Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.12.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-12-24
- Erscheinungsdatum
- 24.12.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19141224
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191412240
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19141224
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
- Monat1914-12
- Tag1914-12-24
- Monat1914-12
- Jahr1914
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 298, 24. Dezember 1914. Redaktioneller Teil. Soldaten haben Grund, sich gegen irreguläre Kämpfer zu wenden. Jene von uns, die vor einem halben Jahrhundert in Virginia und Louisiana aus dem Hinterhalt überfallen wurden, haben das als eine wenig befriedigende Erfahrung angesehen. Der Soldat hat ein Recht auf die Kennzeichnung des Feindes durch die gewöhnliche Uniform. Aber es kann auch dem einem zivilisierten Heere angehörenden Sol daten leicht verständlich gemacht werden, daß nur jene, die die Uni form tragen, als Feinde zu behandeln sind, während die nichtkämpfen- öen Bürger, besonders Frauen und Kinder, selbst in Feindesland auf Schutz Anspruch haben oder wenigstens von Angriffen verschont bleiben müssen. Nach den allgemein gültigen Regeln der modernen Kriegsführung ist die Exekution einer Person, die ohne Uniform auf eigene Faust die Verantwortlichkeit für ihre Beteiligung am Kampfe trägt, erlaubt. Für gewöhnlich wird eine solche Maßnahme sehr selten Vorkommen. So wurden z. B. 1864 im Shenandoah-Tale die »lahmen«, alten Far mer, die mir am Tage über die Felder humpeln sahen, des Nachts unter Mosby zu sehr lebhaften Angreifern, wobei sie sich selten die Mühe nahmen, auch nur ihre Kleider zu wechseln. Trotzdem glaube ich nicht, daß weder hier noch sonstwo (ein Fall ausgenommen, in dem es sich um einen Spion handelte) der Versuch gemacht worden ist, die Erschießung eines Bürgers, der seine Flinte zur Verteidigung seines Heims gebrauchte, mit dem Mangel einer Uniform zu rechtfertigen. Noch iveniger aber wäre es in dem erwähnten Kriege einem Befehlshaber möglich gewesen, Ausschreitungen einzelner Bürger zum Vorwand für die Zerstörung einer Stadt oder die Exekution städtischer Amtspersonen zu nehmen. Selbst ein Soldat in Feindesland fühlt Sympathie mit dem Landbewohner, der aus einer an Verrücktheit grenzenden Ver zweiflung über die Zerstörung seines Heims und aus Furcht, Weib und Kinder zu verlieren, die Flinte zur Verteidigung dessen ergreift, was ihm das Liebste ist. Die Verteidigung des Heims ist die erste Pflicht eines Mannes, und ein Landbewohner kann nicht für seine Unkenntnis militärischer Regeln verantwortlich gemacht werden. Ich kann in der Geschichte der modernen Kriegsführung, selbst in den wilden Feldzügen des ersten Napoleon, kein Beispiel für solche grausame» Morde finden, wie sie für die Besetzung Belgiens durch die Deutschen charakteristisch sind. Die Erschießung des Verlegers Palm 1812 auf Befehl Napoleons ist immer als ein nicht zu recht fertigendes Verbrechen angesehen worden. Während es den Regeln zivilisierter Kriegsfiihrung widerspricht, daß Zivilpersonen aus dem Hinterhalt auf Soldaten schießen, ist es noch weniger, und zwar sowohl mit der militärischen Disziplin als auch mit einer anständigen Aufführung der Soldaten überhaupt vereinbar, auf unbewaffnete und hilflose Zi vilpersonen