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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1915
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- 1915-02-20
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- 20.02.1915
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Nr. 42. Leipzig, Sonnabend den 20. Februar 1915, 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Das Weihnachtsgeschäft im Kriegsjahre 1914. Ergebnis unserer Rundfrage fvgl, Bbl, 1914, Nr, MV), XIX, Provinz Westfalen, sXVIII stehe Nr, 41,) In dem durch Industrie und Landwirtschaft gleich bedeu tenden Westfalenland hat sich die Einwirkung des Krieges in sehr verschiedener Weise und namentlich dadurch ge äußert, daß die Jndustriebezirke viel schwerer zu leiden haben, während die Landwirtschaft durch eine gute Ernte und ausgezeichnete Absatzmöglichkeiten ihrer Produkte besser als je mals dasteht. Auf das literarische Interesse hat aber leider die letztere Erscheinung im allgemeinen wenig Einfluß gehabt. Fast überall ist im Dezember-, bzw, Weihnachlsumsatz der Buch handlungen ein Rückgang gegenüber dem Vorjahre eingetreten. Was die Stadt Münster und einige andere unten bezeichnete Städte anbetrifft, so dürste sich ein gutes und klares Bild aus dem nachstehenden, ausführlichen Bericht ergeben, den wir der Freundlichkeit des Herrn Heinrich Schöningh verdanken: »Soviel ich habe feststellen können, hat der Umsatz beim Weih nachtsgeschäft hier in Münster etwa zwei Drittel des vorjährigen betragen — nur in meinem Geschäft hat sich ein Aus fall deshalb nicht fühlbar gemacht, weil ich namentlich seit Ausbruch des Krieges eine größere neue Kundschaft herangezogen habe, bestehend aus Offizieren und Beam ten, die zeitweilig nach hier versetzt wurden, da Münster nicht nur Zentralpunkt der Provinz, sondern auch ein Hauptausrü stungsplatz für das Militär geworden ist. Das Geschäft war infolgedessen bei mir sogar stellenweise wesentlich lebhafter als im Vorjahre, namentlich an den beiden Sonntagen vor Weih nachten. Erheblichen Erfolg bzw, eine fühlbare Vorbereitung für ein besseres Weihnachtsgeschäft wurde durch sorgfältige Be handlung der vier großen Schaufenster, durch planmäßige Aus stellung nur bester Kriegskarten mit Fähnchen, sowie durch Kriegsliteratur jeder Art erzielt. Außerdem verbreitete ich im Sortiment in etwa 1000 Exemplaren meinen für den katholischen Buchhandel herausgegebenen Weihnachtskalalog und daneben mehrere tausend Prospekte, die sämtlichen hinausgehenden Zeit schriften beigelegt wurden. Sowohl in letzteren wie in dem Weihnachtskataloge war der Artikel von Lhotzky: .Sparet nicht an Büchern' abgedruckt; endlich war das vorjährige Plakat des Münchener Vereins in meinem Schaufenster an bester Stelle aus gestellt und an den Plakatsäulen der Stadt angeschlagen. Nach meiner Ansicht ist diese Reklame durchaus Wirksam gewesen. Die Münsterische Presse hat sich mit der Ankündigung von sogenann ten Weihnachtsprämien nicht befaßt. Öffentliche Stellen, Ver eine usw, sind meines Wissens nicht in Anspruch genommen wor den, Mit Vorliebe sind bei mir Bücher gekauft worden, die auf die kriegerischen Verhältnisse Bezug nehmen. Ich glaube es die sem Umstande zuschreiben zu müssen, daß auch das Buch von Bloem: .Das verlorene Vaterland' ganz besonders stark ver langt wurde. Außer diesem Roman wurde Herzogs neues Buch: .Das große Heimweh' viel gekauft, von religiösen Werken: ,Die Leidensschule' von Bischof Keppler aus dem Herderschen Ver lage, Werke