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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.07.1915
- Strukturtyp
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- 1915-07-15
- Erscheinungsdatum
- 15.07.1915
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- Deutsch
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^ 161, 15. Juli 1915. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dlschn. Buchhandel. lichkeiten entfaltet und kann jetzt nicht Worte genug finden, die Ihnen meinen aufrichtig herzlichsten Dank auszudrücken vermögen. Beson ders den »Faust« habe ich voll Heißhunger gelesen, fehlt es doch hier draußen immer an geeignetem Lesestoff. Der Faust war gerade die letzte Aufführung, die ich noch vor der Mobil machung im König!. Schauspielhaus besuchen konnte. Wie habe ich an die eindrucksvollen Stunden denken müssen! Ich selbst bin Dresdner Kind und habe deshalb Veranlassung genug, mich nach meiner schönen Heimat zurückzusehnen. Am zweiten Mobilmachungstag eingezogen und am fiinften nach dem Westen ab transportiert, habe ich in der vordersten Kampflinie bis heute all die Anstrengungen mit durchkosten müssen, denen ein Vaterlandsvcrteidiger ausgcsetzt ist, habe den siegreichen Vormarsch durch Belgien, sowie zahlreiche Schlachten, Gefechte, Sturmangriffe usw. mitgemacht, aber trotzdem meinen guten Mut und meine Zuversicht nicht verloren. Glück licherweise bin ich auch einer der wenigen, die den ganzen Krieg von Anfang an in voller Gesundheit durchleben konnten. Freilich nur zu oft glaubte ich kaum, so glücklich davonzukommen, aber »nur wer das Leben setzet ein, dem wird das Leben gewonnen sein«. Und wer setzt nicht sein Leben ein, wenn es die Verteidigung der heiligsten Güter des Vaterlandes gilt, die uns neidische Feinde mißgönnten? Der Gedanke an unsere unvergleichlich schöne Heimat, deren Wert man erst hier draußen vollkommen schätzen lernt, und an unsere Lieben daheim hat uns immer wieder neue Kraft gegeben, eine Kraft, durch die mir bis jetzt Sieger blieben und auch bis zuletzt Sieger bleiben werden. Unsere augenblickliche Stellung ist der heißumstrittene Steinbruch bei B., die sog. Höhe Nr. ... Es ist eine der interessantesten Stel lungen der ganzen Front mit eingebauten, bombensicheren Kasematten, sog. Stich- und Schleiergräben, einem Labyrinth von Schützen- und Verbindungsgräben, deren jeder seinen besonderen Namen hat, mit Minengängen, Barrikaden, hinter denen wir dem Feinde auf 8 Meter gegenüberliegen, usw. Die Ablösung erfolgt aller vier Tage. Wir liegen dann in A. oder G. in Reserve, wo uns genügend Abwechslung geboten wird durch Exzerzieren, Fußball- und andere Spiele, Platz musik, Schwimmen, lustige Kompagnieabende u. a. m., sodaß man hier schon einigermaßen für die etwas schweren Tage in der Stellung ent schädigt wird. Heute, am ersten Pfiugstfeiertag, sind wir in G. Frei lich wird man an solchen Tagen leicht von der Sehnsucht nach unserem lieben deutschen Vaterland gepackt, da heißt es eben stark sein und aus- halten, aushalten bis zum letzten, entscheidenden Schlag, bis zu einem siegreichen Ende, das uns und unserem Vaterlande den wohlver dienten, segensreichen Frieden bringt. Mit nochmaligem ergebenen Danke und treudeutschem Gruß verbleibt Ewald Klötzer, Uffz. ö. R. 12. Jnf.-Negt. 177, 7. Komp., Angestellter der Hofkunsthandlung Emil Richter. Mit Gott für König und Vaterland! St. A., 4. 