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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.12.1908
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- Deutsch
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283, 5. Dezember 1908. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 14197 Die ungeahnt großen Erfolge, die Carl Schillings in unserer ostasrikanischen Kolonie auf photographischem Ge biete errang, haben in Deuschland überaus anregend auf die Tierphotographie gewirkt und deren hohe wissenschaftliche Bedeutung erst richtig erkennen gelehrt. Der Voigtländersche Verlag in Leipzig erließ einen Aufruf zur Herstellung und Sammlung photographischer Naturaufnahmen und setzte Preise für die besten Tierbilder aus. Wie der Verlag in dankenswertester Weise Schillings bei Veröffentlichung seiner photographlschen Ausbeute verständnisvoll förderte, so hat er sich auch mit Herausgabe des vorliegenden Werkes ein großes Verdienst um die Förderung der Erkenntnis vom Leben und Treiben der Tierwelt wie um Verbreitung von Liebe und Interesse für diese erworben. Das ist der Zweck des Werkes. Es ist das erste rein biologische Tierbuch, das wir in Deutschland besitzen. Es bringt nichts von Systematik, Anatomie, Entwicklungslehre n. a. Der Text schildert in gemeinverständlicher und ansprechender Form die Lebensgewohnheiten des Tieres, sein Leben und Treiben im Laufe des Jahres, seine Beziehungen zu anderen Tieren und vor allem auch zum Menschen und führt so das Tier in Aktion vor. Die Bilder sind ausnahmslos Photographien lebender Tiere, die in der Freiheit bzw. in Wildparks aus genommen sind. Nur wenige kleinere Tiere, z. B. Mäuse und Spitzmäuse, sind in Vivarien ausgenommen worden. Die Kleinheit des Tieres und seine versteckte Lebensweise verhinderlen in diesem Falle die Freiausnahmen oder er schwerten sie doch zu sehr. Dasselbe ist mit Wassertieren der Fall. An den Tieren selbst ist jede Retusche vermieden worden, und die Bilder sind demnach durchaus naturwahr. In den vorliegenden je acht ersten Lieferungen der beiden ersten Bände, die in sechzehn Lieferungen vollständig sein werden, ist das Bildermaterial ausgezeichnet. In erster Linie find es Tiere unseres Vaterlandes, die hier in Wort und Schrift vorgeführt werden. Den vorzüglichen Bildern, zum größten Teile Einschalttafeln, entspricht der Text. Mit arbeiter sind außer dem in zoologischen Kreisen rühmlichst bekannten Herausgeber, der u. a. Reineke Fuchs und das Kaninchen bespricht, der um die Erforschung der Wirbeltier fauna der Provinz Hannover hochverdiente Schriftsteller Hermann Löns und der beste Kenner unseres deutschen Bibers Hermann Friedrich, der vor Jahren bereits eine umfassende Monographie des Elbbibers herausgegeben hat und der auch in diesem Werke wieder den Biber behandelt. Ganz besonderes Interesse dürsten seine eingehenden Mit teilungen über die heutige Verbreitung des Bibers und sein allmähliches, leider wohl unabänderliches Aussterben finden. Der Direktor des Zoologischen Gartens in Hannover, vr. Schliff, bearbeitete Wisent und Bison und bespricht eingehend die Tragödie ihrer Ausrottung. Martin Bräß behandelt kleinere Sänger und Vögel. Besonders hervor zuheben sind seine ausführlichen, fesselnden Ausführungen über den jahrhundertelangen Kampf auf Tod und Leben zwischen Haus- und Wanderratte, der jetzt zugunsten der letztem endgültig entschieden worden ist, sowie über die Einbürgerung von Edel- und Ringfasan in Deruschland. Bräß und Löns haben sich in der Bearbeitung des zweiten Bandes Vögel geteilt und verstehen beide in warmherziger Weise das Leben und Treiben der Gefiederten zu schildern. Überhaupt spricht aus allen Aussätzen ein warmes Empfinden für die Freuden und Leiden unserer tierischen Mitbewohner der Mutter Erde, eine aufrichtige Liebe und Freundschaft zu den Tieren. Nicht zum wenigsten ist es das Bestreben aller Mitarbeiter, alte Vorurteile zu bekämpfen, jedes Tier als Teil des Naiurganzen schätzen und achten zu lehren. Und