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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-10-02
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1926
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- Deutsch
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Sortimentsbuchhandlungen findet man nur in der Hauptstadt Valletta. Sie sind zahlreich, achtzehn Firmen, alle aber führen zugleich Papierwaren. In den Landstädtchen gibt es nur einige Papierhändler, die hin und wieder auch Broschüren in maltesischer Sprache und Gebetbücher führen. Die größten Handlungen befin den sich in und nächst der Strada Reale, der prächtigen Haupt straße von Valletta, welche die Stadt in schnurgerader Linie von einem bis zum anderen Ende durchschneidet. Der bedeutendste Buchladen dürfte hier Lritien's Lookselter, kriuter aaci Ltstioner sein, also Buchhandlung, Druckerei und Schreibwarenhandlung in einem. Er betreibt sympathische, flotte Propaganda, gibt geschmack volle Reklamepostkarten aus, auf denen man eine Abbildung des hübschen, recht blickfängerisch ausgestatteten Ladens sicht, mit dem Text: »bvob out kor ULMS sack sixn . . . (folgt das charakteristische Firmenzeichen auf dem Steckschild) . . . lbs vtässt anä ckeapest doob ZI!6 papor sdop in Malta . . .- (folgt sehr genau Adresse, auch mit Hinweis auf ein gegenüberliegendes bekanntes Klubhaus); also zu deutsch etwa: »Man achte auf Name und Firmenschild . . . die älteste und billigste Buch- und Papierhandlung in Malta ...« Eine auffallend gute und geschmackvolle Handarbeit ist die der maltesischen Buchbinder. Viele Bände in der Public I-ibra,-)- geben von dieser auch hier traditionsrcichen Kunst Zeug nis. Wer einmal erkannt hat, wie sehr das Leben der eingebore nen Bevölkerung mit Frömmigkeit durchsetzt ist, wird sich nicht mehr wundern, wenn er beobachtet, daß die Buchbinder gleich zeitig Händler mit Kirchenkerzen sind. Das Oovernment krintinZ Oktics besitzt seine eigene leistungsfähige Binderei, in der Veröffent lichungen dieses Staatsverlags in Lexikonformat gut und gefällig gebunden werden. Malta besitzt fünf Tageszeitungen, und zwar zwei große politische Blätter, den englischen »vailv Malta Cbronide», das Organ der konstitutionellen Partei, d. i. das Regierungs blatt, ferner den italienischen »Malta«, das Blatt der Opposition, und drei Handelsblätter, den englischen »Malta Hsralä« und die gemischtsprachigen, englisch-italienischen Zeitungen »Mereurius« Ilsralä« auch leistungsfähige Buchdruckcreien angeglicdert sind, ist bereits oben erwähnt worden. Unter den in Form von Tages zeitungen erscheinenden Wochenschriften sind besonders die Lokalblätter in maltesischer Sprache erwähnenswert. Ihre Tendenz ist teils regierungsfreundlich, teils oppositionell; ihr Nachrichtendienst beschränkt sich fast ausschließlich auf die kom mentierte Wiedergabe der im »vail^ Malta Lkronicls« und im »Malta, längst veröffentlichten Neuigkeiten. Sie bilden mehr oder weniger das Um und Auf all dessen, was aktuelle Publizistik und Literatur in maltesischer Sprache ist. Maltesische Epiker und Lyriker finden in diesen Zeitungen ein Sprachrohr für ihre Kunst. Daß diese Blätter Polemik, Temperament und Witz keineswegs verschmähen, geht schon aus den Titeln der wichtigsten Wochen schriften hervor. Die eine heißt »llmsr., zu deutsch »Der Esel», eine andere »Malis ladana«, »Unser Malta«, eine dritte »voctor Xscckec«, sprich »Schekek«, nach einem fiktiven weisen Doktor namens Xccchec, der in diesem Blatte seine lustigen Ansichten über die dumme Welt ungeschminkt den Lesern vorträgt. Die Straßcn- kolportage ist zum Unterschied von anderen südlichen Ländern nicht übermäßig rege, sodaß ein Guttcil des Zwischenhandels im Zcitungsverkauf den einzelnen Sortimentsbuchhänd lern zufällt. Die meisten unter ihnen sind überdies im Neben amt Agenten von Tageszeitungen, die in Italien und England erscheinen und hier verhältnismäßig viel gelesen werden. Die Buchhandlungen besorgen teils unmittelbar, teils durch Kolpor teure den Einzelverkauf dieser importierten Blätter und ver schleißen auch die.beliebten italienischen und englischen illustrierten Zeitschriften. Über das deutsche Buch ist aus Malta nichts zu melden. Aber wenn ich auch in diesem Reiseberichte ausnahmsweise nichts von Beobachtungen, Klagen, Wünschen und Hoffnungen, die sich auf das deutsche Buch beziehen würden, zu sagen wußte, so möge doch dem deutschen Buchhändler der flüchtige Blick genügen, den ich mit diesen Zeilen in eine uns so fremde Welt öffnen wollte. Das russische Buchwesen. Von Peter Hein. Der betrübliche Tiefstand, auf dem sich das russische Buchwesen während