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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.03.1915
- Strukturtyp
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- 1915-03-15
- Erscheinungsdatum
- 15.03.1915
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- Deutsch
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^ 60, IS. März 1915. Redaktioneller Teil. «-q-nblau j. d. Mich». B»ch-and->. praktischsten und deshalb am einträglichsten, denn es erzeugt im Beschauer, der sich vom brennenden Weihnachtsbauin immer an gezogen fühlen wird, tatsächlich die Ansicht, daß ein gutes Buch das beste Weihnachtsgeschenk für ihn selbst und für andere ist. Es hat auch den großen Vorteil, daß es sich infolge seiner glück lich gewählten Abmessungen überall bequem anbringen laßt und daß es — was das Wichtigste ist — auffällt, daß es ge sehen wird. Und man soll nichts beiseite schieben, ohne einen besseren Ersatz zu haben.*) Ein kleines Plakat, das ich viel zwischen Büchern ausgelegt fand, mit den Worten: »Schickt Bücher in das Feld! Feldpost- bllcherei für Soldaten. Portofrei«, erfüllt seinen Zweck. Ein praktisches Werbemittel ist schließlich das von der Firma I. F. Lehmann, München, herausgegebene Kriegsplakat, einen lesenden Krieger darstellend. Es enthält gleichzeitig Empfeh lungen verschiedener Bücher einzelner Verleger, und zwar sol cher Bücher, die bequem im Feldpostbrief verschickt werden können. Wenn man bei dem Plakat der Hannoverschen Buchhändler auch über die Ausstattung hinwegsieht, so wird man es doch nicht gutheißen können, daß hier immer wieder und immer noch zum Sammeln alten Lesestoffes anstatt zum Kauf neuer, pas sender Schriften angeregt wird. Die Hannoverschen Sortimenter gehen so weit, sich zur Entgegennahme solcher Spenden, sogar zur Abholung aus der Wohnung des Gebers und zur Weitergabe an das Rote Kreuz bereit zu erklären, das wiederum die Beförderung »an die Feldgrauen in den Unterseeboten« übernimmt! Nachdem der Buchhandel Millionen Bände und Hefte gern und kostenlos schenkte, darf er wirklich auch einmal daran denken, einen Verdienst bei denjenigen Büchern zu suchen, die andere ihren Angehörigen, Freunden und Bekannten oder den Soldaten und Matrosen schicken. Wie wohltuend sticht davon das Plakat einer Zigaret tenfabrik ab, das an den Anschlagsäulen prangte, einen am Fen ster eines Eisenbahnwagens stehenden Soldaten in Feldausrüstung zeigt und die Worte »Schickt mir doch Problem-Zigaretten« ent hält. Nur der Buchhändler kann immer gar nicht genug schenken, während andere nur »bar« liefern. Ob Plakate, große und kleine, in den Buchhandlungen an gebracht, als vollwertiges Reklamemittel anzusehen sind, kann nach dem, was ich über meine Beobachtungen sagte, bezweifelt werden. Besser wäre sicherlich ein Anschlag an den Anschlag säulen in wöchentlichen Abständen, möglichst so, daß ein reich licher freier, weißer (eventl. unterklebter) Raum ringsherum ver bleibt. Können denn die Sortimenter nicht mehr Gattungsre- klamc machen? Über schwache Ansätze hierzu ist man noch nicht hinausgekommen. Warum setzt nicht jeder Ortsverein oder dergleichen einen bestimmten, besonderen Jahresbeitrag von 50 oder 100 pro Mitglied und Jahr fest, damit planmäßige Werbearbeit verrichtet werden kann? Kommt dies zustande, so darf man sich jedoch nicht auf eine Reklameart beschränken, son dern mutz das Publikum planmäßig auf jedeWeise zu gewinnen suchen. (Fortsetzung folgt.) Patriotismus, Kunst und Kunsthandwerk. Von Gustav E. Pazaurek. Politische Flugschriften, her ausgegeben von Ernst Jäckh, 20. Heft. Stuttgart und Berlin 1914, Deutsche Verlags-Anstalt. Preis 50 -s ord. Wer so gegen den Strom schwimmt, wie der Verfasser dieser tapferen Arbeit, muh Arme und Lunge kräftig regen. Man wird der lesenswerten Kampfschrift gegen den falschen Patriotismus in der Kunst jedenfalls nicht vorwerfen können, daß sie die Gegenströmung zu leicht nimmt. Mir will es fast scheinen, als ob der durch seine temperamentvolle Bekämpfung der Geschmacksverirrungen in der Knnst weit bekannte Verfasser, der Direktor des Bilrttembergtschcn Landes- gewerbcmuseums in Stuttgart Professor Oi. Pazaurek, doch über das Ziel hinausschietzt, wenn er die Schrift in der These gipfeln läßt, »daß es i» Wissenschaft und Kunst unpatriotisch ist, einseitig national zu sein«. Nach einem kräftigen Wörtchen gegen die falschen Patrioten, die Hurra- und die Geschästspatrioten, kommt der Verfasser zu dem *) Inzwischen durch ein neueres Plakat ersetzt, das indes nur ge ringen Beifall gefunden hat. Resultat: »Erst wo der Eigennutz aufhört, da fängt die richtige Vater landsliebe an«. Dann folgt eine kurze historische Übersicht über die Einwirkung patriotischer Gesinnung auf die Kunst der deutschen Ver gangenheit. Das