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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.08.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-08-07
- Erscheinungsdatum
- 07.08.1915
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. vU 181, 7. August 1915. »Wie könnte das Publikum im nächsten Jahr« in stärkerem Matze zur Literatur hingesührt werden, und was sollte zur Erreichung die ses Zweckes von Sortimentern, Verlegern und buchhändlerischen Organisationen ge tan werden?« eingesandt, im Börsenblatte aber zunächst nicht veröffentlicht, son dern zur Verwendung für gelegenere Zeit zurllckgestellt worden sind. Diese Zeit dürfte nunmehr gekommen sein. Zu berück sichtigen ist natürlich, datz alle Sicherungen unter dem Eindrücke der Zustände des vorigen Jahres geschrieben sind. Gleichwohl be finden sich manche Anregungen darunter, deren Beherzigung gerade jetzt von Nutzen sein kann. Erfreulich ist, daß die Möglich keit wirksamen Handelns fast nirgends bestritten wird. Pessimi stische und in mancher Beziehung nichtssagende Antworten wie »Nichts, da der einzelne machtlos ist!« oder »Meiner Ansicht nach ist die aufzuwendende Mühe fast zwecklos, Erfolg kann nur der erreichen, der skrupellos alles zu jedem annehmbaren Preise an bietet und verkauft«, »Die Hoffnung, daß unsere Organisationen uns etwas nützen, und die Anschauung, datz sie uns etwas genützt haben, habe ich nicht« oder »Solange der Krieg währt, werden alle Mittel vergeblich sein« zeugen von starker Verkennung der ausserordentlichen Verhältnisse, in denen wir leben, die außer ordentliche Anstrengungen und außerdem das Zusammenhalten aller Berufsgenofsen notwendig machen. Nicht unbegründet ist die in folgender Äußerung ausgesprochene Befürchtung: »Vorschläge für das Jahr 1918 sind derzeit wohl kaum tunlich, da ja alles von der Dauer und dem Ausgang des Krieges abhängt. Sicher ist nur, daß die Schwierigkeiten für den Buchhandel ihren Höhe punkt noch nicht erreicht haben, sondern ihm noch schwere Zeiten be vorstehen, die insbesondere die reinen Sortimentsgeschästc in ihrer Exi stenz gefährden werden.« Hier finden wir bereits die Schwierigkeiten der wirt schaftlichen Lage des Buchhandels im Falle längerer Dauer des Krieges angedeutet. Die Zurückhaltung, praktische Vorschläge für die Zukunft zu machen, ist begreiflich, im Grunde aber, wie wir im folgenden sehen werden, durchaus nicht angebracht. Denn es wäre verkehrt, die Erfahrungen des ersten Kriegsjahres für das zweite außer acht zu lassen. Äußerungen, die lediglich einen Stimmungsniederschlag aus dem Vorjahre darstellen, wie: »Aus bas Publikum in diesem Jahre einzuwirken und es in stär kerem Matze sür die Literatur zu interessieren, halte ich sür aussichts los, solange der Krieg dauert und jeder mit Spannung den Zeitungs berichten entgegensicht. Das Interesse sür die Literatur wird wohl erst dann wieder lebhafter werden, wenn normale Zeiten eingetreten sind, und ich wüßte nicht, wie man es ausangen soll, das Publikum in dieser Beziehung zu bekehren. Wer von uns findet denn jetzt Zeit, sich den Neuerscheinungen so hinzugeben, wie sonst, wenn man sich fort gesetzt in Aufregung und Spannung befindet und auf Nachrichten vom Kriegsschauplatz wartet, sich auch Sorge macht, wie lange der Mesen kamps noch dauern mag?«, sind bereits durch die Tatsachen des Vorjahres widerlegt. Unter den weiteren Äußerungen allgemeiner Natur verzeichnen wir: »Der Sortimenter soll mehr denn in Friedenszciten das Publi kum, das jetzt dafür empfänglich ist, Hinweisen aus gute billige Literatur.« »Ordentlich arbeiten, nicht schlafen!« Eine Äußerung, die an die im vorigen Jahre getroffenen allgemeinen Vertriebsmaßnahmen anknüpft, lautet: »Alles, was bisher von Verlegern und Sortimentern zur Ver breitung von Literatur unternommen wurde, kann als richtig be zeichnet werden. Denn alle Maßnahmen sind meines Erachtens getroffen worden, um dem Publikum unsere Literatur zuzufllhren. Manches Ge schäft scheitert ja an dem Preise. Bor allen Dingen ist die gute Roman literatur viel zu teuer. Wen» es auch geistige Arbeiten sind, so müßten doch Verfasser und Verleger hierbei einen Pflock zurllckstccken. Es würde dann manches Geschäft zustande kommen, anstatt das Publi kum, selbst bas bessere, den Volksblbliotheken zuzutrelben. — Bei An schaffungen für die letzteren ist das Geschäft doch nur ein einmaliges.« Aus manchen Stimmen spricht die Hoffnung, daß eine Ein schränkung der Überproduktion des Verlages wesentlich zur Er leichterung der Arbeit beitragen könne. »Der Verleger soll sich vor Überproduktion hüten!«, heißt es in einer Antwort, in einer anderen: »Den Verlegern möchte ich das Wort der Schrift zurusen: .Herr, höre auf zu segnen'. Es ist ja ganz ausgeschlossen, datz sich der Sorti- 1122 mcntcr für die Hochflut der Erscheinungen an Kriegsliteratur ver wenden und das Publikum diese verdauen kann«. In einer anderen Zuschrift wird ebenfalls einer mäßigen Produktion, dem Herausbringen nur wirklich guter Werke und der »Unterlassung marktschreierischer Reklame« das Wort geredet. So groß die Erleichterung sein mag, die eine solche Einschränkung für das Sortiment bringen würde, so kann die Frage schon wegen der Schwierigkeit, wenn nicht Unmöglichkeit ihrer Lösung hier nur eine untergeordnete Rolle spielen. Es liegen Äußerungen von Buchhändlern aus dem Vor jahre vor, die in der Kriegsliteratur trotz ihres Umfangs den ret tenden Engel des Sortiments erblickt haben. Wer es verstand, aus dieser Produktion für seine Verhältnisse die richtigen Erschei nungen zu wählen und zu vertreiben, ist sicher nicht schlecht ge- fahren. Ein Mehr ist hier — oder war es doch wenigstens im An fänge — besser, als ein Zuwenig. Wenn wir nur gute Bücher hätten, brauchten wir keine geschulten Sortimenter zum Vertriebe. Denn schon das Wort Sortiment deutet auf ein Auseinanderhal ten der einzelnen Erscheinungen — also der guten und schlechten — hin. Man gebe sich doch nicht den Anschein, als ob man ver pflichtet wäre, alles und jedes zu verkaufen! Was im Vorjahre in praktischer Hinsicht für den Vertrieb des Buches und für die Aufrechterhaltung der Sortimentsbetriebe getan und erreicht worden ist, hat auch für das zweite Kriegsjahr noch Geltung. Nur mutz die Arbeit auf die neuen, veränderten, um nicht zu sagen verschlimmerten Verhältnisse abgestimmt wer den. Programmatisch wird die Aufgabe in nachstehender Äuße rung angedeutet: »Wir glauben, datz es sich hierbei um Verhältnisse handelt, die von jeder Buchhandlung nach ihrer Eigenart berücksichtigt und ausgcnutzt werden müssen. Es wird die Aufgabe der Anstalten, Schulen, Schrift steller, Zeitungen und Buchhändler sein, das nur allzu gedankenlose Publikum von der seichten oder zum mindesten nichtssagenden Literatur, in der es sich oft genug gefällt, unmerklich zu besseren Wünschen hin zulenken. Dazu gehört eben bas Zusammenarbeiten aller Organisatio nen und ein verständnisvolleres Begreifen der Zeitungen.« Die Gelegenheit, das Publikum von der ihm im allgemeinen anhaftenden Gedankenlosigkeit und Oberflächlichkeit zu tieferer Anteilnahme an Literatur- und Lebensfragen zu führen, war nie mals günstiger, denn wenn eine so große, schwere, aber auch er hebende Zeit nicht die Gemüter in ihrem tiefsten Innern erfaßt und sie für die im Buche vorhandenen Lebenswerte empfänglich macht, wann sollte das sonst geschehen? Es wäre sicherlich für die Anstalten, Schulen, Schriftsteller und Zeitungen eine schöne und lohnende Aufgabe, eine solche erzieherische Aufgabe auf sich zu nehmen. Nur darf der Buchhändler nicht glauben, daß es hier seiner Arbeit und Anregung nicht bedürfe oder daß beides gar zwecklos sei. »Dazu gehört eben das Zusammenarbeiten aller Or ganisationen«, also auch der des Buchhandels. Ehe wir untersuchen, auf wen wir als Helfer rechnen können, ist es aber nötig, uns klar darüber zu werden, wie wir unsere eigene Arbeit einrichten und organisieren müssen. Denn von ihr allein und nicht von der Gnade anderer ist zunächst der Erfolg abhängig. In erster Linie handelt es sich um eine besondere Propaganda des Buches in ganz außerordentlicher Zeit, um eine viel schärfere Hervorhebung und Geltendmachung des inneren Wertes unserer Ware in ihren Beziehungen zur Zeit. Denn aller Gedanken werden durch die Gegenwart beherrscht. In ihr darf das Buch nicht Luxusartikel sein, den man sich wie alle Luxusartikel im Frieden, aber nicht in den Zeiten des Krieges und der Teuerung leistet, sondern die Quelle geistiger Kräfte zum Durchhalten in schwerer Zeit, die Oase friedlichen Genusses in der Wüste seelischer Erregungen und körperlicher Anstrengungen. Auch muß die Notwendigkeit, Bücher ins Feld zu senden, noch viel stärker betont werden. Alle Urlauber, die zurückkommen und an regelmäßige geistige Kost gewöhnt sind, beklagen sich über den Mangel an Lesestoff im Felde. Diese beiden Gesichtspunkte müssen in erster Linie aus unseren Vertriebsmitteln erkennbar werden. Wenn einer unserer Berufsgenossen schreibt: »Im nächsten Jahre? Da wird wohl der Ausgang des großen .Bölkerringens mitfprechcn. An sich ist es kaum möglich, daß ein rüh riger Sortimenter noch mehr als bisher tun kann, um seinen Kunden kreis zum Büchcrkaufen zu veranlassen. In unfern vorzüglichen deut-
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