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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1915
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- 1915-07-07
- Erscheinungsdatum
- 07.07.1915
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Redaktioneller Teil. ^ 154, 7. Juli 1915. Erzeugnisse?« Schließlich wurde eine Kommission aus fünf Leipziger Herren und je einem korrespondierenden Mitglied in Berlin und Stuttgart gewählt, die mit der Ausarbeitung von Grundlagen für eine einheitliche Berechnung von Buchbinde reiarbeiten beauftragt wurde. Es scheint also, als ob man einen Preistarif schaffen wolle, wie wir ihn ähnlich im Buchdruckgewerbe bereits haben. Obwohl zu hoffen steht, daß die Berechnungen sich in angemessenen Grenzen bewegen werden, wird der Buch handel gut tun, die Augen offen zu halten. Hinter uns liegt die Kriegsbuchwoche. Soweit es bei der Kürze der Zeit möglich war, hat das hiesige Sortiment durch Ausstellen geeigneter Schriften und Aushängen von Plakaten auf die Veranstaltung einzuwirken versucht. Von einem großen Erfolge konnte aber schon aus dem Grunde nicht die Rede sein, weil viele Schüler ihren Beitrag aus den eigenen Bücherbeständen oder denen ihrer Angehörigen ent nahmen. Immerhin machte sich die Kriegsbuchwoche durch erhöhte Nachfrage nach kleineren und billigen Schriften bemerkbar. Die Schaffung eines besonderen Plakats, die ur sprünglich beabsichtigt war, scheiterte, weil zwischen An kündigung und Ausführung der Veranstaltung nicht genügend Zeit gelassen war. Man wunderte sich allgemein, daß von den Veranstaltern der Kriegsbuchwoche so wenig auf den Buchhandel Rücksicht genommen worden war, der so viel zum Gelingen einer solchen Sammlung beizutragen vermocht hätte. Das mag auch der Grund für manchen unserer Sortimenter gewesen sein, von besonderen Schaufensterausstellungen Abstand zu nehmen. Das Warenhaus Althoff hatte ein großes Schau fenster mit Büchern ausgestattet, wozu ihm der Verlag Reclam das Material in 1 Mark-Packungen der Univerfal-Bibliothek und einigen zeitgemäßen Originalen aus dem »Universum- geliefert hatte. Diese 1 Mark-Packungen — fünf Bände Universal-Bibliothek — scheinen von den Käufern in der Kriegsbuchwoche bevorzugt worden zu sein. Allerdings chatte der Verlag durch eine entsprechende Propaganda in Gestalt großer Ankündigungen das seinige zu diesem Erfolge bei getragen. übrigens unterschied sich unsere Kriegsbuchwoche in manchen Stücken von der Reichsbuchwoche, besonders auch dadurch, daß die Leitung in Dresden sin Sachsen wurde be kanntlich selbständig für die sächsischen Truppen gesammelt) Bücherltsten mit Vorschlägen herausgegeben und weniger auf die Entnahme der Gaben aus den eigenen Bibliotheken als auf den Kauf von Werken hingewiesen hatte. Wie schwer die Universitätsbuchhandlungen durch den Krieg zu leiden haben, geht auch aus dem Personalbestände unserer Hochschule im Sommerhalbjahr 1915 hervor. Nicht weniger als 217 Personen des Lehrkörpers und der Ange stellten stehen im Felde. Die Zahl der immatrikulierten Stu dierenden beträgt 4383. Davon befinden sich im Felde, im Heere oder beim Roten Kreuz nicht weniger als 2975 Per sonen, also fast zwei Drittel. Gefallen sind drei Mitglieder des Lehrkörpers, 266 Studierende und 5 Angestellte der Uni versität. Daß gleichwohl auch die Arbeit nicht stillsteht, geht daraus hervor, daß im vergangenen Halbjahr nicht weniger als 12 staatliche, den UniversttStsinflituten als besondere Ab teilungen angegliederte Forschungsinstitute eingerichtet wurden, und zwar für vergleichende Religionsgeschichte, für RechtS- geschichte, für Psychologie, für klassische Philologie und Archäo logie, für Indogermanistik, für neuere Philologie, für Orien talistik, für Geographie, Geschichte und Kunstgeschichte, für Kultur- und Universalgeschichte, für Völkerkunde, für Volks wirtschaftslehre und für Musikwissenschaft. — Ein schwerer Verlust hat unsere Universität durch den Tod Karl Lamprechts, des großen Historikers, betroffen. Seinem universalen und schöpferischen Geiste ist auch das große Uniberstlätsprojekt für Leipzig zu verdanken, dessen Ausführung zwar noch in weiter Ferne zu liegen scheint, möglicherweise aber mit der neuen Zeit des Friedens rascher in Fluß kommt, als man heute ahnt. Über die Person des Nachfolgers des großen Historikers