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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.12.1914
- Strukturtyp
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- 1914-12-24
- Erscheinungsdatum
- 24.12.1914
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- Deutsch
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MUMeOeMeOllMmM > des «o^envereU,» die ^lery-ipalt-n-'p-^tzei^-oder deren Nr. 2S8. UTMüMÄMrleiwerAÄ'M Leipzig, Donnerstag den 24. Dezember 1914. 81. Jahrgang. Des Wcihnachtsfestes wegen erscheint die nächste Nummer Montag, den 28. Dezember. Redaktioneller Teil. Musik und Musikalienhandel. n. (I siehe Nr. 121.) Die erste Kriegszeit. — Jetzige Lage. — Vaterländische Musik. — Die Opernhäuser. — Auslandsware. — Konzcrtsäle. — Ausfuhr. — Musikinstrumente im Kriege. — Allerlei. Als ich Ende Juli in meiner Sommerfrische satz, be schäftigte ich mich damit, den Lesern des Börsenblattes einen Bericht zu schreiben über die musikalischen Ereignisse des Sommers, über die neuesten ausländischen Schlager, über das Vorschuß-Unwesen im Musikoerlag, über allerlei musikalien händlerische Streitfragen und vieles andere. — — — Da schmetterten die Kriegsdrommeten hinein, und all diese kleinlichen Fragen wurden ausgewischt. Jegliches Interesse für Kunst und Musik schien in den ersten Kriegswochen ent schwunden zu sein, es drohte ein gänzlicher Zusammenbruch des musikalischen Lebens und des Musikalienhandels. »Nicht für 50 Pfennig habe ich heute verkauft«, sagte mir so mancher Sortimenter und Verleger. Schrecklich auch erschien die Lage der Musiklehrer und -Lehrerinnen, der ausübenden Künstler wie der Orchestermusiker. Wer wollte Musik machen in solcher Zeit? Nun läßt sich nicht leugnen, daß sich die Lage seitdem bedeutend gebessert hat. Ausübende und lehrende Künstler, Verleger und Sortimenter und vor allen Dingen das musi zierende, kaufende Publikum haben Vertrauen und Zuversicht wiedergefunden. Merkwürdig zu beobachten und mir nicht ganz erklärlich ist es, wie verschiedenartig sich die Lage des Musikalienhandels in der Großstadt und in der Provinz ent wickelt: in Berlin zuerst völlige Stille, dann ein ziemlich kräf tiges Aufleben, jetzt seit Wochen leider wieder ein bedauerlicher Rückschlag. In den größeren und mittleren Städten des Landes dagegen eine langsame, gleichmäßige Steigerung des Geschäftsgangs, die zum Glück keinen Rückgang oder Stillstand aufweist. Natürlich wird der wirtschaftliche Druck, der mit Naturnot wendigkeit durch die blutigen Weltereignisse hervorgerufen ist, auch weiterhin in ganz besonders ernster Weise seinen Einfluß auf das Gebiet der Kunst ausüben. Die patriotische Note, die die machtvolle Stimmung des Volkes auslöste, herrscht in diesen Zeiten auch in der Musik vor. In erster Reihe hat das deutsche Volk sich seiner herrlichen Vaterlandslieder, seiner Kriegsmusik, seiner Soldatengesänge und Märsche er innert. Geschickte Verleger haben schnell diese Richtung auf gegriffen, und es hat sich zum Segen vieler Verleger und und vor allen Dingen aller Sortimenter gezeigt, daß der Bedarf an Kriegsmusik bei uns ein ganz ungeheurer ist. Wenn ich aus der Schule plaudere, daß ich von dem in meinem eigenen Verlag erschienenen kleinen schwarz-weiß- roten »Vaterlandslieder«-Büchlein annähernd eine Million Stück in vier Monaten gedruckt habe und daß der Verkauf der dazu gehörigen Klavierausgaben und Violinhefte in die