dankbar ist es zu begrüßen, wenn z. B. der Herausgegeber in seiner Arbeit über den Fuchs dessen jetzt beliebter, so Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. tc>. Jahrgang. gänzlich unweionrännischer Ausrottung, die dazu noch mit Gift statt mit Pulver und Blei betrieben wird, entgegentritt, oder wenn Bräß sich des trotz allen gesetzlichen Schutzes von der Jägerei immer noch verfolgten Freundes Adebar oder des Fischadlers annimmt. Das Buch will Liebe zur Natur und Schonung der Tiere lehren. Darum seines anregenden und belehrenden Textes und seiner erstklassigen Illustrationen wegen sei es Schule und Haus auf das wärmste empfohlen. Möge es einen recht weiten Verbreitungskreis finden! — Dies schrieb über Meerwacths Lebensbilder aus der Tier welt Di. Knottnerus-Meyer in der Kölnischer! Zeitung — was R. Voigtländers Verlag dem Sortiment zu wissen tut, ebenso fei die Kritik des vr. Reh im Hamburgischen Corre spondenten im Folgenden mitgeteilt: Wir können danach schon sagen, daß dieses Werk eins der hervorragendsten unserer populärzoologischen Literatur sein wird, das in vieler Beziehung sich mit Brehms Tier leben vergleichen kann. Die Abbildungen übertresfen geradezu alle Erwartungen. Die Schwierigkeit der Herstellung solcher Aufnahmen kann nur der ermessen, der selbst Versuche ge macht hat, Tiere in freier Wildbahn — und nur darum handelt es sich hier — zu photographieren. DaS Beschleichen des Wildes, das oft nur in der Abenddämmerung aus dem Waldesdickicht oder seinem Bau heraustritt, die scharfe Ein stellung, das Erfassen des richtigen Augenblicks zum »Knipsen« sind nur einige der geringeren Schwierigkeiten. Die hauptsächlichsten liegen in unseren Bodenkultur-Verhält nissen, die nur ganz wenig Land freilassen, daß der Photo graph es betreten darf, und in der Scheuheit des Wildes in dicht bewohnten und gut bejagten Gegenden. Erst wenn wir bedenken, daß manches Bild wochemanges Beschleichen des Wildes, viele Stunden vergebliches Warten auf dem An stand erforderte, bis der richtige Augenblick kam, erst dann können wir die Bilder richtig würdigen. Wenn man die Tierbilder dieses Werkes durchblättert und mit denen älterer Werke vergleicht, so ist es, als ob man die Tiere ganz von neuem kennen lernte. Sie offen baren ganz andere Seiten ihres Wesens. Auf den älteren Abbildungen, vorausgesetzt, daß sie überhaupt gut waren, sehen wir die Tiere fast ausnahmslos in Paradestellungen oder in irgend einer Tätigkeit, die möglichst auf unser Ge müt wirken soll, also bei Kinderpflege, im Kampf mit einem Feind usw. Jetzt sehen wir sie im gewöhnlichen Leben, so wie sie sich haben und geben, wenn sie sich unbeobachtet glauben. Es ist etwa der Gegensatz wie zwischen dem Schauspieler auf der Bühne und im gewöhnlichen Leben, nur daß dieser seinen Beruf nie ganz verleugnen kann, während das Tier überhaupt nicht schauspielert. Und so müssen wir uns erst an diese neue Darstellungsweise des Tieres gewöhnen. Es erscheint uns zunächst fremd. Erft bei längerem Studium, beim Vergleichen mit unseren ge legentlichen Beobachtungen draußen in Feld und Wald und mit dem Gebaren unserer Haustiere, bemerken wir, daß wir es erst jetzt in seiner wahren Gestalt kennen lernen, in der es uns dann trotz allem nähergerückt erscheint, als in den seitherigen gekünstelten Darstellungen. Und darin liegt der außerordentliche erzieherische Wert solcher Bilder. Um den »Lebensbildern« gerecht zu werden, müssen wir auch noch den Text berücksichtigen. Es war ein glück licher Gedanke, für jedes Tier einen Bearbeiter zu wählen, der mit gerade diesem besonders vertraut ist. Da jeder wissenschastiiche Schein vermieden, dev Text vielmehr in mög lichst leicht verständlicher und anregender Weise gehalten ist, haben wir hier eine Reihe von geradezu meisterhaften Schil derungen. Ganz besonders sind die Beiträge des han noverschen Schriftstellers H. Löns geradezu unübertreffliche Schmuckstücke von Tierschilderung. 1848
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