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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.02.1915
- Strukturtyp
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- 1915-02-08
- Erscheinungsdatum
- 08.02.1915
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pH 31, 8. Februar 1915. Redaktioneller Teil. Verkauf von Geschenkwerken, darunter auch von Jugendschriften, stark durch den Krieg beeinflußt worden ist. Vaterländische und religiöse Werke wurden besonders gern gekauft. Ins Feld sind sehr viel Bücher gesandt worden. Ausländischen Werken gegen über verhielt sich das Publikum ablehnend. »Bücher von d'An- nunzio, Maeterlinck wurden aus den Regalen geholt und auf die Erde geworfen.« Die Konkurrenz der Warenhäuser, Vercins- und Zeitungsbuchhandlungen und anderer nichtbuchhändlerischsn Geschäfte hat sich nicht stärker als sonst bemerkbar gemacht. Das Publikum wählte teils selbst, teils nahm es die Beratung des Buchhändlers in Anspruch. Infolge postalischer Unzulänglich keiten und Erschwerungen ergaben sich nur geringe Betriebs störungen. XII. Provinz Posen. Aus der Provinz Posen liegen leider nur drei Äußerungen, eine aus Posen und zwei aus Rawitsch vor. In diesem Ge biete ist der Buchhändler mehr oder weniger Kulturpionier, eine Mission, die durch die Nähe des Kriegsschauplatzes und überhaupt durch die Kriegsereignisse natürlich stark beeinflußt worden ist. Dafür dürfte aber damit zu rechnen sein, daß der Krieg viele dem Deutschtum noch fernstehende Elemente fester an das Reich schmieden und dadurch dem Arbeitsgebiet des Buchhändlers eine zunehmende Erweiterung verschaffen wird. In der Frage des Weihnachtsgeschäftes müssen wir freilich noch mit einer harten Gegenwart rechnen. Dennoch darf das Ergebnis auch hier nicht unterschätzt werden. In Posen wurde ein Rückgang um etwa 25 Prozent verzeichnet. Daß dort Reklame und Propaganda eingeschränkt oder unterlassen worden sind, erscheint begreiflich, wenn man die strategische Bedeutung des Platzes für die Kämpfe im Osten und die zeitweise recht unsicher erscheinende Kriegslage berücksichtigt. Unter den Geschenkwerken für Erwachsene und den Jugendschriften wurden vaterländische Schriften bevorzugt. Ins Feld sind viele Bücher, meist die bereits mehrfach erwähnten billigen, und außerdem illustrierte Zeitungen gesandt worden. Ausländische Werke wurden kaum verlangt. Unangenehm tour-! Sen die Angebote von Prämienbüchern und Kriegskarten durch die Zeitungen empfunden. Ob und aus welche Weise man ver sucht hat, dem Übelstande entgegenzuwirken, geht nicht aus dem Bericht hervor. Das Publikum ließ sich gern beraten. Im Post- und Eisenbahnverkehr ergaben sich überall große Stockungen. Aus Ra witsch wird berichtet, daß die Nachfrage nach Büchern nicht groß und infolgedessen der Umsatz und Reingewinn bedeutend geringer waren. »Große Reklame wurde nicht ver anstaltet, da sie zwecklos war und die Spesen noch erhöht hätte, ohne daß Aussicht auf Erfolg bestand.« Im wesentlichen scheint sich die Nachfrage nach Geschenlwerken auf Jugendschriften und unter diesen auf die billigen Erscheinungen erstreckt zu haben. An dieser Zurückhaltung der Käufer vermochte selbst das in der Ver öffentlichung redaktioneller Hinweise bewiesene Entgegenkommen der Zeitungen nicht viel zu ändern. Der Einfluß des Krieges auf die Art der verkauften Literatur war auch hier unverkennbar. Ins Feld sind nur wenig Bücher gesandt worden. Das Publi kum scheint hier die Auswahl mit Vorliebe selbst getroffen zu haben. Eine Handlung hat die Beobachtung gemacht, »daß es ganz gut ist, wenn der Buchhändler noch ein Nebengeschäft be treibt, Papier usw., natürlich nur auf kleine Orte angewandt«. »Jugendschriften wurden für das Alter bis zu 19 Jahren in alter Weise aus dem Gebiet der Märchen, Sagen und kleinen Er zählungen gekauft, auch Bilderbücher waren begehrt, dagegen trat für das Alter von 19 bis 14 Jahren auf der ganzen Linie der Weltkrieg 1914 in den Vordergrund. Auch bei Bestellungen von auswärts sind mit großer Regelmäßig keit die Bücher über den jetzigen Krieg gewählt worden.« Über den Versand von Büchern ins Feld wird berichtet: »Es wurden nicht sehr viel Bücher ins Feld gesandt, meist bil lige Schriften zu 19, 29 »s bis 1 vorzugsweise heiteren In halts. Meist wurden vom Buchhandel Schenkungen verlangt.