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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1879
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1879
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- Deutsch
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3086 Nichtamtlicher Theil. 180, 6. August. Nichtamtlicher Theil. Die Stenographie im Dienste des Buchhändlers. Die Ansicht, daß die Stenographie nur dazu bestimmt sei, die Verhandlungen der Parlamente aufzunehmen, ist bei den Ge bildeten des deutschen Volkes jetzt bereits zu den veralteten zu zäh len. Und in der That, wenn man sieht, wie große kaufmännische und buchhändlerische Firmen, Directionen von Eisenbahnen, von Feuer- und anderen Versicherungsanstalten von ihren Angestellten die Kenntniß der Stenographie verlangen, wenn man hört, wie Behörden dieselbe empfehlen, wenn man die Vortheile sieht und rühmen hört, die ihre Kenntniß Leuten aus den verschiedensten Berussstellnngen gewährt, dann kommt Jeder zu der Ueberzeugung, daß eine Schrift, welche erheblich kürzer, dabei aber ebenso zu verlässig ist, wie die gewöhnliche Schrift, in unserer jetzigen raschlebigen Zeit geradezu ein Bedürfniß geworden ist. Trotzdem ist es eine höchst auffallende Erscheinung, daß in der stenographi schen Vereins- und Unterrichtsstatistik der Kausmannsstand so schwach vertreten ist und hierbei wiederum der Buchhandel nur einen ganz verschwindend kleinen Procentsatz bildet. Gerade wir Buchhändler, die wir tagtäglich im Geschäft so unendlich viel zu schreiben haben, könnten so ungemeinen Nutzen aus der Anwendung der Stenographie ziehen, wenn solche eben in unfern Kreisen bekann ter wäre. Durch die Einrichtung der Verlang-, Offert- und Nachrichts zettel ist dem Buchhandel schon eine ganz bedeutende Erleichterung des Schreibgeschäfts geboten, um die uns jeder andere Kaufmann beneidet; aber warum sollen wir uns die Arbeit nicht noch mehr erleichtern, wenn wir dies auf eine ebenso einfache, wie sichere Art erreichen können? Wie oft sind nicht die kurzen geschäftlichen Mit theilungen, die wir einander zu machen haben, so überaus flüchtig hingeschrieben, daß der Empfänger seine liebe Noth hat, dieselben zu entziffern, ganz abgesehen davon, daß wir uns gerazu schämen müssen, wenn ein Fremder einen derartigen Zettel in die Hände bekommt. Würde die Stenographie angewandt, so wäre der Schreiber ganz von selbst gezwungen, mehr Sorgfalt auf seine Schrift zu verwenden, da bei der Kürze und häufigen Aehnlichkeit der stenographischen Schriftzeichen eine undeutliche oder allzuflüch- tige Schreibung leicht Mißverständnisse herbeisühren könnte. Weit größeren Nutzen gewährt aber die Stenographie bei allen längeren brieflichen Mittheilungen und Auseinandersetzungen. Gar viele Chefs sind gezwungen, solche Briese selbst zu schreiben, da es auf den genauen Wortlaut ankommt; stände denselben ein der Steno graphie kundiger Gehilse, oder auch ein Lehrling zur Seite, — wie rasch wäre diesem der Brief dictirt und könnte dann von diesem ins Reine geschrieben werden! Zu Schriftstücken, die ohne Stenographen mehrere Stunden Zeit erfordern, braucht der mit einem Stenographen Arbeitende nur einen Bruchtheil einerStunde und gewinnt dadurch Zeit zu andern nicht minder wichtigen Arbeiten; er kann mehr Zeit aus die Weiterentwickelung und Ausdehnung des Geschästs verwen den, und sich dadurch selbst den größten Dienst leisten. Der stenographirende Gehilse wird dadurch, daß er immer mit dem Chef selbst zu arbeiten hat und in die wichtigsten Angelegenheiten des Hauses eingeweiht wird, nach und nach der Vertraute des Prinzipals, seine Stellung wird eine angenehmere und natürlich auch besser bezahlte, als die des übrigen Geschäftspersonals. Hat ein Geschäft Filialen an verschiedenen Orten, so kann die ganze Eorrespondenz zwischen den Leitern derselben durch die Steno graphen besorgt werden. Die Stenogramme brauchen natürlich nicht erst in Currentschrist übertragen zu werden, sondern