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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.06.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 16.06.1908
- Sprache
- Deutsch
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6640 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 137, 16. Juni 1908. verjagten, boten freiheitlich gesinnten Fürsten die Voraussetzungen zur Begründung ihrer Macht und ihres Ansehens, die sich auf den Wohlstand der Angesiedelten und das blühende Gedeihen von Handel und Industrie stützte, wozu der Fleiß und die Intelli genz der Vertriebenen den Grund gelegt hatten. Eine liberale Gesetzgebung hat noch keinem Lande Schaden gebracht, Wohl aber ist sie für jedes, das sich ihrer erfreut, von unberechenbarem Nutzen gewesen. Das Volk hat ein viel feineres Empfinden von Recht und Unrecht als man vielfach annimmt, weil die Herren Gesetzfabrikanten es aus dem persönlichen Verkehr gar nicht kennen. Speziell in den Kneipen Leipzigs habe ich viel mehr in dieser Beziehung gelernt als Gosetrinken. Eifersüchtig sollten die Volksvertreter darüber wachen, daß auch nicht die kleinste freiheitliche Errungenschaft verloren gehe; die Fortschritte der Menschheit haben zu teuer bezahlt werden müssen, als daß auch nur der kleinste Gewinn wieder hergegeben werden dürfte. Nicht nur in der Liebe, sondern auch hier heißt es pimvigiis oksta! Ich habe schon gesagt, daß ich in den gerechten Sinn der sächsi schen Volksvertreter das vollste Vertrauen setze, daß sie einen Gesetzentwurf ablehnen werden, der von neuem das Recht auf vorhandenes Eigentum ausheben und eine veraltete und auf ganz anderen Boden als dem des modernen Rechtsstaates er wachsene Einrichtung wieder gesetzlich aufleben lassen will, die schon vor fast einem Menschenalter Franz v. Liszt mit Recht als der Staatsgewalt unwürdig gebrandmarkt hat! Kleine Mitteilungen. * Deutsch-belgischer Litrrarvertrag. — Nun ist auch der letzte der drei von Deutschland im Jahre 1907 vereinbarten Literar- verträge ratifiziert worden. Der »Deutsche Reichsanzeiger, meldet am 13. Juni: Die Ratifikationsurkunden zu der am 16. Ok tober 1907 in Brüssel Unterzeichneten Übereinkunft zwischen Deutschland und Belgien, betreffend den Schutz an Werken der Literatur und Kunst und an Photographien, sind am 12. Juni in Brüssel ausgewechselt worden. Abgeschlossen wurde dieser Vertrag bereits am 16. Oktober 1907 in Brüssel. Sein auch schon vom Deutschen Reichstag (Börsenbl. 1908, Nr. 12) genehmigter Wortlaut ist im Börsenblatt 1908, Nr. 1 abgedruckt worden. Herr Professor Ernst Röthlis- berger in Bern wird demnächst, wie zu den andern zwei schon in Kraft getretenen Verträgen, auch zu diesem Übereinkommen die nötigen Erläuterungen in unserem Blatte veröffentlichen. Die erwähnten voraufgegangenen Verträge sind das neue deutsch französische Literaturabkommen (Wortlaut im Börsenblatt 1907, Nr. 188; Kommentar von Professor Röthlisberger 1907, Nr. 218 u. 219, auch 120 u. 248 und 1908, Nr. 63) und das deutsch italienische Übereinkommen (Wortlaut 1908, Nr. 71; Kommentar von Professor Röthlisberger 1908, Nr. 93 u. 104). * Über daS Zeitunglese«. (Vergl. Börsenbl. Nr. 136.) — Die überwältigende Entwicklung und die Beschleunigung der Nachrichtenübermittelung hat auch die Wirksamkeit der im Dienste der Zeitungen stehenden Schriftsteller außerordentlich beeinflußt. Von ruhiger und stetiger Arbeit ist vielfach nicht die Rede mehr; der gelbe Journalismus Amerikas hat seine Methoden vielfach auch in England, Frankreich und Deutschland zur Geltung ge bracht; der fixe Reporter hat den künstlerisch gestaltenden Schrift steller verdrängt. Solche nicht ganz unberechtigte, für manche Zeitung zutreffende Klagen über die Verflachung des Zeitungs wesens verlauten jetzt immer häufiger. Im Anschluß an unsere gestrige Mitteilung (Nr. 136) aus den »Grenzboten, sei noch eine Stimme aus Frankreich über die Gründe und Folgen der Ver simpelung im Zeitungswesen angeführt. Paul Adam hat im vorigen Jahr in der -Revue üsbäomaäairs- bitter über den Niedergang des französischen Journalismus geklagt. Besonders wies er darauf hin, daß die eigentlichen Artikel von den ver mischten Nachrichten fast ganz verdrängt werden. Soziale, ge schichtliche und literarische Studien sind aus fast allen Blättern verschwunden. Der der Kunst gewidmete Teil der Zeitungen ist nur noch eine Berichterstattung über Erstaufführungen oder Firnis- !tage; selbst der politische Artikel wird immer mehr eingeschränkt, während auf den ersten Seiten vieler großen Boulevardblätter eingehende Darstellungen von Schändungen, Entführungen und Morden mit Zeichnungen, an denen jede Kritik vergeblich wäre, fast die ganze Fläche füllen. Es sei ein Armutszeugnis für den französischen Geist, daß die zwei oder drei großen Abendzeitungen, die den besten Blättern der Welt sehr überlegen seien, zu sammen noch nicht einmal 100 600 Abonnenten haben, obgleich jedes von ihnen die in der Bourgeoisie verbreiteten Meinungen befriedigt. Was lesen denn die Gebildeten der Nation? Leider die Blätter, die nur mit Telegrammen und vermischten Nach richten ihre Spalten füllen. -Der Conciergegeist ist von der Hausmeisterloge in den Salon hinaufgestiegen.- Der Verfasser suchte dann darzulegen, daß der verhängnisvolle Einfluß der verbreiteten Zeitungen auf die Leser und der Leser auf diese Zeitungen die notgedrungene Folge der Riesenauflage sind. Um Hunderttausenden von Lesern zu gefallen, muß man sich dazu verstehen, alles für die Unwissendsten, Gröbsten und Gemeinsten verständlich zu machen: so sinken die Zeitungen und drücken gleichzeitig die gebildeteren Leser auf eine tiefere Stufe. Jede Studie, die etwas Überlegung verlangt, wird von vornherein als langweilig zur Seite gelegt. Der Leser will Tatsachen, sagt man; man gibt ihm außer den Erzählungen von Verbrechen nur politische Depeschen, und diese Agenturtelegramme, die oft ten denziös, ungenau und unverständlich sind, führen die Meinung völlig irre und verdummen sie. Dazu kommt, daß die meisten Leute nur eine Zeitung lesen und also nur eine Seite einer Frage wahrnehmen: sie wissen nicht nur nichts von den Argumenten ihrer Widersacher, sondern man verheimlicht ihnen selbst die Tat sachen, die der von ihrer Zeitung vertretenen Idee ungünstig sind. So verlieren alle Klaffen nach und nach die Gewohnheit zu denken. Je mehr die Presse sich entwickelt, desto mehr nimmt das Publikum die Ideen nicht wegen der Tüchtigkeit derer hin. die sie billigen, sondern wegen der Menge derer, die sie lesen. Lotterieanzeigen in Amerika. — Aus New Dark wird dem Börsenblatt geschrieben: Die Verleger von Zeitschriften werden wiederholt darauf htngewiesen, daß die amerikanischen Post- behörden periodische Druckschriften, die Anzeigen von Lotterien oder solche zweifelhaften Charakters enthalten, von der Be förderung ausschließen. Nach der neuesten Auffassung des Hauptpostamtes in New Dork ist es nicht angängig, daß solche Anzeigen einfach überklebt werden; die Zeitung darf sie überhaupt nicht enthalten. So wurden z. B. in letzter Zeit zwei sehr be kannte künstlerische Wochenschriften aufgehalten und ihre Liefe ranten offiziell verwarnt. K. »ruckman« A..G. in München. — Diese Aktien gesellschaft hat für ihre graphischen Kunstanstalten eine Ver tretung in Leipzig errichtet und diese Herrn Hugo Vieler in Leipzig, Göschenstr. 17, übertragen. ° Bibliotheköankauf. — Die Büchersammlung, die Herr Max von Boehn in Berlin über »Selbstmord und Selbst mörder- während seiner 25jährigen Sammlertätigkeit zusammen gebracht hat, ist in den Besitz des Berliner Antiquars Paul Graupe übergegangen. In Nr. 167 des Börsenblatts vom vorigen Jahre (S. 7246) ist diese Bibliothek des näheren beschrieben. Wir verweisen darauf und teilen noch mit, daß natürlich der Wunsch besteht, die interessante Sammlung möglichst als Ganzes zu ver kaufen. Portohinterziehnug.— Die Strafkammer in Frankfurt a. M. verurteilte den Kaufmann Julius Ahrens wegen Portohinter ziehung zu 2400 Geldstrafe. Ahrens hatte mehrere Jahre lang nach der Schweiz bestimmte Briefe in Postpaketen dorthin gesandt und dort durch einen Vertrauensmann zur Post geben lassen. (Anz. f. d. Schweiz. Buchhandel.) Lithographisch-artistische Anstalt München (vorm. Gebr. Obpacher) in München. — Der Aufsichtsrat beschloß, für 1907/08 bei erhöhten Abschreibungen und Rücklagen eine Dividende von 6 Prozent (wie i. V.) zur Verteilung vorzuschlagen.
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