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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.01.1876
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- Erscheinungsdatum
- 12.01.1876
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- Deutsch
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8, 12. Januar. Nichtanitlicher Thcil. 107 meine Räuber, Ficsko und Kabale und Liebe umsonst neu und ver bessert drucken".... „Es wäre mir schon sehr unangenehm, wenn mein Verleger bei mir nicht gewänne, wie viel weniger mein Freund." Und im Oktober 1790, als ihm Göschen das erste Exemplar des Historische» Kalenders übersandt, für welchen Schiller die „Geschichte des dreißigjährigen Krieges" geliefert hatte, schreibt dieser die fol genden Zeilen, welche Wohl verdienen, hier abgedrnckt zu werden, als ein Zeugniß dafür, daß Schiller selbst sein Vcrhältniß zu seinem Verleger durchaus nicht in der Weise ansfaßte, wie es später von verschiedenen Seiten, die de» „banausischen" Buchhändlern nicht hold waren, dargcstellt worden ist: Eben, liebster Freund, komme ich von Rudolstadt zurück, Mo ich eine» Theil der Ferien zugcbracht habe. Schönet, freundlichen Dank für die überfchicktcn Calender, die gar brillant ausgefallen sind. Mein Exemplar haben Sie mir in cincni so schönen geschmackvollen Gewand geschickt, daß ich mir ordentlich selbst darin gefalle. Ich werde dies Exemplar auch nicht aus der Hand geben und es immer als ein An denken meines Freundes werth halte». Ich kann Ihnen nicht sagen, Lieber, wie voll ungeduldiger Erwartung ich bin, von dem Sucres unseres Calenders z» hören; erwartungsvoller als über den Ausschlag einer Bataille. Sic haben einen großen, gewagten Wurf gethan und Ihr Muth ist cs allein schon Werth, daß Sic tausende gewinnen. Und erst wenn Sie einige 1000 Thlr. gewonnen haben, denken Sie an mich. Sic haben mich nicht bezahlt sondern belohnt nnd die Wünsche auch des ungenügsamste» Autors Übertrossen. In einigen Wochen, liebster Freund, ist die Wesse ganz vorüber, und dann zähle ich daraus, Sie bey mir zu sehen. Auch meine Frau wünscht sehr, Sic länger zu genießen. Sie logiren bey uns und dann plaudern wir, bis der Morgen graul; ich habe Ihnen so manche Ideen mitzutheilen, die Sie nicht abwcisen werden. Adieu, liebster Freund. Viele Grüße von uns beide» an Ihre liebe Frau. Ewig der Ihrige. Einige Tage daraus, am ü. November 1790 wiederholt der Dichter seine Einladung anss dringendste, erinnert seinen Verleger daran, daß er versprochen habe, ihm seinen Geburtstag, der ans nächsten Mittwoch falle, feiern zu Helsen und verspricht, daß bei die scr feierlichen Gelegenheit Champagner fließen und mitunter auch ein gescheitstes Wort gesprochen werden soll. In dieser herzlichen, von den Gefühlen warmer Freundschaft diclirten Weise wird der Verkehr stets geführt. Am Weihnachtsheiligabcnd 1791 war Gö- schen's dritter Sohn Georg Joachim geboren, nnd der Dichter spricht hierüber seinen Glückwunsch am 15. Januar des nächsten Jahres in einem geschäftlich gcsärbtcn Scherz aus: „Zu deni heiligen Christ, den Ihre Jette Ihnen beschccrt hat, wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen Glück, wünsche aber auch dabeh, daß Sie von diesen leben digen Verlagsartikcln noch recht viele neue Lckitionen erleben möch ten, ohne daß sich die alten vergreifen"; ein Wunsch, der in reich liche Erfüllung ging, denn dem dritten Sohne sind noch sieben Ge schwister nachgesolgt. In jener Zeit tauchte bei Schiller der schon längst gefaßte Plan wieder aus, ein großes, vicrzehntägiges Journal zu gründen, wel ches die ersten und besten Schriftsteller Deutschlands zu seinen Mit arbeitern zählen und durch die Namen der daran Wirkenden und die Gediegenheit und Mannigfaltigkeit seines Inhaltes alles über treffen sollte, was bis dahin aus diesem Gebiete in Deutschland cxistirte. Ec erwähnt diese Idee auch wieder gegen Göschen und meint, daß dieser „ein Werk sür sein Lebelang daran haben und der Erste und Respektirteste Buchhändler in Deutschland dadurch werden müßte". — Das Project, das später bekanntlich wirklich zur Aus führung kam, blieb damals auf sich beruhen, erst im Jahre 1795 erschien das erste Stück der „Horen", dann aber nicht bei Göschen, sondern bei Cotta, dessen hiermit beginnende und dann immer leb hafter werdende Verbindung mit Schiller den etwas empfindlichen Leipziger Verleger hie und da arg verstimmte. Doch sicht er sein Unrecht immer bald ein und lenkt alles wieder ins alte Gleis. Als Cotta gern den Don Carlos haben wollte nnd deshalb von Schiller an Göschen selbst verwiesen worden war, erklärt der letztere seine dadurch hervorgcrufcne Gereiztheit hauptsächlich damit, daß cs sein Lieblingswunsch gewesen sei, an dem Carlos zu zeigen, was er als Typograph zu leisten verniögc. Lcssing's Nathan sollte in einer Prachtausgabe in der Vossischcn Buchhandlung erscheinen und Gö- schen's Ehrgeiz bestand darin, mit dem Carlos die Vossischc zu über treffen. Sein Lieblingswunsch ging erst im Jahre 1801 in Erfül lung, da Schiller ans nicht ganz klaren Gründen die Erfüllung immer wieder hinausschob. Inzwischen war Göschen Grundbesitzer geworden. Er hatte Ende 1795 ein Landgut in Hohcnstedt bei Grimma für 2000 Thlr. gekauft und benutzte dasselbe seit 1797 als Sommerwohnung. Das gibt ihm Veranlassung, den ihm so wcrthen Autor aufs dringlichste einznladcn, seine Herrlichkeiten persönlich in Augenschein zu nehmen, da nun endlich die Wünsche znm größten Thcilc in Erfüllung ge gangen seien, die einst bei Gelegenheit von Schiller's Aufenthalt in Gohlis in ihnen ausgesticgen waren. „Eine freundliche Hütte, ein Gärtchen in paradiesischer Gegend" (man halte diese Hyperbel dem Leipziger zu gut, der auch heutzutage die Gegend von Grimma noch „paradiesisch" findet), „schöne reine Lust, Wasser aus selbstcntdccktcn Quellen, Früchte, die ich alle selbst erzogen, eine schöne Ruhe, ge- thcilt durch Arbeit sür mein Geschäft und sür den Landban." — Aber die Genossen aus der Gohliscr Zeit seien freilich meistens dahin gegangen, nnd nur Schiller und Körner seien noch übrig. — Der Dichter war immer gern bereit, aus derartige Wünsche ein- zugehcn und sagte seinen Besuch öfter zu, besonders in den Perioden, in denen die im letzten Decenuium seines Lebens ihn aufreibende Krankheit Pausen in ihrer zerstörenden Wirksamkeit machte und ihm einen Landaufenthalt wünschenswerth erscheinen ließ. Solche An kündigung rnst in Göschen stets die lebhafteste Freude hervor, zumal er, der nur im thätigsten Geschästsleben, in der Aus- und Anregung, die ihm der lebhafte Verkehr seines immer wachsenden Hauses brachte, wirkliche Befriedigung sand, sich doch zuweilen in Augen blicken leicht erklärlicher Abspannung nnd Ucbcrmüdung mit dem Gedanken trug, die geschäftliche Thätigkeit ganz anszngcbcn und nur Gutsherr zu werden. — Er hat auch seine liebe Noth mit dem Ver legen. Als er nun endlich im Jahre 1801 die vielbesprochene Prachtausgabe des Carlos bringt, macht ihm die Erwägung viel Kopfzerbrechen, die auch heute noch dem deutsche» Verleger sei» Geschäft in, Vergleich zu den englischen und französischen College» so sauer macht: die Wahl der Schrift, des Formats n. dcrgl. „Die Deutschen sind närrische Leute; einige wollen Ausgaben sür die Tasche, andere größere sür die Bibliothek haben; einige lieben lateinische, andere deutsche Lettern. So hätte denn Enlenspiegel recht, der die Schuhe groß und klein machte und wir Buchhändler müssen uns ihn zum Muster nehmen!" Und sein Beruf, der ihn doch sonst so ganz aussüllt und ihm innere Befriedigung gibt, ist ihm bei Gelegenheit des Friedens von Lüneville nur noch „der Büchcrtrödel, denn viel mehr ist unser deutscher Buchhandel doch nicht". Derartige Ausbrüche übler Laune und des Uebcrdrusses an deni sonst sein volles nnd ganzes Interesse in Anspruch nehmenden Berus kommen jedoch nur selten vor und sind rasch vorübergehend. Er lebt und webt doch ganz in dem blühenden Geschäfte und ist Feuer nnd Flamme sür jede ihn gerade beschäftigende Unternehmung. Dabei zeigt er nach wie vor das lebhafteste Interesse sür den be rühmten Freund auch in außcrgeschäftlichcr Beziehung. Er be schreibt ihm aufs lebhafteste und ausführlichste ein Gartcnscst, das er zur Feier des Geburtstages seiner Frau am 20. September 1801 aus seinem Gute gab nnd das nicht nur durch die Anwesenheit von Vornehm nnd Gering der Dorshonoratiorcn, sondern auch durch Scumc's Gegenwart verherrlicht wurde, der ein Lied als Eremit znm Besten gab. — Und als Schiller im Februar 1802 einen alten 15*
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