Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.10.1915
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- 1915-10-28
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.V 2S1, 28. Oktobsr 1915. Redaktioneller Teil. daß wir nichl Krieg mit den Einwohnern, sondern nur mit den Soldaten führen. In diesem Kriege brauchen wir keinen Haß als Reizmittel. Haß war nur gegenüber einem feigen und dabei hinterlistigen Feinde oder gegenüber einem Gegner, der ehrlose Handlungen unternahm. Führte unser Gegner seine Waffe, wie es einem rechten Krieger zukommt, so spürten wir selbst im Ge tümmel der Schlacht keinen Haß. Mir scheint, als genügten unsere militärische Erziehung und unser deutsches Pflichtgefühl vollkommen als Grundlage für den Erfolg im Kampfe. Wir brauchen durch Haß nicht aufgcreizt und aufgestachelt zu werden. Wir verfechten unsere gute Sache mit allem Ernste und in der ehrlichen Überzeugung, daß uns der Sieg werden muß. Dabei soll es uns ganz gleich sein, ob und wie uns unsere Feinde hassen. Mögen sie den Haß bis aufs äußerste treiben, er wird immer an unserer Überlegenheit scheitern. Ich glaube, vielen Feldgrauen scheint es unverständlich, daß ihnen ein Haß einge impft werden soll, der letzten Endes unserem Wesen fremd ist. Der Ernst des Kampfes hat uns über den Haß so hoch hinaus gehoben, daß wir ihn als Mittel zum Siege nicht brauchen, z. Zt. Peine. Vereinslazarett. Musketier Rudolf Roth er. ün. Meine Beziehungen zum Buchhandel. (Z ll IN 70. Geburtstage O r. G. Stilles (21. November 1915).) Während der Gymnasialzeit war es meine liebste Beschäftigung, vor den Schaufenstern der Buchhandlungen die ausgestellten Werke zu mustern. Da war so manches Buch, das ich gern besessen hätte, aber meine Mittel erlaubten mir die Anschaffung nicht. Als ich die oberen Massen besuchte, wurde ich mit einigen Buchhändler-Lehr lingen und -Gehilfen bekannt! durch sie bekam ich einen Einblick in den buchhändlerischen Betrieb. Er erschien mir in so giinstigem Licht, die Möglichkeit, jedes Buch, das mir gefiel, lesen zu können, so überaus verlockend, daß ich im Ernst daran dachte, ob ich nicht das geplante Studium anfgeben und mich dem Buchhändler-Berufe widmen sollte. Mich schreckte aber besonders die mehrjährige Lehrzeit ab, in der mich die Gehilfen als »Stift« behandeln würden. Darum zog ich es schließlich doch vor, dem Studium treu zu bleiben. Als ich es beendet hatte, kam ich bald in andere Beziehungen zum Buchhandel. Ich fing an, Aufsätze für wissenschaftliche Zeitschriften, dann auch Broschüren und Bücher zu verfassen, für die ich mich nach Verlegern umsehen mußte. Ein Neuling ohne irgendwelche Be ziehungen und Bekanntschaften, ohne Erfahrung und mit dem Bewußt sein, daß er für den Verleger ein unbeschriebenes Blatt ist, hat die Empfindung, daß es für ihn eine reine Glückssache ist, ob er einen Buchhändler findet, der sein Werk richtig zu beurteilen versteht und der geneigt ist, das Risiko des Verlages zu übernehmen. — An welchen Verleger soll der angehende Schriftsteller sich wenden? Er durch mustert seine kleine Bibliothek, um zu ersehen, welcher Verlag wohl Schriften ähnlicher Art herausgebracht hat. Hat er sich entschieden, wem er sein Werk anbieten will, dann kommt die schwierige Aufgabe, einen Brief abzufassen, aus dem der Verleger ersehen kann, mit wem er es zu tun hat und was er wohl von dem liomo uovus erwarten kann. Daß Fehler in der Fassung solcher Schreiben leicht zum Schaden des Autors ausschlagen, liegt auf der Hand. Auch mir blieben natürlich mancherlei Enttäuschungen nicht er spart. Mancher Brief, den ich m. C. auf das allerbeste abgefaßt, von dem ich sicheren Erfolg erwartet hatte, wurde abschlägig beschicken. Bei dieser Korrespondenz erwiesen sich aber die Herren als überaus höflich. Das eingesandte Manuskript wurde fast immer als sehr wertvoll bezeichnet: die Herausgabe wurde niemals verweigert, weil der Inhalt etwa nicht den Anforderungen entspräche, die der Verleger stellen mußte. Stets waren es andere Gründe: entweder waren be reits allzuviele Werke angenommen, die der Veröffentlichung harrten: oder der Verlag pflegte nur andere Zweige der Wissenschaft oder Belletristik: oder er hatte erst vor kurzem ein Werk mit ähnlichem In halt verlegt und fürchtete nun, daß das neue dem älteren eine unlieb same Konkurrenz machen könnte. Schon in den ersten Jahren meiner schriftstellerischen Tätigkeit trat ich in Beziehung zu einem sehr liebenswürdigen Verleger, dem Herrn Fr. L Er war immer bereit, mir Freundlich keiten zu erweisen: als ich ihn vor etwa dreißig Jahren in Berlin besuchte, tat er, was in seinen Kräften stand, um mir den dortigen Aufenthalt angenehm zu machen. Namentlich versorgte er mich mit Eintrittskarten zu verschiedenen Theatern, die ihm als Verleger einer großen Zeitung zahlreich zur Verfügung standen. Diesem Manne habe ich stets ein freundliches Andenken bewahrt. — Den übrigen Ver