Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.12.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.12.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19031230
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190312305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19031230
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1903
- Monat1903-12
- Tag1903-12-30
- Monat1903-12
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
301, 30. Dezember 1903. Nichtamtlicher Teil. 10741 damit und erließ ein Rundschreiben auf 1 Bogen in Groß-Quart unter dem Titel: »Vorschlag, wie Landkarten auf eine sehr wohl feile Art können gemeinnütziger gemacht werden, mit einem Ver suche, dies durch die Holzschneidekunst zu bewirken.« In diesen: Schreiben führt Unger an, daß schon im fünf zehnten und sechzehnten Jahrhundert zu historischen und geo graphischen Werken viele Karten in Holz geschnitten worden wären, allerdings in viel primitiverem Maße, als wie er die Karten herstclle. Dem Zeitgedanken Rechnung tragend, betont er dann, daß das Schneiden von Landkarten in Holz kein unbe trächtliches Mittel sein würde, Geld im Lande zu erhalten und sogar ins Land zu ziehen, und daß es einen neuen Zweig der Industrie ausmachen würde, wenn junge Leute Anweisung zu der Kunst, in Holz zu schneiden, erhielten, damit sic Landkarten ver fertigen könnten. Er glaubt, daß dann die Nürnbergischen und andere Karten zum Gebrauch für Schulen, für welche namhafte Summen aus dem Lande gehen, entbehrlich werden, weil nie mand imstande wäre, die Karten so wohlfeil zu verkaufen, wie die in Holz geschnittenen. Berlin wäre als Ort für die Ausfüh rung sehr zu empfehlen, da dort ein vorzüglicher Landkarten zeichner, der Herr Geh. Kriegssekretär Sotzmann lebte. Unger berechnet dann ferner, daß eine Kupferplatte etwa 5000 Adrucke ergebe, während mindestens 200 000 Holzschnitte und zwar in einer gewöhnlichen Druckpresse hergestellt werden könnten. Der Kupferdrucker könne ferner täglich 150, der Buchdrucker aber 12—1500 Abdrucke machen. Unger gibt zu, daß es viel mühsamer sei eine Karte in Holz zu schneiden, als in Kupfer zu stechen, und auch mehr Zeit erfordere; er meint aber, daß bei großen Karten mehrere Arbeiter zugleich tätig sein könnten. Die Mißstände, die beim Schneiden in Holz bestehen und die auch in der Encyklopädie hervorgehoben werden, sieht der Verfasser der Denkschrift nicht. Dem Artikel ist eine von Unger in Holz geschnittene Karte beigefügt, die aller dings an Sauberkeit und Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt, aber gleichzeitig einen Beweis liefert, welches Maß von Fleiß auf gewandt werden müßte, um ein solches Blättchen zu schaffen. Sämtliche Ortschaftsnamen sind in Holz geschnitten, und mit Recht wird in dem Artikel hervorgehoben, daß eine Gewähr für die Güte der Karten nur so lange besteht, als die Hand eines Meisters der Holzschneidekunst die Karten herstellt. Schon früher hatte man sich in der sogenannten Typometrie versucht, d. i. in der Kunst, Landkarten mit Buchdruckertypen wie Bücher zu setzen und dann zu drucken. Um diese Erfindung stritten sich? der Hof-Diakonus Preuschcn in Karlsruhe und Jo. Gottlob Immanuel Breitkopf in Leipzig. In der Ency- klopädie wird der Streit ausführlich behandelt, Breitkopf aber mit Recht die Priorität der Erfindung zugesprochen. Er war auf den Einfall gekommen, Figuren zu erfinden, durch deren Zusammensetzung man alles ausdrücken könnte, was, außer den Namen, auf den geographischen Karten vorkommt. Er machte einen Versuch, fertigte einige Proben an, setzte aber das Unter nehmen vorerst nicht