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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.09.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-09-04
- Erscheinungsdatum
- 04.09.1915
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Fertige Bücher. «örienblalld. Dlschn. Buchhandel. 5075 Der -lar reitet über -as Schlachtfeld... Der Zar träumte. . Zerstörung. Tränen und Das Wachen des Zaren ist Tod und Zerstör» g, Blut. Sein Sch!af find Träum- davon. Er ""U ' f hätte gesiegt, und er ritte über das Schlachtfe . Untertanen bisher nur tot gesehen, wenn sie von stm Käufern zu Tod- gepeitscht, von seinen Gouverneuren in ihren Lausern verbrannt, von seinen Lenkern an seine Galgen ge n Pf, s Gefängnissen Lungers gestorben oder in seinen sibirischen n erfroren waren. 2-yt sah er sie von seinem Willen totgeschoffem Es war ihm neu und interessierte ihn. Das Einerlei seines Lebens freute sich der Abwechslung. .... Es freut- ihn, daß nicht all- tot waren, denn die noch lebten, litten sehr. Den Zaren freut es, wenn seine Untertanen Schmerzen leiden, weil Finnländer, Polen, Juden oder Freisinnige darunter sein mögen. Es freute ihn auch, daß er sich endlich einmal frei unter seinen Russen bewegen konnte, ohne die tödliche Angst vor ihrer Rache. Die er hier in ihrem Blute liegen sah, konnten sich nicht mehr rächen; verstümmelte, sterbende Untertanen braucht der Zar nicht zu fürchten. Der Zar sah aber auch die andern, die seinem Willen treu gedient, seine Befehle ausgeführk und seine Wünsche erraten hatten. Die Geschosse hatten nicht ausgewählt. Sie hatten nieder- gemäht, was sich ihnen entgcgengeftellt hatte: de» Finnländer und den Offizier, der beim Eidbruch des Zaren geholfen hakte; den Polen und Polizisten, der ihn gepeitscht hatte, wenn er polnisch sprach; den Juden und den Gendarmerierittmeister, der das Po grom geleitet hatte; den Freisinnigen und den Kosaken, der ihn in Sibirien bewachte; den politischen Verbrecher und den Kerker, meister; die Untertanen und die Gehilfen des Zaren. Der Zar halte einmal gehört, daß Lerrscher ihre treuen Diener im Unglück trösten. Er wollte den eidbrüchigen Offizier, den Polizisten, den Scharfrichter und den Gefängnisaufseher trösten. Während er zwischen den Laufen der Gefallenen dahinritt und überdachte, um wieviel weniger er in Zukunft werde zittern müssen, da so viele seiner Untertanen tot seien, erblickte er einen hohen Offizier. Er hielt an und rief ihm ein Wort des Trostes zu. Der Offizier aber antwortete mit einem Fluchei „Dir zuliebe habe ich das "Ärgste getan, was ein Soldat tun kann, habe mein Wort gebrochen. Im Tode jetzt erkenne ich, wa« ich für ein Schurke war und der. auf dessen Befehl ich es getan habe. Mein Ehrenwortbruch über dich und der Fluch der betrogenen Finnländer "> Der Zar ritt weiter. Da sah er den Polizeiobersten, der in seinem Aufträge Frauen und Mädchen ausgepeitschk hatte, weil sie polnisch sprachen. Der Zar hielt an und rief ihm ein Wort des Trostes zu. Aber der Polizist antwortete mit einer Ver wünschung: „Dir zuliebe habe ich das Ärgste getan, was ein Mann tun kann, habe wehrlose Weiber geschändet. Im Tode jetzt erkenne ich, was für ein Schurke ich war und der, auf dessen Befehl ich es getan habe. Meine Schmach über dich und der Fluch der polnischen Frauen!" Der Zar ritt weiter. Da sah er den Rittmeister der Gen- darmen, der die Progrome geleitet hatte. Der Zar hielt an und rief ihm ein Wort des Trostes zu; er war sein besonderer Lieb- ling gewesen. Aber dieser antwortete mit einer Gebärde des Ekels: „Dir zuliebe habe ich das Ärgste getan, was ein Mann tun kann, habe Kinder gemartert, um ihren Eltern Geld zu erpressen- Meine Löllenqualen über dich und das Blut der Iudenkinder!" Der Zar ritt weiter. Er sah den obersten Lüter sein Gefäng- nisse, dem das Gesicht zerschmettert war. Aber er erkannte den Zaren an der oft gehörten Stimme und rief ihm gräßliche Worte der Verachtung zu. „Dir zuliebe habe ich edle Jünglinge tot peitschen und Lungers sterben lassen! Mein Verbrechen komme über dich und der Geist der Freiheit, der in den Ermordeten lebte!" Der Zar ritt weiter. Die Schwäche seiner Diener, die im Tode bereuten, langweilte ihn; er wollte hören, was sein treues Volk dachte. Da sah er einen Muschik, einen alten Bauer, wie er sie so oft von ferne gesehen hatte, das Kreuz vor ihn schlagend, auf der staubigen Straße kniend, wenn er, von seinen Kosaken beschützt, zitternd dahinfuhr. Bei diesem hielt er das Roß an und rief ihm ein Wort des Trostes zu. Der Bauer, als er seinen Zaren erkannte, schlug wieder das Kreuz und starb. Vor dem letzten Blick aber aus den Augen des sterbenden Muschik war Nikolaus II. erschrocken. Der Zar ritt weiter, an endlosen Reihen toter Untertanen vorbei. An einem Straßengraben saß ein verwundeter Mann und rief den Zaren an. Der Zar erkannte ihn und hielt an, um ihn zu trösten- Der Mann aber lachte: „Fürchte nichts, Väter- chen, mir ist nichts geschehen. Solange du lebst, bleibe auch ich unserer großen Mutter Rußland erhalten. Wir zwei sind dein Rußland. Mögen die verfluchten Europäer auch siegen, so laß es dich nicht kümmern, Väterchen! Mögen sie sich ein Stück deines Reiches nehmen! Rußland bleibt groß genug für deine Galgen und behält Untertanen genug, sie an deine Galgen zu hängen. Sei ohne Sorge mächtiger Zar! Solange ich lebe, bleibst du Alleinherrscher!" Da beugte sich der Zar vom Pferde und reichte dem einzigen, der ihm treu geblieben, dankbar die kaiserliche Land. Es war der Lenker. ^ Aus dem kürzlich erschienenen Buch: „Morgendämmerung" von Alpheus. ZOO Seiten M. 1.50, geb. M. 2.-, mit 50°/». Anzengruber-Verlag. Wien, Leipzig: L. Staackmann. Zur „Haus" und „Schützengraben"! Zür „/luslage" unü „Sahnhöfe"!
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