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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.10.1915
- Strukturtyp
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- 1915-10-23
- Erscheinungsdatum
- 23.10.1915
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- Deutsch
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«»rsenblatt f. d, Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 247, 23. Oktober 1915. Waldgebirges hinstreckt. Glatte, staubige Straßen ziehen sich zwi- schen vollbelaubten Weingärten gerade und krumm, eben und ber gig, stundenweit hin und verbinden uralte Städtchen und schmucke Dörfer, die zahlreich und in hingestreuler Zufälligkeit malerisch auf dem Landstrich da liegen, der von der Höhe gesehen wie ein lachender Gottesgarten sich ausbreitet. Auf einem von allen Seiten aus dem meilenweiten Rebcn- geländ« sanft aufsteigenden breiten Hügel liegt ein stattliches Dorf mit sauberen, weitzgekalkten Häusern, die alle Fleiß, Wohl habenheit, Behagen atmen. Die üppigen, vollblättrigen Wein gärten reichen bis unmittelbar an die Häuser, nur weiter unten im Tal dehnen sich bereits abgemähte Kornfelder, Kleeäcker und Wiesen. Ein Fuhrwerk fährt langsam die Dorfstraße hinab. Auf der Achse ruht statt der Seitenwände eine riesengroße Bütte von ge wiß zwei Meter Durchmesser in der Länge, anderthalb in der Breite und einem Meter Höhe. Dahinter und davor hocken und sitzen die aus dem Gefangenenlager so wohlbekannten Gestalten in ihren etwas Verbrauchten Arbeitsanzügcn oder geflickten feld- grünen Uniformen, auf den Köpfen Strohhüte der verschiedensten Form männlicher und weiblicher Mode, wie sie aus alten Fabrik beständen aufgekauft wurden. Die Gesichter unintelligent, aber verschmitzt, tireitknochig und nicht sehr sauber, jedoch voll wohl genährter Fülle und zufriedenen Ausdrucks. Die Russen brauchen bei den Weinbauern anscheinend nicht zu hungern. Neben dem Wagen die uns so vertraut gewordene Gestalt des bärtigen Land sturmmanns in Drillichjacke, mit der schwarzen Wachstuchmütze und dem umgehängten Gewehr. Das typische Bild auf der deut schen Dorfstraße im Kriegsjahre 1915. Der Wagen knarrt zwischen den Weingärten hin, in denen die Trauben des warmen Kriegsherbstes in seltener Güte aus reifen, ein besonderes Gottesgeschenk, zu dessen Bergung unsere Feinde ungewollt ihre Arbeitsarme hergeben müssen, indessen unsere Dorfsöhne auch ungewollt draußen die jetzt schon gewöhnte blutige Arbeit verrichten. Gegen Abend wird die bis zum Rande voll saftige Beeren geladene Bütte heimgeführt. Nachdem sie noch das Vieh versorgt haben, werden die Russen von den Bauern in das »Deutsche Haus« zusam- mengeführt. Während diese dann unten in der Gaststube beim Abendschoppen sitzen und rauchend über die eigentümlichen Zeit läufte schwatzen, an die man sich, ach! so merkwürdig gewöhnt hat, daß es beinahe scheinen will, man müßte sich, wenn er kommt, auch an den Frieden erst wieder gewöhnen, singen in dem ge räumigen Saal darüber die fünfzig russischen Mitbewohner ihren melancholischen Abendchoral und strecken sich auf den Strohsäckcn, die am Fußboden an den Saalwänden entlang gelegt sind, zum Schlafe aus, um erst beim Morgengrauen wieder von der Land sturmwache geweckt zu werden. Volk und Gefangene.'*) Die Gefangenen, die Wochen- oder monatelang auf dem Lande mit Arbeiten beschäftigt waren, kommen nicht gern ins Gefange nenlager zurück. Wie der Mensch die Freiheit liebt! Trotzdem sie auch im Bauerndorf von bewaffneten Landstürmern bewacht wer den, spüren sie doch den Zügel fühlbar lockerer. Sie wissen keine Bretter- und Stacheldrahtzäune um sich, wie um den engen Raum des Gefangenenlagers, auf dem überdies drohend mit Kartätschen geladene Geschützrohre oder unheimliche Maschinengewehre ste hen. Das Thema über die Grausamkeit deutscher Soldaten gegen über Gefangenen, das so eifrig im französischen und russischen Heere gepredigt wurde, sind sie schon längst gewöhnt mit einer ungemein verächtlichen Handbewegung abzutun. Im Gefangenenlager ist nicht immer Arbeit zu verrichten. .Halbe Tage sind frei zum Herumlungern und Faulenzen. Beim Bauer gibt cs dagegen von früh bis zum Abend reichlich zu tun. Gleichwohl leben sie lieber arbeitend auf dem Dorfe. Der tägliche Umgang bei der Arbeit und den Mahlzeiten macht mit der Umgebung vertrauter und schasst ein ge wisses Verhältnis, das ganz von selbst entsteht. Es mutz aber eine *> Infolge Streichungen durch die Zensur stark gekürzt. Red. Kluft bestehen zwischen dem Deutschen und »seinen Gefangenen«, und diese Kluft muß der Gefangene spüren. Sie soll und braucht für ihn nicht demütigend zu sein, aber er soll fühlen, daß man ihn als Feind betrachtet und nicht als Freund oder Gast, daß man ihm Zurückhaltung zeigt und Vertraulichkeiten nicht duldet. Er soll den deutschen Männerstolz und die deutsche Frauenwürde achten und das Gefühl haben, daß sie unantastbar sind. än. Kleine Mitteilungen. Die 13. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft zur Be kämpfung der Geschlechtskrankheiten findet am 24. Oktober vormittags 11 Uhr im großen Saale des Langenbeck-Virchow-Hauses in Berlin statt. Tagesordnung: 1. Unsere Kriegsarbeit. (Referent: Prof. Blaschko). 2. Was haben wir ans den Erfahrungen des Krieges fiir die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten gelernt? (Referent: Geheimer Rat Professor Neißer). Eine deutsch-bulgarische Bereinigung, deren Vorsitz Professor Cornelius Gurlitt übernommen hat, wurde zur Pflege der geistigen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Neichen in Dresden gegründet. PersonaluachriHien. Kriegsauszeichnung. — Herr Fritz Engert, bei Kriegsausbruch Einjahrig-Freiwilliger beim Infanterie-Regiment Nr. 133, zuletzt bei F. Volckmar in Leipzig tätig, wurde mit der Friedrich August-Medaille in Silber ausgezeichnet, nachdem er einige Wochen vorher zum Unter offizier befördert worden war. Herr E. ist ein Bruder des Herrn Emil Engert, Inhabers von Alfred Wallisch's Buchhandlung in Annaberg. Verleihung des Eisernen Kreuzes. — Mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse wurden ausgezeichnet die Herren: vr. Felix Kauffmann, Offizierstellvertreter im Neservc- Feld-Art.-Ncgiment Nr. 21, Inhaber der Firma I. Kauffmann in Frankfurt a. M.; Hugo Steinert, im Hause Quelle L Meyer in Leipzig, unter gleichzeitiger Beförderung zum Unteroffizier; Hans Wehn er, Offizicrstellvertrcter auf dem westlichen Kriegsschauplätze, Inhaber der Neichenbach'schen Verlagsbuchhandlung in Leipzig; Otto Weich ert, Vizemachtmcister d. N., Mitinhaber der Verlagsbuchhandlung A. Wcichert in Berlin. Ferner wurde Herr Lothar Müller, Hauptmann und Ba- taillonsführcr, Sohn des Herrn Handelsrichters Max Müller in Fa. I. U. Kcrn's Verlag in Breslau, mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Gefallen: am 3. Oktober im Kampfe um Wilna der Buchhandlungsgehilfe Curt Zehrfeld aus Leipzig, ein treuer Mitarbeiter der Firma K. F. Koehlcr in Leipzig. FMchssal. Zur Frage der Weiterausbildung des Zungbuchhandels. Gelegentlich der jetzt in den Großstädten wieder einsetzenden Flut von Vorträgen und Konzerten möchte ich im Interesse vieler meiner Kollegen und des buchhändlerischen Nachwuchses anrcgeu, daß die veranstaltenden Firmen den Angehörigen des Buchhandels, wenn Frei karten nicht abgegeben werden können, doch wenigstens eine Preis ermäßigung gewähren möchten. Es besteht kein Zweifel, daß solche billige Gelegenheiten zur Wei terausbildung dann gewiß rege benutzt würden, und die Veranstalter von Vorträgen nnd Konzerten hätten ja auch keinen Schaden davon, da doch in den seltensten Fällen alle Karten verkauft werden. Mir wurde von einer größeren Musikalienhandlung, die die meisten Vorträge und Konzerte veranstaltet, meine Bitte um Ermäßi gung mit der Begründung glatt abgeschlagen, daß die Künstler selbst über die Verteilung der Karten bestimmten. Erfahrungsgemäß werden aber von letzteren viele Freibillette z. B. an Konservatorien, Behörden usw. verschenkt. Wäre nicht ein Weg möglich, daß auch die Ange hörigen des Buch-, Kunst- und Musikalienhandels bedacht würden? Dresden. Reinhard Reichel t. Verantwortlicher Redakteur: Lmtl Thomas. — Verlag: Der Börsen verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerhaus. Druck: Ramm L Tecma,». Sämtlich t» Leipzig. — »dresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 2V (BuchhändlerhauSj. 1420
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