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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1879
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1879
- Sprache
- Deutsch
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207, 8. September. Nichtamtlicher Theil. 3527 genommenen Theile etwa die, nebenbei dunkle und zersplitterte Hälfte übrig. Somit ist die graphische Abtheilung im eigentlichsten Sinne des Wortes an die freie Luft gesetzt, theilweise jedoch des freien Lichtes, welches sonst mit der freien Luft verbunden ist, beraubt, einen Raum einnehmend, dessen Umgrenzung durch die nachbar lichen Fluren ohne eine bildliche Hilfe schwer zu schildern ist. So barock wie es klingt, wir können die äußere Erscheinung der graphischen Abtheilung kaum besser denn als ein wohlgeordnetes Chaos bezeichnen. Die bei allen Schwierigkeiten doch durchgesührte Ordnung wird man erst bei näherem Eingehen auf die Sache mer ken, dagegen tritt das anscheinend Chaotische Jedem sofort entgegen. Aber cs ist kein abschreckendes, sondern ein höchst malerisches Chaos, das, von der Freitreppe aus gesehen, mit der figurengeschmückten Hinteren Begrenzungswand, der ungcwöhnlich schönen Ausstellung der Meißener Dekorationsstücke, den prachtvollen Glasschränken der Buchbinder voll der reichsten Einbände und den vier großen und vielen kleineren Aufbauten mit den goldstrotzenden Verlagswerken, den Rahmen mit Xylographien und Photographien, den bunten Schmuckstücken der Lithographie einen geradezu überraschenden An blick gewährt. Hierüber haben wir nur eine Stimme gehört. Wer aber mit der malerischen Unordnung sich doch nicht zufrieden geben will, wird milder gestimmt, wenn er den Saal der historisch-typo graphischen Ausstellung betritt. Derselbe bildet ein, durch ein halbes Oktogon abgeschlossenes Oblongum. Nur über dem ersteren befindet sich das, den ganzen Raum erleuchtende Oberlicht, dessen matt geschliffene Glastafeln keinen scharfen, das Auge verletzenden Strahl durchlassen und eine milde und ruhige Beleuchtung schaffen, die, einen angenehmen Con- trast zu der blendenden Helligkeit in der Halle bildend, nicht ver fehlt, eine wohlthuende Wirkung aus den Besucher auszuüben, wenn er durch das mit der Gallerietreppe zu einem architektonischen Ganzen verbundene schöne Portal und durch den kleinen Vorraum unter der Treppe das Zimmer betritt. Der eigentliche Eingang ist eine mit schweren Sammetvorhängen drapirte Eingangsthür ans zwei Theilen, die durch einen Atlanten pfeiler getrennt und von vier gekuppelten, mit Intarsien-Imi tationen kunstreich geschmückten Säulen flankirt werden. Den Atlanten gegenüber steht ein eleganter Mittelpfeitcr, der in Zusam menhang mit den, zwei flache Nischen bildenden Wandpfeilern das Oblongum von dem Oktogon architektonisch abschließt. Eine reich gegliederte Cassettendecke mit vielen gemalten Feldern überspannt den Raum über dem Oblongum. Die Wände sind bis auf Tischhöhe elegant getäfelt. Ueber der Täfelung bilden Holzumrahmungen große Felder, die mit schwerem rothen Rips ausgeschlagen und mit breiten dunkelrothen Sammetumränderungen eingefaßt sind. Säulen, Pfeiler, Täfelungen, Umrahmungen und Deckenbalken sind dunkel gehalten, die Deckenfelder in verschiedenen Holzfarben decorirt. Das Ganze ist eine überaus harmonische Erscheinung, die einen würdevollen, fast feierlichen Eindruck hcrvorbringt, und bildet in der vornehmen, zur innern Sammlung anregenden Abge schlossenheit einen charaktcristischenGegensatz zu den weiten, lustigen, das bunte Allerlei der Ausstellung bergenden Hallen. Das zu der Decoration verwendete Material entstammt der deutschen Kunst abtheilung auf der vorjährigen Pariser Weltausstellung, war jedoch für einen Raum von ganz anderen Verhältnissen berechnet. Die schwierige Aufgabe, das Vorhandene unter den hiesigen räum lichen Bedingungen zu einem harmonischen Ganzen zusammen zufügen, hat der verdiente Erbauer der Halle, Baurath Lipsius, in einer so vollkommen gelungenen Weise gelöst, daß man der