6. 1915. Lieber Herr Focken! Recht herzlichen Dank für das liebe Paket des Vereins Dresdner Buchhändler. Die vielen schönen Sachen, sowie die »Kriegs-Kantate«, die doch sicher meinen lieben Herrn Focken zum Verfasser hat, wärmten von neuem die Liebe zur alten Arbeitsstätte auf und ließen mich wieder einmal einige Studen von unserem schönen Berufe träumen. Darf ich Sie bitten, dem V. D. B. meinen besten Dank zu über mitteln. Als Gegengabe will ich Ihnen, lieber Herr Focken, einiges von den schweren Tagen auf der L erzählen. Jetzt, nachdem ich wieder hergestellt bin und auch die vielen furchtbaren Bilder der Schlacht nicht mehr so lebhaft vor dem Geiste habe wie in den ersten Tagen, ist es einfacher, davon zu schreiben. — Vorausschicken will ich noch, daß da oben bis jetzt das Größte von unserem Bataillon ge leistet worden ist, daß wir die große französische Offensive nicht nur aufgehalten, sondern auch erwidert haben. Es war Sonntag, den 9. Mai. Wir lagen, wie heute, ohne viel Dienst in St. A. zur Ruhe, nachdem wir vier Tage vorher den Schützengraben verlassen hatten. Ich saß eben bei der Feldküchen- Mittagsmahlzeit, da ertönte der Ruf »Alarm«. Innerhalb zehn Mi nuten stand die Kompagnie vollzählig auf dem Alarmplatze, Patronen gurte wurden verteilt, und bald wußte ein jeder: »Diesmal ist es ernst«. Im Laufschritt geht es zur Bahn. Schnell werden wir ver laden. Die Bahn führt durch die üppigen, grünenden, von deutschen Soldaten bestellten Felder. Friedliche Landbewohner in ihrem Sonn- tagsschmuckc und den typischen Holzschuhen stehen regungslos an der Bahn; die Augen mit der Hand beschattend, zählen sie wohl die Wagen des Zuges und sehen der Menge der folgenden Transporte, die dem fernen Kanonendonner zufahren, wehmütig nach. — Wir sind in S. angekommen und warten weiteren Befehl ab. Da, endlich nach langem Warten kommt unser Zugführer, Leutnant L., und teilt uns die Gcfechtslage mit. Bei kolossaler Hitze marschieren wir bis E. hinter S. Schon hier zeigt sich das Bild einer modernen Schlacht. Unendlich viele Artillerieprotzen, Munitionskästen, Sanitätsmanu- schaften, Gefangene und Kavallerie sind hier versammelt, um Befehle abzuwarten. Wir marschieren in einem Hohlwege. Neben uns geht Artillerie während feindlichen Schrapncllfencrs in Galopp in Stel lung. Durch A. und S. kommen mir in S. an. Es ist Abend geworden. Wir haben bereits das schönste feindliche Feuer. Sprungweise, z. T. ans dem Bauche kriechend geht es in einen Verbindungsgraben. Note, grüne, gelbe Leuchtkugeln, z. T. mit Schirmen versehen, erhellen minutenlang das Gelände und lenken das Artillerie- und Minen- fener auf besondere Punkte. Endlich sind wir im sogenannten Schlamm- tale, der vordersten Linie, angekommen. An einem Steilabhange, zwischen beobachtenden Infanteristen, legten wir uns nieder. Vielleicht nach einer Stunde geht es vor. Das aufgepflanzte Seitengewehr in der linken, Handgranaten in der rechten Hand. Un sere Aufgabe war nicht einfach. Wir sollten in eine Sappe vor uns eingedrungene französische Jäger wieder herauswerfen. Mann hinter Mann geht es lautlos vorwärts, unser Zug in erster Linie. Da kracht die erste Handgranate, und bald sind wir entdeckt. Ein wahnsinniges Gewehrfcuer geht, gottlob zu hoch, über uns hinweg. Jeder Meter wird erkämpft; wir stoßen bereits auf die ersten feindlichen Ver wundeten und Toten. Blutjunge französische Jäger, die erst seit zwei Tagen in der Front sind, sind froh, gefangen zu sein, und laufen so schnell wie möglich zurück. Schneller, als wir dachten, und mit nur zwei Mann Verlust erreichen wir einen Steilhang, unser Ziel. Inzwischen bricht der Morgen an, es mochte gegen 4 Uhr sein. Vorerst müssen wir auf unsere 4. Kompagnie warten, die von links angreift. 