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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.02.1915
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- 1915-02-06
- Erscheinungsdatum
- 06.02.1915
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Nr. 30. MAMüMLsMMlwLreMöÄAeUl^enVW'ffLMrMÄlpsi^ Leipzig, Sonnabend den 6. Februar 1915, 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Stuttgarter Briefe. i. Auch etwas vom Weihnachtsgeschäft, — Anton von Werner und Stutt gart, — In inernoiiain Egon Berlitz, — Zwei Ivo, Dichter-Geburts tage: Karl Gerok und Emanuel Geibel, — Vom deutschen Kriegslieb, »Nun, ich bin zufrieden, ich hatte es mir schlimmer gedacht.« Äußerungen dieser Art habe ich immer gehört, so oft die Rede auf das Weihnachtsgeschäft kam, dem man gerade im Buchhandel mit etwas bänglichen Erwartungen entgegengesehen hatte. Diese Zufriedenheit findet allerdings nur durch den Nachsatz ihre rich tige Erklärung, An einem guten Weihnachtsgeschäft hat viel gefehlt, wie es in dieser Kriegszeit nicht anders denkbar ist. An mancher Tür haben die Boten mit den dieses Jahr so dünn- leibigen Weihnachtskatalogen vergebens angeklopft. So mancher, der in früheren Jahren mit froher Begierde die Seiten der neuen Weihnachtsbücher durchblätterte, hat sich zum ewigen Schlummer hingelegt und ruht unter der blutgetränkten Erde Frankreichs oder Rußlands, So mancher lernfrohe Student, dem sonst die neuen Bücher das schönste Weihnachtsgeschenk bedeu teten, mutzte die Feder mit dem Gewehr vertauschen und gab sein junges Leben für das Vaterland dahin. Mancher Kunde, der sonst für die Heranwachsenden Söhne zu Weihnachten eine stattliche Bestellung aufgab, ist in diesem Kriegsjahr 1914 fort geblieben, andere, notwendigere Liebesgaben haben die Bücher verdrängt, — erst der Leib, dann die Seele! Trotzdem: das Volk der Dichter und Denker kann ohne die geliebten Bücher nicht leben, und so ist aller Wirrsal des Krieges ungeachtet auch dem Buchhändler der Tisch gedeckt gewesen, zumal die Mahnung des Buchhändlers, bei den Liebesgabensendungen Bücher mit beizupacken, vielfach Widerhall gefunden hat. Aber auch die in der Heimat Zurückgebliebenen haben den treuen Gefährten auf dem Lebenswege, das Buch, nicht vergessen, so daß es wie derum den Eingang in viele Tausende deutscher Häuser ge sunden hat. Das »schwere Buch« ist vielleicht am schlechtesten weggekommen, die Tagesliteratur, in erster Linie die so reich lich vorhandenen Kricgsbücher haben Wohl ohne Zweifel den Löwenanteil davongetragcn. Nicht zum Schaden des Vater landes! Mögen auch viele Kriegsbücher die kritische Lupe nicht vertragen, gemeinsam bleibt ihnen allen doch Wohl das Bestreben, die Vaterlandsliebe zu erhöhen, den guten Mut zu stählen und dem Kleinmut und Pessimismus vorzubeugen. Von diesem Gesichtspunkte aus mag auch manchem Buche ein Lob zuteil werden, das als literarisches Erzeugnis nur Tadel, wenn nicht stillschweigendes übergehen verdient hätte. Hier in Stuttgart hat der Buchhandel auch in dem »Nationalen Frauen dienst« einen treuen Helfer gefunden, der in Familien von im Felde stehenden Kriegern Bücher als willkommene Festgaben verteilen ließ. Bei der Langlebigkeit unserer Erzeugnisse wird noch in späteren Jahren solch ein Buch an das trübe Jahr 1914 erinnern, wo man das Weihnachtsfest ohne den im Schützen graben liegenden Vater verleben mußte. Auch in die Lazarette ist manches Buch als Weihnachtsgabe gewandert. Die gemeinsamen Anzeigen der Buchhändler, die für Bücher als Weihnachts- und