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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-07-14
- Erscheinungsdatum
- 14.07.1879
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- Deutsch
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ISO, 14. Juli. Nichtamtlicher Theil. 2750 sie, wenn nicht mit der Bünau'schen, doch mit der Brühl'schen ver glichen werden konnte. Dieselbe gelangte durch Erbschaft im Jahre 1751 an den bekannten Grafen Ludwig v. Zinzendorf und ward von diesem der Brüderunität hinterlassen. Zuerst war sie in Barby, dem Sitz des Directoriums der Brüdergemeinde und des theolo gischen Seminars, ausgestellt, 1809 wurde sie jedoch nach Riesky übergesührt, bald aber wegen Mangel an Raum in das herrschaft liche Schloß zu Trebus, welches eine halbe Meile von Niesky ent fernt liegt, gebracht. Zu ihrem ursprünglichen Bestand kamen noch, während sie in Barbh verwahrt ward, die Bibliothek des Frhrn. L. v. Schrautenbach auf Lindheim, die Privatbibliothek des Grafen Zinzendorf, die Bibliotheken der Syndiken der Brüderunität David Nitschmann und Friedrich Köbcr (1786) und in diesem Jahr hundert die Schulbibliotheken der Institute zu Uhyst bei Bautzen und Großhennersdorf bei Herrnhut; außerdem wurden, wie es scheint, bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts noch manche interessante Bücher angeschafft. So wuchs sie nach und nach bis zu der Zahl von mehr als 15,000 Bänden heran, war in 7 Fächer eingetheilt (Theologie, Jurisprudenz, Philosophie, Philologie und Belletristik, Geographie und Geschichte, Mathematik und Medicin) und in 26 hohen Regalen ausgestellt. Im vorigen Jahre hatte nun aber die Brüdergemeinde beschlossen, diese allerdings von ihren Mitgliedern wohl sehr wenig benutzte (man sieht dies den Büchern an) Bllchersammlung zu veräußern (mit Ausnahme der in böhmi scher Sprache abgesaßtcn, die böhmischen Brüder betreffenden Schriften), und es ist dieselbe durch Kauf in die Hände der hiesigen Buchhandlung von Gustav Salomon übergegangen, gegenwärtig im Kaufhause (Seestraße, 1 Tr.) ausgestellt und dürfte jedenfalls, so bald ein sorgfältiges Berzeichniß derselben ausgenommen sein wird, zur öffentlichen Versteigerung gelangen. Da mir von dem Inhalte dieser Bibliothek durchaus nichts bekannt war (in dem Adreßbuch deutscher Bibliotheken des Hrn. Geh. Hofraths 1>r. Petzholdt, 1875, 2. Aust., wird ihrer nicht gedacht), so habe ich mich beeilt, dieselbe anzusehen, und bin allerdings erstaunt gewesen, hier eine solche An zahl der kostbarsten literarischen Schätze vereinigt zu sehen, wie sel bige, namentlich in den Fächern der Theologie und Geschichte, kaum je wieder in einer Privatbibliothek zusammen angetroffen werden dürften, dabei aber in so ausgezeichnet erhaltenen und vortrefflich gebundenen Exemplaren, daß die meisten Werke erst vor kurzem die Osficin verlassen zu haben scheinen. Es mögen wohl mit Einschluß der Flugschriften jetzt 20,000 bis 30,000 Bände sein. Was nun die einzelnen Disciplinen anlangt, so ist die Theologie bis zum Jahre 1780 ganz ausgezeichnet vertreten. An Bibelausgaben zählte ich über 200 in den meisten bekannten Sprachen (darunter ara bische, persische, armenische, syrische, tamulische re.). Die Kirchen väter sind fast vollständig in den heften Pariser, Amsterdamer, Ox- sorder Ausgaben vorhanden, die Kirchengeschichte und die Heiligen ebenso (z. B. vollständige Exemplare des Baronius und Surius). Ebenso reich sind die Fächer der Exegese (wir fanden hier z. B. koli oritivi ssori re.), der Liturgik (wir bemerkten die herrlichsten Ausgaben der griechischen Monologien, das koutiLcalo ronm- nuin st«.), des kanonischen Rechts (die Bullarien und zum Theil auch die Concilienacten sind vorhanden), der Controversliteratur, der Schristen der Reformatoren (von Luther allein sind, außer den Gesammtausgaben seiner Werke, über 200 Einzelndrucke meist mit Eranach'schen Holzschnitten, über 200 Schristen seiner Zeitgenossen in den seltensten Originalausgaben vorhanden), der Literatur der theologischen Flugschriften (vom 16. bis Anfang des 17. Jahr hunderts in größter