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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.04.1915
- Strukturtyp
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- 1915-04-29
- Erscheinungsdatum
- 29.04.1915
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 97, 29. April 1915. Einfluß hatten, wittert der Verfasser eine nationale Gefahr im Gegensatz zu der Tätigkeit des englischen, französischen und bel gischen Kapitals. Er wünscht eine Art russischer Nationalwirtschaft durch Russisizierung des ausländischen Kapitals und rät der russi schen Industrie, sich möglichst rasch von der deutschen Vormund schaft zu befreien, »so daß Rußland die Interessen der russischen Industrie und aller kulturellen Elemente ausnutzen kann, ohne daß im Hintergründe die Gefahr steht, daß die russischen Pro vinzen in deutsches Hinterland verwandelt werden«. »Gewiß ist es« — so bemerkt Waldecker dazu noch —, »nur ein Privatmann, der dies schreibt. Aber seine Quelle ist neben dem Russin» Hr- boaü das amtliche russische Finanzblatt IVjostnilr ünnnson-, und daß seine Schrift gerade vor Ausbruch dieses Krieges erscheinen mußte, in dem die russische Regierung die Folgerungen aus seinen Darlegungen zieht, zwingt meines Erachtens, seine Ausführungen symptomatisch zu verstehen.« Wie gesagt, ich teile diese pessimistischen Anschauungen, wenigstens soweit der Buchhandel in Betracht kommt, nicht. Ich wollte sie aber hier anführen. Aber auch die Frage taucht aus: Wie wird es werden, wenn der Krieg noch länger andauert? Mit diesem Gedanken gehen wir Kantate 1918 entgegen! Der Gedanke der Organisation, des Zweckzusammenschlusses hat Triumphe gefeiert, wie die lebhafteste Phantasie sie sich nie und nimmer hätte träumen lassen. Man hat nicht gefragt, ob es etwa sozialistische Gedanken seien, die verwirklicht werden. Man hat eben die Gedanken genommen, wo man sie gefunden hat, und hat sie in die Tat übertragen. Die Wirtschaft wurde aus einer dem Frieden dienenden zu einer dem Kriege botmäßigen, und wenn auch über manches, was geschehen ist, Meinungsverschieden heiten bestehen können und auch bestehen, so ist doch im großen und ganzen der Zweck erreicht, die Wirtschaft aufrechtzuerhalten und dem Kriegszwecke dienstbar zu machen. Während England viele Millionen über das Weltmeer schickt, um Kriegsbedarf und Nah rungsmittel zu beschaffen, bleiben bei uns die Summen für beides im Lande und befruchten und erhalten die Wirtschaft. Die geniale Führung der Neichsbank hat es vermocht, die Millionen im Laude zu behalten, und die Probe auf das Exempel ist der großartige Erfolg der Milliardenanleihe. Unsere Banken schwimmen im Gelds; die Einzahlungen bei unseren Sparkassen wachsen; die Bedürfnisse werden im Lande hergestellt, mit einem Wort: Die Friedenswirtschaft hat ihre Umwandlung in die Kriegswirtschaft, ohne Schaden zu nehmen, vollzogen. Auch der Buchhandel hat sich gewandelt. Freilich konnte er es leider nicht in der Weise, wie andere Erwerbszweige dies vermocht haben. Wenn wir sehen, wie Pianoforte-Fabriken zur Herstellung von Geschoßhülseu, Kunst seide-Fabriken zu der von Schrapnells, Möbelfabriken zu der von Schlitten übergegangen sind, so könnte der Buchhandel fast neidisch werden, wie verhältnismäßig leicht anderen Industrien der Über gang von der Friedensarbeit zur Kriegsarbeit geworden ist. So gut ist es uns nicht geworden! Aber auch der Buchhandel hat das seine getan, und sogar streng wissenschaftliche Verlagshand lungen haben die Kriegsliteratur durch Broschüren bereichert. Ob darin nicht etwa des Guten zuviel geschehen ist, steht auf einem anderen Blatt; jedenfalls dürste man jetzt den Verlagsbuchhand lungen raten, den Markt etwas weniger mit dieser Ware zu überschütten. Die Titel » und der Krieg« möchten doch viel von ihrer Zugfähigkeit eingebüßt haben. Auch das Sortiment hat versucht, sich der Kriegszeit anzu passen. Daß viele Handlungen, die sonst kaum eine Karte vorrätig gehabt haben, zu dem Verkauf von Kricgskarteu übergegangen sind, lag ja sehr nahe, aber andere haben sich auch dem Verkauf von Zeitungen zugewandt, dem von Kriegsbroschüren wohl alle. Ob der materielle Erfolg den Anstrengungen entsprochen hat, ist mir allerdings sehr fraglich, und mancher Sortimenter wird sich nach und nach aus den bar bestellten und unverkauft gebliebenen Bro schüren ein reiches Lager von Ladenhütern erworben haben, die wohl schon jetzt — sicher aber später — schlechterdings unverkäuflich sind. Ich bin überhaupt der Meinung, daß den größten Nutzen an den Kriegsbroschüren der Drucker und der Papierhändler ge- 848 habt haben, und daß weder Verleger noch Sortimenter dabei Seide gesponnen haben. Neben dem wissenschaftlichen Verlag, der sofort bei BeAnn des Krieges eine große Zahl seiner Zeitschristen-Bezieher ver loren hat, hat es das Antiquariat am schwersten gehabt, und namentlich das rein wissenschaftliche Geschäft, das ja so außerordent lich aus das Ausland angewiesen ist. Hatte es doch nicht nur init einem Stocken seines Absatzes, sondern auch mit dem Nichteiugang seiner Forderungen zu rechnen. Aber auch das Antiquariat hat sich möglichst dem Kriege angepaßt, und die Kataloge über Krieg, Kriegspolitik und allgemeine Geschichte haben sich wieder hcrvor- gewagt, wie ich meine, nicht ganz ohne Erfolg. Wie wird es nun nach Kantate aussehen? Der Verlag, der schon angefangen hat, auch größere und wissenschaftliche Werke herauszugeben, wird darin sortsahren müssen und so nicht nur für die Krisgszeit, sondern auch für die hoffentlich nicht mehr all zu ferne Frisdenszeit dem Sortimenter Gelegenheit zum Absatz geben. So wird auch der Sortimenter versuchen, eifriger wissen schaftliche Werke zu verkaufen, und ich bin überzeugt, daß er auch hierin Erfolg haben wird. Empfehlen dürfte es sich, nicht zu viel zu bringen und kleine Auslagen zu drucken, dann werden ge diegene Werke auch jetzt Absatz finden und die Arbeit des Ver legers und des Sortimenters lohnen. Freilich wird die Arbeit geringer sein als sonst; die einzelnen Betriebe müssen sich ja aber auch mit weniger Hilfskräften eiurichteu. Immerhin wird sich Zeit finden zu Arbeiten, die sonst aus Mangel au Zeit ver nachlässigt werden. Ich denke dabei vor allem au die Einführung einer geordnete» Buchführung, die so beschaffen sein muß, daß sie ein klares und durchsichtiges Bild des ganzen Betriebes, nament lich auch des wirklichen Gewinnes, den die einzelnen Abteilungen eines Geschäftes erzielen, bietet. Dies gilt für Sortimenter wie für Verleger. Das Antiquariat wird sich mit dem Ausarbciten von Rosten, die sich sicher in vielen Geschäften finden und mit der Vorbereitung neuer Kataloge beschäftigen. Dann kommt die Zeit des Abschlusses, der gerade in diesem Jahre sehr sorgfältig vorgcnommen werden sollte, weil er geeignet ist, mancherlei Über raschungen zu bringen und Tatsachen festzustellen, die mancher Wohl geahnt hat, ohne sie beweisen zu können. Ich meine z. B. die Feststellung, welchen Nutzen die Versendung von Neuigkeiten heute noch bringt, und ob der Nutzen, der dem Sortimenter an dieser Arbeit bleibt, im Verhältnis zu der aufgowaudten Mühe steht, und ob nicht gerade für den Novitätenvertrieb dem Sortiment eine besondere Vergütung zu gewähren wäre. Für diejenigen Firmen, die am I. Juli einen Abschluß machen, ist beinahe ein volles Jahr vergangen, in dem das Erscheinen und somit der Vertrieb wissenschaftlicher Novitäten fast vollständig geruht hat. Die- Arbeit des Bcrsendens ist also erspart worden, ferner auch die Frachtkosten und Verpackungsspescn von und nach Leipzig. Ich glaube, daß diese Spescnersparuis viel dazu beitragen wird, dis Schäden erheblich zu verringern, die der Krieg uns verursacht hat. Daraus dürsten Folgerungen zu ziehen sein, die ich vor Feststellung der Tatsachen nicht ziehen will, son dern hier nur andeute. Der Vorstand des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine will, wenn es irgendwie geht, in diesem Jahre die gewohnte Herbstversammlung abhalten. Namentlich soll die Frage der Organisation des Sortiments auf dieser Versammlung besprochen werden. Dis stillen Sommernionate des Jahres 1918, die wohl noch stiller sein werden als sonst, werde» dem Sortiment Zeit lassen, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, und die gewonnenen Einsichten sollen daun aus der Herbstversammluug zur Sprache kommen. Zwei wichtige Fragen, die füglich noch vor dem Friedens- schluß gelöst sein sollten, möchte ich dem Nachdenken der einzelnen Kollegen und der Verbände unterbreiten. Die erste ist die Sicherung der deutschen Forderungen im feindlichen Auslands. In dem der ordentlichen Ab- geordnetenverjammlung des Verbandes am I. Mai vorzulegen den Jahresbericht heißt es:
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