fort. Etwas später ließ der erwähnte Preuschen einen gleichen Versuch durch einen geschickten Baseler Stcmpelschncider Wilhelm Haas machen und eine Karte anfertigen, über die Büsching im fünfunddreißigsten Stück seiner wöchent lichen Nachrichten von neuen Land Charten 1776 berichtete. Preuschen selbst kündigte seinen Versuch in folgender, bezeichnenderweise für die Zeit, französischen Ankündigung an: »Lssais prsalablss sur 1a ll^pomsirls, ou Io ravten äs äresssr Iss oartss gsoAraplliguss a 1a kayon äss iwprimsurs xar ^uAnsts Cottliob Lrsusollsn, äiaers a la sonr äs Lacks. Eine deutsche Übersetzung dieser Ankündigung erschien 1789 in dem Berliner Journal für Aufklärung. Büsching würdigte gebührend diese Erfindung in seinen Nach richten, worauf Breitkopf ihm einen Brief zusandte, in dem er die Erfindung für sich in Anspruch nahm und erwähnt, daß er schon vor zwölf Jahren Versuche in dieser Hinsicht angestcllt, kein Geheimnis daraus gemacht und Proben häufig gezeigt habe. Breitkopf sa^ allerdings gleich, daß er nicht glaube, daß seine Erfindung fich für größere Landkarten eigne, sie könne nur für kleine Karten, die Büchern beigefügt würden, in Betracht kommen. In seinem Schreiben teilt er ferner mit, daß ihm »seine bis herigen andern Beschäftigungen, die bey einer Druckerey von 16 Pressen, und der übrigen Aufsicht bey der Gießerey und beym Vuchladen, nicht geringe seyn können«, bisher abgehalten hätten, Büsching Mitteilung zu machen, was aber jetzt geschehen sollte. Haas, dem er alle Anerkennung zuteil werden läßt, wird, wie er annimmt, bald auf manche Schwierigkeiten stoßen; jedenfalls will Breitkopf diesesmal nicht wieder in Gefahr geraten, »durch sein, obschon wohlbedächtiges Zaudern, die Ehre einer Erfindung zu verdienen, oder wenigstens mit andern zu theilen, wie es ihm bey dem Notendrücken hat geschehen wollen, darauf jedermann Anspruch macht, der es nur versucht hat, cs nachzu ahmen; denn cs war natürlich, da man solche nachahmcn wollte, und die einzelnen Körper nicht selbst hatte, so mußte man selbst Börsenblatt für den deutschen Buchbandel. 70. Jahrgang. Nachdenken die Sache zu Stande zu bringen; aber deswegen ist auch keine Copie das geworden, und hat nicht das Compendium erreicht, welches das Original, nach geometrischen Regeln und Grundrissen hat, und allein hat.« In einer weitern Nachricht teilt Büsching dann mit, daß Breitkopf nunmehr eine Probe von dem Preuschen-Haasischen Kartendruck gesehen habe, aber nicht davon befriedigt sei und bezweifle, daß hiermit vollwertige Landkarten geschaffen werden könnten. Derselben Ansicht ist, wie Büsching mitteilt, der in der Decker'schen Hosbuchdruckerei in Berlin beschäftigte Herr Priezsch, der nach Kenntnisnahme der Haasischen Versuche erklärt, »daß die wahre Erfindung, Landcharten wie Bücher zu setzen und zu drucken, aus derselben noch nicht erhelle, überhaupt sehe er die Sache für so schwer an, daß er glaubt, wenn sie auch wirklich er funden würde, man zwar vermittelst derselben sehr richtige, aber weder wohlfeile noch schöne Landcharten bekommen könne.» Die Einwände des Herrn Priezsch waren sehr eingehend und Büsching geht ausführlich auf sie ein. »Man denke sich«, sagt er, »die ungeheure Mannigfaltigkeit der Zeichen, die Vorstellungen der Wälder, Berge, großen Städte, kleinen Städte, Dörfer, Festungen, Sümpfe rc. würden zwar nur ein einfaches Zeichen zu jeder Art erfordern, aber die mannigfaltigen Krümmungen der Flüsse, der Wege, der Grenzen, der Seeküsten, und noch viele andre Krümmungen, würden eine erstaunliche Menge Zeichen nöthig haben, die so mannigfaltig seyn müßten, als