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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1889
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1889
- Sprache
- Deutsch
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abwesenden Kollegen gegen unerhörte persönliche Angriffe. (Leb hafter Beifall.) Vorsitzender Herr l)r. Brockhaus: Ich glaube, daß zuerst Herr Haesfel, vom Thema abweichend, hier Persönliches eingeflochten hat. Ich hätte es vielleicht nicht zugcben sollen; aber nachdem ich es zugegeben, finde ich nichts einzuwenden, wenn Herr Kröner hierauf in persönlicher Widerlegung entgegnet. Herr Kommerzienrat Kröner: Ich will das Thema nicht weiter ausspinnen, obwohl ich noch manches in dieser Richtung zu sagen hätte, nachdem Herr Haessel einmal diesen Ton ange schlagen. — Meine Herren! Ob und wie das, was wir seit Jahren augestrebt und im Verlauf einer ganz natürlich ent standenen großen Bewegung im deutschen Buchhandel zu einem vorläufigen satzungsmäßigen Abschluß gebracht haben, nun in der Praxis durchgeführt werden kann, das steht jetzt in Frage. Wenn ich nicht irre, so hat vorhin ein Redner, Herr Hugo Koehler, hier behauptet, in der außerordentlichen Hauptversammlung in Frankfurt a/M. sei bereits ein Maximalrabatt von 5"/g festgesetzt worden. Ich erwidere darauf, daß in Frankfurt nichts derartiges beschlossen wurde, daß die in Frankfurt a/M. beschlossenen Satz ungen keinen Maximalrabatt von 50/^, daß sie überhaupt gar keinen Maximalrabatt enthalten. Allerdings traten schon in den Statutenrcvisions-Verhandluugen Bestrebungen her vor, welche mit Macht ans eine sofortige Unifizierung des Rabatts hindrängten, aber derjenige, der denselben jederzeit mit aller Entschiedenheit und mit schließlichem Erfolg entgegenarbeitete, das war ich. Das hier anwesende Mitglied der Statutenrevisions- Kommission, Herr Albert Brockhaus, war hiervon Zeuge und wird meine Worte bestätigen.*) Die Sache liegt für mich auch heute noch so: Wenn Sie mich fragen: Ist es möglich, die Schleuderei zu beseitigen, so antworte ich Ihnen, was ich schon hundertfach erklärt habe: ich glaube nicht, daß die Schleuderei je ganz beseitigt werden kan», das Ucbel kann höchstens eingeschränkt und gemildert werden. Wenn Sie fragen, ob die Besserung sofort eiutreten kann, so muß ich wieder entgegnen: eine wirkliche Besserung kann sich nur allmählich vollziehen. Diese meine feste Ueberzeuguug war es, welche mich zu dem Vorschlag bewog, die Statuten so einzurichten, daß sie ein Uebergangsstadium und während desselben billige Rücksicht nahme auf lokale und provinziale Verhältnisse ermöglichten, ein Vorschlag, welcher, wie Sie ja wissen, schließlich Annahme fand. Dieser Beschluß, auf ein Uebergangsstadium, auf eine allmähliche Weitercntwickelung Bedacht zu nehmen, war mir immer eine wescmliche Beruhigung. Daher, meine Herren, — ich dars Ihnen das Wohl anvertrauen, — empfand ich eine nicht geringe Beunruhigung, ja ich war einigermaßen erschreckt, als ich hörte, der Vorstand sei im Einverständnis mit dem Vereinsausschusse entschlossen, von dem in den neuen Satzungen vorgesehenen Wege der allmählichen Weiterentwickelung keinen Gebrauch zu machen, den Rabatt überall mit einem Schlage abzuschaffen und fortan keinem Verein oder Verbände mehr als 5°/g Skonto zu bewilligen. Aber auch hier wieder beruhigte mich, als ich die betreffende Vorstands-Bekanntmachung las, der Umstand, daß zwei Mitglieder des Vorstandes, und unter ihnen unser Vorsteher, Herr Parey, in Berlin ihren Wohnsitz hatten, und auzunehmen war, daß sie die Siimmung ihrer dortigen Kollegen kannten, auch wohl aus reichende Zusicherungen seitens der maßgebenden Faktoren in Berlin hatten. Denn nur um Berlin handelte es sich ja in der Hauptsache noch. *> Mein Standpunkt ergiebt sich übrigens aufs klarste aus den Ausführungen, welche ich unmittelbar vor Annahme der neuen Satzungen in Frankfurt a/M. gab und deren eine wörtlich lautet, wie folgt: -Erst in späterer Zeit, wenn es die Verhältnisse gestatten, d. h., wenn durch die Nebergangsperiode die Schwierigkeiten be seitigt sind, soll durch ganz Deutschland, Oesterreich und die Schweiz ein gleichmäßiger, fester Ladenpreis eingcführt werden.» (S. Börsenbl. 1887. Nr. 228.) Es War kurz nach jener Vorstandseröffnung, daß ich in Ihrem Verein mich dahin aussprach, daß Sie unter den obwaltenden Umständen Ihrerseits auf 5°/, beharren möchten. Ich hielt das für eine Ehrenpflicht Leipzigs, zumal nach dem vorangegangenen gemeinschaftlichen Vorgehen mit dem Dresdener Verein und dem Sächsischen Provinzial-Verbande, und ich war, wie gesagt, der Uebcrzenguug, daß auch in Berlin eine ausreichend starke Strömung in gleicher Richtung gehe und der Leipziger Beschluß diese kräftige» und den Vorstandsbeschluß zur That reifen lassen werde. Denn, meine Herren, als letztes Ziel schwebte ja uns allen eine einheitliche Regelung durch ganz Deutschland immer vor. Der Vorstand des Börsenvereins hat den Versuch gemacht, in energischem Anlauf sofort auch das letzte Hindernis zu be seitigen, das dieser Einigung noch entgegenstand. Gelang er, so war ja alles gewonnen. Er gelang nicht und das ist ja sehr zu beklagen; aber unsere Sache ist damit keineswegs verloren und aus keinen Fall kann dem Vorstand der Vorwurf satzuugs- widrigcn Vorgehens gemacht werden; er hat dabei offenbar in bester Absicht gehandelt. Wenn er nicht durchdrang, wenn er sich in der Beurteilung der Berliner Verhältnisse geirrt hat, so ist das ein Irrtum, der Anderen vielleicht auch passiert wäre. Sehr entschieden muß ich mich deshalb gegen die Bemerkung eines Vorredners wenden, welcher zum Danke für aufopfernde hingebende Thätigkeit dem Vorstände hier öffentlich sagt, er hätte abtreten sollen. Es liegt hierin der Ausdruck einer Undankbar keit, gegen welchen ich mich aufs entschiedenste aussprechen möchte. In der mißlichen Lage, in welche wir gekommen sind, drängt sich nun vor allem die Frage aus: was ist jetzt in Leipzig zu thun? Es ist da freilich nicht ganz leicht zu raten; aber ich glaube doch, in Leipzigs Interesse wäre es, abzu warten. Sie werfen vielleicht ein: »Der Vorstand hat uns nicht schützen können, er duldet, daß Berlin mit 10°/g Rabatt verkauft und unser Sortiment ruiniert; denn es ist nicht anzunehmen, daß die Berliner ihre Verkäufe auf den Platz beschränke», wir haben Beweise, daß mit 10«/« hierher verkauft wurde, und der Vorstand hat nichts dagegen gethan«. Ja, meine Herren, warten Sie doch ab, bis dem Vorstande alle die Machtmittel zur Versügung stehen, welche Sie ihm gegeben haben. Er hat sie Ihnen unzweideutig klargelegt und sich entschlossen gezeigt, sie rücksichtslos anzuwcnden, um Sie zu schützen. Das eine möchte ich aber hier gleich bei fügen: Erwarten Sie nicht, daß die Maßregeln des Vorstandes sofort und radikal wirken. In wenigen Tagen oder Wochen kann die Wirkung sich nicht äußern, und gewisse Opfer müssen, wie von allen Seiten, so auch von Ihnen gebracht werden. Gerade von Leipzig, als der mit so großen Vorrechten aus gestatteten Centrale des deutschen Buchhandels erwartet man mit Recht die Opfer, welche für das Gedeihen des deutschen Buch handels ganz unumgänglich sind, und damit komme ich auf eine Bemerkung Herrn Haessels zurück, welcher mir unterstellt, ich hätte seinerzeit eine förmliche Drohung gegen die Leipziger Kollegen ausgestoßen. Ich weise diese Unterstellung aufs energischste zu rück. Eine solche Drohung ist von meiner Seite nie gefallen, in Ausdrücken, wie Herr Haessel sie mir in den Mund legt (»euch Leipzigern wird man's noch zeigen!«) habe ich mich nie ausgesprochen, das ist schon deshalb unmöglich, weil ich meinen Gedanken zum mindesten stets einen würdigeren Ausdruck zu geben weiß. Aber allerdings habe ich im Interesse Leipzigs die ernste Mah nung erhoben und ich wiederhole sie heute: wenn die unserem Berufe eigentümliche Verkehrs-Organisation durch einen Beschluß, der in Ihrer Hand liegt, noch weiter gelockert werden sollte, dann wird vor allen andern Städten und Bezirken Leipzig schwer ge schädigt werden. Wenn unser eigenartiges Sortiment in seinem jetzigen Bestand aushört zu sein, dann wird auch Leipzig aufhören, der Centralpunkt des deutschen und gewissermaßen des Weltbuch handels zu sein, der es bisher gewesen ist. Es werden an größeren Plätzen Grossisten sich aufthun und den Verkehr an sich reißen, von dem Leipzig bisher ganz unschätzbare Vorteile gezogen Hai.
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