verlautet noch nichts Bestimmtes. Ein anderes Unternehmen, die Deutsche Bücherei des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, reift inzwischen 970 mitten im Kriegslärm ungestört der Vollendung ent gegen. Begünstigt durch die Witterung, hat der Bau be merkenswerte Fortschritte gemacht. Die beiden letzten Stock werke sind fast vollendet, und mit der Einschalung des Dach geschosses ist begonnen worden. Man rechnet damit, Anfang Oktober mit dem äußeren Ausbau fertig zu sein und mit dem Innenausbau beginnen zu können. Der nach Osten mit dem Hauptbau verbundene Flügel, der den großen Lesesaal im Obergeschoß enthält, ist bereits fertiggestellt. Man ist dort mit der künstlerischen Ausgestaltung der Decken des Lesesaales beschäftigt. Während der Deutschen Bücherei die allgemeine öffentliche Wirksamkeit im größten Maßslabe noch bevorsteht, darf die I. Leipziger Städtische Bücherhalle auf das erste Be triebsjahr ihrer örtlichen Betätigung zurückblicken. Auch an ihr ist der Krieg nicht spurlos vorübergegangen und hat ihr viele Leser entzogen. Gleichwohl ist das Ergebnis in jeder Beziehung besriedigend. Von den 28 039 entliehenen Bänden entfielen auf die unterhaltende Literatur (Romane, Erzählungen, Novellen) 20 245. Demnach betrug die Ausleihe an be- lehrender Literatur, Gedichten und Dramen 27,80°/, der Gesamtausleihe. Da die meisten belehrenden Abteilungen erst im Laufe des Berichtsjahres der Leserschast zugänglich gemacht wurden und einige sehr große belehrende Abteilungen am Schluffe des Jahres überhaupt noch nicht zur Verfügung standen, so läßt sich schon jetzt Voraussagen, daß sich der prozentuale Anteil der nichtunterhaltenden Literatur an der Gesamtausleihe in den folgenden Jahren noch wesentlich er höhen wird. So betrug dieser Anteil bereits im März d. I. 35°/, der Gesamtausleihe. Die Teilnahme der bollerwachsenen männlichen Leser bei der belehrenden Literatur steigt hier auf etwa 40°/,, in der Abteilung der jugendlichen männ- lichen Leser sogar auf 44,60°/,, während sie bei den Frauen und Mädchen auf 17,86°/, sinkt. Die Erkenntnis, in dem Buche weniger das Mittel zur Unterhaltung und zum Zeit vertreib zu sehen, ist also in den männlichen Kreisen unserer Einwohnerschaft viel stärker verbreitet als in den weiblichen. Allgemein kann gleichwohl festgeftellt werden, daß in den Städtischen Bücherhallen zwar dem Unterhaltungsbedürfnis der Bevölkerung in hohem Maße Rechnung getragen wird, daß aber die Benutzung der unterhaltenden Abteilung keines falls in ungebührlicher Weise überwiegt. Interessant ist auch die Zusammensetzung der Leserschast. Jugendliche Leser zwischen 14 und 18 Jahren wurden 895 gezählt, von den bollerwachsenen Lesern waren 680 Frauen und 1481 Männer. Von den letzteren gehörten dem Arbeiterstande 518, dem bürgerlichen Mittelstände (Kaufleute, Techniker, selbständige Geschäftsleute, mittlere Beamte usw.) 685 an. Die Lehrer, Akademiker, Studenten und Schüler über 18 Jahre waren mit 272 Lesern vertreten. Das Lesezimmer zählte 13 318 Be sucher. Die dort aufgestellten Nachschlagewerke und aus gelegten 81 Zeitschriften fanden rege Benutzung. Auch hat die ständig ergänzte Sammlung von Schriften über den Krieg zahlreiche Leser angezogen. Trotz des als Folge des Krieges eingetretenen Personalmangels war es möglich, die Sonntags öffnung der Bücherhalle erfolgreich durchzuführen. Die sich auf Mahnungen, Verhütungen von Verlusten, auf Vorbestel lungen usw. erstreckende Organisation hat sich bestens bewährt, auch bewegte sich die Katalogbenutzung und der Katalogver kauf in befriedigenden Bahnen. So darf auch diese Wohl- fahrtseinrichtung unserer Stadt mit Vertrauen der Zukunft weiterer Entwicklung in Friedenszeiten entgegensetzen. Sie wird dann hoffentlich je länger je mehr auch insofern ihre Wirkung nicht verfehlen, als sie die Liebe zum Buche und die Freude an dessen Eigenbesitz in den Herzen der Besucher der Lesehallen wecken wird. Ist uns dann der Frieden, der heute noch in so weiter Ferne zu liegen scheint, beschicken, dann wird der Mittelpunkt des Buchhandels mit seinen in der Welt vorbildlichen Orga nisationen nicht allein seine durch den Krieg ungefchwächte Lebenskraft erweisen, sondern sich auch einer neuen Errungen schaft erfreuen können, nämlich aus dem Gebiete des
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