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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.01.1876
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.01.1876
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- Deutsch
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106 Nichtamtlicher Theil. A 8, tL. Januar. vor allen Dingen und unwillkürlich der Hauptwerth und der Hauptrciz der Darstellung auf den „Liebling der Nation" selbst fällt. Aber auch die bescheidenen Männer, welche den damaligen Buchhandel ihm gegenüber vertraten, Crusius, Unger, der bcklagens- werthe Michaelis, vor allen aber Göschen, mit dem der Dichter sein ganzes Leben hindurch in vertrantem, ja wahrhaft freundschaft lichem Verkehr blieb, verdienen wohl, daß in diesen Blättern ihrem Verhältnisse zu dem Dichter eine eingehende Besprechung zntheil werde. In die erste Verbindung mit Göschen trat Schiller durch Ver mittelung seines Freundes Körner, den er um einen Vorschuß an gegangen hatte, NM sich ans den drückenden, ihn der Verzweiflung nahe bringenden Mannheimer Verhältnissen zn befreien. Körner gewährte ihn: seine Bitte sofort, indem er ihm die gewünschten 300 Thaler durch Göschen senden ließ, an dessen Geschäft er mit einigen Tausend Thalern bethciligt war. Das Zartgefühl des Freundes ließ sich in diesem Falle in vorzüglicher Weise mit den praktischen Erwägungen des Geschäftsmannes vereinigen, denn Göschen mußte das Geld als von ihm ausgehend schicken und daran den Vorschlag zur Ucbernahme der „Rheinischen Thalia" knüpscn, deren Herausgabe Schiller in Mannheim begonnen hatte »nd von der dort nicht mehr als ein Heft erschienen war. Mit der erhaltenen Summe machte sich der Dichter in Mannheim frei und kam nach Leipzig und mit der von hier an beginnenden günstigen Wendung seines Schicksals, die ihm durch Körncr's treue Frenndschast ermög licht wurde, ist also der Name Göschen bereits verknüpft. Während des Leipziger Aufenthaltes im Sommer und Herbst 1785 wurden die Beziehungen zwischen Dichter und Geschäftsmann bereits so innig, daß sic mit kurzen, ganz unwesentlichen Trübungen bis zum Tode des elfteren als ansrichtige Freundschaft bestehen blieben. Hier wurde der Plan zur Fortsetzung der Thalia im Göschcn'schen Verlage festgesetzt und von Dresden ans erhielt Göschen dann im November das erste Mannscript für das zweite Heft des Unternehmens, darunter das in Gohlis entstandene Gedicht an die Freude. Göschen schreibt begeistert an den Dichter unterm 1. Dcccmber 1785: Liebster Freund, Sie haben mir durch das gesandte Mspt. viele Freude gemacht. Keine Stunde habe ich's bey mir behalten: und so begierig ich auch war, diese Kinder Ihres liebenswürdigen Geistes ken nen zu lernen, so schickte ich sie doch gleich nnbesehens zum Schneider, um ihnen das Kleid machen zu lassen, worin ich sie der Welt präsenti- ren will. Senden Sie mir ja, lieber Freund, bald die Musik von Kör ner zu Ihrem Lied an die Freude. Sie must mit gedruckt werden und ich will das weinige redlich dazu beitrage», daß cs ein Rnndgcsang zur Erhebung des Herzens unter guten Menschen wird. Es beginnt nun aus beiden Seiten eine Zeit regster redaktio neller, schriftstellerischer und vcrlegcrischcr Thätigkeit für die Zeit schrift. Schiller warf sich mit Feuereifer ans das Unternehmen, in welchem er zunächst als Hauptstück die neue Bearbeitung des Don Carlos erscheinen ließ. — Er versprach sich große Resultate und eine dauernde günstige Gestaltung seiner materiellen Lage davon und spornte in jedem Briefe den Verleger zu größtmöglicher Beschleunigung an, indem er seine eigene Pünktlichkeit im Jnne- haltcn der festgesetzten Termine als über jeden Zweifel erhaben hinstellte. Leider entsprachen aber nur eine Zeit lang die Leistungen und also auch die Resultate den gehegten Erwartungen. Im Laufe des Jahres 1788 erschienen allerdings noch drei Stücke, dann aber beginnt die Thalia über anderen Plänen und Unternehmungen inehr und mehr in den Hintergrund zn treten und die Stücke erschei nen so unregelmäßig, daß es kein Wunder ist, wenn endlich selbst die Geduld des