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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.01.1876
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.01.1876
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- Deutsch
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108 Nichtamtlicher Theil. 8, 12. Januar. Wunsch zur Ausführung bringt und ci» eigenes Haus in Weimar erwirbt, Ivo er sich damals so wohl befand, daß er jeden Gedanken an Wegziehe» anfgcgeben hatte, da schreibt der einfache Geschäfts mann an den Dichter, der bei vielen damaligen Koryphäen der Literatur bekanntlich in so cigcnthümlichcr Weise geschätzt wurde, daß die Romantiker bei der Lectiirc des Liedes von der Glocke vor Lachen von den Stühlen fallen wollten, die prophetisch-schönen und so herrlich in Erfüllung gegangenen Worte: Mein verehrungswürdiger Freund! Ein eigner Herd ist Goldes Werth, sagt das Sprichwort, und ich habe die Wahrheit desselben oft empfunden. Mögen Sic die schöne Unabhängigkeit, welche Sie in Ihrem Anlauf sich verschafft haben, in Gesellschaft der freundlichen Hausgötter recht lange genießen. Das Haus wird, wenn ich mich in wein? auch sein Dach und seine Mauern ein Opfer der Zeit werden, merkwürdig bleiben und der bisherige Besitzer hat es durch Sie zu einem Monument sür Weimar gemacht. Der von Schiller an ihn ergangenen Einladung in das neu- crworbene Hans konnte der Verleger erst im November 1804, wenige Monate vor des Dichters Tode, folgen. Ter Aufenthalt hinterließ bei allen Bctheiligten die angenehmsten Erinnerungen und Göschen schreibt, daß ihm die Reise neues Lebe» gegeben und ihn ermuthigt habe, „noch einige Zeit länger Bücher zu Markte zu tragen". Es wurde damals der Plan zu dem Journal sür deutsche Frauen entworfen und ausführlich besprochen, welches, heraus- gcgeben von Wieland, Schiller, Rochlitz und Seumc, seit 1805 bei Göschen in Monatsheften erschien. Außerdem hat der letztere durch Schillcr's Vermittelung von Goethe die Uebersetzung vonRamcau's Reffen erhalten, über welchen Vcrlagsartikel er sich außerordentlich befriedigt ansspricht. Auch das Fraucnjournal nahm erfreulichen Aufschwung und alles deutete darauf hin, daß der Verkehr zwischen Autor und Verleger noch lange und lebhast sortdaucrn würde — da machte ihm Schiller's am 10, Mai 1805 erfolgender Tod ein plötzliches Ende, Wir haben in diesen Zeilen aus dem überreichen Inhalte des hochverdienstlichen Beitrags zur Schillerlitcratur in großen Zügen nur einige, die Beziehungen zwischen Schiller und Göschen behan delnde Punkte hcrvorgehoben, während das Verhältniß dcsDichters zu den übrigen in dem Briefwechsel vorkommenden Verlegern in einem zweiten Artikel besprochen werden soll. Der uns aus den Buchner'schcn Arbeiten über Wieland be reits in ansprechendster Weise bekannt gewordene Leipziger Ver leger tritt uns auch hier wieder in der ganzen Kernhastigkeit und Liebenswürdigkeit eines ganze» Mannes entgegen als thätiger, energischer, durch und durch ehrenhafter Geschäftsmann, als treuer, anhänglicher Freund und musterhafter Ehemann und Familien vater, — Sein Name wird immerdar, auch ohne daß er der langen Reihe seiner bedeutenden Vcrlagsartikel die Horen hätte hinzusügcn können, unter den „Ersten und Respcktirteften Buchhändlern Deutsch lands" glänzen. Miscellcn. Herrn I)r, Wustmaün's Urtheile, — Nr. 2S1 des Börsen blattes bringt unter den Miscellcn einen kleinen Artikel, welcher mit Entrüstung des abfälligen Urtheils gedenkt, welches Hr, 11r. Wüst mann in dem diesjährigen Scemann'schen „Jllnstrirtcn Weihnachts kataloge" über die allbekannten und allbeliebtcn Heh-Spccktcr'schen Fabeln ausgesprochen hat. Zugleich wird eines anderen Artikels gedacht, welcher in dem zu Hannover erscheinenden „Christlichen Schnlbotcn" sich eingehend gegen jene Kritik des Hrn. Ilr. Wust mann ansspreche, aber so gereizte» und beleidigenden Tones sei, daß von einer Wiedergabe, auch nur im Auszüge, abgesehen werden müsse, Einsender dieses glaubt die Verfasser beider Artikel mit der Versicherung beruhigen zu können, daß wenn De, Wustmann's ab sprechende Urtheile irgend einen nachtheiligcn Erfolg haben werden, derselbe nicht die von ihm verurthcilten Werke, sondern vielmehr ihn selbst treffen werde. Denn welchen Werth kann man dem Urtheile eines Mannes beilegen, dem cs plötzlich cinfällt, Werke zu verdammen, welche seit dreißig und mehr Jahren sich die fortdauernde allgemeine Gunst in stets ungeschwächtcm, ja steigendem Maße errungen haben? Wenig Kinderschriften haben einen ähnlichen Erfolg wie die Hey-Spccktcr'schcn Fabeln aufzuwcisen; vielleicht nur eine einzige, nämlich „Der Struwwelpeter", d. h, der echte, alte, sogenannte Frankfurter Struwwelpeter.*) Derselbe ist, gerade wie die Speck- tcr'schen Fabeln, im Buchhandel Lagcrartikcl geworden und kein Sortimenter wird denselben fehlen lassen. Aber Hr. Wustmann schlendert seinen Bannstrahl auch gegen den Struwwelpeter. I» Nr. 50 der Gartenlaube vom Jahre 1872 brachte derselbe einen längeren Aussatz mit der Aufschrift: „Der deutschen Jugend Weih nachtsbüchertisch", worin er von der großen und höchst anspruchsvoll austretendcn Kategorie jener trivialen Fabrikate spricht, zu denen „Ter Struwwelpeter", „Der Stapclmatz", „Der Daumenlutscher" „Der Suppenkaspar" und viele ähnliche Producte gehörten. Nun, dieses verdammende, vor nunmehr drei Jahren gefällte Wustmann'jche Urtheil — ganz abgesehen von dessen Oberflächlich keit, denn „Der Daumenlutscher", „Der Suppcnkaspar", die hier als selbständige Bilderbücher ausgesührt werden, sind nur die Titel einzelner Geschichten aus dem Frankfurter Struwwelpeter — nun, dieses verdammende Urtheil hat den, Struwwelpeter ebenso wenig ge schadet, als das heute gefällte den Hch-Speckter'schcn Fabeln schaden wird. Diese auf den vr, Wnstmann'schen Index gesetzten Wcrkchen können sich also eine solche — wenn auch negative — Rcclame ganz ruhig gefallen lassen. — Nachschrift. Im Begriffe, vorstehende Zeilen abzusenden, fällt dem Schreiber derselben Dr, Wustmann's Entgegnungsartikel in Nr. 2gV d. Bl, in die Hände, worin derselbe seine Ansicht aufrecht zu erhalten sucht, die Hcy-Speckter'schen Fabeln als veraltet erklärt und wiederholt den Wunsch ausspricht, man sollte denselben nun endlich die wohlverdiente Ruhe auf ihren Lorbeeren gönnen. Letzteres wird man Wohl getrost „der urthcilslosen großen Masse", von welcher Hr. vr, Wustmann im obenerwähnten Artikel spricht, überlassen können, denn jene „urtheilslose große Masse" trifft instinctiv doch immer das Rechte, sic findet das Gute gut und greift darnach, Schlechtes und Veraltetes aber hat mau noch immer ganz von selbst verschwinden sehe», weil es eben von jener „urtheilsloscn großen Masse" als solches mit der Zeit recht wohl erkannt, dann aber auch nicht nach dreißig und vierzig Jahren immer wieder von neuem begehrt wird. Humor im Buchhandel. — Bor kurzem fragt Jemand in einem Buchladen nach Hebbel's „Mutter und Kind", „Das haben wir leider nicht," lautete die Antwort, „könnte Ihnen aber vielleicht Ammon's »Mutterpflichten« dienen?" — Zu einem Kollegen in einer kleinen Stadt, der auch Fliegenpapier, aus dem mit großer Schrift ,,Fliegcntod!" stand, verkaufte, kam ein Bäuerlein mit der Bitte, ihm doch einen Bogen davon ohne das Wort „Fliegentod" zu geben, da die Fliegen dies ja lesen würden. — Ein Hanptmann, der eine Anzahl des Lesens und Schreibens unkundiger Rccruteu zur Ausbildung erhalten hatte, fragte nach einer Fibel zum Selbst unterricht, — Einer jungen Dame, die „Ein Glas Wasser" ver langte, brachte der gefällige Lehrling freundlich lächelnd ein Glas Pumpenheimer. — LodrveiAdaousor's I-oxiovn Narockotoum wurde als Loplioeles' I-sx, Horocknteuin verlangt, — „Haben Sic den Caesar mit Noten?": „Bedanre, wir führen keine Mnsikalieu," *1 Erschien zum ersten Male im Jahre t84b.
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