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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.12.1876
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- Erscheinungsdatum
- 11.12.1876
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- Deutsch
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4632 Nichtamtlicher Theil. 28K, 11. December. ohne Hinterhalt ausgesprochen, einer Sache inehr nützen kann und! muß, als wenn durch schöne Worte die Wahrheit zurückgedrängt oder gar verheimlicht wird. Bor allen Dingen müssen wir die Frage uns vorlegen: Wem soll das Werk nützen, und ist sein Erscheinen ein dringendes Bedürf- niß? und so wollen wir versuchen, diese Frage klar und deutlich zu beantworten. Es ist gewiß recht dankenswerth, wenn die deutsche Literatur auch ihr spccielles bibliographisches Lexikon erhalten soll, wie wir deren von Frankreich, England, Spanien re. besitzen, aber wenn es nützen soll, dann wird und muß es auch die gesammte deutsche Lite ratur bringen, und nicht nur eine Auswahl von Schriften, denn wenn jene Auswahl von einer Redactionscommission abhängen soll, dann wird sie jedenfalls einseitig werden, umsomehr als die Auf nahme der Schriften von den einzelnen Ansichten der betreffenden Fachgelehrten ansgeht, so könnten leicht, trotz dem besten Willen derselben, doch hier und da ungerechtfertigte Aus- und Weglassungen Vorkommen. Schon die Nichtausnahme der ganzen deutschen Lite ratur an sich halte ich schon für verfehlt, weil dadurch das Lexikon nur ganz wenig Nutzen bringen wird, da der Buchhändler, wenn er es als Nachschlagebuch für sein Geschäft gebraucht, sich nicht befrie digt finden wird, indem nicht alle erschienenen Bücher vorhanden, und dem Bibliothekar wird es auch nur in sehr seltenen Fällen dienen können, ganz abgesehen davon, daß man sich durch zum größten Theil schon erschienene und noch erscheinende gut gearbei tete Specialbibliographien der einzelnen Fachwissenschaften helfen kann, umsomehr als sie doch fast aus jeder nur einigermaßen guten Bibliothek anzutreffen sind, und aus gleichem Grunde wird das neue Lexikon auch der betreffende Fachmann wenig zu Rathe ziehen, als dieser gewöhnlich nur für die Literatur seines Faches Interesse hat, wozu ihm auch das betreffende bibliographische Handbuch seiner Spccialwisscnschaft vollkommen ausreicht. Sollte der Plan des Hrn. Avenarius sestgehalten werden, dann muß ich gestehen, daß es in dieser Form, wo es die ganze deutsche Literatur nicht hringen soll, sondern nur eine Auswahl, wenn auch noch so sorgsam ausgewählt, weder dem Gelehrten, noch dem Buchhandel Nutzen bringt, und so wäre es denn auch aus diesem Grunde kein Bedürfniß. Aber noch einen andern Grund möchte ich mir erlauben hier in Erwägung ziehen zu lassen, den nämlich, daß es nur dann selbst einen Nutzen bringt, wenn die sämmtlich in demselben aufgenommc- nen Bücher auch in natura, zum Behufe der genauen bibliographi schen Titelaufnahme, den betreffenden Bearbeitern Vorgelegen haben, und nur wenn diese ganz genau und mit allen Kollationen versehen sind, können sie wirklichen Vortheil bringen, welcher doch in Aus sicht genommen, da sie nur in dieser Weise dem Bibliothekar und dem Buchhändler nützen können. Es entsteht nun die weitere Frage, sind in der That denn die strengen Fachgelehrten immer auch zu gleich gute Bibliographen, und wird es sich immer machen lassen, daß man auch die Bücher in den besten Ausgaben, und alle, welche man aufnehmen will, auch in natura findet? Da viele, namentlich die der älteren Literatur, zum Theil Kostbarkeiten und Seltenheiten sind, geschweige denn, daß sie oft nur ein- oder höchstens zweimal in öffentlichen oder Privatbibliotheken sich finden, so würden große Schwierigkeiten entstehen, um nur ihre Titel zu erhalten; die Aus nahme derselben nach anderen bibliographischen Werken und Kata logen, mögen sie auch noch so gut gearbeitet sein, hat doch immer sein Bedenkliches, und würde ich doch sehr zur Vorsicht rathen, wenn dem ganzen Unternehmen nicht von Anfang an das Vertrauen dadurch erschüttert werden soll. Denn leider hat sich in ähnlichen Werken, wie Wohl jeder Bibliograph weiß, die