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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1915
- Strukturtyp
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- 1915-06-02
- Erscheinungsdatum
- 02.06.1915
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- Deutsch
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VrscnVlatt f. Dtsch«. Buchhandel. Redaktioneller keil. ^ 124, 8. Juni 191S. auch Kennern Lavaters manches Neue boten. Vorgelegt wurde eine Reihe unbekannt gebliebener Zeichnungen zu Lavaters physiognomischen Studien, von denen besonders vier verschiedene Ansichten des Kopses Pitts des Alteren Interesse erregten. Weitere Überraschungen waren Mitteilringen Behrends zur älteren Geschichte Berlins, über den Tunnel über der Spree, der im Jahre 1827 von Saphir gegründet wurde und sich bis in die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein erhalten hat, obwohl er zuletzt ein nur wenigen bekanntes Dasein in der Stille sührte. Herrn Ör. Behrend war es gelungen, die Protokolle und andere Schriften des Tunnels, soweit noch vorhanden, auch die Vereinsabzeichen, so den Heroldsstab mit der Bronzeeule und den Vereinsstempel in Form eines Stiefelknechts, von dem letzten Inhaber dieser Stücke zu erlangen und sie in sichere Verwahrung der Kgl. Bibliothek zu bringen. Da dem Tunnel in den fünfziger und sechziger Jahren Männer wie Schereuberg, Storni, Paul Heyse, Adolph Menzel und Theodor Fontane angehört haben, erregten die Mitteilungen, die in humoristischer Weise die Zu sammenkünfte beleuchteten und wohl den nieisten Hörern Neues brachten, häufig Heiterkeit, stets aber außerordentliches Interesse. Der Sitzung am Montag, dem 3. Mai, konnte ich leider nicht beiwohnen, da ich erst spät abends von meinem Besuch der Leip ziger Osteimesse zurückkehrte. Es hat mich dies um so mehr ge schmerzt, als der Vortrag des Herrn vr. Werner Wolfsheim sich mit buchhändlerischem Kommissionsgeschäft in Leipzig um 1740 beschäftigte. Es handelte sich um Johann Elias Bach, einen Vetter Johann Sebastians, der zu dieser Zeit in Leipzig lebte. Herr vr. Wolffheim ist so freundlich gewesen, mir einige Mitteilungen zu machen, auf Grund deren ich versuchen will, den Inhalt des Vortrages kurz wicderzugeben.*) Herr vr. Wolssheim stützt sich auf 280 Briefentwürse Johann Elias Bachs aus den Jahren 1738—44, größtenteils aus Leipzig, wo er, obwohl auch Musiker, Theologie studierte, bei Sebastian Bach wohnte und Hauslehrer bei dessen Sühnen aus zweiter Ehe war. Die Briefe bringen viel Neues zu Elias Bachs Biographie, sowie zu dem Leben in Sebastian Bachs Hause. Reisen Sebastians, die bisher unbekannt waren, werden erwähnt, vor allem seine Reise nach Berlin im Jahre 1741; auch Sebastians musikalische Tätigkeit wird berührt. Die Briefe bilden hübsche Kulturbilder der Zeit und enthalten interessante Beiträge zur Leipziger Universitäts- uud Gelehrtengeschichte; auch Klatsch fehlt nicht. Besonders interessant für den Bibliophilen ist Elias Vachs Tätigkeit als Bücher- und Musiknlienbesorger, sowie als Carmen-Dichter. Etwa ein Drittel der Briefe, an Personen in den verschiedensten Orten gerichtet, behandeln solche Angelegenheiten; Bach berichtet über Neuerscheinungen, sendet Kataloge, besucht Bücherauktionen. Die Aufträge betrefsen juristische, theologische, aber auch Werke allgemeinen Inhalts, von Bartolus a Saxofcrrato, im Jahre 1506 erschienen, bis zu Gottscheds Rede auf Opitz und von Reineccius' ckanua bobraioao linguae bis zu den »Belustigungen des Verstandes und Witzes«; Dissertationen, Briefsteller, Tranchierbüchlein werden verlangt und besorgt; handschriftliche und gedruckte Musikalieu, so »die singende Muse an der Pleiße», werden vermittelt. Nicht genug damit, beschafft Bach auch Verleger und Drucker für Traktate, macht Angaben über Beschaffenheit der Schristen ein zelner Druckereien, berichtet über die Beschäftigung der Pressen vor der Ostermesse, sowie über Verlegerbaukrotte. Dem Aukaus auf den Auktionen widmet er große Sorgfalt; er meldet die Auktionspreise den Bestellern, meist mit Klagen vermischt, daß die Auftraggeber viel zu niedrige Gebote abgegeben hätten. Bei seinen Büchcrbesorgungen beschränkt er sich nicht darauf, die Bücher nur in Leipzig zu suchen. Er wendet sich auch nach Berlin und nimmt dazu die Hilfe von Philipp Emanuel Bach in Anspruch. Dieser kurze Überblick dürfte zeigen, welche Fülle von Stoff der Vortragende den Hörern zur Kenntnis gebracht hat, und es darf die Hossnuug daran geknüpft werden, daß die Forschungen des Herrn I)r. Wolssheim einer größeren Öffentlichkeit nicht vorenthalten bleiben. «> Obgleich über diesen Vortrag bereits im Bbl. Nr. Ivs berichtet worden ist, glaube ich meine schon vorher geschriebenen Mitteilungen nicht unterdrücken zu sollen, da sic das dort Erwähnte ergänzen. 828 Von neuen Katalogen ist der kleine Katalog 78 von Paul Graupei Einige Neuerwerbungen bemerkenswert, da er eine ganze Anzahl wirklich seltener und interessanter Bücher aus führt. Erwähnen will ich nur Eusebius 4°. Paris, HenricusStephanus, 1512, welches Werk besonders dadurch bemerkenswert ist, daß in ihin Johann Gutcnberg als Erfinder der Buchdruckerkunst erwähnt wird. Freilich tat dies schon srüher die berühmte »Chronik von Köln«. Eine besondere Hervorhebung verdient der Katalog 233 von I. A. Stargardt, Berlin: Selbstschristeu berühmter Fürsten, Feldherren und Staatsmänner, Urkunden, Ansichten, Einblatt- drucke usw. Auch die Ausstattung des Katalogs durch Faksimiles und Abbildungen zeichnet ihn aus. Aus den, Inhalt will ich nur als ganz-besonders schönes Stück die Nr. 45 erwähnen, das Ori ginal der Proklamation, dis König Wilhelm am 10. August 1870 aus Saarbrücken in dem Augenblick erlassen hat, als er die fran zösische Grenze überschritt. König Wilhelm hat dieses Exemplar eigenhändig: »Guillaume« unterschrieben, und es ist zweifellos das einzige Exemplar, das diese Unterschrift ausweist. Das wert volle Stück stammt aus dem Nachlaß des Polizeidirektors Wilhelm Stieber. Freilich entspricht auch der Preis der außerordentlichen Seltenheit. Stargardt bewertet es nnt 18500 Die am 26. und 27. März d. I. stattgesundene Versteigerung einer süddeutschen Schloßbibliothek durch Max Perl hat einen recht guten Ersolg gehabt, und es sind ganz anständige Preise bezahlt worden. So wurde Arnims Gräfin Dolores, Berlin 1809, mit 130 .« verlaust, Briefe, die neueste Literatur betreffend, 24Teils, 1759—66, inHfz.-Bänden der Zeit, mit 54 der Cer vantes von 1780 mit 360 .tt. Auch die reichhaltige Sammlung Oootbvana erzielte wenigstens zum Teil gute Preise. So wurde die vollständige Ausgabe letzter Hand von Goethes Werken, 55 Bände 8" in schönen, braunen Halblederbäudeu der Zeit mit 260 .« zugeschlagen. Ebenso wurde eine Reihe Gothaischer Hos- kalender versteigert, von denen Jahrgang 1789 mit 41 .K, 1771 mit 81 .1t bezahlt wurde. Eine Erinnerung an I. A. Stargardt, den Gründer des noch heute blühenden Geschäfts, bringt das Berliner Tageblatt vom 11. Mai 1915, die auch dadurch interessant ist, als sie die Wandlung in der Bewertung von Büchern und Bibliotheken zeigt, die sich in den letzten 50 Jahren vollzogen hat. Es handelt sich um Schillers Bibliothek, über die der Bibliothekar an der Großherzoglichen Bibliothek zu Weimar, 4>r. Ortlcpp, in dem neuesten Zuwachsverzeichnis dieser Bücherei berichtet. Die Bibliothek Schillers, die jetzt in der Hauptsache in zwei Orten sich befindet, der kleinere, 156 Bände umfassende Teil in der Stadt bibliothek zu Hamburg, der größere von 360 Bänden im Goethe- und Schiller-Archiv zu Weimar, hat, bevor es dazu kam, sehr wechselvolle Schicksale gehabt. Nach dem Tode der Witwe des Dichters 1826 siel der kleinere Teil an Schillers zweiten Sohn Ernst, nach dessen 1841 erfolgtem Tod an den älteren Bruder Carl, der ihn 10 Jahre später an I. A. Stargardt in Berlin ver kaufte. Stargardt versuchte mehrfach, die Bibliothek loszuwerdcn, aber ohne Erfolg. Auch der Erbgroßherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar, der durch Professor Karl Koch auf sie aufmerksam gemacht wurde, lehnte den Ankauf ab und empfahl, der Stadt gemeinde Weimar den Ankauf sür das Weimarer Schillerhaus nahe zulegen. Der Ankauf scheiterte au der»hohen»Forderung Stargardts, der 300 Taler verlangte, also bei 156 Bänden noch nicht 2 Taler sür den Band einer Bibliothek, die dem Nationaldichter der Deutschen, Friedrich Schiller, gehört hatte! Das war im Jahre 1852. Im Jahre 1859 ließ Stargardt einen Katalog der Bibliothek als Huldiguugsschrist erscheinen, und wiederum setzten Verhand lungen ein. Der Weimarer Verlagsbuchhändler Voigt regte eine Sammlung zum Ankauf und zur Übereignung an das Schillerhaus in Weimar an, mit ebenso negativem Ersolg wie sie die Ver handlungen mit dem Weimarer Gememderat hatten, dem Star gardt die Bibliothek nunmehr für 250 Taler abtretcn wollte. Endlich im Jahre 1860 gelang es Stargardt, die Bibliothek an den Hamburger Buchhändler Isaak Salomon Mayer zu ver äußern, der eine Lotterie veranstaltete, in der der Kaufmann Karl Helmke im Jahre 1862 die Bibliothek gewann. Dieser übcr- eignete sie im Jahre 1867 der Hamburger Stadtbibliothek.
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