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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.08.1915
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- 1915-08-02
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- 02.08.1915
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^5 176, 2, August 1915, Redaktioneller Teil. aus England als dieses aus Deutschland. Für Frankreich liegen die Verhältnisse nicht günstiger. Während sich die französische Einfuhr nach England in den Jahren 1861—19V8 etwa vervierfachte, konnte England sie im gleichen Zeitraum verzehnfachen. Unzweifelhaft haben die politischen Verhältnisse auch die literarischen Beziehungen der genannten Länder stark beeinflußt. Englands Erfolge aus dem Kontinent erklären sich wohl hauptsächlich aus der vermehrten Be schäftigung mit der englischen Sprache, die der Aufschwung des Welt- Handels in den letzten Jahrzehnten mit sich brachte. Unter den Abnehmern des deutschen Buchhandels, die ich in der zweiten Gruppe zusammenfaßte, zieht nur Holland in besonderer Weise die Aufmerksamkeit aus sich. Die Tatsache, daß der kleine Nachbar uns für zirka 3 Mill. Bücher über die Grenze sendet und noch mehr von uns bezieht, spricht laut für die Leistungsfähigkeit der großen niederländischen Firmen, deren Namen seit alters in buchhändlerischen und gelehrten Kreisen der ganzen Welt mit Achtung genannt werden. Zu der dritten Gruppe unserer Abnehmer zählen wir alle bisher nichk genannten Länder der Erde, soweit sie ihrem Kultur stande nach überhaupt für literarische Erzeugnisse aufnahmefähig sind. Nachdem England uns in Australien, Indien, Ägypten und fast allen anderen von Europäern stärker besiedelten Punkten der Erde längst zuvorgekommen ist, stehen eigentlich nur China, Japan, Südamerika und der nahe Orient der Unternehmungslust unseres Buchhandels offen. Die in diesen Ländern geleistete Arbeit ist natio nale Pionierarbeit im eigentlichen Sinne des Wortes. Das beschei dene wirtschaftliche Ergebnis dieser Bemühungen darf uns nicht ver leiten, ihre große nationale Bedeutung zu unterschätzen. Hier muß unter Mühen der Boden bereitet werden, auf dem spätere Geschlechter hoffentlich ernten werden. Weitaus im Vordergründe des Interesses steht China, das einer völligen Umgestaltung seiner kulturellen Verhältnisse entgegen geht. Hier gilt es vor allem, die führenden Kreise für unser Geistes leben zu gewinnen. Jede moralische Eroberung bedeutet hier zu gleich auch einen wichtigen wirtschaftlichen Erfolg. Angesichts der bedeutenden Anstrengungen, die unsere Konkurrenten Amerika und England machen, um ihre Literatur und Sprache durch Schulen, Missionen und Buchhandel zu vertreiben, ist es hohe Zeit für Deutsch land, tätig einzugreifsn. Deshalb ist es lebhaft zu begrüßen, daß der Börsenverein sich ernstlich um dis Begründung einer Vereinigung zum Export deutscher Lern- und Lehrmittel nach China bemüht. Hoffentlich gelingt es in absehbarer Zeit, eine Organisation zu schassen, die sich neben den anglo-amerikanischen' Unternehmungen sehen lassen kann. Nächst China bietet Japan den wichtigsten Markt im fernen Osten. England, Amerika und Japan stehen auch hier auf allen Ge bieten im Wettbewerb. Die schnellwachsende Aufnahmefähigkeit des japanischen Marktes zeigen folgende, dem Deutschen Handelsarchiv (1910II) entnommenen Zahlen: Ausfuhr aus: sin Mill. Marks 1899 1907 1908 Entstand 45 116 108 Vereinigte Staaten 18 48 46 Deutschland 38 81 78 Die Position »Bücher« erscheint im Jahre 1907 zum ersten Male in der deutschen Handelsstatistik, und zwar mit 701000 dt. Im Jahre 1913 ist diese Summe bereits aus 908 000 dt gestiegen. Im lateinischen Amerika beherrscht Frankreich den Bücher markt, das auch einen bedeutenden Teil der spanischen Literatur für Südamerika herstellt und liefert. Das deutsche Element ist hier be kanntlich nicht sehr zahlreich — man schätzt es auf zirka 5Z4 Mill. —, doch erfreuen sich die deutschen Kolonien überall des besten Ansehens. Sie verfügen über gute Schulen, dis auch vielfach von Eingeborenen besucht werden, und bilden für den deutschen Buchhandel wichtige Anknüpfungspunkte sür lohnende Beziehungen. Über die innere Zusammensetzung der deutschen Bücheraussuhr gibt die Handelsstatistik keinen Ausschluß. Während die englische Statistik Waren britischen und fremden Ursprungs trennt und Frank reich französische und sremdsprachliche Bücher, Zeitschriften und Almanache unterscheidet, kennt die deutsche Statistik keinerlei Ein teilung. Man kann daher aus den statistischen Zahlen nicht ohne weiteres aus die Verbreitung des deutschen