« Eine andere Handlung schreibt: »Die Absendung der Bücher ins Feld erfolgte schon vom 20. bis 39. November. Diese Tage wa ren vom Vaterländischen Frauenverein für die Einlieferung Von Liebesgaben bestimmt, und auch die Post ließ Briefe bis 509 Gramm zu. Es sind von meiner Kundschaft die kleinen Bücher speziell für die Soldaten im Feld in großer Zahl verschickt wor- den, größere Erzählungen oder Romane nur vereinzelt. Für die Verwundeten in den Lazaretten sind dann zum Fest noch öfter Bücher gekauft worden, vorzugsweise Romane und Erzählungen.« Ausländischen Werken gegenüber verhielt sich das Publikum gleichgültig oder ablehnend. Der Einfluß der Warenhäuser scheint sich weniger als sonst bemerkbar gemacht zu haben. »Das Publikum nahm gerne Beratung an, Wohl aus dem Grunde, weil die spezielle Kriegsliteratur auf allen Literaturgedieten ihm noch zu unbekannt war und doch gewünscht wurde.« Über verspätete Post- und Bahnbesörderung wird lebhaft geklagt. »Die lang- same Beförderung der Sendungen auf der Post war sehr störend, Pakete, die z. B. Donnerstag abend Leipzig verließen, trafen nie vor Montag abend, ja auch Dienstag morgen ein. In regulären Zeiten sind sie Freitag abend, also nach 24 Stunden, in meinen Spünden. Den Rekord erreichte eine Postsendung, die am 5. Dezember in Stuttgart aufgegeben worden war und am 18. Dezember hier eintraf. Mit den Eilgutsendungen der Bahn war es ebenso, so- daß wir nach dem 19. Dezember nur noch Kreuzbandsendungen beordern konnten.« Eine allgemeine Beobachtung geht dahin, »daß jetzt der Sortimenter intensiver denn je sein Geschäft be obachten muß, um wirklich alle Absatzmöglichkeiten für sich auszu nutzen. Der Verlag bietet ja vielerlei an, darunter findet sich immer etwas, das besondere Mühe auch lohnt. Ich habe von einzelnen Büchern durch persönliches Eintreten viele Partien, ja bis über 190 Exemplare adsetzen können und Tank bei der Kundschaft sowie finanziellen Erfolg für mich geerntet. Der für alle Betriebe geltenden Parole: .Durchhalten!' sollte jeder Buchhändler die weitere: .Semper apertus' hinzufügen, dann werden auch wir geschäftlich den roten Faden finden, der durch das Labyrinth dieser schweren und doch so großen Zeit hin- durchsührt.« Kleine Mitteilungen. Schickt Bücher ins Feld! — Von unserem ehemaligen Pariser Mitarbeiter Herrn Johs. Greßmann, der gegenwärtig als Unter offizier ans dem westlichen Kriegsschauplätze tätig ist, wird uns ein Artikel ans Nr. 6 der »Lillcr Kriegszeitung« vom 1. Januar 1915 zur Verfügung gestellt, der nachstehenden Aufruf enthält: Kameraden! Immer wieder begegnet man, nicht nur in den Lazaretten, sondern auch in den Quartieren und Schützengräben, Klagen über Mangel an geeignetem Lesestoff. Nun ist man vielerseits bemüht, diesem Mangel abzuhelfen. Viele Offiziere, Arzte, Geistliche, Kran kenpfleger und -Pflegerinnen lassen von ihrem Buchhändler eine Anzahl Bücher kommen oder erbitten sie als Liebesgaben in der Heimat. Neben verschiedenen Vereinigungen haben auch die deut schen Buchhändler in überaus dankenswerter Weise eine großartige Spende gemacht, von der ein Teil ja auch zu uns kommen wird. Aber große Pakete und Kisten erreichen nur schwer und selten die vor deren Linien. Und einmal nehmen auch verfügbare Mittel und Vorräte ein Ende. Drum auf zur Selbsthilfe, die alle anderweitigen Bemühungen weit übertrifft! Wie wäre es, wenn recht viele Kame raden sich zu Hause ab uud zu ein gutes Buch als Liebesgabe er bäten? Schon für 10, 20, 30 Pfg. kann man bei jedem Buchhändler eine große Anzahl ausgezeichneter kleiner Bücher bekommen, die die Feldpost meist umsonst (von 50 bis 250 s für 10 Pfg.) befördert.*) Durch gegenseitigen Austausch ist so in den Lazaretten, Sckn'itzen- gräben, Kompagnien ans lange Zeit für Lesestoff gesorgt. Hoffentlich ist manchem Weihnachtspaket eine solche Gabe zugcfügt. Wo nicht, wird ein Wort auf einer Postkarte die Lieben in der Heimat veran lassen, das Versäumte nachzuholen. Wenn all die schönen Zigaretten längst verraucht und Pfefferminz- Pastillen und S ch o k o l a d c n p l ä tz ch c n längst ver zehrt und vergessen sind, wird ein gutes Büchlein noch lange vielen Freude bereiten.**) 13/. Es würde sich empfehlen, diesem Aufrufe ciuc möglichst weite Ver breitung durch vollständigen oder teilweise» Abdruck in den auf die *) Vcrgk. die nachstehende Notiz. **) Von uns gesperrt. Ned. 159
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