Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.08.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-08-21
- Erscheinungsdatum
- 21.08.1915
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19150821
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191508215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19150821
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1915
- Monat1915-08
- Tag1915-08-21
- Monat1915-08
- Jahr1915
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 193, 21. August 1918. will er das Andenken an den jungen Helden dauernd be wahren. Hatte er doch schon die Summe, mit der sich der Sohn eine selbständige Existenz gründen sollte, bereit gelegt; diese will er dem Museum der Stadt überweisen zur Erwer bung eines hervorragenden Kunstwerkes, das seinem Stoffe nach zu dem Anlaß paßt. Hierbei ist es keineswegs seine Absicht, ein Werk in Auftrag zu geben, das mit dem Kriege unmittelbar in Beziehung steht; auch eine stimmungsvolle Landschaft, die den Frieden der Natur auf den Beschauer überträgt, von der Größe und Schönheit der Lctstikowsche» Kunst, erscheint ihm für diesen Zweck angemessen. Als Mann von Geschmack, der an der Kunst seiner Zeit nicht teilnahmlos vorübergeht, hatte er bei allem, was als Erinnerungsblatt für die Angehörigen der Gefallenen bisher entstand, die Em pfindung einer konventionellen Kunst, die einen Trost zu ge währen nicht imstande ist. Auch Max Klingers Gedenkblatt, das von der Leipziger Kreishauptmannschast in Auftrag ge geben wurde, schien ihm, wie überhaupt dessen Graphik der letzten Zeit (Bugra-Diplom!), mit Kunst wenig zu tun zu haben. 1lor8 janua vitao! Könnte doch der Tod, der heute so unerbittlich an manche Pforte Pocht, für die Kunst selbst die Pforte zu neuem Leben sein! In einem Aufsatz der Vossischen Zeitung (Sonntagsbeilage vom 25. Juli 1915), betitelt »Der Krieg und die Museen«, hat Prof. Pazaurek in Stuttgart einige Mitteilungen gemacht, die beweisen, daß unsere obige Erzäh lung sehr wohl der Wirklichkeit entnommen sein könnte; er berichtet, daß der Berliner Tabaksabrikant Bock zur Erinne rung an seinen auf dem Felde der Ehre gebliebenen Sohn seine wertvolle Sammlung moderner Gemälde (Leibi, Menzel, Lenbach, Stuck u. a.) seiner Vaterstadt Gießen geschenkt und der ebenfalls gefallene Architekt Töbelmann in Heidel berg der dortigen Akademie ein Kapital von einer Viertelmillion für Architekten und Archäologen gestiftet habe. Freilich bemerkt Pazaurek hierzu, daß es sich leider um ver einzelte Fälle handelte, da es an der nötigen Anregung oft fehle. »Im ersten Augenblick der höchsten schmerzlichen Trauer kann doch keine Kunstanstalt anklopfen, ohne in den Verdacht gefühlloser Erbschleichers! zu verfallen, und im zweiten Augenblick — kann es schon zu spät sein.« Hierzu möchte ich bemerken, daß Ärzte und Anwälte, unter denen freilich der Kunstsinn nicht allzu häufig ist, Fürsprecher sein könnten, wenn es sich um den letzten Willen handelt; so ist mir ein Fall bekannt, in dem ein viele Jahre Leidender, der an dem Museum bis dahin keinen Anteil genommen hatte, als er sein Vermögen zu wohltätigen Zwecken hinterließ, durch den Arzt bestimmt wurde, einen Teil für Kunstzwecke zu stiften. Wie sehr wünschten wir den Museen besonders in der jetzigen schwierigen Zeit mehr Gönnerschaft! Aber auch die Museen sollten nach dem Kriege manchen Wünschen Rechnung tragen, durch deren Erfüllung sie nur gewinnen können; freilich kann ich mich im folgenden nur auf Andeutungen be schränken, da es sich um Dinge handelt, die einen besonderen Aufsatz rechtfertigen würden. Zunächst sollte in Zukunst bei Ankäufen nicht nur auf den Namen des Künstlers geachtet werden, sondern auch auf die Qualität. Wohl ist es ver ständlich, daß ein Museum danach strebt, die größten Meister der deutschen Kunst und, wenn möglich, des Auslandes in seiner Sammlung zu vereinigen, aber es kommt sehr darauf an, was für Werke den Namen repräsentieren. Wirkliche Meisterwerke werden nur wenigen mit reichen Mitteln aus- dichtct haben, woraus sich auch eine Stelle bei Luther in einem Sermon oo» der Vorbereitung zum Sterben 1519 bezieht, wo der Tob »die enge Pforte, der schmale Steig zum Leben« genannt wird. Der Ur- sprang obiger Fassung ist trog aller Mühe nicht nachzuweisen, denn in Spruchbllchern findet sie sich nicht, nur bei I. Dieiitz, Die Wahl- und Denkspriiche usw. Frankfurt a/M. 1884 wird der Spruch einem Philipp von Burgund, Grafen oon Faiais, 1584, zugeschrieben. Die Vermutung liegt nahe, daß Dieiitz diese Kenntnis von einer Mtinze hat, doch ließ sich weder eine solche (laut Mitteilung der Königlichen Münzsammlung), noch überhaupt dieser Philipp von Burgund Nach weisen; leider hat Dieiitz seine Quellen nicht angegeben. Vielleicht weih ein belesener Kollege etwas zur Aufklärung anzuführen? 