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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.07.1876
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- Erscheinungsdatum
- 05.07.1876
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- Deutsch
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2402 Nichtamtlicher Theil. 153, 5. Juli. schönen Nebeldecken und zierlichen Knöpfen oder Griffen versehen; für Liebhaber waren selbst Rollen von purpurfarbenem Pergament, an Stäben mit goldenen Knöpfen vorräthig. Gewöhnlich wurden die Schriften in verschließbaren Kapseln aufbcwahrt. Klio hat nach einem herknlanischen Wandgemälde eine durch einen Deckel verschließ bare Kapsel neben sich stehen. Im Lateran zu Rom befindet sich die etwa vor vierzig Jahren anfgefundene Statue des Sophokles mit einer Bücherkapscl zur Seite. So lange der Wetteifer im Sammeln der Bücher zwischen den Ptolemäern und Attalidcn bestand, war der Preis der Schriften in Athen natürlich ein hoher. Zu dieser Zeit entstand auch der Bücher markt zu Rhodus. Diese Insel lag günstig für den Handel nach Aegypten und hatte schon in früheren Zeiten, während der Feind seligkeiten zwischen Philipp und den Athenern, eine hervorragende Bedeutung gewonnen. Daß Athen und Rhodus als Büchermarkt später von Alexandrien überflügelt wurden, liegt in der literarischen Bedeutung begründet, welche diese Stadt gewinnen mußte. Auch die Freunde griechischer Literatur bei den Römern be lebten den Buchhandel in Athen. Obschon Lucullus viele Bücher aus Asien als Beute mit nach Rom brachte, verschaffte er sich andere durch Kauf in Athen, woher er auch seine Sammlung von Statuen und Gemälden ergänzen ließ. Er hielt dabei auf schön geschrie bene Exemplare. Die Halle, worin seine Bücher zu Rom aufbewahrt wurden, war ein Vereinigungspunkt für die gelehrten Männer dieser Zeit und wurde mit seltenerLiberalität den Freunden zur Benutzung freigestellt. Auch Sulla, ohne gelehrt zu sein, war mit der griechi schen Literatur vertraut und brachte manches Buch von Athen nach Rom. Bekannt ist ferner die wissenschaftliche Richtung des T. Pom- ponius Atticus. Seinen Aufenthalt in Athen benutzte er nicht nur dazu, sich mit der griechischen Literatur näher bekannt zu machen und die in Athen aufgehäusten Bücherschätze zu genießen, sondern er ließ auch durch geschickte Hände griechische Werke in zierlichen Abschriften vervielfältigen. Der geschäftskundige Mann zog sich seine Abschreiber selbst heran und wußte so für sich noch einen nicht geringe» Vortheil zu erzielen. Daß die Schrcibcrkunst auch in Spielereien ausartcte, beweist die Handschrift der Ilias, welche in einer Nußschale ausbewahrt wurde. Die erwähnten Verhältnisse mußten mit dazu beitragen, den griechischen Buchhandel zu beleben, aber die Bücher blieben dabei thcner. Als die Zauberer in Ephesus ihre Bücher verbrannten, be rechneten sie den Werth derselben nicht gering. Leider liegt aber in diesen Verhältnissen auch der Grund zum Verfall des Buch handels. Die Kopien wurden in großer Eile verfertigt, nicht den besten Handschriften entnommen, ähnlich lautende Wörter verwech selt, Zeilen übersehen und vertauscht, Zusätze gemacht, kurz alle die Schäden herbeigesührt, über welche die Alten schon klagen und welche noch jetzt die Wiederherstellung dieser Werke in der ursprüng lichen Reinheit erschweren. So gaben der Grammatiker Tyrannio und einige Buchhändler mit Hilfe von unwissenden Schreibern und ohne die Abschrift mit dem Original zu vergleichen, die Schristen des Aristoteles heraus, wie es auch bei den übrigen zum Verkauf abgeschriebenen Büchern sowohl zu Rom als zu Alexandrien geschah und worin Athen nicht zurückblieb. Aus der Blüthczcit des griechischen Buchhandels ist »ns kein Name eines berühmten Buchhändlers erhalten, auch hört man nichts von der Sitte, daß sich die gebildete Welt, wie später bei den Rö mern, in den Buchläden versammelt habe, um die neuen Erschei nungen zu betrachten und sich darüber zu unterhalten. Erst aus der Zeit des Verfalls des Buchhandels treten uns zwei Namen von Abschreibern und Buchhändlern entgegen, Callinus und Atticus, wovon der eine sich durch seine schöne Handschrift, der andere sich durch die große Sorgfalt in seinen Abschriften auszeichnete. Ihre Copien waren in Athen sehr geschätzt und mußten theuer bezahlt werden. In verächtlichem Tone spricht Lucian von der Bildung der Buchhändler. Sie hielten und verkauften zwar viele Bücher; „aber betrachte diese Buchhändler und Trödler", ruft er dem „Ignoranten" zu, „etwas näher und du wirst finden, daß sie an wissenschaftlicher Bildung Dir nicht viel überlegen sind, daß sie eine ebenso ungebildete Sprache reden, wie Du, daß cs Leute ohne Einsicht sind, die nie gelernt haben, das Schone und Gute vom Schlechten zu unterscheiden." Auch die Ehrlichkeit derselben wird in Zweifel gezogen. Die Käufer, welche den Werth der Bücher nur nach dem Grade, in welchem sie angcfressen und verdorben waren, bemessen konnte», wurden von ihnen hintergangen und übervortheilt. Die Buchhändler dieser Zeit waren in allen Künsten des Betrugs bewandert. Man legte neue Schriften in Getreidehaufen, damit sie die Farbe von alten Schriften erhielten, und gab ihnen das An sehen derselben, nur um sie thcurer verkaufen zu können. Verderbenbringend wurden für den griechischen Buchhandel auch die sog.Schncllschreiber, die nur darauf bedacht waren, so schnell als möglich eine große Menge von Abschriften zu liefern, ohne zu gleich auf die Güte derselben zu sehen. Wir schließen hiermit unfern Bericht über das inhaltreiche und interessante Schristchen, das für die heutigen Fachgenossen der alten griechischen College» eine reiche Fundgrube der Belehrung, sowie auch manche Anknüpfungspunkte für die Gegenwart mit der Vergangenheit darbictet. Misccllcn. Ueber die am IS. Juni in Stuttgart abgehaltene General versammlung des Süddeutschen Buchhändlervereins ent nehmen wir dem Schwäb. Merkur folgenden Bericht: «... Bon den drei Vorstandsmitgliedern waren zwei durch Krankheit am Erscheinen verhindert, das dritte, Hr. C. Detlofs aus Basel, ersuchte aus ähn lichen Gründen Hrn.A.Kröner von hier, an seinerStelle den Vorsitz zu übernehmen; der Letztere eröffnet?, nachdem er die Hrn.A.Stüber aus Würzburg und I. Engelhorn von hier zu seiner Unterstützung berufen hatte, die Versammlung, deren Nachsicht er sich, wie sich später hcrausstellte, überflüssigerwcise erbeten, mit einem Bericht über das abgelaufcne Bereinsjahr. Der Verein entnahm demselben mit Ver gnügen den Beitritt 16 neuerMitglieder, dem freilich bedauerlicher weise ein starker Abgang durch den Tod gegenübersteht. Stuttgart, das mit Recht den Namen einer Metropole des süddeutschen Buch handels führt, hat auch durch die bedeutenden, im Gefolge der poli tischen Neugestaltung eingetretenen Aendernngen in der Münzwäh rung, welche bei Bielen Besorgnisse wegen der (thcilweise mit der vom Norden verschiedenen Gnldenwährnng zusammenhängenden) Bedeutung des Platzes hervorgerufen hatte, wenig gelitten; von größerem Einfluß mag die Umwälzung im Posttariswesen gewesen sein, die in vielen Fällen directe Sendung des Verlegers an den Sortimenter gestattet, wo früher zum Ansammeln der Ballen die Hilfe eines Commissionärs erforderlich war; freilich wird von dieser Decentralisation die als Commissionsplatz wichtigste Stadt Leipzig nicht minder betroffen. Dagegen hat sich Stuttgart des Zuzugs be deutender Verlagssirme», wie F.Enkc von Erlangen, Franz Duncker aus Berlin, Max L Co. aus Breslau (A. Heitz), Aug. Auerbach und Anderer zu erfreuen und gleicht damit jenen durch die Zeitverhält nisse hervorgerufenen Ausfall mindestens aus; möchte nur eine günstigere Gestaltung der Druckerei-Arbeiterzustände, welche leider „Alles beim Alten lassen", Hand in Hand mit der in großer Blüthe stehendenHolzschneidekunst, Steindruckerei und Photographie unserer Stadt eine noch immer größere Anziehungskraft für bedeutende und
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