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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1879
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- Erscheinungsdatum
- 06.08.1879
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- Deutsch
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Hk 180, 6, August. Nichtamtlicher Theil. 308s lichen. Nebenbei sei bemerkt, daß die verbreitetste stenographische Zeitschrift Deutschlands das „Archiv für Stenographie", in ihrem Typendrucktheil in der Reiter'schen Buchdruckerei in Bernburg ganz von stenographischem Manuskript abgcsetzt wird. Schließlich mögen noch zwei Fragen, die oft aufgestellt werden, kurze Beantwortung finden. 1) Welches System soll man von der Unmasse der existirenden, von denen jedes behauptet, das beste zu sein, wählen? Die Antwort ist leicht. Man wähle das System, das sich seit langen Jahren als brauchbar bewährt hat, man halte sich an eine wohlbekannte Me thode, die von zahlreichen tüchtigen Praktikern, von wirklichen Steno graphen angewandt wird; das ist jedenfalls der sicherste Weg, um nicht irre zu gehen. Nur die Zeit und die Praxis können ein gutes System erkennen lassen. Es ist hier nicht der Ort, die Vorzüge der verschiedenen Systeme, die in den deutschen Landen um die Palme des Sieges ringen, einzeln zu besprechen, es sei hier nur ein System empfohlen, das den oben gestellten Anforderungen vollständig ent spricht: es ist das von W. Stolze 1841 zuerst veröffentlichte, 1872 wesentlich vereinfachte System der deutschen Kurzschrift. 2) Wie viel Zeit gehört dazu, die Stenographie zu erlernen? Das hängt einmal von dem gewählten System, dann von der Unter richtsmethode ab. Wir können uns hier nicht in Einzelheiten ein lassen, wollen aber bemerken, daß mit Unterstützung eines tüchtigen Lehrers das Stolze'sche System in 12 — 14 Unterrichtsstunden und etwa der doppelten Zahl von Uebungsstnnden recht wohl erlernt werden kann; aber auch ohne Lehrer, infolge der Einfachheit und Klarheit seiner Regeln von Jedem begriffen und verstanden werden muß, der überhaupt einige Schulbildung genossen hat, was wohl im Buchhandel als selbstverständlich vorausgesetzt werden darf. Was ist diese kurze Zeit im Vergleich mit der späteren Ersparniß?! Hier bei ist Wohl zu bemerken, daß von dem Augenblicke an, von dem man sich der Stenographie bedient, jeder Tag, jede Stunde die Fortschritte vermehrt und den Lernenden zu immer ausgedehnterer Verwendung des Erlernten befähigt. Um Parlamentsstenograph zu werden, ist natürlich bedeutend mehr Zeit und Uebung nöthig; dazu wollen sich aber doch nur die Wenigsten ansbilden; zur An eignung einer hinreichenden praktischen Befähigung, um die Steno graphie in allen Fällen des privaten und geschäftlichen Gebrauchs mit ungemeinem Vortheile zu verwerthen, wird die oben angegebene Lernzeit in den meisten Fällen genügen. Als Lehrmittel sei die im Verlage von Mittler L Sohn erschienene „Anleitung" (3S. Ausl.) und der dazu gehörige „Schlüssel" (ä 1 ^l), oder auch Schöppe's Unterrichtsbriefe (Leipzig, Robolsky. 3 »A) empfohlen. Die jetzige Sommerzeit, in der die geschäftlichen Arbeiten weniger drängen, dürste die geeignetste zur Erlernung der Kurzschrift sein. Wir haben in Vorstehendem versucht, die Vortheile, welche die Stenographie unserm Stande gewährt, in Kürze darzulegen. Der Verfasser dieser Zeilen erklärt sich gern zu jeder weiteren Auskunft bereit und wird sich freuen, wenn er nicht vergebens einer ihm seit Jahren lieb und werth gewordenen Kunst das Wort geredet hat. It. k. Zur Orthographiesragc. Von dem bunten Durcheinander unserer deutschen Ortho graphie wird niemand stärker betroffen wie die Buchdruckerelen. Und seit der vom preußischen Cultusministerium vor zwei Jahren berufenen Berliner Conserenz ist die Sache zwar stärker in Fluß, aber dadurch auch nur noch mehr in Verwirrung gekommen, indem die verschiedenen Ansichten mehr in die Praxis getreten und zur Erscheinung gekommen sind. Es scheint uns, als wenn hier vor zugsweise die Buchdruckereien helfend und vereinfachend ein- treten könnten und sollten. In jeder Druckerei bildet sich von selbst eine Art Hausorthographie, nur ist diese vielfach noch nicht genug durchgearbeitet, sestgeregelt und der immer klarer hervor tretenden Tendenz nach Vereinfachung angepaßt. Auch wird diese Hausorthographie fast von jedem neuen Werke, das in Arbeit genommen wird, durchbrochen, indem der betreffende Autor seine persönliche Orthographie befolgt sehen will. So pflegt denn auch die Hausorthographie ins Schwanken zu gerathen, namentlich auch da, wo öfterer Wechsel im Setzerpersonal hinzutritt, da ja wo möglich auch jeder Setzer seine eigene Orthographie mitbringt und unwillkürlich geltend macht. Wir haben nun diesen Mißständen dadurch abzuhelfen gesucht, daß wir 1) eine nach dem Prinzip der allmählichen Vereinfachung be arbeitete und der jetzigen Strömung folgende (nicht voraus eilende) Hausorthographie zusammengestellt und durch den Druck fixirt haben; und daß wir 2) jedem neuen Autor, von dem ein Manuscript in Satz geht, einen Abdruck dieser Hausorthographie zustellen mit der Bitte, solche für sein Werk gelten zu lassen, natürlich zugleich mit dem Erbieten, eventuell auch seine, des Autors, Recht schreibung anzuwenden. Wir haben nun bisher die Erfahrung gemacht, daß die Autoren in den meisten Fällen unsere Orthographie acceptirt haben, was wohl daher kommt, daß wir in derselben alles Ausfällige und Voranseilende vermieden und uns namentlich vor der so gefähr lichen Consequenzmacherei gehütet haben, die nirgend weniger am Platz ist wie in unserer deutschen Rechtschreibung, da sich diese allein in der Richtung allmählicher Vereinsachung bewegt, ohne etymologische, historische oder sonstige Consequenz, ja vielfach in Widerspruch mit derselben. Unsere Hausorthographie schickt ganz kurz einige leitende Grundsätze voran, läßt dann specielle Regeln folgen und schließt mit einem Verzeichniß schwankender Wörter. Das Ganze füllt 8 Seiten. Die vorangestellten leitenden Grundsätze lauten wie folgt: Bemerkungen im allgemeinen. Die Entwicklung unserer Orthographie hat im allgemeinen die Tendenz auf Vereinfachung und Abschleifung, also: 1) Verminderung der großen Anfangsbuchstaben; L) desgl. der überflüssigen Buchstaben, z. B. dt, aa, fff (Schiffahrt), hh (Roheit), h (Blüte, Flut, Armut), ie (gibt, Dinstag) u. s. w.; S) Asstmilirung der Fremdwörter (Möbel, Leutnant) und ent sprechende Schreibung; t) Beseitigung des ä und y in acclimatisirten Wörtern (echt, Silbe, Stil); S) auch das pH sängt an wegsällig zu werden (Elefant); selbst in den Wörtern aus dem Griechischen ist dies nur noch eine Frage der Zeit (Fantasie, Geografie), am längsten dürste das pH sich am Anfang der Wörter, z. B. in Philosophie (Filososie) halten; a) Ersetzung des lateinischen c durch k oder z (Produkt, Disziplin); 7) die Jnterpunklionen sind zu vereinfachen und allein der Ver deutlichung dienstbar zu machen. In kurzen Sätzen fallen z. B. die Kommata ganz weg. Doch ist überall dem augenblicklichen Gebrauch nicht zu weit vorauszueilcn und Auffälliges zu vermeiden. Consequenzen kennt unsere deutsche Orthographie gar nicht, sie solgt nur dem Gesetz der Verein sachung und Abschleisung und zwar im langsamen Tempo historischer Allmählichkeit. Wir möchten nun unsere College» einladen, sich in dieser oder einer ähnlichen Weise an der Vereinfachung und allmählichen Gleichförmigkeit unserer krausen Rechtschreibung zu betheiligen. Wir glauben, daß aus diesem Wege der Praxis am ersten und wirksamsten in dieser heikel» und vielfach lästigen Sache voran zu kommen ist. Wen es interessiren möchte, unsere Hausorthographie näher kennen zu lernen, dem steht gern ein Exemplar zu Diensten. Bielefeld, Juli 187S. Velhagen L Klasing. 420*
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