1174 gestalteten Großstadtsammlungen erreichbar sein. Prüft man daraufhin einige unserer Provinzmuseen ohne Vorurteil, so ist es schwer, sich dem parvenuhaften Eindruck zu entziehen. Namen, nichts wie Namen, keine Qualität! Ein Wunder Punkt ist ferner die in den Sammlungen vertretene Plastik, die meistens Zufallserwerbungen oder Schenkungen ihr Dasein verdankt. Bildhauerwerke sind in manchen Museen geradezu im Wege, denn sie verlangen zur Ausstellung einen geeigneten Raum, in dem das Material zu voller Wirkung kommt und das Spiel des Lichtes auf den Körperformen nicht gehemmt ist. Vielfach läßt auch der Katalog zu wünschen übrig. Von einem Museumsleiter, der sein Amt nicht bloß als dekorativen Posten betrachtet (auch solche gibt es leider), wird man zu nächst verlangen, daß er seine eigene Sammlung gründlich kennt. Wäre dies so selbstverständlich, wie es scheint, so würden nicht so viele Kataloge unrichtige Angaben enthalten. Die Kürze, deren sie sich neuerdings immer mehr befleißigen, ist an sich keine Verbesserung, denn der mit einer Sammlung nicht vertraute Besucher verlangt bestimmte Hinweise, die ihm das Verständnis erleichtern. Es ist nun einmal so, daß der Deutsche mehr mit den Ohren sieht. Muther, von dem dieses Wort stammt, hat Wohl über die »Steckbriefe« gespottet, die erst dann von Wert sind, wenn ein Bild gestohlen ist. Was ihn mit Recht störte, war die Geschmacklosigkeit in der Abfassung, die jedoch nicht zu sein braucht und die von einigen neueren Museen glücklich vermieden wird. Man gebe eine kurze, nicht zu trocken erzählte Geschichte des Museums, weise auf die Eigenart gerade dieser Sammlung hin, falls sie eine solche besitzt, und suche in das Verständnis der einzelnen Werke einzuführen. - Vor allem aber sollte man bei Ankäufen nicht nach Sensationen, nach verblüffender Technik oder nach krassen Stoffen jagen. Eine Kunstsammlung ist kein Kino, über dessen Einfluß auf den Kunstsinn kein Zweifel sein kann, auch wenn ernst zu nehmende Menschen zeitweise daran Ge- schmack finden (vgl. den wunderlichen Aussatz »Erlkönigs Tochter« von Max Lehrs in der »Zukunft« vom 17. Juli Nr. 42). Man hat mit Erfolg Variete in »Bühne für Kleinkunst« über setzt, darum schlage ich für Kino die Verdeutschung »Bühne für Scheinkunst« vor, wobei man ja an den Lichtschein auf der Weißen Wand denken kann. Die große Berliner Kunstausstellung, deren zweite Serie eben beginnt, enthielt im ersten Teil keine besondere Sensa tion, aber das Ergebnis war ein gutes. Die Beschränkung auf einige Säle der Akademie am Pariser Platz (die Aus stellungshalle am Lehrter Bahnhof ist für Kriegszwecke belegt) bewahrte den Besucher vor Übermüdung und ermöglichte es, sich in manches intime Kunstwerk zu versenken. Seines buch händlerischen Stoffes wegen erwähne ich ein feines Interieur- Bild von Wilhelm Löwith in München; »Im Bücherladen«, bei dem mit viel Geschick die Menschen im Kostüm des 18. Jahrhunderts in den Raum hineinkomponiert sind, dessen Vorbild übrigens das Plantin-Museum in Antwerpen ist (Preis ca. 7000 ^H). Manch anderes schöne Werk, wie »Der verlorene Sohn« von Eduard von Gebhardt, die herrliche Eifel-Landschaft von Richard Kaiser in München u. a., ver dienten eine eingehendere Würdigung, wenn es mir nicht so wie der Ausstellungsleitung ginge, es fehlt mir an Raum. Aus diesem Grunde hatte man auch ein Zusammengehen mit der Sezession, das erwogen war, aufgebcn müssen. Diese hofft nun Anfang Oktober im eigenen inzwischen fertiggestelltcn Hause, Kurfürstendamm 232, eine besondere Ausstellung zu veranstalten. Zu ihrem Präsidenten wurde in der letzten Generalversammlung Lovis Corinth, zu Mitgliedern des Vor standes Philipp Franck, Leo von König, Emil Pottner und Eugen Spiro gewählt. Aus ihre Leistungen darf man ge spannt sein. Die Galerie Eduard Schulte und die Hoskunsthandlung von Amsler L Ruthardt trugen dem Kriege zu ihrem Teil Rechnung, erstere durch zahlreiche Skizzen, Aquarelle, Ge mälde vom westlichen Kriegsschauplatz, letztere durch die Ehrenscheiben des zweiten bayrischen Infanterie-Regiments, die von Münchner Künstlern entworfen und geschenkt worden find.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder