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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1889
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1889
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- Deutsch
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Und nicht erst in diesem späteren Entwicklungssiadimn, schon viel früher, in der Uebergangsperiode, wird Leipzig enorm zu leiden und zu verlieren haben. Denken Sie nur an den großen Kredit, den Leipzig als größter Kommissions- und Verlagsplatz den Sortimentern zu geben hat und der bei einem etwa beginnenden Zerfall des jetzigen Sortimentsgeschäfts schwere Verluste nach sich ziehen wird. Nun gebe ich zu, daß für Leipzigs Sortimenter diese Ge sichtspunkte nicht in erster Linie maßgebend sind, daß es unge recht, ja grausam wäre, zu sagen: eure kleineren Interessen können gegenüber den größeren Verleger- und Kommissionärs-Interesse» nicht berücksichtigt werden. Es fragt sich nur: ist die Lage wirk lich so, daß der Rückgang auf 10«/, Rabatt für Leipzigs Sor timenter eine Existenzfrage ist, so daß sie sich durch Beibehaltung der früher beschlossenen 5 «/, unheilbar schädigen oder gar rui nieren würden? Wenn dies der Fall wäre, so könnte man von ihnen ein Beharren auf dem früheren Beschluß allerdings nicht verlangen. Ich glaube aber, daß es so schlimm nicht steht und daß der Leipziger Sortimenter die Angelegenheit von einem höheren, weiterblickenden Gesichtspunkte aus zu betrachten alle Ursache hat. Es ist außer allem Zweifel, daß, wenn es nicht gelingt, jetzt das Umsichgreifen einer rückgängigen Bewegung zu verhindern, man auch nicht bei 10«/, Rabatt wird stehen bleiben können. Das Unterbieten wird schlimmer werden als bisher; es werden Geschäfte kommen, von denen Sie jetzt keine Ahnung haben. Ich erinnere wiederholt daran, daß mir schon vor längerer Zeit von kaufmännischer Seite ein Projekt zur Begut achtung vorgelegt wurde, welches die Gründung eines großen Bücherversand-Geschäfts in Leipzig mit Filialen in allen größeren Städte» betraf, das alles mit nur 5«/, Aufschlag ans den Ein kaufspreis zu verkaufen sich anheischig machte. Ich betone, das Unternehmen scheint mir vollkommen richtig kalkuliert und vor allem ist es finanziell gesichert. Es wurde nicht ausgeführt. Warum nicht? Weil zum Glück die Mehrzahl der Verleger noch auf dem Standpunkte steht, daß das Sortimentsgeschäft in seinem jetzigen Bestände zu schützen und zu erhalten sei, und weil der Bölsenverein dies unter seine Zwecke ausgenommen hat. Lassen Sie den Börsenverein in diesen Bestrebungen Schiffbrnch leiden oder auch nur wesentlich geschwächt werden, so geht die jetzt noch bestehende Art von Sortimentsbuchhandel nach und nach zu Grunde, um einer anderen Art Platz zu machen. Wenn wir Verleger aber den deutschen Sortimeutshandel zu erhallen uns bestreben, so thun wir das nicht um der schönen Augen der Sortimenter willen, oder um denselben zu »schmeicheln«, wie hier gesagt worden ist. Ich und meine Kollegen vom Ver lag sagen uns einfach, daß der Sortimenter erhalten werden muß um des ganzen Buchhandels willen. Wir begreifen, daß der Sortimenter, so vielseitig der Apparat auch ist, dennoch das Buch selbst durch die Provision, welche er erhält, bei weitem nicht in deni Maße verteuert, als er es anderseits durch die größeren Auflagen, welche seine Vertriebsarbeit ermöglicht, wieder verbilligt. Wenn die Leipziger Sortimenter erklären, daß die Sorge um ihre momentane Existenz sie zwinge, von allen weiteren Znkunftsberechnungen abznsehen, dann ist freilich nicht viel zu sagen. Aber soweit sind wir in Leipzig doch wohl noch nicht. Sie haben gegenüber anderen Städten und Bezirken denn doch noch mancherlei Vorteile, die nicht gering anzuschlagen sind. Sie haben in Leipzig das Entgegenkommen der Ministerien und der amtlichen Stellen, das entschiedene Wohlwollen der städtischen Behörden, Sie haben immer noch den Weltruf, der Ihnen das Ausland ohne Ihr Zuthun in den Laden führt, und schließlich wird Ihnen auch der Leipziger Lokalpatriotismus ausgiebig zu Hilfe komtnen; es ist