Dieser Katalog müßte in großer Zahl an die Kom pagnien zur Verteilung gelangen, er würde im Felde sorgfältiger studiert werden, als daheim im Frieden und würde manchen zur Aufgabe einer Bestellung reizen. Die Bestellkarten müßten in Form von Postanweisungsformularen beigefügt sein, damit es dem Besteller möglich wäre, mit der Bestellung gleichzeitig den Geldbetrag einzusenden. Gelesen wird hier aller, was zu haben ist, in erster Linie natürlich Zeitungen und Zeitschriften, aber auch gute Romane werden gerne genommen. Augenblicklich besteht meine geistige Nahrung in einem Bande des russischen Sammelwerkes »I>)-ccica>i 6raxii»a«, den ich in einer verlassenen Obecförsterei fand, er enthält unter anderem eine Bio- graphie Lermontows und eine Auswahl seiner Gedichte in deut scher Sprache. Als Kuriosum sende ich der Redaktion ein leider zerrissenes Anschauungsbild, das ich in einer Klosterschule in Sopochin fand, es stellt die Schlacht bei Augustowo dar. Das Bild ist ein Beweis dafür, daß seit dem russisch-japanischen Kriege der An schauungsunterricht in den russischen Schulen auf derselben nied rigen Stufe stehen geblieben ist. Schon damals wurden diese fürchterlichen Farbendrucke mit den siegreich vorstllrmenden Rus sen und den fliehenden und sterbenden Japanern viel verbreitet, es scheint jetzt noch so zu sein. Sollte ich später Gelegenheit haben, etwas von Plakaten oder Schriften zu erhalten, was für die Deutsche Bücherei von Inter esse ist, so will ich gern dem Wunsche der Bücherei Nachkommen und diese Sachen einschicken. In dem Orte unseres jetzigen Aufenthalt ist leider nichts Derartiges zu entdecken. Paul Ehlert, Mitinhaber der Firma Oskar Eulitz, Lissa i. Posen, z. Zt. Grodno. (Fortsetzung foigt.i Der Krieg der Geister. Eine Auslese deutscher und ausländischer Stimmen zum Weltkriege 1914. Ge sammelt und herausgegeben von vr. Hermann Keller mann. 8°. 496 S. Vereinigung Heimat und Welt. Ge schäftsstelle: Alexander Duncker Verlag, Wei mar. 1915. Pappbd. 3.— ord. Daß der Gigantenkampf der Völker die geistige Welt der Kultur nationen, die sich so lange Zeit einer friedlichen Entwicklung erfreuen durfte, bis in die Tiefen aufwühlen würde, war vorauszusehen. Noch niemals hat sich aber die Zweischneidigkeit der Waffe des geschrie benen und gedruckten Wortes stärker offenbart, als gerade hier. Die Fortschritte unserer Kultur und die Verfeinerung des menschlichen Fuhlens und Denkens ließen eine barbarische gegenseitige Zerflei- schung und die absichtliche wirtschaftliche Vernichtung wie in diesem Kriege als undenkbar erscheinen. Nun es eintrat, das Ereignis, erschien nichts natürlicher, als nach den Urhebern zu fahnden und sie für das Un glück der Welt verantwortlich zu machen. Wir in Deutschland, die wir auf das Nechtsgefühl der Völker blindlings vertrauten, waren auf diesen Kampf der Geister schlechter vorbereitet, als unsere Feinde, die sich die Beherrschung der eigenen und ausländischen öffentlichen Meinung und des Nachrichtendienstes der Welt vorher zu sichern gewußt hatten. So konnte es kommen, daß unsere Gegner auf diesem un blutigen Schlachtfeldc einen wenn auch nicht entscheidenden, so doch in seinen Nachwirkungen für uns sehr unangenehmen Sieg erfechten konnten, einen Sieg, der auf Lug und Trug anfgebaut, zwar die Keime allmählichen Zerfalls in sich trug, uns aber zunächst in der ganzen übrigen Welt unnennbaren Schaden zufügte. Nirgends wird uns das deutlicher, als wenn wir an der Sand des vorliegenden Buches Umschau über die Stimmung in der Welt halten. Es ist zwar bereits im April dieses Jahres erschienen und ent hält infolgedessen nur den Stimmungsniederschlag aus den ersten Kriegsmonaten, aber gerade dieser ist besonders charakteristisch für die Vorarbeit unserer Feinde und für die Schwere unserer Aufgabe, eine, wenn auch nur allmähliche Wandlung der Dinge herbeizuführen. Hier wird sich einmal nach geschlossenem Frieden für den deutschen Buchhandel ein dankbares Feld eröffnen, auf dem er seine ganze Kraft und Gewandtheit im Dienste der Aufklärung entfalten kann. Das vorliegende Buch vermag uns für unsere Arbeit manche Anhaltspunkt zu geben. Zunächst erstehen vor unseren Augen der gewaltige Widerstreit der Meinungen um die Wahrheit und der Krieg der Gelehrten mit ihrem Appell an die Kultnrwelt, ein Für 1451
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