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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1879
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1879
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- Deutsch
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von dem Rechte der „komischen Personen", mit Lachen die Wahrheit zu sagen, versteht sich von selbst, doch muß anerkannt werden, daß die reichlich ausgetheilten Prilschenschläge bei einigem Humor der Betroffenen leicht zu ertragen und so gehalten waren, daß sie Nie mand verletzen konnten. Den Mitgliedern unseres Festcomitös aber, die an diesem Abend zu ihren vielen sonstigen Verpflichtungen auch noch die Ausgabe unternommen hatten, als Jünger der heiteren Muse ihrer Zeit den Spiegel vorzuhalten, sei hiermit der gebührende, wohlverdiente Kranz gespendet, den die undankbare Nachwelt dem Mimen ja versagen soll. Nicht minder hohe Verdienste hatten sich die Herren durch die Beiträge erworben, welche zum Festessen der aller Anerkennung werthen Küche des Hrn. Kühnrich die geistige Würze gaben. Daß Niemand seinen Berus verleugnen kann, war am Schluffe der Tafel deutlich ersichtlich aus der Anzahl der Schriftstücke, welche dem „hohen Hause" von unserem Bundesrathe zugcgangen waren und die eine ganze kleine Literatur bildeten. Da war eine „Jllustrirte Gerichtszeitung in moralischen Reimen", die uns in heiteren Versen die Entstehung jedes einzelnen Gerichts, durch beigesetzte passende Clichös noch mehr veranschaulicht, liescrte. Ferner einige wohl- gelungene Tafellicder in den bekannten seit Jahren beliebten Pracht bänden, die, zur rechten Zeit von so vielen geübten Stimmen im Chorus gesungen, ihre zündende Wirkung nicht versagten. Endlich um zu mahnen, daß der Jünger der cdeln Bücherei auch bei fröh lichem Mahle der wissenschastlichen Seite seiner Thätigkeit nicht ver gessen soll, ein vorläufiger Separatabdruck aus dem Archiv für die Geschichte des deutschen Buchhandels: „Die Anfänge des Leipziger Bücherwesens von Gustav Wustmann", worin der verdiente Forscher de» Nachweis führt, daß die bisherige Annahme: der erste Leipziger Druck stamme von 1513, irrig sei, der Anfang der Kunst in Leipzig vielmehr nach de» vorhandenen Quellen in das Jahr 147g gesetzt werden müsse und wir also berechtigt seien, in diesem Jahre die vierte Säcularfeier dieses wichtigen Ereignisses zu begehen. Die Reihe der Trinksprüche war diesmal nur kurz und wurde in gewohnter Weise eröffnet von Hrn. Ad. Enslin. Wenn am Sonntag Cantate die Männer des deutschen Buchhandels zum fest lichen Mahle versammelt seien, so sei es alte gute Sitte, daß das erste Glas unserem Kaiser gelte. Und freudigen Herzens folgten wir der Sitte, denn wir verehrten in dem erlauchten Heldenkaiser nicht nur den Schirmherr» des Reichs und somit auch unseres Standes, sondern zugleich das Vorbild eines echt deutschen Mannes voll seltener Pflichttreue und Demuth. — Und wir reihen an diesen Spruch den zweiten aus den Fürsten dieses Landes, indem wir wie alljährlich unserer Genugthuung und unserem Danke dafür Aus druck geben, mit welcher Sorgfalt das sächsische Fürstenhaus stets die Interessen des Buchhandels gewahrt hat. — Die Versammlung erhob sich wie ein Mann und stimmte begeistert ein in das drei malige Hoch aus Kaiser Wilhelm und König Albert. Die Aufgabe, den anwesenden Gästen im Namen des Fest- comitö's den Willkomm zu sagen, war Hrn. Ernst Hartung zu gesallen, welcher dieselbe in seiner bekannten humoristischen Weise zu allgemeiner Befriedigung löste. — Er greife gewiß nicht fehl, wenn er annehme, daß die verehrte Versammlung tüchtig hungrig sei und dieser Hunger sei sicherlich ein wahlberechtigter, denn er sei entstanden im aufopferungsvollen Dienste für das Wohl derGesammt- heit, dem sich die Herren in der Generalversammlung des Vor mittags unterzogen hätten. Wenn sie dafür nun aber auch mit Be friedigung auf das Resultat ihrer Verhandlungen zurücksehen könnten, so sei das Festcomitö leider nicht in gleich angenehmer Lage, denn die Reformvorschläge, die es am vorhergehenden Abende im Festspiel entwickelt habe, seien gänzlich unberücksichtigt geblieben. Wie sehr Unrecht die Versammlung daran gethan habe, würde für diejenigen Herren, welche dem Festspiel nicht hätten beiwohnen können, sicherlich klar werden, wenn er die Schlußsormulirung der besagten Vorschläge hier kurz wiederhole: „Jeder deutsche Staats bürger wird von einer aus Mitgliedern des Buchhandels bestehenden Commission alljährlich auf seinen literarischen Bedarf eingeschätzt, die aus ihn entfallende Quote wird von der Behörde, nöthigcnsalls executorisch, beigetrieben." Die Herren möchten nun aber nicht glaube», daß sie diesen Vorschlag, der sicherlich allen unseren Nöthen am wirksamsten steuern würde, durch ihre Jgnorirung aus der Welt geschafft hätten. Das Comitö habe im Gegentheil die Gleichgültig keit, die ihm zunächst noch widerfahren sei, vorausgesehen und sich deshalb mit einem im Reiche allmächtigen Manne in Verbindung gesetzt, welcher die Sache demnächst in einem Bauernbriefe ein gehend behandeln würde. — Nach dieser Abschweifung komme er wieder aus die Berechtigung des Hungers der verehrten Tisch genossen zurück und schöpfe daraus auch sür sich und seine College» vom Comitö die Hoffnung, es werde dieser „beste Koch" dazu bei tragen, daß das Festmahl allseitigen Beifall finde. Hoffentlich erhöhe es auch die wohlwollenden Gefühle der Theilnehmer, wenn sie be dächten, daß dieses Cantateessen das letzte sei, welches ohne den be lebenden Einfluß des Schutzzolls stattsände. Die anwesenden Leipziger aber fordere er zum Schluß aus, das Glas zu leeren aus das Wohl der anwesenden lieben Gäste. Nach längerer Pause ergriff Hr. Bürgermeister Tröndlin das Wort. Es sei ihm mitgetheilt worden, daß unter den Gästen, denen der vorige freundliche Trinkspruch gegolten habe, auch die anwesenden Corporationen verstanden gewesen seien. Er nehme dar aus die Berechtigung, und zwar gern, zu einer Erwiderung. Gern komme er dieser Pflicht nach, weil cs jedem Leipziger eine Freude sei, im Kreise der Buchhändler zu verweilen. Wenn schon von Alters her das Wort gelte, daß der Kaufmann der Pionnier der Cultur sei, so habe es in um so größerem Maße Berechtigung für den Buchhändler, denn wenn dis Anregung jedes Bedürfnisses geistige Förderung zur Folge habe, so sei c« umsomehr der Fall, wenn geistiges Gut als Maare vertrieben werde. Und be sonders sei es die Stadt Leipzig, welche die glückliche Wirksamkeit des Buchhandels, der hier seinen Hauptsitz habe, zu würdigen wisse und wisse, was sie ihm schulde; das umsomehr, als diese Stadt wohl von sich rühmen dürse, daß auch sie allzeit bestrebt gewesen sei, nach geistigem Gut zu ringen und darum zu kämpfen. — Aber noch eine andere Erwägung dränge sich unwillkürlich auf. Die Organisation des Buchhandels sei auch ein nationales Verdienst. Als Deutschland noch zersplittert gewesen sei, habe sich der Buch handel anfgeschwungen zu fester Concentration, und sein dadurch hervorgerufenes Gesammtbewußtsein sei eine nationale That ge wesen, wie in seiner Organisation einer der Keime der modernen nationalen Gestaltung zu erblicken sei. Darum sei es das besondere Verdienst des Buchhandels, daß es ihm gelungen sei, zuerst prak tisch eine nationale Frage zu lösen. So wünsche er ihm von Herzen ein unerschütterliches Gedeihen, möge er auch in Zukunst weiter blühen und wachsen trotz aller unausbleiblichen Stürme, und diesem Gedeihen möge die Versammlung ein volles Glas weihen. Nachdem Hr. W. Hertz die übliche Aufforderung zur Samm lung sür unsere Armen ausgesprochen und in warmen und herz lichen Worten die Festtheilnehmer gebeten hatte: gern, rasch und viel zu geben, ergriff noch Hr. E. Morgenstern das Wort, um einem Gefühle Ausdruck zu geben, welches gewiß in allen Anwesenden lebendig sei. — Die Cantatcversammlung sei nicht nur die Gelegenheit, alte Geschäftsverbindungen zu erneuern und neue anzuknllpsen, sich des Anblicks alter Freunde zu erfreuen, sondern auch der Tag, an welchem die Verwaltung unseres Vereins 271*
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