Hunderttausende geht, so kann man sich Wohl ein Bild von dem Massenbedarf machen, denn Hunderte von Verlegern sind mit ähnlichen Unternehmungen gefolgt. Ebenso ist von neuen patriotischen Kompositionen eine Fülle auf den Markt gekommen; die Überflutung der armen Verleger mit derartigen Manuskripten, mit »Hindenburg- Liedern« und »Londoner Einzugsmärschen« ist eine fürchterliche. Das meiste davon ist wert- und erfolglos trotz des guten Willens. Aber einige Lieder sind doch durchgedrungen, z. B. Linckes »Wir müssen siegen« und Winterfclds (früher Gilberts) »Deutsches Lied«. Der Stimmung des Publikums nachgebend haben es auch die Bühnenautoren und die Bühnenleiter für nötig befunden, ein gar reichliches Häuflein von vater ländischen Bühnenwerken herauszubringen. Aber schon macht sich eine gewisse Änderung im Geschmack des Publikums fühl bar, und die Theaterdirektoren geraten in Verlegenheit, was sie geben sollen. In den Opernhäusern hatte die Zeitlage zunächst etwas reinigend gewirkt. Hatten ausländische Werke manchmal über Gebühr den Spielplan beherrscht, so wurden sie jetzt größten teils ausgeschaltet. Das konnte und kann auch fürderhin — ohne chauvinistische Treiberei — geschehen, und es wäre nur wünschenswert, wenn ein stärkeres Besinnen auf die Kräfte des eigenen Landes der Gewinn dieser Erfahrungen sein würde. Vor übertriebener Zurückweisung jeglicher Auslands kunst, wie überhaupt vor kleinlicher Verquickung von Kunst und Politik bewahrt das deutsche Volk ein gesunder Stolz, ein gefestigtes Selbstbewußtsein. Schon jetzt haben die Opernhäuser, so wie sie unter ihren Sängern und Orchester-Mitgliedern Angehörige ausländischer, selbst feindlicher Staaten wirken lassen (natürlich nur solche, deren guter Gesinnung sie absolut sicher sind), auch Bühnen werke französischer Herkunft auf den Spielplan zu setzen gewagt, und der Erfolg hat ihr Vertrauen gerechtfertigt. Die Jüdin, Fra Diavolo, Carmen u. a. finden ein wohlgeneigtes deutsches Publikum trotz der kriegerischen Vorgänge. Daß die politische Frage hinter die künstlerische tritt, zeigt, daß Deutschland auch an Großherzigkeit und Loyalität allen Völkern vorangeht. Im Ausland scheint man noch nicht zu dieser vornehmen Auffassung durchgedrungen zu sein. In Frankreich bemühte man sich, Beethoven zum Belgier zu stempeln, um seine Werke als nicht »staatsgefährlich« gelten zu lassen. Immerhin wird der Krieg — so hoffen wir — das Gute zeitigen, daß die Überflutung mit Auslandsware nachläßt. Minderwertige Auslandskunst zu pflegen, weil sie ausländisch ist, entspricht nicht der Würde unseres großen, auf allen Ge bieten sich seiner Selbstherrlichkeit bewußt gewordenen Volkes. Möge also der Gewinn darin bestehen, daß die treibenden und ringenden Kräfte unserer Heimat um so stärker durch dringen. zum Heile der Kunst, zum Heile der Künstler! Die Künstler leiden zweifellos unter den obwaltenden Verhältnissen besonders schwer. Der Beamte, der Kaufmann, der Handwerker versehen ihren Beruf, nicht wesentlich be hindert, nach wie vor; der schaffende Künstler, dessen fein nerviger Organismus so sehr durch die Stimmung beeinflußt ist, wird in seiner Arbeit durch die welterschütternden Ereig nisse stark beeinträchtigt, oft direkt gelähmt. Dazu kommt, daß gerade der Künstler vielfach materiell heute besonders schlecht gestellt ist. Verschiedene Maßregeln, mit denen man
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