der Revolution und der ihr folgenden Bürgerkriegsjahre befand, kam in seiner ganzen, grausamen Deutlichkeit aus der In ternationalen Buchausstellung zu Florenz — im Sommer 1922 — zur Geltung. Die beiden Säle, die die Sowjetrepublik im Palazzo di Porta Romana innehatte, wiesen nur wenige, dürftige Neu-Erschei- nungen ans. Im übrigen nur die Fülle der Umsturz-Flugschriften und als lebendige Punkte in dieser Ode ein paar glühende, fan farengleiche Revolutionsplakate. Sie ließen das Bestreben erkennen, die Kraft des gedruckten Wortes auch noch dort, wo alle anderen Mittel zu versagen schienen, lebendig zu erhalten. Das Papier der Druck schriften aber war billigste, häßlichste Sorte. Der Drucksatz war schad haft und bis aufs Äußerste abgenutzt. In der Tat, das Ganze war keine Schau russischer Leistungsfähigkeit, sondern eine deutliche Demonstration der Not und der Schwierigkeiten, die sich der Wieder geburt eines russischen Buchwesens entgegcnstelltcn. Es hatte im Jahre 1920 den abgründigsten Punkt seines Ver falls zu verzeichnen. Ganze 3600 Publikationen waren zu regi strieren. Ihr Durchschnittsumfang ging über 60 Seiten nicht hinaus. Und dies war in einem Lande möglich geworden, das in der Vor kriegszeit jährlich mehr als 30 000 Titel herausbrachte und in über 70 Sprachen veröffentlichte. In jenem traurigen Jahre schien es, als ob sich Rußland wieder zur Vor-Gntenbergzeit zurückfinden wollte. Fand man doch in den Buchläden sogar hin und wieder handschriftliche Bücher vor, und hektographische oder autographische Vervielfältigungen waren durchaus keine Seltenheiten. Die Krisenperiode ist heute überwunden. Alles hat den An schein, als ob dem russischen Buch eine neue Blütezeit bevor stehe. Die Zentral-Buch-Handelskammer in Moskau, ein Mittel ding zwischen einer Urheberrechts-Schutzstelle und einem nationalen Bncharchiv, konnte bereits im Jahre 1924 über 13 000 Druckerzeug nisse katalogisieren und im letztvergangenen Jahre gar mehr als 22 000 Nachweisen (s. dazu Bbl. Nr. 194, S. 1039). Man darf nun aber keineswegs glauben, daß dieses Wiederan steigen der literarischen Produktion gleichbedeutend mit einträglicher, befriedigender verlegerischer Arbeit ist. Gairz im Gegenteil. Die Bnchpreise werden bekanntlich durch die Regierung kontrolliert, und bei ihr besteht die begreifliche Tendenz, die Verkaufspreise aller Werke so niedrig als möglich zu halten. Obendrein sind die Haupt konsumenten für Bücher meist Körperschaften — etwa Arbeiter- Bildungszentralen, komnruniftische Vereinigungen, Handelsverbände, Arbeiterinnen-Lesezirkel, Klubs, Bibliotheken und andere mehr —, und alle diese beanspruchen durchweg Sechsmonatkrcdite für ihre Erwerbungen. Der Verleger steht der Tatsache gegenüber, daß das Geld sehr rar und teuer ist. Der einzige Kredit, den er erhält, ist der der Papierfabrik. Aber auch er währt selten länger als drei Monate. Die Druckerrechnung und das Autorenhonorar — ge meinhin ist das letztere eine Pauschalsumme, und nur in wenigen Fällen ein prozentualer Anteil — müssen sofort bezahlt werden. Wenn das Buchwesen dennoch wieder so erstaunlich angewachsen ist, wie wir es heute finden, so wird dies durch den Umstand be dingt, daß es der Staat zum großen Teil selbst in die Hand ge nommen hat. Nicht anders als die Kohlenförderung, die Stahl oder Textilindustrie. Zwar gab die oberste Sowjetregierung im Jahre 1921 die Hände des privaten Kapitals wieder für nutzbringende Arbeit frei, aber gerade beim Schrifttum fürchtete sie eine Ver wischung ihrer kommunistischen Ideale und Bestrebungen und nahm darum die Zügel der Publizistik selbst in die Hand. Teils mit, teils ohne Geschick. Dem privaten Buchhandel war dies durchaus nicht abträglich, denn er war keineswegs begierig, sein Kapital in langfristigen Geschäften festzulegen und die bescheidenen Gewinne nur nach endlosen Zeiten einstreichen zu können. Heute ist darum diese staatliche Verlagsstelle trotz der Politik freier Wirtschaft die größte uud einflußreichste Macht im Reiche des Buchwesens. Sie wird von der Negierung finanziert und von einem Direktorium von Volksbildungs-Kommissaren geleitet. Sie firmiert als Staatsverlag oder, wie sie die Abkürzungs-Nomenklatur der Sowjetbehörde bezeichnet, als Oosirckat. Sie entstand seinerzeit ans Grund der Nationalifierungs-, besser gesagt Sozialisierungsbestre bungen und wurde durch die Zusammenlegung verschiedener, im Reiche verstreuter Sowjet-Buchstellen gebildet. Sie sollte der kommunistischen Partei und dem kommunistischen Staatswesen eine Publikations zentrale großzügigsten Stils sein und die proletarische Diktatur
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