damaligen langmüthigcn Publicnms zu Ende geht und selbst der Name eines Schiller dem Unternehmen nicht mehr unbedingte Nachsicht für die souveräne Willkür seiner Erscheinungs- lvcise sichert. Doch im Anfang ging alles gut, Göschen that sein Möglichstes und die lebhastc über die Thalia geführte Korrespondenz ward nur unterbrochen, um die Scparat-Ausgabc des Don Carlos zu bespre chen und zn besorgen, welche im Jahre 1787 bei Göschen erschien. Außerdem liegt dem Dichter sehr am Herzen, eine neue verbesserte Ausgabe seiner drei ersten Stücke: Räuber, Fiesko und Kabale und Liebe zn veranstalten, um dem Unwesen zu steuern, welches die Firma Schwan L Götz in Mannheim mit denselben trieb. — Diese Ehrcnfirma beutete das Recht, das sie seiner Zeit während Schiller's bedrängter Lage erworben hatte, in der unwürdigsten Weise ans und druckte von allen drei vielgekanstcn Stücken eine Auf lage nach der andern, ohneSchiller davon zn verständigen, geschweige denn ihmHonorar dafür zn zahlen, „ohne welche schmachvollcAnsbcu- tnng eines bedrängten Schriftstellers", wieGocdeke sagt, „Schiller sich mancher Sorge überhobcn gesehen hätte". — Und dazu ließen die Herren den Dichter »och von den Auflagen seiner Schriften, die sie ohne sein Wissen druckten, jedes Exemplar bezahlen, das er sür seinen eigenen Bedarf von ihnen entnahm! Für acht Auflagen von Fiesko und Kabale und Liebe erhielt der Dichter 127 Thaler, wäh rend ihm, nach der eigenen Berechnung der Verleger mindestens 508 hätten znkommen müssen. Auch Schiller's Vorschlag, sich statt der 381 Thaler, um die er also verkürzt war, mit Einhundert zu begnügen, wurde unberücksichtigt gelassen und ruhig bis zu des Dich ters Tode eine Anflage nach der anderen sortgedruckt, ohne ihm dasür Honorar zu zahlen. Gegen ein derartiges Verfahren sticht freilich die ehrenhafte Art und Weise, in der ein Göschen seine Geschäfte zu machen pflegte, glänzend ab. Allerdings hatte derDichter bereits um dieseZeit einen Grad des Ruhms und der Werthschätzung beim gcsammten deutschen Publicum erlangt, welche die Verbindung mit ihm zu einer sehr vorthcilhasten und daher von verlcgerischcr Seite vielbegehrten machten. Durchgängig ist er es, der die Honorare für seine Schriften bestimmt, und sie werden ihm ohne Widerrede bewilligt. Außerdem bekümmert er sich stets aufs genaueste um Druck, Format und son stige Ausstattung seiner Werke und ans dem ganzen Tone, in dem er alle geschäftlichen Verhandlungen führt, ist ersichtlich, daß er sich wohl bewußt ist, wie werthvoll die Produkte seiner Feder für den Verleger sind. „Denn er war", wieGoedeke sagt, „in derVerfassnng und glücklichen Lage, daß er alles, was ihn fesselte und bewegte, dem Publicum meinte bieten zu dürfen und daß seine Durchgangsstusen auch die seines stets wachsenden Publicnms waren. Nie hat ein Schriftsteller wie er sein Volk mitgerissen und mitgehoben, und nichts, was er veröffentlichte, ist ohne tiesdringcnde Wirkung geblieben. Das wußten und lernten seine Verleger, die alles willig aufnahnien, was er ihnen bot, so unerwartet es sein mochte, und die am liebsten gesehen hätten, wen» die periodischen Unternehmungen, die er mit ihrer Hülse leitete, ganz und ausschließlich mit seinen und nur mit seinen Arbeiten gefüllt gewesen wären." Das Verhältnis; zwischen Schiller und Göschen sowohl als zwischen den anderen Firmen, über welche der vorliegende Band Licht verbreitet, zeigt deutlich in steigendem Maße diese Benrthei- lung der Leistungen des Dichters von Seilen seiner Verleger. Und die liebenswürdige, anspruchslose, von jeder Selbstüberschätzung gänzlich frcieNatnrSchiller's veranlaßt ihn sogar, hie und da das zu hoch zu finden, was ihm Göschen zahlt. So sucht er ihn im November 1786 zn beruhigen wegen einiger Furcht, die Göschen gezeigt hatte, das Unternehmen der Thalia möge mit Verlusten verknüpft sein und schreibt ihm: „Geht also innerhalb eines Jahres nicht so viel ab, daß Sie befriedigt sind, so empfangen Sie von mir den zweiten Band ohne Honorarinm, oder wenn Sie lieber wollen, sollen Sie
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