Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1915
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19150526
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191505268
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19150526
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1915
- Monat1915-05
- Tag1915-05-26
- Monat1915-05
- Jahr1915
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. N8, 28. Mai ISIS. Kleine Mitteilungen. Protest schwedischer Gelehrter und Künstler gegen Deutschland. Zu unseren Ausführungen in Nr. 113 schreibt uns ein Mitarbeiter aus Stockholm: Die deutschen Warnungen vor der Ausreise der »Lusitania« sind in Schweden ebenso bekannt wie in Deutschland. Es ist auch wohl be kannt, daß das Schiff große Mengen von Munition und anderem Kriegsbedarf mit sich führte. Diese Tatsache und viele andere Um stände sind in der schwedischen Presse sehr lebhaft, sogar mit Leiden schaft erörtert und verurteilt worden. Die nationale Presse wie alle rechtsstehenden Zeitungen stellen sich (wie auch die allgemeine Volks- mcinung) auf Deutschlands Seite und tadeln England und Amerika in scharfer Weise. Im allgemeinen ist die Dis kussion jetzt geschlossen und der deutsche Standpunkt als selbst verständlich anerkannt worden. Dagegen hat sich die linksstehende Presse, »Dagens Nyheter« und »Socialdemokraten« an der Spitze, auf die Seite Englan.d und Amerikas geschlagen und ihrer Toll wut gegen Deutschland kaum Zügel angelegt, obschon die Sache ja ganz klar liegt und nur durch Böswilligkeit zugunsten Englands aus gebeutet werden kann. Der erwähnte Protest wurde zuerst von »Dagens Nyheter« veröffentlicht und dann von den übrigen Blättern wiedergegeben. Die Zeitung »Nya Dagligt Allehanda« knüpfte daran den Ausdruck des Bedauerns, daß hervorragende Mitglieder der schwe dischen Intelligenz, zum Teil von internationalem Nus und in staat lichen Diensten stehend, so übereilt und unüberlegt handeln konnten. Dieser Meinung schlossen sich die übrigen nationalen Blätter an. Ein liberaler Neichstagsabgeordneter, Hanptmann Sten Liljedahl, der als eine der Stützen der liberalen Partei galt, veröffentlichte in »Afton- bladet« (einem frcikonservativen Blatt von großer Bedeutung) einen längeren Artikel, worin er sich entschieden der deutschen Anschauung anschloß. Dies gab wieder »Dagens Nyheter« (dem Hauptorgan der Liberalen) Anlaß zu wütenden Ausfällen und schmutzigsten Schimpfe reien. In den Spalten dieses Blattes wird die Auseinandersetzung fortgeführt. Es mag vielleicht von Interesse sein, daß dieser Haupt mann Liljedahl auch ein bekannter Schriftsteller ist, der u. a. ein dreibändiges Buch über »Goethes Liebesleben« geschrieben und Eucken übersetzt hat. Post. — Wegen völliger Unterbrechung des direkten Schiffsverkehrs zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika kommt für Briefe im Verkehr zwischen beiden Ländern bis auf weiteres die er mäßigte Brieftaxe nicht mehr zur Anwendung, die Sendungen sind viel mehr bis zur Wiederaufnahme des regelmäßigen Dampferverkehrs all gemein den Portosätzen des Weltpostvereins unterworfen. Die 7. Konferenz für Trinkerfürsorge. — Die Tagesordnung der am Pfingst-Dienstag und -Mittwoch im Landeshaus der Provinz Brandenburg in Berlin (Matthäikirchstraße 20/21) abgehaltenen 7. Konferenz für Trinkerfürsorge umfaßte: Eröffnungsansprache: Se- natspräsident Wirk!. Geheimer Oberregierungsrat v. vr. von Strauß und Torney, Berlin. Warum ist die Trinkerfürsorge gerade in der Kriegszeit besonders wichtig und besonders nötig? (Geheimer Ne gierungsrat I)r. Dietz, Darmstadt): Wie werden die besonderen Schwie rigkeiten persönlicher, sachlicher und finanzieller Art, die der Trinker fürsorge in der Kriegszeit entgegenstehen, überwunden? (Amtmann Specht, Heidelberg, Pfarrer Ebeling, Saarbrücken); Einwirkung der in der Kriegszeit getroffenen Maßnahmen der Militär- und Zivil behörden auf die Arbeit der Trinkerfürsorge (Landesrat Kraß, Mün ster); Welche Aufgaben fallen den Staats- und Gemeindebehörden zu für den Kampf gegen die Alkoholschäden in der Kricgszeit? (Stadt rat Nosenstock, Königsberg i. Pr.); Die Alkoholkranken im Felde (Sanitätsrat Or. Colle, Biclesclö); Die Trinkerheilstälten in der Kriegszeit (Pastor Kruse, Lintorf); Berichte aus Trinkerfürsorge stellen (Neallchrer Bihler, Stuttgart; Lehrer Ewald, Barmen; Frl. Lübscn Oldenburg; I)r. vrsck. Mulert, Freiberg i. Sa.; vr. Neu mann, Wien; Pastor Neymann, Licgnitz). Personlilnkchrichten. Max Buri f. — Der Maler Max Buri aus Brienz ist auf der Durchreise in Jntcrlaken im Alter von 47 Jahren einem Schlaganfall erlegen. B. entnahm seine Stoffe mit Vorliebe den ländlichen Kreisen des Berner Oberlandes; er kannte Bauern und Bäuerinnen, ihr Leben und Gehaben, Sitte und Brauch und gab sie getreu in seinen Bildern wieder. Georg Heeger s. — Dr. Georg Heeger, Rektor des Realgymnasiums in Würzburg, ist kürzlich dort gestorben. Er hat sich um die Pflege der Überlieferung volkstümlicher Poesie in seiner engeren pfälzischen Heimat hervorragende Verdienste erworben. Selbst ein tüchtiger Sänger- alter Weisen zur Laute, sammelte Heeger die Fülle schöner Pfälzer Volkslieder in kritischer Nachprüfung, zu der ihn seine anerkannte neuphilologische Fachtcnutnis befähigte, iu zwei stattlichen Bänden. Ferner betätigte er sich als ein Hauptmitarbeiter am pfälzischen Wör terbuch, das die Bayerische Akademie der Wissenschaften herausgibt. Er arbeitete auch viel auf dein Gebiete der Botanik; eine neue Pflan zenart, Oapsella ist nach ihm benannt. Walter Turszinsky 1'. Am 22. Mai ist in Berlin der Schriftsteller- Walter Turszinsky einem Herzschlage erlegen. Er hat nur ein Alter von 41 Jahren erreicht. Leine humoristische Begabung kam besonders in der Komödie »Gekbstern« (1905) zur Geltung, die er mit Jacques Burg schrieb. Auch seine Novellen »Der alte Löwinsohn« (190?) und »Menschen im Schatten« (1907) fanden freundliche Beurteilung. SpreWal. Weltkrieg und Weltbürgertum. Vor einigen Tagen erhielt ich ein Verleger-Rundschreiben nebst be sonderem Brief, in dem ich anfgefordert wurde, mich für ein Kriegstage buch iu besonderer Weise zu verwenden. Ich wurde darauf hingewiesen, daß der noch junge Verfasser den Mut gehabt hätte, neben der Vater landsliebe auch das Weltbürgertum zu Worte kommen zu lassen. Zum Schluß wurden mir 2 Probe-Exemplare mit 40°/. Rabatt angeboten. Ich gestehe ganz offen, daß ich einer Anwandlung von Zorn nicht Herr zu werden vermochte, der gewiß im Buchhandel mir nachempfunden wird. Im ersten Augenblick wollte ich dem Verleger direkt antworten, habe es aber unterlassen in der Meinung, daß ich ihn schwerlich bekehren würde. Aber an dieser Stelle möchte ich einmal dem