legern, die die Herausgabe meiner verschiedenen Schriften übernahmen, bin ich nicht so nahe getreten; ich hatte keine Gelegenheit, sie persönlich kennen zu lernen. So beschränkten sich unsere Beziehungen auf das rein geschäftliche Gebiet. Mit einer Ausnahme bin ich mit allen gnt änsgekommen: sie erfüllten gewissenhaft die übernommenen Verpflich tungen. Allerdings waren die gezahlten Honorare durchweg recht gering. Wäre ich darauf angewiesen gewesen, vom Ertrage meiner Feder zu leben, so würde mein Dasein wohl sehr entbehrungsreich ge wesen sein. AIS ich anfing, plattdeutsche Werke zu verfassen, war es natürlich nicht leicht, einen passenden Verlag zu finden. Nur wenige Firmen befassen sich damit, Dialektdichtungen zu verlegen. Wieder klopfte ich vergebens an manche Tür; aber schließlich gelang es mir, einen Mann zu finden, der als Kind einer echt plattdeutschen Gegend Verständnis für meine Bestrebungen hatte. Er hat denn auch alle meine bisher veröffentlichten plattdeutschen Dichtungen verlegt. Unsere freund schaftlichen und geschäftlichen Beziehungen haben leider durch den Krieg eine unliebsame Unterbrechung erfahren: hoffentlich wird aber nach Friedensschlnß das alte Verhältnis bald wieder hergestellt sein. Wie in der gesamten Belletristik besteht auch in der plattdeutschen Literatur eine beängstigende Überproduktion. Neben einer ansehn lichen Reihe von vortrefflichen Werken ist leider unendlich viel Minder wertiges auf den Büchermarkt geworfen worden. Natürlich leidet da durch das plattdeutsche Schrifttum außerordentlich. Wer sich an dem seich ten, faden Zeuge der nachrenterschen Länschen, an den süßlichen oder überderben »komischen« Erzählungen einmal gründlich den Magen ver dorben hat, der wird, abgesehen von den Schriften der anerkannten Klas siker ( Groth, Reuter, in neuerer Zeit allmählich sich durchsetzend viel leicht noch Brinckman und Fehrs), so leicht kein plattdeutsches Buch mehr lesen oder gar kaufen. Es wäre sehr zu wünschen, daß die Verleger höhere Anforderungen stellten und die ihnen angebotenen plattdeutschen Ma nuskripte mit etwas kritischeren Augen ansähen. Das würde ein großer Gewinn sein für die plattdeutsche Literatur im allgemeinen und für die ernst zu nehmenden Dialcktdichter im besondern. Daß dieser Wunsch schwer zu erfüllen ist, darf nicht verkannt werden. Ist es schon für den nicht mit ganz hervorragendem, feinem Geschmack und durch lange Übung geschärftem kritischen Sinn begabten Verleger nicht leicht, Wert oder Unwert hochdeutscher schöngeistiger Schriften zu beurteilen, so ist es bezüglich plattdeutscher Werke noch weit schwieriger. Der Ver leger muß selbst ein genauer Kenner des Plattdeutschen sein, um dafiir das richtige Verständnis zu haben. Soweit ich die Sache übersehe, gibt es in Deutschland vielleicht nur ein Dutzend Verleger, die imstande sind, mit einiger Sicherheit plattdeutsche Werke richtig einzuschätzen. Darum sollten m. E. solche Verleger, die sich nicht ganz sicher fühlen, sich an sachverständige Berater wenden, bevor sic ein plattdeutsches Buch herausgeben. G. Stille. Kleine Mitteilungen. Post. — In Belgien nehmen fortan am Bricfverkehr mit Deutsch land auch die Orte Arlon, Bastogne, Ciney, Hal, Libramont, Löwen, Marche, Namur, Nenfchätean, Ottignies, Tirlemont sowie sämtliche bisher noch nicht zugelasscnen Orte der Provinz Lüttich teil. Betrügereien auf Kosten der Mildtätigkeit haben einen Hand lungsgehilfen St. und einen Tapeziergchilfen Sch. unter der Anklage des fortgesetzten gemeinschaftlichen Betruges vor die IV. Strafkammer des Hamburger Landgerichts geführt. Die Angeklagten reisten für die Gesellschaft für nationale Geschichtspflege, Berlin, und vertrieben deren Kaiser Friedrich-Gedächtnis-Werk. Sie suchten sich als Opfer Lehrerinnen aus, auf deren patriotisches Empfinden und Gutgläubigkeit sie bauten. Mit Listen, die bereits Namen von Kolleginnen der Lehrerinnen enthielten, ausgerüstet, begaben sie sich zu diesen und legten sie vor mit dem Bemerken, daß die Eingezcichneten sich bereits zu Zahlungen bereit erklärt hätten. Dann stellten sie sich als Sekretäre einer Nationalen Gesellschaft für vaterländische Ehrenbestrebnngen vor, die den Zweck habe, Beiträge für Veteranen und Kriegsinvaliden zu sammeln. Sic zeigten eine Legitimationskartc der letzterwähnten Gesellschaft vor und baten um Beiträge von 80 ^ für die Woche und für die Kriegsdaner. Als Anerkennung für die Beitragszahlung wurde eine Ehrengabe ver sprochen. Um glaubhaft zu erscheinen, beriefen sie sich auch auf hoch stehende Persönlichkeiten. Schließlich legten sie den zu fangenden Per sonen einen Schein zur Unterschrift vor, dessen Tert sie so zu ver decken wußten, daß die Unterschreibenden ihn nur teilweise sehen konnten. Die Anpreisungen geschahen mit außerordentlich großer Schwatzhaftigkeit, sodaß die betreffenden Lehrerinnen, wie sie (etwa 80 1435
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