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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.07.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-07-29
- Erscheinungsdatum
- 29.07.1915
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1915
- Monat1915-07
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Redaktioneller Teil. ^ 173. 29. Juli 1915. organisch verquickt wird, steif, langweilig und dem »Blumen-, Blüten- nnd Sonnenland« Kalifornien wenig entsprechend. Man war indes rücksichtsvoll genug, dem persönlich so wenig taktvollen Komponisten, der selbst dirigierte, eine kleine, seiner Eitelkeit schmeichelnde Ovation zu bereiten. Postprotestausträgc. — Nachdem der Bundesrat durch Bekannt machung vom 22. Juli bestimmt hat, das; die Protestfrist für Wechsel, die in Elsaß-Lothringen und in einzelnen Teilen der Provinz Ost preußen zahlbar sind, frühestens mit dem 30. Oktober 1915 statt mit dem 31. Juli 1915 abläuft (vgl. Bbl. Nr. 171), ist die Postordnung vom 20. März 1900 entsprechend geändert worden. Danach werden die P o st p r o t e st a n f t r ä g e mit Wechseln, die in diesen Gebieten zahl bar sind und deren Zahlungstag in die Zeit vom 30. Juli 1914 bis einschließlich 28. Oktober 1915 fällt, am 30. Oktober 1915 nochmals zur Zahlung vorgezeigt werden. Bei Po staufträgen zur Geldeinziehung und zur Annahmeeinholung, die an eine zur Aufnahme des Wechselprotestes befugte Person weitergesandt werden sollen, ist fortan wieder der Vermerk »Sofort zum Protest« statt des Vermerks »Sofort zum Protest ohne Rücksicht auf die ver längerte Protcstfrist« auf der Rückseite des Postauftrags niederzu- schreiben. Sprechsaal. Gegen den Mißbrauch der Bezeichnung »Buchhandlung«. In den Alldeutschen Blättern Nr. 29 v. 17. Juli 1915 befindet sich auf S. 247/48 folgende Notiz: Verwerflicher Lesestoff für unsere Feldgrauen. »Alle Bemühungen, welche sich dahin richten, unseren Tapferen in den Schützengräben durch Übersendung von Lesestoff manche trübe Stunde zu kürzen, sie zu erheben, zu begeistern, zu erheitern und so sie geistig frisch zu erhalten, sind unterstützungswürdig. Aber die Kost muß auch gesund sein.« So leitete jüngst das der Zcntrumspartei nahe stehende vielgelesene, volkstümliche »Neue Münchener Tagblatt« einen nachdrücklichen Hinweis auf folgende schier unglaubliche Tatsache ein. Im Schaufenster eines der größten »Bnchantiqnariate« der bayerischen Hauptstadt prangt ein Anschlag folgenden Wortlautes: »Für den Schll- ^ tzengraben statt 1 -// jeder Band 45 ^f.« Und was für Schriftsteller! liegen denn da? Neben dem gut deutschen Freih. von Schlicht und ^ Ludwig Thoma, sowie dem Dcntschösterreicher Roda Roda, diesen drei! auch im Weltkrieg mit ihrer Feder für die gemeinsame Sache Mittel- ! europas Bewährten, in bunter Reihe: Zola, Manpassant, Anatolc France, Marcel Prävost, d'Annunzio, Gorki u. a. stimmungslllsterne Ausländer vom Vierverband. Aufs, freudigste beistimmen muß man dem entrüsteten Ausbruch des genann ten Münchner Volksblatts: »Da möchten wir doch fragen: Sind die Schlüpfrigkeiten Prövosts, die rohen Realismen Zolas, die Unsittlich keiten Maupassants, die Nachtstiicke des Russen Gorki, oder die ge-! schwollenen Phrasen des haßerfüllten Deutschenfressers d'Annunzio die, richtige Kost für unsere Krieger? Ganz abgesehen vom völkischen ^ Standpunkt, der es uns doch verbieten sollte, mit dem Abhub von an-. derer Völker Tafel die Mußestunden unserer Soldaten zu belasten.« Schließlich wird dabei noch grundsätzlich ernstlich getadelt, wenn ein Buchhändler aus Geschäftsrücksichten die Gleichgültigkeit so weit treibe, seine Ladenhüter als geistiges Gift an die Front zu bringen. Natürlich . unterstreichen wir den harten Tadel dieses keineswegs vereinzelten Vor- i kommnisses aufs allernachdrücklichste und lenken da auch die volle Auf- § merksamkeit aller einsichtigen und urteilsfähigen Männer auf die > mannigfach verdächtigen Sammelreihen von Neuerscheinungen des deutschen Büchermarktes, die den häufig der Lesestoff-Auswahl durchaus. unfähigen Jünglingen unseres Feldheeres als »Liebesgabe« in die Hände geraten. Was aber die öffentliche Stellungnahme zu vielge nannten Vertretern der sogenannten »Literatur großen Stils« un serer Feinde anbelangt, so sind gerade in der jüngsten Ver-! gangenheit zwei in deutschen Landen hochgelobte, teilweise so-! gar erst durch unsere berufsmäßigen Merker zum Weltruf emporgcstiegene »Dichter« , der entartete vlamische Belgier Mau rice Maeterlinck als französischer Literat nnd der Angloindier Rudyard Kipling, als tollhausreifc Prediger der wütendsten Deutschen hetze aufgetreten. Ziehen wir endlich die doch wahrlich selbstverständ lichen Folgerungen der Ehre, übrigens nicht »ganz abgesehen vom völkischen Standpunkt«, wie oben das »Neue Münchener Tagblatt« sagt. L. Fr. l Ich habe daraufhin den Alldeutschen Blättern folgendes Schreiben gesandt: Marburg (Hessen), 19. Juli 1915. An die Schriftleitung der Alldeutschen Blätter, Mainz, Stadthausstr. 