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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.12.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-12-21
- Erscheinungsdatum
- 21.12.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
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295, 21. Dezember 1914. Redaktioneller Teil. im besonderen der Buchhandel an erster Stelle betroffen werden und somit auch mein Betrieb erheblich leiden würde. Es trat auch eine momentane Stockung ein. Ich sage: momentan, — denn tatsächlich dauerte die Stille nur wenige Tage. Aller dings bestellten kleinmütige Geister sofort ihre Zeitschriften ab, und die Zeitschriftenbezüge schmolzen; Abbestellungen auf verschiedene Modenzeitschriften, bet denen nichts verdient wird, berührten nicht weiter, schwerer fielen ins Ge wicht die Abbestellungen auf diese und jene Monats hefte, durch die monatlich ein ansehnlicher Gewinn erzielt wird; von einer Monatsschrift, von der ich seit Jahren zu zeiten bis dreihundert, zuletzt bis ausgangs Juli dieses Jahres ungefähr einhundertundzwanzig Exemplare bezog, habe ich rund ein Drittel verloren und beziehe zurzeit nur achtzig Exemplare. Das alles aber wurde wett gemacht durch den ebenso plötzlich einsetzenden Riesenbedarf an Land- resp. Kriegskarten, ein Riesenumschwung, wie ihn eben nur ein Ereignis von so großer und umwälzender Bedeutung Hervorbringen kann wie die vollendete Tatsache: es ist Krieg. Nicht ahnend, welchen Umfang der Kartenabsatz an nehmen würde, bestellte ich zuerst von den verschiedenen Verlegern und von den verschiedensten Karten je 7/6 oder je 10 Exemplare, je nach der Rabattierung, dann jedoch folgte eine Depeschenbestellung der andern auf größere Quan titäten. Als dieses Geschäft abzuflauen begann, bei dem ich einen ganz besonders namhaften Gewinn gehabt hatte, folgten bald darauf die Neuerscheinungen in kriegsgeschicht lichen Liefernngswerken, auf die ich lediglich durch Aushang im Schaufenster und durch Vorlage eine hohe Abonnenten- ziffer erreicht habe. Die gute, schöne, alte Stadt Danzig, dieses Juwel, das mit Recht das »Nordische Venedig« genannt wird, in dem zu leben und speziell den idealen Beruf eines Buchhändlers zu betreiben für mich von jeher von poetischem Reiz gewesen ist, diese gute, schöne Stadt ist vom Kriegsgetümmel unberührt geblieben und wird es — so Gott will — hoffentlich auch bleiben; die Russenhorden haben nach menschlichem Ermessen und nach dem jetzigen Stand der Dinge keine Aussicht, Danzig auf dem Wasserwege oder zu Lande zu erreichen. Auch der Ausspruch einer Russin, die bei ihrem unfreiwilligen Ab zug aus Zoppot zu ihrer Vermieterin sagte: »Im nächsten Jahre vermieten wir (d. h. wir Russen) Ihnen (soll heißen: den Deutschen) in Zoppot Wohnungen«, hat keine Aussicht, Tatsache zu werden, charakterisiert aber treffend den frechen Übermut dieser Ausländerin. Hat so der Buchhandel nach meinem Dafürhalten unbestritten in Westpreußen, und in Danzig insbesondere, nach mancher Richtung hin sowohl im Zettschriftengebiet wie im Bücherabsatz einen nicht unbeträchtlichen Rückgang zu verzeichnen, so hat sich andererseits durch Absatz von Karten, kriegsgeschichtlichen Lieferungswerken und ähnlicher Literatur, die jetzt den Buchhandel beherrscht, ein namhafter Absatz erzielen lassen, so daß ich summa summa- rum sagen kann: mein Umsatz wird in diesem Jahre absolut nicht dem Umsatz in den Vorjahren nachstehen. Auch die Weihnachtszeit hat mich nicht enttäuscht; zahlreiche Bestellungen langjähriger Kunden sind bei mir eingegangen, und der zu Weihnachten gewohnte rege Verkehr in meiner Buchhandlung ist auch zur Jetztzeit im vollsten Maße im Gange. Schließe ich von dem regen Verkehr in meiner Buchhandlung auf die anderen Buchhandlungen, so kann ich sagen: der Buchhandel in Westpreußen hat die Krisis überstanden und bewegt sich in gewinnbringenden Bahnen weiter. Der Krieg wird uns, und darin liegt der ideelle Vorteil, alle läutern; vielleicht erweckt er auch — angesichts der Heldentaten, die unsere Väter und Söhne unter Strapazen und Entbehrungen tagtäglich fürs Wohl des Vaterlandes in steter Todesgefahr vollbringen — in diesem und jenem Konkurrenten das edlere Gefühl, das ihn fortan den Grundsatz: »Leben und leben lassen!