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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.12.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-12-10
- Erscheinungsdatum
- 10.12.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Nr. 28S. ^ r Ehrlich ^ 1;dle1ew 1 . die a>" M" 8 lopj.pr»; im^Vs^^S.IZUcöM^^s'.ÄM^.^S.^oM.ilörMchl" ü WlAMuMÄMrst^^rÄMerNeNjch^nDWMMlL^^'u2e^pzi^ Leipzig, Donnerstag den 10, Dezember 1914. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Aus dem belgischen Buchhandel. v. (IV siehe Nr. 184.1 Die geschäftliche Lage seit Kriegsausbruch. — Das Moratorium. — Tic einheimischen und ausländischen, besonders deutschen Zeitungen im Okkupationsgebiet. »Als einer von denjenigen, die der Krieg am überraschend sten und sofort in seiner ganzen Schwere, und zwar in jeder Be ziehung — persönlich und geschäftlich — betroffen, haben Sie von Haus und Geschäft flüchten und Ihr Alles in einer vollkommenen Unsicherheit im Stiche lassen müssen. . . .« Diese an den belgischen Berichterstatter des Börsenblattes von einem seiner deutschen Kollegen und früheren Chefs gerich teten Worte geben in so treffender Weise ein Stimmungsbild von dem Anfang des Krieges, daß ich es mir nicht versagen konnte, sie bei Wiederaufnahme meiner Berichte aus dem belgi schen Buchhandel an die Spitze des ersten Kriegsberichtes zu stellen; erklären sie doch auch — wenigstens für denjenigen, der die Anzeige unserer Firma Ende August im Börsenblatte nicht gelesen hat —, warum die Feder des belgischen Chronisten einige Monate geruht hat. Zwar nicht »ausgewiesen«, wie die vielen Tausende von Deutschen in den Festungsstädten Antwerpen, Lüttich und Na- mur und die Mehrzahl der Deutschen Brüssels, sondern durch ein allgemeines, auf wenige Stunden angeschlagenes Plakat nur »eingeladen«, die bisher so gastfreundliche belgische Hauptstadt zu verlassen, habe ich es vorgezogen, zur Herstellung meiner ange griffenen Nerven — meine Sommerferien standen ohnedies vor der Tür — für eine damals noch ganz unbestimmte Zeit Aufent halt in Holland und Deutschland zu nehmen. Der Erfolg der deutschen Waffen hat es mir dann gestattet — und darin war ich vom Glück mehr begünstigt als die Mehr zahl der Ausländsdeutschen in den anderen feindlichen Ländern —, Mitte September wieder an die Stätte meiner bisherigen Tätigkeit zurückzukehren und einige Wochen später das Geschäft wieder aufzunehmen, sei es auch nur, um die Wohltat des regel mäßigen Tagewerks zu genießen, dessen Wert man erst jetzt rich tig einzuschätzen gelernt hat. Denn daß die buchhändlerischen Be- triebe in Belgien zurzeit nur in ganz geringem Umfange weiter geführt werden können, wenn sie nicht ganz geschlossen worden sind, brauche ich demjenigen, der die Tagesereignisse verfolgt und die derzeitig«, langsam zunehmende Ausdehnung des deut schen Post- und Eisenbahndienstcs in Belgien kennt, kaum noch besonders zu berichten. Die Grenzen sind nach allen Seiten ge schlossen. Mit Deutschland findet Wohl ein Post- und Eisenbahn verkehr statt, doch sind bis jetzt Postpakete noch ganz ausgeschlos sen, während Gütersendungen erst seit Ende November nach dem 100 Kilo-Minimal-Tarif und ohne jegliche Haftpflicht wieder zu- gelasse» werden. Der belgische Buchhändler kann daher nur das verkaufen, was er vor Ausbruch des Krieges noch auf Lager hatte. Wohl dem, dessen Lager um diese Zeit noch gut versehen war, ermöglicht'es ihm doch die Aufrechterhaltung eines, wenn auch beschränkten Ladcnverkehrs. Am Samstag, den l. August, blieben in Brüssel