11. Die Nr. 29 der Alldeutschen Blätter enthält eine an sich sehr berechtigte Mitteilung »Verwerflicher Lesestoff für unsere Feldgrauen«, die jeder Buchhändler ohne weiteres unterschreiben wird. Ich be- daure nur ganz außerordentlich, daß diese Entgleisung eines ein zelnen verallgemeinert wird und ohne die Erbringung eines Be weises von einem »keineswegs vereinzelt vorkommenden Vorkomm nis« gesprochen wird, sodaß die Mitteilung geeignetest, auf den Buchhandel ein schlechtes Licht zu werfen nnd das Publikum gegen den Buchhandel im allgemeinen mißtrauisch zu machen. Ich habe schon öfter die Gelegenheit wahrgenommen, zu betonen, daß bei der Besprechung von Schundliteratur geradezu ein Mißbrauch mit dem Wort »Buchhandel« getrieben wird, indem jeder xbeliebigc Büchcr- verkäufer, Buchbinder, Krämer, der Heftchen führt, oder das Waren haus unter die Kategorie der »Buchhändler« eingereiht werden. Das hat leider zur Folge, daß das Publikum mißtrauisch wird gegen den wirklichen Buchhändler, der für die Sünden anderer öffentlich ver antwortlich gemacht wird. Viel richtiger wäre es, das Publikum würde darauf hingewiesen, nur in fachmännisch geleiteten Buchhandlungen Lesestoff zu kaufen und diejenigen, die vielleicht einmal entgleisen, würden direkt auf einen Fehler aufmerksam gemacht, anstatt einen ganzen Stand, der ohnedies durch den Krieg ganz ungeheuer leidet und an keinerlei Lieferung beteiligt wird, bei der Öffentlichkeit in Mißkredit zu bringen. Hochachtungsvoll G. Braun. Die Antwort darauf lautete: Mit verbindlichem Dank bestätigen wir den Empfang Ihrer gefl. Zuschrift vom 20. d. M. Wir können den von Ihnen ange nommenen Stand^mkt durchaus verstehen, aber es entspricht doch nicht ganz den Tatachen, wenn Sie glauben, daß der aus München gemeldete Vorfall vereinzelt dastehe. Gleich unerfreuliche Dinge sind auch mehrfach von der Berliner Presse für Berliner Verhält nisse gerügt worden. Ihren Ausführungen, daß bei der Besprechung von Schundliteratur ein Mißbrauch mit dem Wort »Buchhandel« getrieben wird, stimmen wir vollinhaltlich zu, nnd wir werden auf Grund Ihres Schreibens auch Veranlassung nehmen, bei erster sich bietender Gelegenheit der in Ihren Schlußsätzen gegebenen Anregung Ansdrnck zu verleihen. Mit deutschem Gruß Die Schriftleitung der Alldeutschen Blätter. Ebenso habe ich mich kürzlich bei der hiesigen Polizei ganz ent schieden dagegen verwahrt, daß im Zusammenhang mit Schundliteratur der Ausdruck »Buchhandlung« gebraucht würde. Veranlassung hierzu gab mir ein von der Polizei auch an die hiesigen Buchhandlungen gerichtetes Rundschreiben. Es wäre wünschenswert, wenn überall die Buchhandlungen sich dagegen verwahrten, von den Behörden in eine Reihe mit rbeliebigen sonstigen Bücherverkäufern gestellt zu werden. Was hilft aller Hinweis auf die Beschaffung von Lesestoff, wenn durch solche Auslassungen von Behörden und Vereinen das Publikum ge radezu mißtrauisch gegen den Verkehr in Buchhandlungen ge macht wird! Die Verbreiter des Schundes werden nicht genannt, die fachmännisch geführten »Buchhandlungen« haben den Schaden. Auch die Lehrerschaft, die sich so gern zum Vormund des Buchhandels macht, würde den Vertrieb von Schund viel wirksamer bekämpfen, indem sie die Schuljugend z. B. auch beim Einkauf von Schulbüchern in die fachmännisch betriebenen Buchhandlungen schickte, da mit sich die Jugend an den Verkehr in Buchhandlungen gewöhnt, statt in Buchbindereien oder sonstige Lädchen. Ein Arbeiten m i t dem Buchhandel durch Empfehlung desselben wäre sicher zweckmäßiger, als die meiner Ansicht nach leider recht oft erfolgende Schädigung des Fach-Buchhandels durch einen wohl meist nur gedankenlos ver allgemeinert angewandten Gebrauch des Wortes »Buchhandel« bei der abfälligen Kritik der Sünden einzelner, die noch dazu meist nur sogenannte Auchbüchervcrkäufcr sein werden. Da eine böse Absicht sicher nie vorliegt, ist cs aber um so nötiger, alle Stellen hierauf auf merksam zu machen nnd sich als »Buchhändler« gegen derartige Schä digungen zu verwahren. G. Braun, N. G. Elmert' sche U n i v e r s i t ä t s - B u ch h d l g., Marburg. Verantwort!. Ned. t. V.: RichardAlbertt. — Verlag: Der Börsenver^tn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsche« Buchhändlerhaus. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Srpedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 (BuchhändlerhauS). 1088
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