60 Meter von uns stehen feindliche Kolonnen, die zum Sturm gegen uns Vorgehen wollen. Das Geivehr wird glühend heiß vom vielen Schießen. Kein einziger Feind ist herangekommen. »Nach links Patrouille heraus, Anschluß 4. Kompagnie suchen!« kommandiert der Leutnant. Mit zwei Mann gehe ich heraus, etwa 600 Meter über freies Feld zwischen dem eigenen und dem feindlichen Feuer. Ich hatte wohl quittiert, fand aber Anschluß — aber allein kam ich zurück. — Zusammen mit unseren anderen Kompagnien hatten wir unsere Aufgabe, die verlorenen Stellungen wiederzugewinnen, glänzend, ohne viel Verluste gelöst. Dann kam der Tag und mit ihm das furcht barste Artilleriefeuer. Von links, von rechts, von vorn, schwere und leichte Artillerie und dazu ekelhafte Minen bedeckten unfern Graben. Endlich hörte es auf. Man ging an die Gewehre, denn ein jeder wußte: der Feind greift an. Sechsmal kam er, und sechsmal wiesen wir ihn blutig zurück. Dann kam die Reihe an mich. Ich beobachtete durch ein Schutz- schilö, und wie es kam, weiß ich nicht mehr; kurz und gut, ich ver spüre einen furchtbaren Brustschmcrz, vor den Augen flimmert es mir, hören kann ich nichts und es läuft mir Blut aus den Ohren. Die Zunge hängt wie gelähmt im Munde. Eine Granate war einen Meter von mir in die Erde gefahren und hatte mich begraben. Gleichgültig, ohne zu wissen, was ich tat, ging ich im Verbindungs graben zur Verbandstelle, und als ich aufwache, bin ich in S. Die Sprache stellte sich wieder ein. Zwei Tage bin ich im Lazarett gewesen. Dann duldete es mich nicht mehr. Ich ging zur Kompagnie und ver lebte noch einige furchtbare Tage des Krieges Endlich wurden wir abgelöst und liegen jetzt bei L. und pflegen uns. Werter Herr Focken! Noch bin ich diesmal glücklich davonge kommen. Hoffentlich habe ich das Glück, Dresden einmal wiederzu sehen. Ich verbleibe in alter Anhänglichkeit mit besten Grüßen an Sie und Ihre werte Frau Gemahlin Ihr Fritz Felbrich. Kleine Mitteilungen. Doppcljubiläum. — Am 1. Juli d. I. konnte die Evangelische Buchhandlung Gerhard Saufsmann in Breslau auf ein 25jähriges Jubiläum zurückblicken, und gleichzeitig feierte Herr Karl Hutsch das 25jährige Jubiläum seiner Tätigkeit in dieser Firma. Hervorgegangen aus einem kleinen Laden, den der Evangelische Schristenoerein zu Breslau dort am Graben am 1. Juli 1890 er richtet hatte, entwickelte sich das Geschäft nach käuslicher Übernahme durch Herrn Gerhard Kauffmann im Jahre 19111 in hervorragendem Maße und steht jetzt in großer Blüte. Herr Kauffmann, der Vor sitzender des Prootnzialvereins der Schlesischen Buchhändler ist, ersreut sich bet seinen Berussgenoffen großer Beliebtheit und genießt all gemeine Hochachtung. Während der ganzen 25 Jahre, die das Geschäft besteht, widmete ihm Herr Karl Hutsch seine Tätigkeit, er tst erster Gehilfe der Handlung und war zeitweise ihr Geschäftsführer. 1013
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