Stunde nur mit Bedauern entgegensetzen kann, wo dies Werk nach dem Schluß der Ausstellung spurlos verschwinden wird. An den Mittelpfeiler gelehnt, befindet sich ein schweres Piede- stal, auf welchem die Büste des entschlafenen Königs Johann von Sachsen, unter dem Namen Philalethes jedem Buchhändler als Ucbersctzer und Herausgeber des Dante Wohl bekannt, ausgestellt ist. Seine Schläfe umwindet ein Lorbeerkranz, auf dessen Blättern mit goldener Schrift das schöne einleitende Gedicht gedruckt ist, mit welchem der König und Vater das Lieblingswerk seinem Sohne, dem jetzt regierenden König widmete, zugleich sich selbst damit das schönste Zcugniß von der edlen Auffassung des hohen Berufes eines Herrschers ausstellcnd. Aus einem mit rothem Sammet behangencn Pult vor der Büste liegt die Ausgabe der Dante-Uebersetzung aus geschlagen. Durch Gefälligkeit von Privaten und verschiedenen öffentlichen Anstalten war es möglich, den Wänden einen eigenthümlichen Schmuck zu verleihen durch eine Anzahl in Oel gemalter Original- portraits berühmter Leipziger Kunstgenossen, die schon der Ge schichte angehören. Den Mittelpunkt an der hintern breiten Wandfläche des Okto gons nimmt das Portrait des ehrwürdigen Bernhard Christoph Breitkops ei»; unter demselben befindet sich das seines Sohnes, des berühmten typographischen Reformators, Johann Gottlieb Immanuel Breitkopf, mit seiner vornehmen Miene und ernst prüfenden Augen, daneben Gottfr. Christoph Härtel, dem man den streng rechnenden Geschäftsmann ansieht, zu welchem l>r. Her mann Härtel mit seinem geistreichen, durchdringenden Blick, in dem zu lesen steht: „mir macht Ihr nichts weiß", einen ausfälligen Coutrast bietet. Dem alten I. A. G. Weigel in seinem wenig ge schmackvollen Anzug möchte man fast den Antiquarius „wie er im Buche steht" ansehen, selbst wenn man nicht wüßte, wie sehr er ein solcher war, während Vater Kummer in seinem grünen Frack, Heller Weste, weißer Cravatte und seinem Krausenhemde bereit erscheint, wenn das Interesse der Gesammtheit es erfordert, die Rechte des Standes selbst höheren Ortes zu vertreten, jedoch nicht ohne Sorge ob des Ausfalles. Unbesorgt und stolz, sogar ein wenig hochmüthig schaut dagegen der geniale Philipp Erasmus Reich in die Welt hinein, als wollte er sagen: „Hier bin ich der König". In dem Felde zur Rechten des Beschauers hängen zwei Knie stücke in Lebensgröße, Georg Wigand und Heinrich Brockhaus. Sich bewußt, etwas Tüchtiges vollbracht zu haben, lehnt Wigand lebens- srisch und mit dem Ausdruck der Freude in seinen Hellen, klaren Augen an einer Säule von Verlagsartikeln; in der Hand hält er ein soeben fertig gewordenes Buch, ein Werk, das sein Freund und Maler, Ludwig Richter, ausschmückte. Heinrich Brockhaus, von Bendemann vortrefflich gemalt, aber in einer jugendlicheren Ge stalt als der, in welcher ihn die meisten der Jetztlebenden kennen werden, scheint im Begriff, zum Cantate-Essen zu gehen, halb Ari stokrat, halb Citoyen, mit schwarzem Frack und Sammetweste an- gethan, aber mit einem wenig salonfähigen Ealabrcser in der Hand. Ein über den Arm geworfener Ueberzieher deutet aus den klugen Mann, der selbst über dem Vergnügen die Sorge für die Zukunft nicht vergißt. In einem kleineren Nebenfeld fand seinen Platz I. G. Dyk. Seine eigenthümliche Handbewegung und sein Achselzucken scheinen zu sagen, für das Manuscript kann ich nicht mehr geben, die Messe war eine zu schlechte. Ob er es auch wirklich so ernst meint? — Unter ihm tritt uns der geistig schöne, etwas israelitische Kopf des berühmten Kupferstechers I. F. Bause entgegen. In dem großen Feld zur Linken, Brockhaus und Wigand schräg gegenüber, hängen ebenfalls zwei schön gemalte Kniestücke in Lebens größe: Carl Tauchnitz und Siegfried Leberecht Crusius. Carl Tauchnitz präsentirt sich im hellbraunen Frack und hellgrauen Hosen. In der rechten Hand trägt er ein Buch, sicherlich den ersten Band der Stereotyp-Ausgabe der Classiker, denn sein zufriedenes 480»
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