1320 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. -V 49, I. März 1915. /uvErtter-arrrr" und Kun^t Ende März wird erscheinen Sclma Lagcrlöf Jans Heimweh «Line Geschichte aus dem Wärmland Mit drei Bildern und Umschlagbild von Albert Engström Geheftet 4 Mark, in Leinen 5 Mark 50 Pst rvm die dunklen Tiefen der Menschenseele führt uns diesmal Sclma Lagerlöst in das Gebiet, wo der Mensch von Wahngebilden beherrscht wird, die er für Wirklichkeit hält, und durch die er für die Familie und die Gemeinde zur schweren Sorge wird. Mit ihrer gewohnten Sicherheit reiht die große Dichterin ihre Bilder aneinander, und allmählich entrollt sich vor uns ein Schicksal, das uns das Herz tief bewegt. Es ist das Leben der arinen Häuslersfamilie von Skrolycka, deren Licht und Sonne die Tochter Klara Gulla ist, die dann mit achtzehn Jahren auszieht, um die zweihundert Reichstaler zu erwerben, die zur Erhaltung der väterlichen Hütte nötig sind. Der Abschied von der Tochter bricht dem Vater fast das Herz, und das Heimweh nach ihr zehrt an seinen Kräften und seinem Verstand; denn er lebt nur für die Tochter, sie ist ihm ein und alles. AIS dann im Dorf allerlei Gerüchte umlaufen, daß Klara Gulla in Stockholm schlecht geworden sei, und „in Seide" gekleidet ginge, kann Jans Verstand sich nicht mehr zurecht finden, obwohl er dem Gerücht natürlich nicht glaubt. Durch einige andere zufällige Aeußerungen bildet sich der Größenwahn bei ihm auö, — er ist nun überzeugt, daß Klara Gulla zur Kaiserin erhoben worden sei, und in allernächster Zeit als /^Kaiserin von Portugallien" in Pracht und Herrlichkeit zu Hause eintreffen werde. Der Vater einer Kaiserin ist natürlich selbst auch Kaiser, und so hält er sich also für den „Kaiser von Portugallien". Alles, was er erlebt, bringt er in Verbindung damit, nichts ist zu unbedeutend, um nicht einen ver borgenen Sinn zu seinen Gunsten zu haben, alles bringt ihm Bestätigung für die Wahrheit seiner Einbildung. Hier zeigt sich so recht Selma Lagerlöfs große Kunst: die Gestalt dieses Vaterö, des armen HäuSlcrö, dem das Heimweh nach der Tochter den Verstand kostet, und der, in dem Wahne von seiner eigenen und der Tochter Erhöhung hoch beglückt und auch gegen seine Nebenmenschen voll Güte und Hilfsbereitschaft, doch eben nur ein armer Geisteskranker ist, der sterben muß, wenn er die Wahrheit erfährt und in sich aufnimmt, - dieser rührenden Gestalt gehört von Anfang bis zu Ende unsere volle Teilnahme. Daß sich eine Menge der trefflichsten Bilder aus dem Leben der Bauern von Wärmland uin ihn gruppieren, braucht man wohl bei einem Buch von Sclma Lagerlöf nicht besonders zu betonen. Auch ihr neuer schöner Roman wird sicher in Deutschland den großen Erfolg haben, den er in Schweden gehabt hat. Bezugsbedingungen: i. R. mit 25^, bar mit ZZ/4A>, Partie >I/l0