sowohl die Leipziger Journal- und Büchersendungen als auch die Ballen aus Paris und London aus. Seit diesem Tage ist der belgische Sortimentsbuchhandel, der, wie ich in frühe ren Berichten des öfteren ausgeführt habe, fast ausschließlich auf die Einfuhr vom Auslande angewiesen ist, ohne jede neue Zufuhr geblieben. Der deutsche Sortimenter dürfte sich die Folgen die ses Zustandes Wohl kaum in ihrer vollen Bedeutung vorstellen können. Jede Lagerergänzung ist unmöglich, Barsortimente gibt es hierzulande bekanntlich nicht, und die Lage hat nur das Gute, daß mancher Ladenhüter jetzt einen unverhofften Abnehmer findet, manche der sonst nur zu vollen Regale sich allmählich leeren und die Buchläden sich in einer sonst ebenfalls ungewohnten, muster haften Ordnung befinden. Der untere und mittlere Schulunterricht (Volks-, Mittel- und Fortbildungsschulen, Realschulen und Gymnasien, Privatschulen) ist in fast normaler Weise beim Beginn des Winterhalbjahres wieder ausgenommen worden und gab Veranlassung zu einem, wenn auch beschränkten Schulbüchergeschäft, soweit die Sorti mentsbuchhandlungen eben noch mit Büchern versehen waren bzw. sie von den hiesigen Verlegern beziehen konnten. Auch bei den Lütticher und Namurer Schulbücherverlegern war die Mög lichkeit des Bezugs gegeben, wenngleich die Bezugsspesen we sentlich teurer waren als gewöhnlich. Die Firma Wesmael-Char- lier in Namur, der größte katholische Schulbücherverlag Belgiens, hatte den vernünftigen Gedanken, einen verwandten Brüsseler Kaufmann mit der Annahme und Ausführung der Bestellungen zu betrauen. Dagegen sind die vier belgischen Universitäten, alle anderen Hochschul-Jnstitute und sämtliche öffentliche Bibliotheken noch immer geschlossen, so daß der wissenschaftliche, speziell der Universitätsbuchhändler so gut wie brotlos geworden ist. Anderer seits hat die deutsche Okkupation insbesondere den ausländischen Buchhandlungen und denjenigen, die sich mit Reise- und Sprach- Literatur befassen, in der Kundschaft der zahlreichen Offiziere, Reserveoffiziere, Sanitätsoffiziere und der Beamten der Zivil verwaltung, des Post- und Eisenbahnbetriebes einen willkomme nen Ersatz für den Ausfall der gewohnten Fremdenkundschaft ge bracht, der sich im Barverkauf bemerkbar macht. Letzterer bildet überhaupt ganz allgemein den einzig gültigen Modus des ge schäftlichen Umsatzes und wurde in einer im Herbst abgehaltenen Vorstandssitzung des »Orale belAs cke ia lidrairia« als allgemein verbindlich beschlossen. Dies vereinfacht natürlich die Buchhal tung ganz besonders, um so mehr, als die meisten Buchhandlun gen jetzt ohne bzw. mit stark vermindertem Personal arbeiten und auch die Verleger nur gegen bar liefern. Diese Maßregel war schon deshalb nötig, weil das für Belgien von Monat zu Monat verlängerte Moratorium bedauerlicherweise auch diejeni gen vom Bezahlen ihrer Rechnung abhält, die hierzu noch in der Lage wären. Hierin scheint allmählich eine Besserung einzutreten. Am schlimmsten sind gerade die wohlhabenden Kreise, die Ren tiers gestellt; sie können die Zinsen ihrer belgischen oder französi schen Staatspapiere nicht erheben, Mieten und Hypolhekenzinsen werden nicht bezahlt, Bankguthaben werden nur bis zur Höhe von 1000 Franken für je 14 Tage ausbezahlt, so daß größeren in dustriellen Betrieben die genügenden Barmittel fehlen. Der viel fach beschäftigungslose Mittelstand hält sein Bargeld nach Mög lichkeit fest, da er mit einer unbestimmten Kricgsdauer zu rechnen genötigt ist. 1745
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