können im Original abgesandt werden, da der Empfänger, ist er selbst der Stenographie nicht kundig, sich solche von seinem Stenographen vorlesen läßt und durch diesen beantwortet. Dasselbe kann natürlich auch zwischen verschiedenen Geschäfts häusern geschehen, deren jedes seinen Stenographen hat. Der Vor theil einer solchen Vereinfachung und Beschleunigung der Corre- spondenz liegt aus der Hand; noch größer wird derselbe und die Zeitersparniß sein, wenn die Chefs selber stenographiren können, was ja schon der Controle halber wünschenswerth ist. Denselben Vortheil wie im Geschäftsverkehr bietet die Steno graphie bei allen privaten Arbeiten. Wir Buchhändler hören es ja gar zu gern, zu den Gelehrten gezählt zu werden, da ist es denn auch unsere Pflicht, alles zu thun, uns dieses Lobes würdig zu machen und unsere Kenntnisse nach allen Seiten hin zu erweitern. Wir suchen dies einerseits durch Besuch von wissenschaftlichen Vor trägen und Vorlesungen, andererseits durch Lectüre zu erreichen. In beiden Fällen ist die Stenographie von höchstem Werth. Die Stenographie setzt uns in den Stand, Vorträge jeder Art nach dem Belieben und Bedürfniß des Einzelnen entweder in ihrer vollsten Ausführlichkeit, also wörtlich, nachzuschreiben oder aber auch aus zugsweise mit einer Leichtigkeit wiederzugeben, wie es mit der ge wöhnlichen Schrift nie möglich ist. Während der mit Currentschrist Schreibende den einen oder andern aus der Rede herausgerissenen Satz festzuhalten sucht, hat er durch die mechanische Schreibart so viel Aufenthalt, daß ihm ein ziemlicher Theil des weiter Gesproche nen verloren geht; der Stenograph dagegen notirt sich mit wenigen Zügen einige Sätze und Bemerkungen, ohne viel mit dem Schreib geschäft zu thun zu haben und dadurch aus dem Zusammenhänge zu kommen. Gleichen Vortheil gewährt die Stenographie bei der Lectüre: Lesen ohne angemessenes Excerpiren bringt wenig Nutzen, aber wie oft unterbleibt dies, weil eben die gewöhnliche Schrift viel zu weitläufig und langsam ist, als daß bei der uns in unseren Mußestunden nur karg zugemessenen Zeit längere Auszüge gemacht werden könnten; mit Hilfe der Stenographie sind ganze Seiten in kürzester Zeit abgeschrieben, wie sich mit ihr auch so leicht Bemer kungen am Rande der gelesenen Werke anbringen lassen, zu denen bei Anwendung der Currentschrist der Raum fehlt. Von nicht geringem Werthe ist die Stenographie auch für Verleger und Drucker, namentlich von Zeitschriften. Die Zeit schriften sollen der Neugierde und Wißbegierde des Publicums ent- gegenkommen, sie müssen mit möglichster Schnelligkeit über die Tagesereignisse berichten. Welchen Vortheil gewährt da die Steno graphie! Wir glauben, nicht zu viel zu behaupten, wenn wir sagen, daß eine größere Zeitschrift ohne Hilse der Stenographie kaum be stehen kann. Daß ein Berichterstatter, der der Kurzschrift kundig ist, viel mehr leisten kann, als ein College, der mit der Kette der gewöhnlichen Schrift belastet ist, liegt auf der Hand. Ein Hinder niß steht der alleinigen Anwendung der stenographischen Schrift bei der Herstellung von Zeitschriften freilich noch im Wege. Es ist dies der Umstand, daß immer noch eine Mittelperson nöthig ist, welche die stenographirten Nachrichten und Berichte in gewöhnliche Schrift übertragen muß. Mit Recht muß man bedauern, daß die stenographischen Manuscripte nicht unübertragen in die Druckerei wandern können; doch auch hier ist leicht Abhilfe zu schaffen. Nicht allein die Schriftsteller, sondern auch die Schriftsetzer müssen sich die Stenographie zu eigen machen. Die letzteren sind schon jetzt in den Reihen dev Stenographen gar nicht so selten und würden noch viel zahlreicher sein, wenn sich die Schriftsteller der Stenographie mehr bedienten und so die Druckereien zwängen, sich nach steno graphiekundigen Setzern umzusehen, die natürlich auch bester be zahlt werden können, da sie bedeutende Ersparnis an Zeit ermög-
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