« zur Richtschnur nehmen läßt. Möge der Krieg, der so viele unheilbare Wunden schlägt, uns alle zu humaner, edler Gesinnung führen! — »Gott sei Dank« — so schrieb mein Bruder, Archivar vr. Wilhelm Brüning, Hauptmann der Landwehr in Aachen, in einem Artikel in der „Allgemeinen Rundschau" in München —, »der alte friderizianische Geist lebt noch in unserer deutschen Armee., nachdem er von der Nähe seines in Vaals in Holland gelegenen Landhauses aus den Einmarsch der begeisterten deutschen Truppen in Feindesland sich hatte vollziehen sehen. Wir, die wir nicht das Glück haben, das Vater land mit dem Schwerte verteidigen zu können, wollen von derselben Begeisterung für unfern Beruf und für das Vaterland uns durchdringen lassen und dauernd von ihr durchdrungen bleiben. Der friderizianische Geist, der unsere Truppen beseelt und durch den wir eine Welt von Feinden zu Boden werfen werden, lebe auch in uns, verbanne alle Kleinlichkeit aus unserem Denken und Handeln und mache uns großzügiger, edler. Unsere für unseren er habenen, geliebten Kaiser und für unsere Freiheit und Größe kämpfenden Truppen erfüllen ihre Aufgabe in der Verteidigung unseres Landes, wir aber wollen unsere Aufgabe, das wirt schaftliche Leben, einen nicht minder bedeutenden Faktor, auf recht zu erhalten, ebenso erfüllen! Mit besonderem Bedauern habe ich gleich bei Kriegsanfang gesehen, daß die meisten Firmen mit ihren Inseraten aufgehört haben; ich habe meine gewohnten Inserate in den Zeitungen fortlaufen lassen und mich dabet sehr gut gestanden. Der alte Erfahrungssatz: »Der Erfolg geht durch die Druckerschwärze« besteht zu Recht. Von der anfänglichen Niedergeschlagenheit haben sich die meisten rasch erholt. Bei den Tausenden von Wunden, die der Krieg uns schon geschlagen hat und noch schlagen wird, gilt es, den Blick vorwärts gerichtet, das wirtschaftliche Leben aufrecht zu erhalten und dort, wo es niedergegangen ist, den Versuch zu machen, es zu erhöhen. So meine ich auch, daß es bei diesem und jenem Verleger an der Zeit sein wird, seinen bisherigen Inserenten zu fragen, ob das frühere Inserat nun weitererscheinen soll. Schaffen wir, bzw. be mühen wir uns, daß sich das wirtschaftliche Leben in gesunden Bahnen fortbewegt, so erfüllen wir damit getreulich die uns gewordene Kulturmission zur Ehre unseres Vaterlandes und unseres Kaiser, an den uns gerade dieser Krieg mit unverlösch- licher Liebe und Treue festgeschmiedet hat. Danzig, den 17./18. Dezember 1914. Franz Brüning. Kleine Mitteilungen. Krieg und Buchhandel. — In der »Neuen Zürcher Zeitung« lesen wir: »Der Bezirksgerichtspräsident von Lausanne hat am 3. Dezem ber in einem Beleidigungsprozeß ein Urteil erlassen, das wir trotz alter Zurückhaltung in der Kritik welsch-schweizerischer Gesinnungen nicht unerwähnt lassen können. Als Parteien standen sich gegenüber: der deutsche Staatsangehörige Herr Frankfurter, der seit 13 Jahren in Lau sanne wohnhaft ist und dort eine Buchhandlung betreibt, als Kläger und Herr Eömond Gilliard, Gymnasialprofessor und Direktor der be kannten »Latusis vsuckois« in Lausanne als Beklagter. Bis zum Kriegsausbruch waren die Beziehungen zwischen Herrn Frankfurter und Gilliard sehr gute; sie standen sogar eine Zeitlang in Unterhand lungen, zu dem Zwecke, Herrn Frankfurter die Herausgabe der »Oa- lüsrs vauckois« zu übertragen. Da kamen die Beschießung von Reims und die französischen Nachrichten über die vollständige Zerstörung der Kathedrale. Herr Gilliard wußte nun nichts Besseres zu tun, als an Herrn Frankfurter sofort einen Brief zu schreiben, der in seinem ersten Teil in höflichen Worten die Mitteilung enthält, daß Herr Gilliard von diesem Tag an die Geschäftsbeziehungen mit Frankfurter abbreche und wahrscheinlich bei diesem Entscheid nicht allein bleiben werde. Dann fährt der Brief aber wörtlich fort (und es ist bezeichnend für die Lau- sanner Presse, daß sie diesen Passus mit Stillschweigen übergeht): »Ua natiou ä laguslls vous vous rattaellsr eom- insnt cks Isis erimss eontrs llintsIllAsnos st Is ssntimsnt bumain qus,js ms kais un cksvoir, zusqu's l'sxxiation eompktzts, cks luttsr eontrs slls, avse aobarusmsnt, ckaus la wssurs cks MS8 koress st cks MS8 moz'sns.« Herr Frankfurter antwortete auf diesen unerwarteten Aus fall in einem von Anfang bis zu Ende durchaus höflichen Schreiben, in den, er bedauert, einen Kunden und Freund verloren zu haben. Das Schicksal der Kathedrale würde er gleichfalls bedauern, wenn diese wirklich dem Kriege zum Opfer gefallen sei. Es folgen dann noch einige Bemerkungen über die verheerenden Wirkungen, die ein Krieg heute wie schon früher (die Zerstörung des Heidelberger Schlosses) leider zur Folge hat. 1791
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