Gefühl Ausdruck geben, das mich beseelt, wenn ich mir vergegenwärtige, daß ein Bestreben in jetziger Zeit, ivo wir mitten in einem uns aufgedrnngenen furchtbaren Kampfe stehen, darauf gerichtet ist, weltbürgerische Grundsätze und Überzeugungen iu weitere Kreise zu tragen. Man denke nur: ein Weltbürgertum, das uus verbinden soll mit den eitlen, verlogenen und moralisch tief herab gekommenen Franzosen, mit den gewissenlosen Krämerseelen in England, die uns am liebsten gänzlich vernichten möchten, mit der moskovitischen Nasse, die sich für alle Zeiten selbst eine Schandsäule errichtet hat, auf der die von ihr verübten grausamen Morde und viehischen Gemeinheiten verzeichnet sind, und endlich mit den in Größenwahn verfallenen wort brüchigen Italienern — wahrlich eine nette Gesellschaft! Es erscheint mir nicht nur verfrüht, sondern in hohem Grade bedenk lich, wenn wir uns jetzt überhaupt mit Gedanken befassen, die spä ter ganz von selbst sich zu Taten entwickeln werden. Die großen Völker des Erdballes sind naturgemäß aus materiellen Gründen aufeinander angewiesen, wollen sie aber miteinander als Kultur Völker verkehren, so sind dafür Bedingungen erforderlich, die der Krieg vernichtet hat. Ob und welche spätere Generation es über sich gewinnen kann und wird, die Erinnerung an die gegen unser Deutschland heute begangenen Ver brechen an Grausamkeit, Niedertracht, Gemeinheit und Verlogenheit in sich so weit zurückzustellen, daß es möglich wäre, die leitenden großen Völker der Erde zu einem Weltbürger-Bunde zusammenznschließen, das ist eine Frage, auf die heute niemand eine Antwort geben kann. Und daher leitet mich die Überzeugung, daß jeder einzelne von uns alles in seinen Kräften Stehende tun muß, um stark zu bleiben, und nicht daran denken darf, im Sinne eines Weltbürgertums sich selbst und unser Volk abzulenken und es zu beeinflussen. Was nach dem Kriege kommen kann, wird wohl für alle patriotischen deutschen Männer und Frauen große und gewaltige Ausgaben darbieten, aber für jetzt hege ich die Überzeugung, daß alle Daheimgebliebrnen für ihren Teil dazu beizu- tragen haben, unseren im Felde stehenden Brüdern mit den Waffen des Geistes an die Seite zu treten, um ihnen, die ihr Leben für uns ein- setzen, zu zeigen, daß wir zu helfen bereit sind in dem großen Kampfe, der am letzten Ende für unser deutsches Vaterland um alles geht! Da bei erscheint mir aber jeder Versuch, ein Weltbürgertum aufzurichtcn, nur als ein Zeichen nationaler Schwäche. Was der noch junge Verfasser des Kriegstagebuches im Felde gesehen und erlebt hat, weiß ich zwar nicht, aber welche Gefahren uns drohen, wenn unser ganzes Volk jetzt nicht alle seine Kräfte anspannt, um zusiegen, dafür genügen mir die Ereig nisse des Weltkrieges mit allen gegen unsere braven Truppen verübten Grencltaten. Indem ich es also als deutscher Buchhändler ablchne, für die Verbreitung eines Buches mit weltbürgerischcr Tendenz auch nur einen Finger zu rühren, spreche ich die feste Überzeugung aus, daß ich mit dieser Weigerung nicht alleinstehen werde. Hamburg, 22. Mai 1915. Hermann Seippel. Verantwortlicher Redakteur: EmtlThomaS. — Verlag: Der Börsenvcretn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerhaus. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 lBuchhändlerhauS).
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder