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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.05.1879
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.05.1879
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- Deutsch
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1784 Amtlicher Theil. lil? 101, 3. Mai. schneider, Pergament- und Papiermacher, Buchbinder und Kupfer stecher. Mit jedem neuen Buche, welches ich durchging, ward mir klarer, daß der vorhandene Stoff seine Ergänzung in den Archiven finden müsse und daß namentlich die Geschichte des Buchhandels in ihren Beziehungen zur allgemeinen deutschen Culturcntwickelung ohne die fleißigste Erforschung und Benutzung der durchs ganze Vaterland zerstreuten handschriftlichen Schätze nicht geschrieben werden könne. Ich betrachte deshalb die archivalischen Studien als einen ebenso berechtigten, wenn nicht den wichtigsten Bestandtheil meiner Aus gabe und kan» sagen, daß in Verfolgung derselben der Erfolg bis jetzt meine kühnsten Erwartungen übertroffen hat. So fand ich in den Rathsacten von Nürnberg und Ulm eine reiche Aus beute von Urkunden, deren Abschriften ich theilweise selbst ver- anlaßte, theilweise, so weit die erstgenannte Stadt in Betracht kommt, in den von Ihnen angeordneten Arbeiten des Herrn vr. Heigel erhalten habe. Sie sind meist dem Nürnberger Kreis archiv entnommen, während sie sich in Ulm in den Rathsacten finden. In beiden Gemeinwesen enthalten sie, von 1512 bis in die neuere Zeit reichend, Privilegien, Censnrversügungen, obrig keitliche Ermahnungen, Verfolgungen und Bestrafungen von Buch händlern und Schriftstellern, Zunftordnungen, Briefwechsel mit anderen Staaten, Nachdrucksahndungen und kaiserliche Verord nungen. In der Rheinprovinz, welche ich im vorigen Oktober be suchte, arbeitete ich in Düsseldorf und Cöln. Im Düsseldorfer Provinzial-Archiv sind theilweise die Acten der ehemaligen Kur- sürstsnthümer Pfalz und Cöln, der preußischen Herzogtümer resp. Fürstentümer Elcr>°, M-ldern und Moers und der westphälischen Grafschaft Mark aufbewahrt und übersichtlich geordnet. Dazu kommt noch die französische Zeit für das Großherzogthum Berg und einen Theil des linken Rheinufers. Namentlich fand ich für das ganze vorige Jahrhundert einen reichen Schatz von Druck- und Zeitungs-Privilegien, Censur- und polizeilichen Verboten. Die oft gewaltsamen Maßregeln Friedrich's des Großen gegen die Zei tungspresse, welche letztere namentlich in Wesel von Bedeutung war, und die religiös-reactionären Strömungen unter Friedrich Wilhelm II. gewähren nicht allein einen Blick in die mannig fachen Hindernisse, die überall dem buchhändlerischen Geschäfts betriebe entgegentraten, sondern liefern auch wichtige Beiträge zur zeitgenössischen Geschichte. Sodann zeigt sich die französische Revolution in ihrer ganzen folgenschweren Bedeutung auch für den Buchhandel und namentlich die Presse jener Provinzen. Spä ter vernichtet dann der Geist der französischen Verwaltung die spärlichen Spuren deutschen Denkens und Wissens, an welche sich nach Niederwerfung der Fremdherrschaft die neuen deutschen Bildungskeime nur mühsam wieder ansetzten. Was ich in Düssel dorf für meine Zwecke brauchbar fand, habe ich zum größten Theil selbst abgeschrieben und zum kleinsten abschreiben lassen. Während hier ausschließlich die neuere Zeit vertreten war, begegnete ich in Cöln den ält-stcn und stolzesten Erinnerungen der Bnchdruckerkunst und des Buchhandels. Namentlich bot mir im städtischen Archiv die große Büllingen'sche Sammlung über alle Cölner Drucker von Ulrich Zell an bis zum Ende des 18. Jahr hunderts willkommene Belehrung. In ihr entdeckte ich die Ge schichte jeder großen Druckerei und Vcrlagshandlung, die Stamm bäume der Gründer, Verlagskataloge und die Titel sammt Druck proben, Kupferstichen, Einbänden von einigen hundert Werken. Canonicus Ludwig von Bullingen (1771—1848) hat mit dem größten Fleiße und der unermüdlichsten Ausdauer an diesen un schätzbaren „Lnnales tz-pograpdici civitatis