Vollständigkeit), ebenso die pietistische Literatur und Hymnologie (ich sah eine Anzahl Werke mit Notendrücken) vertreten. Nicht geringer ist die Bedeutung der historisch-geographischen Abtheilung. Die älteren Sammlungen der deutschen Geschicht schreiber (Eckhart, Lcibnitz, Westphalen, Mencken, Leuckfeld, Petz -c.), die deutschen Chroniken, die polnische, schlesische, russische, ungarische Geschichte sind in den seltensten Werken (z. B. Dlugoß, Zaluski, Sinapius, Sommersbcrg, Herberstain, Bel rc.) vertreten, ebenso die Geographie (ich fand z. B. ein prachtvolles vollständiges Werk des Merian und über 100 Werke über Amerika), Heraldik und Genea logie (vertreten durch Siebmacher, Bucelin, St. Marthe und einige hundert Beschreibungen von Auszügen und Festlichkeiten), sowie selbst die sogenannte schöne Literatur (im Sinne der sranzösischen kisllss Uvttros) mit ihren Nebenwissenschasten, auch die Philologie und Naturwissenschaften lassen kein älteres Hauptwerk vermissen. Als besonders merkwürdig bezeichne ich aber (außer einer wohl von keinem Bibliographen erwähnten „Heylsamen lere vnd predig des Doctor Johansen Geiler von kehßersberg, o. O. V. I. 1490", 4 Bl. ni. Holzschn.) ein Exemplar der so sehr seltenen Bomberg'- schen hebräischen Bibel (4. Venedig 1517), einst im Besitz des gelehrten Andreas Wesling, mit seinen eigenen Randglossen, weil sich am Schluffe des Bandes eine Art Stammbuch sinket mit länge ren Briefen und Sprüchen der Reformatoren, die natürlich durch gängig unbekannt sind. Wir finden da die Autographen Luther's (lat. 3 Bl.), Bugenhagen's (3 S. griech.), Melanchthon's (lat. 3 S.), Cruciger's (1 S. lat.), Major's (1 S. lat.), Edenberger's (hebr. 1 S.), I. Morccllius' (2 S. lat.), Stigel's (lat. Ged. 2 S.), sämmtlich mit dem Datum von 1546, Forster's (1 S. 1553), I. Crell's und Nie. Titus' (1 S. griech. Verse). Ebenso sah ich eine Anzahl orientalischer (arabischer und hebräischer) Werke von größter Seltenheit, kurz der anzufertigende Katalog wird jeden falls die Bibliophilen sehr interessiren. Unter allen Umständen kann man aber behaupten, daß, wäre diese Bibliothek fortwährend in einer ihrer ersten Anlage entsprechenden Weise fortgesetzt und vermehrt worden — selbstverständlich sind auch eine große Anzahl, wohl den oben erwähnten unbedeutenden Schulbibliotheken einst angeh origer werthloser Bücher vorhanden — sie heute unter den bedeutenderen deutschen Fachbibliotheken rangiren würde und wenn sie dem größern wissenschaftlich gebildeten Publicum zugänglicher gemacht oder doch wenigstens von den deutschen gelehrten Theo logen jeder Richtung gehörig benutzt worden wäre, sicher den einstigen Zweck ihrer Stiftung erfüllt haben dürfte. Sie würde heute noch, nach Entfernung der nicht geringen Anzahl von unbrauchbar gewordenen Büchern, einen vortrefflichen Stamm zu einer theologischen Fachbibliothek bilden. Dresd. Journ. Ein Jubiläum. Am 12. Juli waren es 50 Jahre, daß in Torgau unter dem Namen und der Aegide von A. Wienbrack in Leipzig eine Buchhand lung eröffnet wurde. Torgau war in früheren Jahrhunderten in literarischer Beziehung nicht unbedeutend, zu Anfang dieses Jahr hunderts jedoch konnte die Stadt nicht eine Buchhandlung von einiger Bedeutung aufweisen. Der Mann, dem die nicht leichte Aufgabe gestellt wurde, das neue Geschäft zu beginnen und zu leiten, war Carl Flcmming. Ohne Hilfspersonal, nur von einem Laufburschen, „der lesen und schreiben konnte", unterstützt, widmete sich Flcmming mit rastlosem Eifer dem jungen Unternehmen. Er schuf eine Leihbibliothek und einen Journallesezirkel und erzielte durch seine unermüdliche Thätig- kcit in kurzer Zeit die schönsten Resultate. Carl Flemming hat durch seine späteren Schöpfungen die Erwartungen, die seine damalige Wirksamkeit erweckte, in hohem Maße erfüllt. Er hat gewuchert niit seinem geistigen Pfunde und Großes erreicht. Laßt uns heute einen Kranz der aufrichtigsten Bewunderung auf sein Grab legen. Aus Flemming's Händen übernahm der Bruder von A. ^ Wienbrack das bereits blühende Geschäft und sührte es mit Erfolg 377*
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