man sich nur immer die ganz und gar ver schiedenen Krümmungen vorstellen kann. Nicht weniger Zeichen würden die vielfachen, zur Bestimmung der Grade, in allerhand Rundungen laufenden Linien erfordern. Eine jede Charte, die gesetzt werden sollte, würde besondere Schwierigkeiten zeigen. Jede Charte müßte für beständig stehen bleiben, also müßten auch zu jeder so viel Zeichen gegossen werden, als dazu nöthig sind; denn sie mit eben denselben Materialien aufs neue zu setzen, würde sehr mühsam seyn. Und wie lange brauchte man wohl Zeit, eine Charte zu setzen? wenigstens ein halbes Jahr, und der Setzer müßte zugleich in der Geographie sehr bewandert seyn. Nun überdenke man die Kosten für die Stämpel zu schneiden, für Gießerlohn, für den Satz, für Papier und für eine dazu besonders gebaute Presse, für Druckerlohn usw.; sie würden gewiß ein Capital erfordern, welches schwerlich jemand an eine Sache wenden wird, von welcher er nicht weis, ob sie den Bey- fnll des Publicums erhalten werde.« »Die Erfindung auch nur für kleine Charten in Büchern zu gebrauchen, würde bedenklich seyn, weil zu einer kleinen Charte eben dieselben Zeichen und eben dieselben Bemühungen erforder lich sind, als zu einer großen, auch ein auf solche Art gedrucktes Buch wenigstens zweymal theurer seyn würde, als wenn die Charten in Kupfer gestochen, und besonders hineingedruckt werden. Dazu kommt noch, daß der Kupferstich das Buch weit mehr verschönert. Die Einwendung, die Herr Breitkopf macht, daß die Buchdruckerpressen das große Format nicht fassen könnten, würde vielleicht dadurch gehoben, wenn man eine hin länglich große Presse dazu machen ließe. — Dann käme es hauptsächlich drauf an, daß Herr Breitkopf eine Methode er fände, wie man geschwinde setzen könnte, denn darauf beruhet die ganze Wohlfeiligkeit des Preises. Herr Breitkopf ist ohn- streitig der einzige in der Welt, der die Sache glücklich zum Stande bringen kann. Ihm hat man die Erfindung, Noten zu drucken, zu verdanken; und dann würde er seinen Nahmen un sterblich machen, wenn er einen Weg erfinden würde, die Land charten mit leichter Mühe zu setzen. Ein jeder, der das Innere einer Buchdruckerkunst kennt, würde erstaunen, eine gedruckte Landcharte zu sehen. Die Erfindung der Noten war groß, aber die Erfindung Landcharten wie Bücher zu drucken, bedeutet un endlich mehr.« Über die Mitteilungen Breitkopfs war der Herr Hofdiakonus Preuschen natürlich wenig erbaut. Er betont, daß er schon seit 3 Jahren sich mit der Sache befasse, und verwahrte sich und seinen Künstler ganz entschieden dagegen, Breitkopf sein geistiges Eigen tum entwendet zu haben. Gekränktes Selbstbewußtsein spricht aus seinen Zeilen, und er will den Beweis liefern, daß seine Methode die einzig richtige und er mehr als Kinderkarten und Holzschnitte liefern kann; im Oktober 1776 sendet er sodann an Büsching als Probe eine Karte des Kantons Basel, die Büsching lobt, die aber später von einem Kritiker weniger Lob erntete. Büsching teilt uns auch mit, daß diese Karte für 3 franz. Livres oder 1 fl. 22 kr. bei dem Buchhändler Bauer in Straßburg zu haben sei. Später sandte Preuschen auch einen Abdruck der Karte auf Atlas, uni den Beweis zu liefern, daß es möglich sei »das Cabinet eines großen Herrn durch Literarische und nützliche Tapeten zu zieren«. Breitkopf ließ sich durch die hochtönenden Phrasen, die Preuschen in mehreren Artikeln über seine vermeintliche Eifindung zum besten gab, nicht irre machen. Er hielt sich anfänglich zurück, gab dann aber zur M.-M. 1777 eine kleine Schrift heraus unter 1123
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder