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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1915
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- 1915-02-18
- Erscheinungsdatum
- 18.02.1915
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- Deutsch
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Nr. 40. r D-utjch-n F-lch^ N Z UMMWÄMPMLreMöeWMWeMWNMlLr)ü'ALM^ Leipzig, Donnerstag den 18. Februar 1915, 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil Braucht Deutschland noch britische Bibeln? Die Übersicht über die Gesamtbibelverbreitung in Deutsch land durch die Bibelgesellschaften im Jahre 1913 (für 1914 liegen die Zahlen noch nicht vor) ergibt, daß von der Gesamt höhe — 1287679 Exemplare nicht weniger als 372507 auf die Britische und Ausländische Bibelgesellschaft entfallen; das ist fast ein Drittel des Gesamtbedarfs. Aber schon vor fast dreißig Jahren, am 1, Januar 1886, hatte die Britische und Ausländische Bibelgesellschaft sämtlichen deutschen und schweize rischen Bibelgesellschaften mitgeteilt, daß sie jetzt die Zeit für gekommen erachte, wo ein Teil ihrer Geldmittel, die in den letzten Jahren für beide Länder etwa 200000 jährlich be trugen, flüssig gemacht werden könnte, um das Wort Gottes in reicherem Maße in muhammedanischen und heidnischen Ländern zu verbreiten, die sich in jüngster Zeit in verschie denen Weltteilen durch Gottes Fügung zur Annahme des Evangeliums eröffnet hätten. Die Aufgabe der britischen Gesellschaft in den evangelischen Ländern sei ja wesentlich die einer liebevollen Mithilfe und Aushilfe, Sie sei jederzeit bereit, wie kürzlich in Schweden geschehen, das Feld zu räumen, wenn die inländischen Bibelgesellschaften imstande seien, den Bibelbedars in genügender Weise zu befriedigen. Im Laufe der dreißig Jahre scheint die Britische und Aus ländische Bibelgesellschaft diese Zusicherung wieder zurückgezogen zu haben, Oder trifft die Voraussetzung immer noch nicht ein, an die sie ihren Rückzug geknüpft hat? Sind die deutschen Bibelgesellschaften noch nicht imstande, den Bedarf Deutschlands an deutschen Bibeln zu decken? In Nummer 282 des Bbl, vom 5. Dezember 1914 schreibt Herr Kurt Strien in seinem Aufsatz »Wohltätigkeit mit Büchern«, es habe in diesen Kriegs zeiten ein großer Bedarf an Bibeln und Bibelteilen eingesetzt, »Das sonst leistungsfähigste Bibelhaus, die Britische Bibel gesellschaft, versagte hier, weil es von England erklärlicher weise kein Geld mehr herüberbekam. Die deutschen Bibel gesellschaften konnten den Anforderungen nicht genügen und schoben die Schuld auf die technischen Schwierigkeiten, die aber nur teilweise die Schuld tragen. Ans kirchlichen Kreisen ist hier zum ersten Male einstimmig der Ruf nach einer Ver einigung sämtlicher deutschen Bibelgesellschaften laut geworden,« Was die Britische Bibelgesellschaft betrifft, so lese ich in der Dezembernummer 142 ihrer Mitteilungen, daß sie vom 1, August bis Ende November rund 300 000 heilige Schriften in Deutschland teils umsonst, teils zu sehr herabgesetzten Preisen an die deutschen Mannschaften, sowie an Verwundete und Gefangene abgegeben hat, wofür sie etwa 25 OVO Zu schuß benötigt hat. Die Britische Bibelgesellschaft hat also in der Kriegszeit eine ansehnliche Tätigkeit entfaltet, die fast den Gesamtvertrieb eines Jahres innerhalb von 4 Monaten erreicht. Und doch wäre gerade der 4. August der gegebene Zeitpunkt für sie gewesen, um sich von der Aufgabe der Bibelversorgung des deutschen Volkes zurückzuziehen. Ich möchte siae ira 8t Studio schreiben, der