Erfahrung nur allzu geltend gemacht, daß der oder die Herausgeber das betreffende Buch gar nicht gesehen, geschweige denn seine» Titel genau von dem Original ! genommen, sondern sich damit begnügt haben, das Buch eben nur aufzuführen, unbekümmert, ob der Titel genau und richtig ist. Dem Einwurf, daß es unmöglich sei, alle deutsche Bücher seit der Erfindung der Buchdruckerkunst bis heute in dem Lexikon zu bringen, möchte ich entgegenstellen, daß es eben dann, wenn es nicht geschieht, seinen Hauptnutzen verliert und dann auch nicht die „ge sammte literarische Production Deutschlands" repräsentirt, indem eine Auswahl stattfindet, so ist cs eben nicht die ganze gesammte Production, sondern nur Auswahl — und wird die Frage seines Bedürfnisses erst gerade dadurch hinfällig, da wir uns aus diese Weise mit den schon vorhandenen ähnlichen Werke» eines Ebert, Brunet, Gräffe rc. begnügen können, indem wir ja dasselbe Werk erhalten würden, nur mit Ausschluß der fremden Literatur, weil jene auch nur eine Auswahl bringen. Wenn nach dem Plane des Hrn. Avenarius die Jugendschriste», sowie die Kinderschristen nicht Ausnahme finden sollen, so ist doch in Erwägung zu ziehen, daß zum Beispiel Schriften, welche selbst bedeutende Epoche in der Literatur gemacht haben, wie die Schriften von Campe (Robinson rc.) und das allbeliebte Kinderbuch „Der Struwelpeter" keine Ausnahme hätten, es würde das gelehrte Pu blicum nach hundert Jahren es sehr bedauern müssen und den Herausgebern es verargen, wenn es Bücher von solcher Bedeutung — und daß sie Epoche gemacht, wird jetzt schon nicht mehr bestritten werden können — in dem Lexikon nicht verzeichnet fände. So aber könnten und müßten, mit ganz gleichem Rechte, auch die sämmtlichen Volksbücher des sechzehnten Jahrhunderts weggelassen werden, da jene eben doch nur Volksschriften, ihrem Inhalte nach waren und sind, sowie auch als ganz richtige Folge die bekannten Ausgaben der verschiedenen Rechenbücher von Adam Riese und Köbel rc. nicht aus genommen werden, da sie auch unter die nicht aufzunehmcnden Bücher des Unterrichts und der Schule gehören, welche ebenfalls nach dem Plane in dem Lexikon keine Stätte finden sollen. Auch die Flug schriften und Streitschriften sollen nicht ausgenommen werden, da jene nur auf die Zeit ihres Erscheinens berechnet seien, und was werden aber die Historiker sagen, wenn sic die wichtigen Schriften, zum Beispiel zur Zeit des dreißigjährigen Krieges, vermissen würden, oder gar die sämmtlichen Reformations-Streitschriften, welche ja zum größten Theil Flugschriften gewesen sind, ebenfalls fehlten? Man denke ferner nur an die Zeiten politischer Umwälzungen, wie zum Beispiel an das Jahr 1848 und seine Folge, was würde es der Literaturgeschichte für einen Nutzen bringen, wenn auch jene Flug schriften sich nicht vorsänden. Ich glaube aus den vorhergesagten Gründen hinlänglich be wiesen zu haben, daß nur Vollständigkeit und zwar mögliche abso lute Vollständigkeit dem Unternehmen Werth verleihen kann und muß, und daß ich, wenn dieses nicht auszuführen ist, ihm jeden Werth, wenigstens für die Wissenschaft und gewiß auch für den Buchhandel absprechen muß, denn wenn eben nicht diese möglichste Vollständigkeit geboten wird, dann werden immer die vorhandenen Bücherlexika von Heinsius, Kayser rc. aushelsen müssen und können. Nachdem wir die Schattenseiten des Unternehmens hinlänglich hervorgehoben, müssen wir auch die Lichtseiten in Betracht ziehen und gestehen, daß zum Beispiel der Gedanke der Aufnahme der Bücher durch Autopsie vollkommen seine Berechtigung hat, sowie überhaupt was die bibliographische Anordnung betrifft und vor allen Dingen die alphabetische Anordnung der Büchertitel, die Angabe der Verleger, Auflagen, Bände, Bogenzahl rc. unsere volle Anerkennung findet, wenn wir uns auch gestehen müssen, daß sich sehr viele Schwierigkeiten darbieten werden, welche, um sie alle auszugleichen, einer sehr tüchtigen Redaction bedürfen. Und gerade hierin scheint uns eine der Hauptschwierigkeiten zu liegen, denn unserm Ermessen nach, kommt alles aus den Chefredakteur an, denn
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