Buches schließen. Deutschland steht unbestritten im Mittelpunkt des internationalen Buchhandels, und deshalb wird der Prozentsatz fremder Erzeugnisse in seiner Ausfuhr jedenfalls größer sein als in anderen Ländern (in Frankreich sind es etwa 8—98l>). Der Anteil der Zeitschriften am internationalen Verkehr ist größer, als man meist annimmt. Aus der französischen Statistik (1909) ergibt sich z. B., daß Frankreich nach Deutschland 3099 de. Bücher und 1380 de. Zeitschriften, nach England 3816 de. Bücher und 2954 de. Zeitschriften sandte. Bon Deutschland gingen nach Frankreich 2512 de. Bücher und 5752 de. Zeitschriften, von England 1460 de. Bücher und 4409 de. Zeitschriften. Die Beteiligung der einzelnen Literaturzweige am Welthandel kann in der Statistik natürlich nicht zum Ausdruck kom men. Wir wissen aber, daß auch hier zwischen den einzelnen Ländern bedeutsame Unterschiede bestehen. Frankreich behauptet seinen Platz auf dem Weltmarkt hauptsächlich durch die schöne Literatur. In allen Ländern der Welt findet sie willige und zahlreiche Abnehmer. Nach Ansicht französischer Fachmänner ist das Anslandgeschäst sür diesen Literaturzweig geradezu eine Lebensfrage. (Vgl. dazu Bbl. 1912, Nr. 79.) Für Deutschlands Bücheraussuhr spielt die schöne Literatur nur eine bescheidene Rolle. Sie hat im Auslands wenige Freunde, und man begegnet oft recht abfälligen Urteilen über ihre künstle rischen und sittlichen Eigenschaften. Leider sind unsere besten Er zähler im Ausland fast unbekannt. Professor Lessing (University of Jll.) teilt mit, daß Deutschland aus einer dort massenhaft ver breiteten Liste ausländischer Romane mit nur 12 Namen, Rußland mit 9, die skandinavischen Länder mit 5, Frankreich mit 32 vertreten sei. Bezeichnend ist auch die Auswahl der Autoren: Auerbach, Ebers, Frenssen, Freytag, Goethe, Heyse, Marlitt (42), Spielhagen, Stinde, Storm (Immenses), Sudermann <3mal>, Zschokke. Professor Lessing rät dringend, die Übersetzung und Verbreitung guter Romane mit allen Mitteln zu fördern, bittet aber, das Ausland mit Sudermännern, Marlitten und Erotica zu verschonen. Nicht nur in Amerika werden derartige Zustände beobachtet, Auslanddeutsche haben aus allen Weltteilen Ähnliches berichtet. Gewiß haben natürliche Vorzüge und die Gunst der geschichtlichen Entwicklung der französischen Literatur ihre feste Stellung im internationalen Leben gesichert, aber wir dürsen uns ruhig an den Franzosen ein Beispiel nehmen, die nicht müde werden, ihr Schrifttum aller Welt als unerreichte Blüte geistiger Kul tur und ihre Sprache als das vollkommenste Ausdrucksmittel des Gedankens zu empfehlen. Eine planmäßige Werbearbeit würde sicher manches alte Vorurteil zerstören und unserem Schrifttum neue Freunde zuführen. Die Weltstellung des deutschen Buches hat unsere wissen schaftliche Literatur geschaffen. Ihrem Vertriebe haben deutsche Firmen, die es in allen größeren Weltplätzen zu erfreulicher Blüte gebracht haben, hauptsächlich ihre Erfolge zu verdanken. Es gibt eine Reihe wissenschastlicher Verlagsunternehmungen, die ohne aus ländische Abnehmer nicht durchführbar sind, und die Schätzung des Handwörterbuches der Staatswissenschasten (Art. Buchhandel), daß etwa ein Drittel unserer gesamten wissenschaftlichen Produktion im Auslands Absatz finde, ist vielleicht nicht übertrieben. Für eine zu- verlässige Beurteilung der hier berührten Fragen fehlt es leider an genügendem Material. Nur selten wird der Buchhandel in den Konsularberichten erwähnt, und es wäre wünschenswert, wenn be rufene Kollegen sich über ihre Erfahrungen häufiger äußerten. Zum Schlüsse sei nun noch auf die Frage nach der Stellung des deutschen Buchhandels aus dem internationalen Weltmarkt eingegangen. Deutschland, England und Frankreich stehen hier in scharfem Wett bewerb. Vergleichen wir die zahlenmäßigen Ergebnisse — was bei der Gleichartigkeit der statistischen Grundlagen möglich ist—, so er gibt sich folgendes Bild: Deutschland England Frankreich Ausfuhr 132744 de. 52744 de. 95459 de. Diese Zahlen beweisen unumstößlich den großen Vorsprung Deutschlands auf diesem Gebiete. An ihnen ist nicht zu rütteln, und französische Kritiker, wie der Pariser Verleger Armand in seiner flotten, aber ungenügend begründeten Studie »I-e livre kranxais L travers le Monde«, irren sehr, wenn sie glauben, daß die Aufnahme fähigkeit Österreichs und der deutschen Schweiz unseren Borsprung erkläre. Aus den nachstehenden Ziffern der französischen und eng lischen Statistik geht deutlich hervor, daß beide Länder für ihre lite- 110l
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