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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.12.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-12-17
- Erscheinungsdatum
- 17.12.1914
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. 292, 17. Dezember 1914. Feiger Gedanken bängliches Schwanken, weibisches Zagen, ängstliches Klagen wendet kein Elend, macht dich nicht srei. Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten; nimmer sich beugen, kräftig sich zeigen, rufet die Arme der Götter herbei. Klingt das nicht wie eine Fanfare? Wie ein Einreiten auf Verzagtheit und Kleinmut? Und nicht nur kräftig sein, sondern auch kräftig sich zeigen! — Roch ein anderer Vers (Mir unbekannter Herkunft): Ich will nicht kleinmütig zagen, nicht wehmütig klagen, nein! srohmütig wagen und starkmütig tragen. »Leben heißt: dunkler Gewalten Spuk bekämpfen in sich« (Ibsen), und »der stete Erfolg ist nur für Feiglinge not wendig« (Hilty, Glück) — und »Leben heißt: arbeiten, forschen und kämpsen. und wenn einmal der Kampf zu Ende ist, dann ist auch das Leben, das Menschenleben zu Ende und höchstens noch Vegetieren möglich» (Karl Jentsch in der Zukunst 1910). »Arbeiten und nicht verzweifeln«, so faßt man ja jetzt oft den kategorischen Imperativ zusammen, oder: «Du sollst, denn du mußt!« Und wenn man das hausbackener ausgedrückt haben will, so hat auch das Goethe in einem Briese an Christiane Vulpius getan: »Tue nur jeden Tag das Nötige; weiter bleibt uns in guten und bösen Zeiten nichts übrig!« Nur nicht grübeln, nur nicht alles grau in grau sehen! »Der Pessimist ist der einzige Mist, auf dem nichts wächst«, so fuhr es ebenso derb als richtig dem Hofprcdigcr Stöcker in einer seiner Reden heraus. »Wer das Unglück sucht und Reu, dem werden sie entgegeneilen«, schrieb Annette von Droste-Hülshofs In einer Zeit, die erst recht erfahren mußte, was Trübsal ist, dichtete Georg Neumark (1821—81) das Kirchenlied: Was helfen uns die schweren Sorgen? Was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es, daß wir alle Morgen beseufzen unser Ungemach? Wir machen unser Kreuz und Leid nur größer durch die Traurigkeit! Da klingt's doch ganz anders, wenn ein mir Unbe kannter sagt: Wenn Gott dir helfen soll, so mach' ein froh Gesicht! Durch trübe Fenster scheint die liebe Sonne nicht! Jawohl, die trüben Gesichtssenster! Jst's nicht gerade wie für Buchhändler-Prinzipale gemünzt, wenn Freifrau von Bunsen <27. 4. 1856) schrieb: »Schlechte Laune, auch dann, wenn sie nicht ganz unbegründet ist, führt stets zu un vernünftigen Handlungen und Schlußfolgerungen« — und wenn Wilhelm Ostwald (Sonntagspredigten I) meint: »Eine heilere Lebenssttmmung ist nicht nur die ausgiebigste Quelle persön lichen Glückes, sondern auch das Beste, was wir unserer täg lichen Umgebung erweisen können«? Ebenfalls für den Buchhändler, der oft genug sich in der Tagesmühle stumpf zu treten versucht wird, gilt, was ich in einem sonst nicht recht empfehlenswerten Buche (Lynkeus, Phantasien eines Realisten) als Goldkorn fand: »Eine ohne Unterbrechung fortgesetzte Arbeit macht Leib und Seele untüchtig.« Etwas anders drückte das ein Leitartikel der »Leipziger Neuesten Nachrichten« (1914, Nr. 47) aus, so: -Wer in der Tagesarbeit untergeht, wer sich von kleinlichen Sorgen Niederdrücken läßt, ohne zugleich als Äquivalent dafür 1778 sernltegende Ziele zu haben, der wird — das gilt für das Leben des Einzelnen sowohl wie für das der Völker — mit Naturnotwendigkeit an der eigenen Unzufriedenheit zugrunde gehen. Das kann ein Zeichen von Marasmus sein, kann ein Zeichen sein von der Übersättigung, die Hoffen und Wünschen verlernt hat, es kann aber auch — und das ist es meistens — das Zeichen einer geistigen Schwerfälligkeit sein, der es nur an der frohen Anleitung fehlt um mit neuen Idealen auch frischen Lebensmut zu gewinnen«. Also: »Frisch aus und mutig dran! Und Wenn s nicht gleich gerät, mach's wie der Ackersmann, der froh auf Hoffnung sät.« Was ist denn die Arbeit des Verlegermannes auch anders, als ein Säen auf Hoffnung! Für den Verleger, im großen Sinne, gilt so recht, auch in unserer schweren Zeit, was in einer gleichen, vor hundert Jahren, Wilhelm von Humboldt schrieb: Ein Staat wie ein Privatmann handle immer gut und politisch zugleich, wenn er in einem Augenblicke, wo ungünstige Ereignisse ihn betroffen haben, seine Kräfte an- strenge, irgend etwas bedeutend Wohltätiges dauernd für die Zukunft zu stiften und es an seinen Namen anzuknüpfen. Allerdings — mit Vorsicht! Denn bei Wilhelm Busch heißt's: Wenn man nur versucht, so geht's — Das heißt mitunter, doch nicht stets. Ich will (aus Eigenem) noch hinzusetzen, wieder auf die Überproduktion hindeutend: Was die Papiermühl' schön gemacht, Wird vom Verleger umgebracht. Dann heißt's: Die Niederlage der Verlegers umfaßt die Summe seiner Niederlagen. So, verehrter Herr Thomas, das ist, was ich heute zum Kriege in seiner Wirkung auf den Buchhandel zu sagen habe. Es ist nichts Neues, meist uralte Weisheit; es will sein nur vom Tag und für den Tag. Aber aus dem Tage von heute müssen wir uns Kraft und Freudigkeit für die Zukunft er hallen. Schließen möchte ich aber mit einem Gedicht des mir liebsten der lebenden Dichter, Cäsar Flaischlens, das mir schon oft und jetzt immer von neuem wahre Erquickung ge spendet hat: Hab Sonne . . . Melodie: Der Mai ist gekommen. Hab Sonne im Herzen, ob's stürmt oder schneit, ob der Himmel voll Wolken, die Erde voll Streit! Hab Sonne im Herzen, dann komme was mag! Das leuchtet voll Licht dir den dunkelsten Tag! Hab ein Lied aus den Lippen, mit fröhlichem Klang und macht auch des Alltags Gedränge dich bang! Hab ein Lied aus den Lippen, dann komme was mag! Das hilft dir verwinden den einsamsten Tag! Hab ein Wort auch für Andre in Sorg und in Pein und sag, was dich selber so frohgemut läßt sein: Hab ein Lied auf den Lippen, verlier nie den Mut, Hab Sonne im Herzen, und Alles wird gut! R. V.
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