wenigstens nicht anzunehmen, daß Ihre Mitbürger so massenhaft bon Berlin beziehen werden, daß Sie davon in erheblichen! Grade Nachteil haben sollten. Indessen: diese Dinge vermögen Sie besser zu beurteilen Sechsundfünfzigster Jahrgang. als ich, und ich muß mich darauf beschränken, Ihnen nach bestem Wissen und Gewissen nochmals zu raten: warten Sie wenigstens ab, ob die Maßregeln des Vorstandes und der ihm Verbündeten Verleger Sie zu schützen vermögen oder nicht! (Großer, an haltender Beifall!) Herr Liebisch: Unter den Bemerkungen des Herrn Kröner war diejenige für die Leipziger Sortimenter besonders sympathisch, in welcher er aussprach, daß wenn die Annahme der 10«/^ als eine Lebensbedingung des Leipziger Sortiments von den Sorti mentern bezeichnet werde, mau ihnen diesen Rabatt genehmige» müsse. Ich kann im Namen meiner Freunde versichern, daß wir thatsächlich die Gewährung von 10«/, am Platze so lange für eine Lebensfrage ansehen, als Berlin seine Ausnahmestellung behauptet. Im übrigen ist sehr viel abgeschweift worden und ich komme daher aus die Frage, welche uns beschäftigt, zurück. Es handelt sich um die Frage, ob die vom Börsenverein gebotenen Garantieen im Sinne unseres letzten Hauptversamm lungs-Beschlusses genügende seien oder nicht. Herr Ur. Brockhans hat die Frage bejaht. Er hat damit zugegeben, daß die Beant wortung dieser Frage im wesentlichen davon abhängt, ob inan den Differentialrabatt-Tarif für durchführbar hält oder nicht. Das Wort ist beinahe eben so schön, als der damit ver bundene Begriff genial. Er hat aber mit anderen genialen Ideen leider die Gemeinsamkeit, undurchführbar zu sein. Ich werde Ihnen gleich Nachweisen, daß diese Kritik eine amtliche ist. Gestatten Sie mir zuerst einen kleinen Beweis zu bringen, daß der Differentialrabatt-Tarif selbst bei lokaler Beschränkung eine schwere Schädigung des Provinzialbuchhandels keineswegs aus schließt. Eine Kieler Firma schreibt mir: »Die Kaiserliche Marine schreibt eine Lieferung aus; die Kieler weigern sich, mehr als 5«jg zu geben Die Lieferung wird nach Berlin überschrieben, die Admiralität nimmt die Nota in Empfang und die Berliner Sortimenterseele springt schlackenrein aus dem Fegefeuer.« Ich will Ihnen ins Gedächtnis zurückrufen, daß der jetzige Vorstand des Börsenvereins es selbst war, der die vorhin er wähnte Kritik des Differentialrabatt-Tarifs in seiner Bekannt machung am 25. September 1888 in einem Briefe an die Ber liner Sortimenter ausgeübt hat. Er sagt daselbst: »Sie werden sich mit dem Börsenvereins-Vorstand gesagt haben, daß die Durchführung eines Disferentialrabatt-Tarifs für die 17 Kreisvereinsgebiete im Deutschen Reich angesichts der das ganze Reich in ein Absatzgebiet verwandelnden postalischen Einrichtungen und des häufigen Domizilwechsels vieler Kunden nicht durchführbar gewesen wäre, und Sie wissen, daß nach Anschluß Leipzigs an den Beschluß der . übrigen Kreisvereine, Börsenvereinsvorstand und Vereins ausschuß einstimmig einen allgemein erlaubten Höchstdiskont von 5«/g als die Grenze bezeichnen mußten, bis zu welcher Verkaufsnormen nach dem oben citierten Paragraphen der Satzungen genehmigt werden könnten. Auch Berlin gegen über ist das der Fall. Der Vorstand muß anderen Ver kaufsnormen die Genehmigung versagen, und wenn die Ver einigung der verehrten Berliner Mitglieder doch anders beschlösse, so träte der traurige Fall ein, daß Berlin sich im Gegensatz befindet zu dem ganzen übrigen deutschen Buchhandel mit dem Börsenvereins-Vorstand an der Spitze.« Diese Bekanntmachung ist von unseren sechs Herren Börsen vorstandsmitgliedern unterzeichnet worden. Am 21. November d. I. erklärten zwar dieselben Herren ein stimmig, daß Berlin eine Ausnahmestellung gewährt werden müsse, und verschanzten sich hinter dem im Börsenvereinsstatut vor gesehenen, aber als undurchführbar bezeichneteu Differentialrabatt- Tarif. Gleichzeitig aber bezeichnen sie den Berlin gewährten Rabatt als einen übergangsweisen und erklären es in einem Schreiben an den Leipziger Verein als ihre Aufgabe,
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