leitet zur wichtigsten Krage über: Wie wirkt der gegenwärtige Krieg auf die deutsche Kunst? Die Antwort ist nach Pa zaurek (Seite 12) eine betrübende, denn »was sehen wir in unseren Schaufenstern? Dilettantische und lappische oder süßlich-banale Bilder- postkartcn, von denen nur einige wenige bessere Blättchen oder schnei dige Karikaturen abftechen, Kravattennadeln oder Denkmünzen von trostloser Bedeutungslosigkeit, Serviettenringe mit seldgrauen Männ chen, bedruckte Taschentücher mit eichenlaubumrahmten Kriegskarten — so daß man sich abwechselnd in Frankreich, Belgien oder England ausschneuzen kann —, dutzendmäßige Hindenburg-Gipsreliess, Sofa kissen, Scifenschachteln und hundert ähnliche Dinge mit dem Zeichen des Eisernen Kreuzes (ohne die Berechtigungssrage überhaupt auf- zuwcrscn) — kurz ein geradezu niederschlagcndes Gesamtbild von ,Hur- rakitsckp und .Aktualitätskitsch'.« Und doch hätte man annehmen können, daß besonders das Kunst gewerbe sich heute oon der Bedeutungslosigkeit nach dem Kriege 1870/71 wesentlich unterscheidet, um so mehr, als der Sinn für das Echte durch die Werkbundbewegung geweckt ist. Welche Geschmacksgreuel hat die Zeit nach dem letzten glorreichen Feldzug uns überliefert? »Hat Kaiser Wilhelm«, so fragt der Verfasser auf Seite 11, »sich den Hermelin umgctan und die Krone des neuen Deutschen Reiches aufge setzt, um als — Seifendose aus Porzellan dienen zu können? Hat Bismarck des Reiches Einheit zusammengeschweißt, um seinen Kopf für ein — Bierseidel herzugeben usw.?« Da hat er recht, darum haben sie es nicht getan! Aber wozu die Aufregung? Hat denn das wirklich etwas mit Kunst zu tun? Wie wir den Kindern keine gereifte Kunst tn den Büchern bieten können, da sie doch zu den kindlichen Malereien des »Struwwelpeter« greifen würden, so gibt es eine große Unter schicht des primitiven Geschmacks der Erwachsenen, die durch kein Mu seum der Geschmacksverirrungen, und wäre es noch so groß, gehoben wird. (Schon jetzt muß übrigens Pazaurek gegen die vielfachen Zu sendungen ein und desselben geschmacklosen Gegenstandes, durch die am Ende ein erhöhter Absatz erzielt wird, in einer durch mehrere Tageszeitungen gegangenen Notiz protestieren.) Es würde zu weit führen, hier den Ideen nachzugehen, durch die Pazaurek zu dem Schlüsse kommt: »Wenn uns das Schicksal dazu ausersehen hat, im Kulturleben der Völker die Führung zu übernehmen, dann wollen wir diese stolze große Aufgabe nicht ausschlagen . . . Kür Weltmissione» ist ein Weltblick erforderlich .... Wer sich ehrlich bemüht, die eigen artige Schönheit überall auszusuchen, in allen Zeiten und bei allen Völkern danach Umschau zu halten, eine persische Buchmalerei ebenso wenig übersieht wie etwa eine schwedische oder ungarische Volks- stickeret und eine javanische Batikarbeit, nur der wird begreifen, was uns in Kunst und Kunsthandwerk srommt«. Die Schrift würde we sentlich gewonnen haben, wenn sie nicht von so scharfem Oppositions geist getragen wäre, tn dem sich Pazaurek oft mit dem Tone des Stmplicissimus begegnet. Aber dieses Blatt scheint ihm den wahren patriotischen Geist zu repräsentieren, denn auf Seite 15 heißt es: »Die glänzenden, oft blutigen Satiren von Gulbransson im .Simplicissimus' zu loben, galt erst recht — nicht nur in allen konservativen Kreisen — als ein Hauptfrevel, obwohl just diese Münchner Zeitschrift seit Kricgsbcginu an begeisterndem Patriotismus alle anderen Blätter überragt«. »Da weeß ich nu ntch«, läßt Gerhart Hauptmann im Biberpelz die Mutter Wolffcn am Schlüße sagen, als sic der Amts vorsteher zu ihrem Erstaunen eine ehrliche Haut nennt — »da weeß ich nu ntch — —«. Julius Braun. Kleine Mitteilungen. Kantate. — In der Allgemeinen Buchhändlcrzeitung Nr. 10 sind Erörterungen darüber angestellt worden, daß es unangebracht sei, in diesem Jahre Kantate in derselben Weise zu feiern, wie das bisher geschehen ist. Dem gegenüber stellen wir fest, daß der Vorstand des Börsenveretns bereits im Januar d. I. den Beschluß gefaßt hat, in diesem Jahre keinerlei Festlichkeiten zu Kantate zu veranstalten. Es soll nur am Kantate-Sonnabend, wie alljährlich, ein zwangloser Bcgrüßungsabend im Buchhändlcrhause stattfindcn, während die sonst darauf folgenden Zusammenkünfte in Aeckerleins Keller, Baarmann, Ratskeller usw. unterbleiben. Ebenso wird diesmal von einem offiziellen Festmahl abgesehen, doch soll de» die Messe besuchenden Kollegen Ge legenheit zur Teilnahme an einem gemeinsamen Mittagsesfen ohne Wcinzwang im Buchhändlerhausc gegeben werden. Alle offiziellen Festlichkeiten, die sich gewöhnlich an die Hauptversammlung zu schließen pflegen, also auch die Veranstaltungen am Kantate-Montag, unterblei ben mithin in diesem Jahre. 8 .'7
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