zu schießen. Die Tötung von Männern, Weibern und Kindern durch Bomben in Paris und (vor der Belagerung) in Ant werpen, die auf Befehl aus militärischen Aeroplanen geworfen wurden, kann nur als Mord bezeichnet werden. In dem Kriege 1870—71 war cs nur eine Stadt — Bazeilles —, die auf militärischen Befehl niedergebrannt wurde, und ich erinnere mich keines Beispiels, daß Amtspersonen wegen Handlungen, die von den Einwohnern begangen worden waren, der Prozeß gemacht wurde. Der gegenwärtige Krieg zeigt in mehr als einer Beziehung den Niedergang der moralischen Auffassung in sozialer und militärischer Hinsicht. Das Deutschland Wilhelms I. ist unter der Herrschaft des skrupel losen Bismarck demoralisiert, und bas Ergebnis der Nieder werfung Frankreichs war die Wahnidee einer Weltherrschaft, die sich seither in so verhängnisvoller Weise entwickelt hat. Die gegenwärtige Kriegsfiihrung aber zeigt, daß infolge der Lehren von Männern wie Treitschke, Bernhardt und Wilhelm II. seit 1870 eine schwere Ent artung eingetreten ist. Genehmigen Sie usw. New Dork, den 26. Oktober 1014. Geo Haven Putnam. Herrn Geo. Haven Putnam möchten wir darauf folgendes erwidern: Die deutsche Kriegsführung kennt nur den Kampf zwischen Soldat und Soldat. Die Zivilbevölkerung — das wird stets beim Einrücken der Truppen bekanntgemacht — wird weder in der Person noch im Eigentum geschädigt, unter der Bedingung freilich, daß sie nicht in den Kampf eingreift. Wo die Bevölkerung belgischer Städte — wie in Brüssel, Ant werpen, Gent, Brügge, Ostende usw. — sich dieser selbstverständlichen Bedingung fügte, ist ihr nichts geschehen, wo sie sich ihr widersetzte — wie in Löwen —, mußte sie die ganze Schwere des Krieges fühlen. Das Gebot der Selbsterhaltung zwang die deutschen Truppen dazu. Jede andere Armee würde in gleicher Weise handeln. Die Belgier, deren Häuser zerstört werden mußten, waren nicht, — wie Herr Putnam meint in der Verteidigung: sie waren Angreifer, die ohne Not und Veranlassung auf die deutschen Truppen aus dem Hinterhalte schossen. Der amerikanische Krieg von 1864 war ein Bürgerkrieg. Schon deshalb und aus vielen andern Gründen lassen sich seine Verhältnisse nicht mit denen des jetzigen Weltkrieges vergleichen, ebenso ist die Be ziehung auf Palm unzutreffend. Palm wurde 1806 auf Befehl Na poleons erschossen auf den bloßen Verdacht hin, die Schrift »Deutsch land in seiner tiefen Erniedrigung« verlegt oder verfaßt zu haben: die Waffen gegen Napoleon hat Palm nie getragen. Wenn Herr Putnam die Bewerfung der starken Festungen Paris und Antwerpen mit Fliegerbomben für »Mord« erklärt, welchen Aus druck müßte er dann wählen, wenn er erfährt, daß französische Flieger die unbefestigte und außerhalb des Operationsgebietes liegende Stadt Freiburg t. Baden wiederholt bombardiert haben? Er wird es aber nicht erfahren, da der englische Telegraph, von dem er gutgläubig seine Informationen bezieht, Derartiges nicht zu melden pflegt. Die Ausführungen des Herrn Putnam, die der Gerechtigkeit völlig ermangeln, zeigen wieder, wie leicht es unseren englischen Feinden durch ihre Beherrschung des Telegraphen fällt, das amerikanische Volk gegen das deutsche einzunehmen. Nachdem es zuerst über die wahren Ursachen des Krieges getäuscht, nachdem ihm dann vorgeredet wurde, die Verbündeten — also auch Rußland — kämpften gegen die »Auto kratie« und den »Militarismus«, sucht man jetzt die deutsche Kriegs führung durch falsche oder unvollständige Nachrichten zu ver dächtigen. Wir wissen aber, daß die Wahrheit doch endlich durchdringen wird und daß dann das amerikanische Volk — und mit ihm vielleicht auch Herr Putnam — den heroischen Kampf Deutschlands gegen eine doppelte Übermacht gerechter würdigen wird. Weihnachtsbücher im Kriegsjahre 1914. Heraus gegeben vom Münchener Verlage und überreicht vom Deutschen Buchhandel. 8°. 63 Seiten mit Illustrationen. Zu beziehen durch die Vereinigung der Münchener Verleger, München. Komm.: F. Volckmar, Leipzig. Bezugsbedingungen: 1—99 Stück je 5 <H. Größere Partien entsprechend weniger. Firmenaufdruck 3 für das Tausend. Die organisatorische Geschlossenheit des Münchener Verlagsbuch handels, die auf der Bugra vor aller Welt zum ersten Male äußerlich so wirkungsvoll zur Geltung gekommen ist, findet ihren Ausdruck auch in dem vorliegenden, gut ausgestatteten Weihnachtskataloge, in dem sich nicht weniger als 29 der ersten Münchener Verlagsfirmen, soweit ihre Tätigkeit sich auf die Erzeugung von Geschenkwerken erstreckt, zu gemeinsamer Propaganda zusammengefunden haben. Dieses Beispiel kollegialen Zusammenwirkens ist umso erfreulicher, als es das vom Kriegszustände fast uubeirrte Weiterarbeiten einer bedeutsamen Gruppe des deutschen Buchhandels zeigt und insofern geradezu vorbildlich wirkt. Wie wir erfahren, soll diese bisher lose Vereinigung dem nächst eine feste Form durch Eintragung in das Vereinsregister er halten. Selbstverständlich konnte der Krieg auch an diesem Kataloge nicht spurlos vorübergehen. Die Einwirkung zeigt sich jedoch nur darin, daß die Kriegsliteratur an die erste Stelle gerückt worden und in der Einleitung in knapper, wirkungsvoller Form auf bas gewaltige Erlebnis der Zeit hingewiesen ist. Diese Einleitung ist ein Nieder schlag des heute so notwendigen Stolzes auf deutsche Kulturarbeit, hält sich aber nicht nur frei von jeder Ruhmredigkeit,^ sondern be tont geradezu die Notwendigkeit der Berücksichtigung wertvollen aus ländischen Gutes. »Kindisch sind die Vorschläge, keine ausländischen Bücher mehr zu übersetzen. Der Krieg sollte das Gegenteil gelehrt haben. Wir können die Welt gar nicht gut genug kennen, um uns und unsere Kultur zu behaupten. Eins der Mittel dazu ist die Kenntnis der fremden Literaturen.« Die Anregungen zum Bücherkaufen gipfeln in dem Satze, baß die Soldaten der »Barbaren« im Feld und im Lazarett nach Lesestoff verlangen, daß die Kinder der »Barbaren« sich zu Weihnachten etwas Schönes zum Lesen wünschen und daß der Sieg der »Barbaren« der Sieg des guten Buches sein werde. Inhaltlich ist der Katalog für den Buchhändler auch dadurch inter essant, daß er einen guten Überblick über die Produktion des Münchener Verlagsbuchhandels, die sich zu Geschenkzwecken eignet, bietet. Die Abteilung »Bücher vom Kriege« verzeichnet 34 Titel, »Geschichte und Volkstum, Politik« 25; »Natur- und Völkerkunde, Reisen« 19: »Religion und Weltanschauung« 9; »Kunst und Kultur« 25: »Bilder- und Mappenwerke« 23; »Literaturgeschichte«- 6; »Bio graphien, Tagebücher, Briefe« 38; »Romane und Novellen« 52; »Märchen, Sagen, Legenden« 18; »Humor und Satire« 38; »Kinder bücher, Jugendschristen, Beschäftigungsmtttel« 48; »Liebhaberdrncke
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder