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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.12.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-12-09
- Erscheinungsdatum
- 09.12.1914
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Nr. 285. Leipzig, Mittwoch den 9. Dezember 1914. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil Eine friedliche Kriegsfahrt durch das süddeutsche Sortimenterreich. Zugleich eine Weihnachtsbetrachtung. Es ist recht lehrreich, aber keineswegs immer erfreulich, was man sieht und hört, wenn man jetzt die größeren Städte im Süden unseres Vaterlandes aufsucht, um mit den Kollegen über neue Erscheinungen und darüber zu sprechen, wie sie sich für deren Vertrieb einsetzen können. Der furchtbare Krieg, der von jedem Opfer verlangt, sei cs durch Hingabe eigenen Fleisches und Blutes, günstigeren Falles der Gesund- heit oder der Stellung, sei es durch gänzlichen Verlust des Geschäfts oder durch uneinbringliche geschäftliche Nachteile, übt seine schädigenden Wirkungen im Buchhandel genau so aus wie in vielen anderen gewerblichen Betrieben. Die Schatten, die er wirft, sind düster, und wenn auch in der Beruhigung, die Feinde von unserem Vaterlande ferngehalten zu wissen, ein unschätzbares Glück liegt, für das wir unfern sllhrendcn Männern und unfern tapferen Streitern im Felde nicht dankbar genug sein können, so geht es damit, wie bei allem, was uns im Leben bewegt: wir haben das Elend, das von uns serngehalten wird, noch nicht gekostet, um es in seiner ganzen Größe zu erkennen. Wie mancher Kollege betrachtet täglich, wöchentlich, monatlich das sich gegen Friedenszeiten herausstellende Manko im Kassabuch, fährt sich verzweifelnd durch die ergrauten oder auch noch blonden Locken und fragt sich: Was soll noch werden? Er fragt sich und gibt sich mutlos nur die eine Antwort: Es geht dem Ende zu. Ist es richtig, sich so selbst in die Mutlosigkeit hinetnzusteigern, den Blick in die Weite zu verschleiern? Sicher nicht. Wohl mag mancher Grund zu sorgenvollen Erwägungen haben, zu denen ihm vielleicht nicht zuletzt das mehr oder weniger rigorose Verhalten seiner Geschäftsfreunde Veranlassung gibt, aber trotz allem wird und mutz er froh sein, daß es nicht schlimmer ist. Einen Ausgleich für den, der die Gelegenheit zu nutzen weiß, bieten die Erscheinungen über den Krieg. Was sich im August nur scheu und vereinzelt hervorwagte, ist inzwischen zu einer enormen Masse angewachsen, und wenn der Verlag im ersten Schreck über den hereingebrochenen Krieg dem Sor timent manch schlimmen Streich versetzt hat, so hat er durch seinen rasch wiedergefundenen Wagemut vieles wieder gut gemacht. Damit soll keineswegs der ungeheuerlichen Zahl von Werken und Merkchen das Wort geredet werden: die Hälfte, ja vielleicht dreiviertel davon wäre besser nicht er schienen. Aber man kann die Spreu vom Wetzen erst beim Dreschen scheiden, und so mußte und muß immer weiter allerlei erscheinen, damit das Gute vom Minderwertigen sich abheben kann. Ein wenig erfreuliches Bild bietet sich dem ernsten Beschauer bei der Betrachtung dieses Segens an Kriegsliteratur in der großen Zahl von Veröffentlichungen durch die großen Tages- zeitungen. Man macht sich keinen Begriff davon, in welchen Massen diese von den Abonnenten und Nichtabonnenten ge kauft werden. Viele zeichnen sich durch schöne Ausstattung und verhältnismäßig sehr billigen Preis aus, und es wurde mir von Sortimentern, die Agenturen solcher Zeitungen haben, gesagt, daß großer Absatz damit erzielt wird. Während also bei diesen Glücklichen infolge der Zeitungsreklame die Hefte wie die frischen Semmeln beim Bäcker täglich verlangt werden, ohne daß ein Wort des Anbietens nötig wäre, müht sich der Nachbarkollege, der nicht beneidenswerter Inhaber der Zeitungsagentur ist, mit tausend Zungen und Kompli menten vergeblich, einen Kunden zum Ankauf eines regulären Derlegerprodukts zu bewegen. Manch billigeres Produkt der Buchverleger würde einen ganz anderen Absatz finden, wenn jene schädliche Konkurrenz nicht wäre. Bei den Schaufensterauslagen wird auch nicht immer so Verfahren, wie es im Interesse des Ladeninhabers liegt. Die meisten Sortimenter sind der Meinung, daß das Publikum durch die Unzahl von illustrierten Erscheinungen über den Krieg übersättigt sei: das ist aber nicht so ernst zu nehmen. Es ist mir nicht einmal, sondern häufig vorgekommen, daß ich erwartungsvoll aus ein Schaufenster losgesteucrt bin, vor dem sich zahlreiche Menschen in dichtem Knäuel drängten. Ausgestellt waren nicht etwa Ktnematographen-Plakate oder die neuesten Damenhutmoden, sondern es waren zu meinem Erstaunen Buchhändlerauslagen. Diese boten die bekannten illustrierten Zeitschriften, und zwar vollständig: Vorder-, Jnnen- und Rückseiten, ergänzt durch die zur näheren Information nötigen Karten vom Kriegsschauplätze. Nur mit Mühe und Ellenbogen konnte ich mir den Eingang in diese viel beachteten Läden erzwingen, ich wollte mich an dem flotten Geschäft, das der Inhaber machte, erfreuen. Aber was sah ich? Der Laden voller Äricgsheste und Karten, aber von Käufern keine Spur. Was Wunder, daß der nervöse Kollege, durch die Spalten in der Auslage lugend, nicht humoristisch angehaucht war und aus das »damische« Volk schimpfte, die Zaungäste und Literaturschinder. Er übersah, daß er das »damische« Volk selbst zu Zaungästen heranzog. Und übersättigt ist es auch noch nicht. Das beweist der Andrang am Schaufenster. Aber warum sollte es Hefte und Karten kaufen, wenn es das, was es sehen und wissen will, umsonst am Schaufenster haben kann? Nur das Bild im Hest oder in der Zeitschriften-Nummer in der Auslage zeigen, das zum Kaufen reizen soll, und ebenso nur ein Stück der Kriegsschauplatzkarte, eben so viel, daß der Beschauer in den Laden gelockt wird, dann ist der Zweck der Auslage er reicht, und es bleibt noch genügend Platz für anderes. In manchen Städten, namentlich in solchen, die näher den feindlichen Grenzen liegen oder die kein regeres geistiges Leben haben, sieht es ja tatsächlich recht trüb' in einzelnen Zweigen unseres Gewerbes aus. Besonders schwer betroffen scheint der Kunsthandel zu sein. Ich traf völlig verödete Ausstellungen und sogenannte Kunstsalons, deren Inhaber mir versicherten, daß sie tage-, ja wochenlang nicht einen Besucher hatten. Ankündigungen in den Auslagen der reinen Kunsthandlungen des Inhalts, daß während des Kriegs, um das Geschäft im Gange zu halten, Einrahmungen und Auffrischungen von Gemälden zum halben Preise geliefert werden, sind nicht selten. In Badestädten, in denen bisher das reiche Ausland eine Rolle spielte, stehen die großen Hotels leer, und die Geschäfte mit ihren großen Lagern von russischer, französischer und englischer Literatur und Kunst
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