Liebesgaben warben, mögen auch ferner hin nicht vergessen werden, die Konfirmationen und der hundertste Geburtstag unseres Bismarck am 1, April bieten Gelegenheiten, die nicht versäumt werden sollten. Niemals wird man mehr Veranlassung haben, des Schöpfers des neuen Deutschen Reiches, dessen Notwendigkeit und Größe dieser Weltkrieg auch dem fernsten Erdteile mit eindringlicher Deutlichkeit darlegt, in Dank barkeit zu gedenken. Mit dem neuen Deutschen Reiche ist untrennbar auch das An denken eines Mannes verknüpft, den das neue Jahr 1915 unter seinen ersten Toten verzeichnet: des am 4, Januar gestorbenen Anton von Werner. Er ist für die Jahre 1870—71 der künstle rische Geschichtschreiber geworden, wie Adolph von Menzel es für die Zeit Friedrichs des Großen gewesen ist. Die spätere Zeit und die »Kunstschreiber« haben allerdings viel an ihm zu ta deln gewußt, und die unbestreitbare Volkstümlichkeit seiner Ge mälde war der deutschen Nörgelsucht ein willkommener Anlaß, All dieser Tadel hat seine Bilder nicht aus ihrer Stellung im Volke verdrängen können. Auch in der jetzigen Zeit unserer herrlichen deutschen Erhebung sehen wir Reproduktionen seiner Bilder in den Schaufenstern unserer Kunsthandlungen, in erster Linie seine »Kaiserproklamation in Versailles am 18. Januar 1871«, dann »Bismarcks Zusammentreffen mit Napoleon am Morgen des 2, September«, »Kriegsgefangen«, »Die Kapitula tionsverhandlungen von Sedan« usw. Das große Holzschnitt blatt der Deutschen Verlags-Anstalt: »Kronprinz Friedrich Wil helm an der Leiche des Generals Abel Douah« ist in vielen Tau senden von Exemplaren verbreitet. Mit dem Stuttgarter Buch handel ist A, von Werners Name verbunden als Schöpfer der Illustrationen zu Scheffels Dichtungen »Der Trompeter von Säk- kingen«, »Gaudeamus«, »Frau Avcntiure«, »Bergpsalmen« und »Juniperus«, Adolf Bonz, von 1851 bis 1876 Teilhaber der I, B, Metzlerschen Buchhandlung, hat die Herstellung dieser Prachtwerke in der Metzlerschen Buchdruckerei geleitet; mit den vorzüglichen Holzschnitten von Adolf Clotz haben sie zu dem Ruhme Stuttgarts als Druckerstadt ihr redlich Teil beigetragen, Werke dieser Ar! beweisen immer wieder, wie viel der Buch handel auch für die hohe Kunst bedeutet. Bei dem Ausscheiden von Adolf Bonz aus der Firma Metzler gingen sie in den Besitz der Firma Bonz L Comp, über. Der Briefwechsel zwischen Scheffel und Anton von Werner, der im Bonzschen Verlag erscheinen soll, wird die Erinnerung an die künstlerische Verbindung der beiden Männer auch literarisch festhalten. Zu Bismarcks Lebzeiten sah man eine Photographie nach einer Zeichnung Werners »Bismarck, den Gaudeamus von Scheffel lesend« häufig in den Schau fenstern, Auch im Cottaschen Verlage ist Werner als Zeichner der Illustrationen in der Prachtausgabe von Wilhelm Hertz' Dichtung »Hugdietrichs Brautfahrt« vertreten, die Lorck in seiner Geschichte der Buchdruckerkunst als eine typographische Meistcr- leistung bezeichnet. Noch in einem anderen, schmerzlichen Zusammenhänge mutz dieser Brief die altehrwürdige, seit 1682 in Ehren bestehende Firma Metzler erwähnen: am 16, Januar starb ihr ehemaliger Mitbesitzer und späterer Gesellschafter Kom merzienrat Egon Werlitz, Seine liebenswürdige, tatkräftige und humorvolle Persönlichkeit verkörperte das Schwabentum in sei ner gediegensten Form, Als einen »Ehrenmann in des Wortes vollster Bedeutung, einen lieben Menschen von seltener Güte des Herzens und des Charakters« bezeichnete ihn ein Nachruf 153
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