Respekt vor dem heiligen Buch, um das es sich handelt, möge allen Chauvinis mus ersticken. Aber ich meine, es hätte nur wenig Zartgefühl und Rücksichtnahme auf das Empfinden des deutschen Volkes bedurft, um zu dem Entschlüsse zu kommen: wir wollen dem deutschen Volke von dem Augenblicke an, da wir seine Flotte und seinen Handel, seine Existenz vernichten wollen (das ist doch nun einmal so), da wir Gurkhas und Shigas aus Indien und wer weiß was für astatische Völkerschaften gegen Deutschland zum Vernichtungskampf aufbieten, wo wir es auch mit Dum- Dum-Geschossen versuchen müssen und unseren Dampfern die Anwendung einer neutralen Flagge anempfehlen, wo wir dem deutschen Volke das tägliche Brot wegnehmcn und es auszu- hungern versuchen, keine Bibeln mehr anbieten. Denn es ist nun einmal für den schlichten Menschenverstand ein unge heuerlicher Widerspruch, jemandem mit der rechten Hand das Schwert in die Brust zu stoßen und mit der linken ihm die Bibel zum Kauf oder Geschenk anzubieten; jemandem das Brot wegzunehmen und sich an seinen Hungerqualen zu be rauschen, dafür aber ihn mit Neuen Testamenten zu über schütten, Welch weites, reiches, herrliches Arbeitsfeld bot sich der Britischen Bibelgesellschaft unter den Verbündeten ihres Heimatlandes! Wäre es nicht richtiger, gottgefälliger und rücksichtsvoller gewesen, jene 25000 zur Versorgung französischer, russischer und japanischer Soldaten mitzu- vcrwenden? Ich wandte mich an die mitteleuropäische Agentur der Britischen Bibelgesellschaft mit der Anfrage, ob sie russische, englische und französische Neue Testamente oder Teile zur Verfügung stellen könnte, die die Sächsische Haupt- bibelgesellschaft gern im Gefangenenlager in Königsbrück ver teilen wollte. Die Antwort lautete, sie hätte keine Mittel dazu, um diese heiligen Schriften unentgeltlich abzugeben. Keine Mittel für die Verbündeten! Aber für die deutschen Soldaten 25000 ^! Was soll man dazu sagen? Ich denke, jeder deutschfllhlende Mensch empfindet die Fortsetzung der Bibelver breitung unter dem deutschen Volk durch die Britische Bibelgesell schaft, besonders aber unter den deutschen Soldaten, als einen Schlag ins Gesicht, Ist es nun der Britischen Bibelgesellschaft so wenig möglich gewesen, deutsche Empfindungen zu verstehen, zu würdigen und gebührenderweise zu schonen, wie man es von einer ausländischen Institution im Jnlande billigerweise erwarten durfte, so darf jetzt alle Pietät gegen die Londoner Gesellschaft, aus der ja alle deutschen Bibelgesellschaften vor hundert Jahren (außer der v, Cansteinschen in Halle) hervor gegangen sind, nicht mehr daran hindern, es mit aller Ent schiedenheit und Offenheit auszusprechen: wir brauchen keine britischen Bibeln mehr im deutschen Volke, wir mögen sie nicht haben und bitten, uns damit zu verschonen. Wir haben nicht die mindeste Absicht, die Tätigkeit der Britischen Bibel gesellschaft zu unterbinden und ihre Verbreitungsziffern herab zudrücken. Nicht Konkurrenzneid ist es, der uns die Feder in die Hand drückt. Im Gegenteil, wir wünschen ihr, daß sie lieber 10 oder 12 statt 8 Millionen Exemplare verbreitet. Aber eins wollen wir: sie soll keine deutschen Bibeln mehr verbreiten, England soll Deutschland nicht mehr als sein Misstonsgebiet betrachten. Es hat für seine Betätigung noch viel Platz auf der Erde. Aber die britischen Bibeln sind doch begehrt worden?! Nein, sie sind genommen worden! Von den 300 000 deut schen Soldaten, die ein britisches Testament, Psalter oder 209
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