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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1908
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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K772 Börsenblatt f. d. Ltschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ IIS, 23. Mai 1S08. Aber, meine Herren, ernsthaft gesprochen, muß man doch sagen, daß zweifellos der Buch- und Musikalienverlag großen Segen gestiftet hat und sich immer wieder wirksam erweist, um wirklichen Talenten die Möglichkeit des Schaffens und Wirkens zu geben. Und darin liegt nach meinem DafUrhalten die unendlich wichtige Bedeutung, die dem Verlagsbuchhandel und mit ihm auch dem Sortimentsbuchhandel zukommt. Darin ist, abge sehen von meiner örtlichen Beziehung zum Buchhandel, die ich schon seit Menschengedenken wirklich im Herzen trage, weil wir Leipziger ja geborene Freunde des Buch handels sind und sein müssen, — ich meine, darin ist auch eine verdiente Würdigung der Bedeutung des Buch handels begründet, die ich nicht hoch genug anschlagen kann. Meine Herren, ich fordere Sie auf, den Verlags buchhandel und den Sortimentsbuchhandel noch einmal leben zu lassen. Er möge blühen und gedeihen und zum Wähle unseres Vaterlandes sich mit gutem Erfolg immer weiter entfalten. Er lebe hoch!« (Bravo!) Mit lebhaftem Händeklatschen wurde dem Herrn Ober bürgermeister für die ehrenden Worte gedankt. Das nächste Tafellied »Wahrhaftiger und getreulicher Bericht von der allgemeinen deutschen Emporlesung unter August dem Großen, nützlich zu lesen und lieblich zu singen nach der anmutigen Weise von ,Dem kleinen Cohn', geschehen im Jahre des Heils 1908« versetzte die Festversammlung in die heiterste Stimmung. Die witzigen Pointen, zu denen ja freilich die »Bibliothek Scherl« dem Buchhändler vielen Stoff bietet, waren gut herausgearbeitet und zündeten, so- daß den Gesang laute Lachsalven unterbrachen. Eine Probe, der Schluß der 5. Strophe, die »von der Wirkung auf uns Volk« handelt, mag hier Platz finden: -Und schon nach kurzer Lesefrist -Merkst du, wie du gehoben bist. »Fing es auch mit Mord und Totschlag an, »Schließlich kommen wir bei Nietzsche» an, -Dann spricht August heiter: »So, nun hebt euch weiter, »Weil ihr doch nun alle -Übermenschen seidl- Das Gedicht war ein »Schlager«. Bald war der Unterzeichnete M. Georg als Herr Georg Merseburger- Leipzig erkannt, lebhaft wurde ihm zugetrunken und zu dem Erfolg gratuliert. Auch Herr Georg Merseburger hat ja schon immer sein Talent in die Dienste des Festkomitees gestellt, aber dieses Jahr war es ihm besonders gut gelungen. Der nächste Redner war der zweite Vorsteher des Börsenvereins Herr vr. Erich Ehlermann-Dresden: »Hochgeehrte Festversammlung, liebe Kollegen! Namens des Vorstandes, und wie ich sicher bin in Ihrer aller Sinne, habe ich das Wort erbeten, um den hochgeehrten beiden Herren Vorrednern namens des Vereins unseren herzlichsten Dank für die freundlichen Gesinnungen auszusprechen, denen sie gegenüber dem Buchhandel in so herzlichen Worten Ausdruck gegeben haben. Ich darf Sie versichern, meine geehrten Herren, daß von den beiden Wünschen, die der Herr Kreishauptmann dem Buchhandel ausgesprochen hat, insbesondere der zweite in unseren Herzen ein Helles Echo gefunden hat. Und mit dem Dank für den Herrn Oberbürgermeister der Stadt Leipzig möchte ich aussprechen, daß der Buchhandel stets bestrebt sein wird, den hohen Aufgaben, die der Herr Oberbürger meister in so beredter Weise uns wieder vor Augen ge rückt hat, in möglichst hohem Maße gerecht zu werden. Meine Herren, ich habe leider in der letzten Zeit manchmal in der Presse Bemerkungen lesen müssen, die auf die schönen und idealen Reden bei der Kantate-Ver sammlung mit einer gewissen ironischen Betonung hin wiesen, und möchte deshalb diesen Anlaß benutzen, um einmal zum Ausdruck zu bringen, daß es dem Buchhandel mit diesen idealen Aufgaben tiefster Ernst ist; daß er diese festlichste und feierlichste Veranstaltung im Buchhandel mit Freude wahrnimmt, um sich dieser idealen Aufgaben zu erinnern und freudig zu ihnen zu bekennen. (Bravo!) Meine Herren, wir sind Geschäftsleute und wissen deshalb ganz genau, daß wir nicht aus rein idealen Gesichts punkten handeln können; wir müssen auch klar und scharf rechnen, aber wir sind uns bewußt, daß wir eben als Geschäftsleute diesen idealen Zielen dienen können und dienen wollen. Man könnte unterscheiden, meine Herren, zwischen materiellen und idealen Berufen. Die einen treiben einen Beruf, um ihren Lebensunterhalt zu erwerben, und die andern erwerben ihren Lebensunterhalt, weil sie ihren Beruf treiben. Wenn man diese Unterscheidung machen will, so steht jedenfalls der Buchhandel den idealen Berufen am nächsten; daher sein Recht und seine Pflicht, überall an der Spitze zu marschieren, wo es sich um die Förderung wahren Fortschrittes und wahrer Freiheit handelt. Und ich glaube, wir haben gerade in diesem Jahre Veranlassung, mit einiger Befriedigung auf die Leistungen des Buchhandels hinzu blicken. Feiert doch der deutsche Verlagsbuchhandel ein Jubiläum eigener Art. das Jubiläum, wie ich sagen möchte, der 30 000. Die Zahl der Novitäten des Jahres hat die Zahl von 30 000 zum erstenmal überschritten, und zwar erheblich. Das ist gewiß ein Ehrenzeugnis für die Tatkraft, für die Unternehmungslust des deutschen Verlagsbuchhandels; nicht minder aber auch ein Ehrenzeugnis für die Leistungs fähigkeit des Sortiments, denn wenn nicht mindestens ein er heblicher Teil dieser riesigen Produktion verkauft würde, so hätte der Verlag längst diese Produktion wesentlich einschränken müssen. Nicht zum mindesten aber bedeutet sie auch ein Ehrenzeugnis für den idealen Sinn des deutschen Volkes, für das tiefe Interesse und die große Kaufkraft für Bücher, die es besitzt. Aber, meine Herren, die Medaille hat auch eine Kehr seite. Mir ist es fast, als ob ein Mephistopheles dem deutschen Verlag zuriefe: ,dir wird gewiß noch einmal bei deiner Gottähnlichkeit bange'. Und ich glaube, es ist niemand unter uns, der sich nicht darüber klar wäre, daß eine Einschränkung der gegenwärtigen Verlagsproduktton eine zwingende Notwendigkeit ist. (Bravo! und Bewegung.) Da denke ich an ein hübsches Gedicht, das ein Buch händler einem andern Buchhändler und zwar einem der größten Verleger gewidmet hat. Es heißt darin: Doch du warst von andrer Art: Denn du hast bei guten Büchern Keine Mühe nicht gespart; Doch man kann sich auch versichern, Daß du schwerlich was verpaßt, Wenn du deinen Vorteil sahst. Denn ein redlicher Profit War dir billig auch zu gönnen; Und wer deinen Handel steht, Wird dich keinen Schleudrer nennen. Der die Bücher halb verschenkt Und an keine Rechnung denkt. Du verstandest Recht und Pflicht Und hast keinen je betrogen, Aber auch dich selber nicht, Denn du hast es wohl erwogen, Daß ein schleuderhafter Mann Nimmermehr gedeihen kann.
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