im Preise von über 6 -kt wurden nur selten verlangt. Auf den Krieg bezügliche Jugendschriften wurden bevorzugt. Das von mir verlegte Merkchen .Bundestreue', Chronik des Weltkrie ges im Jahre 1914/15 von Hennes und Kiesgen, das leider erst am Samstag vor Weihnachten zur Ausgabe gelangen konnte, ging wie warme Semmeln für das Alter von 10 bis 16 Jahren ab. Im allgemeinen neigte das Publikum dazu, billigere Ju- gendschriften zu bevorzugen. Es ist bei mir eine größere Anzahl von Büchern gekauft wor den, die für die im Felde liegenden Truppen bestimmt waren — schon mit Rücksicht auf das Gewicht beschränkte man sich dabei auf weniger umfangreiche Sachen —.vielfach wurden auch religiöse Schriften begehrt. Das Münsterische Publikum verlangte auslän dische Werke nicht in nennenswerter Zahl, eigentlich nur die ade lige Kundschaft, dagegen wurden sie aus dem hiesigen gro ßen Gefangenenlager lebhaft verlangt, was auch noch heute der Fall ist. Den Bedarf befriedigt so ziemlich das Lager der Firma Nelson L Sons in Leipzig, Eigentliche Warenhäuser gibt es hier am Platze nicht. Einige kleinere derartige Betriebe und einige Spielwarengeschäfte führen Jugendschriften und Bilder bücher, namentlich auch den Struwwelpeter und Max und Moritz und schädigen dadurch das Sortiment, Besondere Maßregeln sind nicht nötig gewesen, — Schädlich wirkten die Manipulatio nen einiger jüngeren Geschäfte, die alles zu antiquarischen und sogar zu .Kriegspreisen' im Schaukasten anboten. Gegen die letztere geschmackvolle Reklame ist der Vorstand des Ortsvereins mit Erfolg aufgetreten, — die unlauteren Manipulationen dieser Art dauern aber bei den betreffenden Firmen noch an, und es ist ja außerordentlich schwierig, dagegen etwas zu machen. Das Publikum ließ sich stets gern beraten, und so war es auch diesmal. Ein überzeugtes Eintreten des Verkäufers für ein bestimmtes Buch führt fast jedesmal zum Ziele, Die Post hat vielfach voll ständig versagt. Von 6 Postpaketen beispielsweise, die am 5, De zember in Freiburg i, Br. aufgegeben worden waren, erhielt ich etwa am 10. Dezember zwei Stück, die übrigen vier erst nach viel fachen Reklamationen am Tage nach Weihnachten, Auch der Postbeckehr von Leipzig aus nach Münster war nicht regelmäßig, und sogar der am Dienstag vor Weihnachten abgesandte Eil- ballen mit Zeitschriften kam erst am ersten Weihnachtstage mit dem letzten Eilballen an, der am Mittwoch nachmittag von Leip zig abgelausen war. Die Angaben, die vorstehend gemacht sind, sind zum großen Teil auch zutreffend für die Orte: Aachen, Cöln, Bonn, Mülheim a, d, R,, Düsseldorf, Essen und Dortmund, wie mir auf meine Anfrage von dortigen Vorstandskollegen teils mündlich, teils schriftlich mitgeteilt worden ist. Am besten haben noch die Orte abgeschnit ten, in denen sich ein starker militärischer Verkehr seit Beginn des Krieges abspielt, und dazu gehört Münster, das nach Mitteilung des zweiten Bürgermeisters feit Anfang August durch schnittlich 18 000 Mann Militär hatte und fast regelmäßig wöchent lich 1000 Mann ausgerüsteter Feldgrauer an die Front sandte.« Ein anderer Bericht aus Münster ergänzt diese Angaben: »Die größeren Bestellungen blieben aus; ich hatte vom 1, August bis Weihnachten über 1000 Bestellnummern weniger als im vori gen Jahre«, Auch hier hat man sich nicht durch den Krieg von der gewohnten Weihnachtspropaganda abschreckcn lassen, »Der Absatz der Jugendschriften wird die Hälfte des sonstigen Ergeb- 217
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