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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.10.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-10-23
- Erscheinungsdatum
- 23.10.1915
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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Redaktioneller Teil. .4/ 247, 23. Oktober 1915. . gestorben. Die Wohl schon bei seinen Lebzeiten in anderen Be sitz übcrgegangene Firma besteht bekanntlich noch. Das Bild ist verschollen. Zu dem ersten Literaturverzeichnis über das Thema »Krieg und Kunst« in diesen Berichten (Nr. V, Börsenblatt 157) sind mir von mehreren Seiten dankenswerte Ergänzungen gegeben worden, die ich mit den Titeln einiger neuerdings erschienenen Aufsätze hier abdrucke. Damit scheint die Debatte über das Thema bis auf etwaige Nachzügler geschlossen und alles Wesent liche gesagt zu sein. Die im Buchhandel gesondert erschienenen Arbeiten stehen voran, die den Zeitungen und Zeitschriften ent nommenen Aufsätze folgen alphabetisch geordnet: 1. Gurlitt, Cornelius, Bon deutscher Art und deutscher Kunst. Berlin 1815. (Zirkel Architekturoerlag.) L. Klein Dicpold, Rudolph, Das deutsche Kunstproblem der Gegen wart. Berlin, Leipzig 1915. (B. Bchrs Verlag, Friedrich Fed- dersen.) 3. Cohn, Prof. Or. Jonas (Kreiburg), Nationale Wissenschaft und nationale Kunst. Preuß. Jahrbücher, August 1815. <S. 183/297.) 4. Dobskp, Arthur, Der Krieg und die Zukunft der deutschen Kunst. »Volkstümliche Kunst«, 2. Scptemberhest 1914. 5. Engelbrecht, Kurt, Innerlichkeit und Fremdtümelei in der deut schen Kunst. »Der Tag« 18. August 1915. Illustrierter Teil. 8. <F. .1. i H. in R., Krieg und künstlerische Kultur. Historisch- politische Blätter für das katholische Deutschland, Iki. Juli t915. 7. Haeudcke, B., Was die deutsche bildende Kunst nicht wieder ver lieren darf. »Der Tag«, 17. August 1915. Jll. Teil. 8. Heimann, Moritz, Knust und Ration. Berliner Tageblatt, Abendausgabe, 2. Juli 1915. 8. Kern, I)r. G. I., Der Krieg und die deutsche Kunst. Kunst für Alle, Mai 1915, Jahrg. 89, Nr. 15/18. 19. Niezter, l)r. Walther, Die Kunst im alten und neuen Deutsch land. Süddeutsche Monatshefte, Dezember 1814. (S. 389/89.) 11. Tilget, Fritz, Krieg und Knust. Der Kriegsalmauach 1815/18. Lcnicn-Bcrlag, Leipzig. 12. Trebitsch, Siegst'., Knust und Krieg. Berliner Börsen-Conrier, 8. November 1914. 13. Zoff, Otto, Zum deutschen Kunstproblcm. Berliner Tageblatt, Zeitgeist, 8. August 1915. Wichtiger als diese theoretischen Betrachtungen sind die Erscheinungen, ans denen man einen Maßstab für die Aussichten des Kunsthandels im zweiten Kriegswinter gewinnt. Es be darf nicht der Feststellung, daß kaum ein Handelszweig sich so schwer den veränderten Verhältnissen anpassen kann, wie gerade der Kunsthandel. Je länger der Krieg dauert, je schwieriger sich die wirtschaftlichen Verhältnisse gestalten, die dem Kunst- Handel die Bewegungsmöglichkeit hemmen, desto geringer wird die Unternehmungslust der Verleger, desto kleiner die Absatzmög lichkeit des Kunstsortiments, Zahlreiche Kräfte sind in anderen Interessen gebunden, sodaß alle Propaganda versagt, ja nicht selten als unpassend empfunden wird. Anstelle der beliebten Geburtstags- und Hochzeitsgeschenke, die sonst das ganze Jahr hindurch und besonders zu Ostern und Weihnachten einer regen Nachfrage begegneten, nehmen heute die Rahmungen von Ge- denkblättern und photographischen Vergrößerungen die erste Stelle im Umsatz ein. Auch an Kunstblättern, die ans der Zeit für die Zeit entstehen, ist aus obigen Gründen kein Über fluß. Eine besonders gute Aufnahme fand das im Verlage von Otto Gustav Zehrfeld in Leipzig erschienene Kunstblatt: »Der letzte Mann«, nach dem Gemälde von Prof. Hans Bohrdt, Das Original ist in Leipziger Privatbesitz übergegangen; handelt es sich doch um den nach unserer Stadt benannten Kreuzer, der in der Seeschlacht bei den Falklands-Jnseln am 8. Dezember 1914 nach heldenmütigem Kampfe mit der ganzen Besatzung ge funken ist. Das Blatt ist in fünf verschiedenen kolorierten und einfarbigen Kupferdrucken und einer billigen Volksausgabe er schienen, deren Preise von 4 bis 150 Mark ansteigen. Ich erwähne es als ein Beispiel einer Klasse von Kunst blättern, die durch ihre Beziehung zu bedeutenden Er eignissen des Krieges das Interesse im Schaufenster zu er wecke» und Käufer zu finden geeignet scheint. Was sich an weitere Kreise richtet und nicht mit dem Kriege zusammenhängt, hat heute einen schweren Stand, So kommt es, daß