Oolonieusis" (von 1466 an) gearbeitet und in diesen fünf Folio-Bänden der Stadt Cöln eine Sammlung hinterlassen, um welche sic jeder andere alte Sitz der Buchdruckerkunst beneidet. Während ich mir von Anfang bis zu Ende die erforderlichen Auszüge aus ihnen machte, ließ ich mir die Rathsprotokolle, soweit Beschlüsse und Anord nungen für oder gegen den Buchhandel in Betracht kamen, ab schreiben. Am ausgiebigsten sind sie für das 16. Jahrhundert. Auch im Bremer Archive habe ich manche nicht uninteressante Beiträge zur äußeren Geschichte des Buchhandels gesunden. Sie beginnen mit dem Ansange des 17. Jahrhunderts und lausen bis zur Gegenwart, sind aber werthvoller durch das, was sie nicht enthalten, als was sie auf die Nachwelt bringen. Man lernt aus ihnen die vollständige geistige und buchhändlerische Versumpfung eines jetzt so bedeutenden, unternehmenden und vorwärts stre benden Staatswesens wie Bremen kennen. Brotneid, Streit mit den Zünften, namentlich den Buchbindern, Streben nach xri- viloxiis orolnsivis, schwerfällige Untersuchungen darüber, ob in Bremen noch am Ende des vorigen Jahrhunderts eine zweite Buch handlung überhaupt existiren könne, diese und ähnliche Fragen beschäftigen säst ausschließlich die „hohe Wittheit" des Senats. Indessen fanden sich vereinzelt schätzenswerthe Notizen über Preise von Papier und Frachten, über Honorar und Drnckkosten, sowie über die buchhändlerische Thätigkeit der Nachbarorte. Meine Hauptthätigkeit beschränkte sich aber von Ende October v. I. bis heute aus das hiesige Geheime Staatsarchiv, in wel chem ich wöchentlich mehrere Mal die zahlreichen handschriftlichen Quellen über Concessionswesen, Buchhändler-Privilegien, Druckerei- Anlagen, Preßprozesse, Verbote, Confiscationen, Polizeiversahren und Gesetzgebung von 1585 an bis 1840 eingesehen, ausgezogen und abgeschrieben habe. Bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts sind diese Quellen so arm und mager, als es der ganze damalige brandenburgische Staat war. Mit dem 18. Jahrhundert fangen sie an, reicher zu fließen und von dessen Mitte an sogar das kaum neu erwachte geistige Leben des deutschen Volkes wiederzu- spiegeln. Die glänzende Zeit Friedrich's des Großen zeigt sich auf meinem Gebiete übrigens durchaus nicht so bestechend, als ans andern Feldern und namentlich in der äußeren Politik. Da gegen steht säst während der ganzen Rcgierungszeit Friedrich Wilhelm's II. die Verfolgung des Buchhandels und jeder freieren Regung durch die Wöllner'schen orthodoxen Bestrebungen im Vor dergründe des öffentlichen Interesses. Die Berliner Buchhändler erheben sich sogar zum ersten Male in Preußen zu einer Macht im gewerblichen und staatlichen Leben, vor welcher schließlich Wöllner mit seinen Hillmer und Hermes die Segel streichen muß. In den Eingaben, Streitschriften, königlichen Erlassen und ge richtlichen Gutachten finden sich die werthvollsten Angaben über den damaligen Geschäftsbetrieb, Verlag, Commission und die buch händlerischen Beziehungen Berlins zu Leipzig, während die Buch händler überall energisch für ihre Rechte eintreten und ihren Unternehmungsgeist und ihr entschiedenes männliches Austreten bei jeder Gelegenheit glänzend bewähren. Fortan bilden Buch handel und Presse mit jedem Jahre mehr einen der großen Mit telpunkte des geistigen und Politischen preußischen und deutschen Lebens. Sie werfen theilweise ein ganz neues Licht aus die Zeiten der Freiheitskriege und knüpfen hieran einige der erlauch testen Namen unserer Literatur an. Noch im Sommer 1813 werden z. B. Arndt, Niebuhr und Schleiermacher sammt ihren Verlegern Reimer und Nicolovius von der Censur gehudelt, weil sie, die Einen in wohlerwogenen Worten, die Andern in glühen der Ungeduld, den Kampf bis aufs Messer predigen. Auch die Zeit von 1815 bis 1830 nimmt ein ganz anderes und viel ver ständlicheres Gesicht an durch die Aufschlüsse, welche uns die Cen sur- und Preßverhältnisse geben. Bald nach dem Kriege beginnt
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