sich einige Kunsthandlungen, deren Spezialität die Pflege guter Graphik ist, von dem seit vielen Jahren betriebenen Handel mit Repro 1418 duktionen abwenden und das betreffende Lager zu billigen Preisen austösen, um sich an die kleinere, aber auch jetzt nicht versagende Gemeinde der Sammler zu wenden. Von wichtigen Erscheinungen dieses Gebiets ernster Graphik sei Erich Erlers Zyklus vom Kriege erwähnt, der in 14 Folio-Radierungen seit kurzer Zeit vollendet vorliegt und dessen Auflage fast völlig untergebracht ist. Freilich besteht die Auflage nur aus 30 Exem plaren, die von deutschen Galerien und einigen Museen in neu tralen Ländern, sowie von Gönnern Erlerscher Kunst belegt wur den. Was an dem Werk des bekannten Landschafters (früher Erier-Samaden) besonders auffällt, ist die Kühnheit, mit der der Künstler in seinem ersten Radierversuch nach den höchsten Zielen strebt und alles das durch seine Schwarz-weiß-Knnst auszudrücken sucht, was sich für ihn mit dem Begriff des Krieges verbindet. Ob es ihm gelungen oder nicht, wollen wir hier nicht untersuchen, Wohl aber ist durch den geschäftlichen Erfolg der Beweis erbracht, daß der Markt der Liebhaberwerte durch den Krieg nicht ganz verschlossen ist und es sich immer noch rentiert, mit den Launen der Sammler zu rechnen. Sammlerlaunen! Wäre das Verständnis für gute Graphik an den Preisen zu ermessen, die für die Werke von wenigen aus erwählten Künstlern gezahlt werden, so wäre cs um das Kunst verständnis gut bestellt. Aber in Wirklichkeit liegt es doch anders. Die außerordentliche Seltenheit alter Graphik, die eine fruchtbare Sammeltätigkeit kaum mehr gestattet, leitet zu den Werken 'der besten neueren Meister, deren Zahl so begrenzt ist, daß die Nachfrage eine mit dem künstlerischen Wert gar nicht im Einklang stehende Preissteigerung veranlaßt. Von dem ästheti schen Genuß ist oftmals keine Rede, denn es gibt Sammlungen, deren Besitzer von jedem Blatt den »keäiKroe« kennt und an der Hand des Oeuvre-Katalogs die Vorgeschichte mitteilt (ein besonderer Stolz sind die Abzüge von der verätzten Platte), aber sich darüber nicht klar ist, welche Bedeutung der Künstler und sein Werk für die graphische Kunst hat. Es ist dies umso bemerkenswerter, als die an unsere großen Museen augegliedcrten, meist gut dotierten graphischen Sammlungen ein reichhaltiges Material besitzen, an dem das Verständnis sich Wohl bilden könnte, aber ihre Benutzung läßt doch sehr zu wünschen übrig. Die treffende Antwort eines Assistenten am Berliner Kupser- slichkabinet, die Muther in seinen Studien und Kritiken (1900) mitteilte, ist noch heute verständlich. Als dieser von einer Dame in Gesellschaft gefragt wurde: »Sagen Sie, Herr Doktor, wel chen Zweck hat eigentlich ein Kupferstichkabinett?«, gab er die offene Antwort: »Gnädige Frau, das habe ich mich selbst schon oft gefragt«. Ich weiß nicht, ob dieser damalige Assistent Jaro Springer war, aber die Antwort sicht seiner sarkastischen Art sehr ähnlich. Der langjährige Kustos an der Kgl. Sammlung, der Sohn Anton Springers, ist am 13. August auf dem Felde der Ehre gefallen. Als der Krieg ausbrach, fühlte sich seine Kampfnatur in der Stille der wissenschaftlichen Arbeit nicht mehr Wohl. Der 59jährige meldete sich freiwillig, und obwohl seine Gesundheit nicht besonders widerstandsfähig war, drängte er an die Front, wo er als Hauptmann an der Spitze seiner Kompagnie beim Sturm auf Nowo-Georgiewsk den Helden tod fand. Wer seine stets hilfsbereite Art bei der Benutzung der kostbaren Berliner Sammlung kannte, die er bei echtem Inter esse in jeder Hinsicht zu fördern suchte, der wird das Andenken des trefflichen Menschen und gediegenen Kunsthistorikers stets in Ehren halten. Wenn die Opfer an wertvollen Menschen, die dieser Krieg fordert, nicht umsonst gebracht sind, wie wir nach der bis herigen Entwicklung der Dinge erwarten dürfen, dann wird dem deutschen Kunsthandel in den sicherlich schnell wieder erblühenden Provinzen Litauen und Kurland ein reiches Feld der Tätig keit sich erschließen. Wohl ist es heute noch zu früh, um den Aussichten eine bestimmte Richtung zu weisen, aber die Hoff nung wollen wir an den fernen Gräbern unserer Lieben auf pflanzen — ach, auch mein Sohn ist unter ihnen — und in dem Gedanken einen Trost suchen, daß die Erde, für die sie kämpften und fielen, unter der sie von den Entbehrungen und Strapazen ruhen, dauernd deutscher Besitz bleibe. Dazu möge Gott helfen! Julius Braun.
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