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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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284, 8. Dezember 1914. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschu. Buchha ü>el« rein geschäftliche Erwägungen hinaus es zugleich als ihre Pflicht erachten würden, für die Interessen des Deutschtums im weitesten Umfange tätig zu sein. Darum muh cs unsere Aufgabe sein, unmittelbar nach dem Kriege an die Frage heran zutreten, was zu geschehen hat. um ähnliche Vorkommnisse, wie sie sich in Amerika und in verschiedenen anderen Länder» ab gespielt haben, zu verhindern. Besser spät, als niemals, muß cs auch hier heißen, und die Regierung wird sich der Er kenntnis nicht verschließen können, das; es sich dabei nicht um eine einseitig dem Buchhandel zufallende Aufgabe, son dern um eine Frage von nationaler Bedeutung handelt. Denn wenn es auch Aufgabe eines Berufsstandcs ist. seine Politik mit der der Regierung in Einklang zu bringen, so mutz doch in Anbetracht des mit der Gründung eines derartigen Unternehmens verbundenen Risikos weitgehende staatliche För derung und Unterstützung bei der Durchführung dieses Planes erwartet werden. Steht diese zu erhoffen, so sind wir über zeugt, daß auch der deutsche Buchhandel seine abwartende Haltung aufgeben und diesem Kulturwerke bereitwilligst sein In teresse und seine Förderung zuwcnden wird. Damit würde eine Brücke des geistigen Verständnisses zwischen Deutschland und dem Auslande geschlagen und die Verbindung mit Millionen Deutscher ausrecht erhalten werden, die in den Vereinigten Staaten ihre zweite Heimat gefunden haben, ohne darüber das alte Vaterland zu vergessen. Wir haben es daher mit be sonderer Freude begrüßt, daß man sich dort, wie aus dem nachstehenden Artikel hervorgeht, der auf eine stärkere Verbreitung des deutschen Buches iin Auslände ge richteten Bestrebungen des Börsenvereins erinnert und in der Gründung der geplanten Zentralstelle einen wichtigen politischen Faktor für die Organisation und Verbreitung deutschen Geistes lebens im Auslände erblickt. Aus dem Lande des Dollars. ii. ll siehe Nr. IR.) Wohl in keinem Lande ist so viel über den Krieg veröffentlicht worden, abgesehen vielleicht von Deutschland, wie in den Ver einigten Staaten. Die Liste, die »vudliskers' Veeklx« vom 31. Oktober veröffentlichte, gibt auf 19 Seiten einen, wenn auch unvollständigen überblick über diese Literatur. Aus dieser Liste sollen ein paar Schriften herausgegriffen werden, um zu zei gen. auf welche Art das hiesige Publikum nach allen Richtungen hin bearbeitet wird. Die englische Ausgabe der »Wahrheit über den Krieg«, unter dem Titel Trutk about, Vermanv ver öffentlicht, hat sogleich nach Ausgabe eine Antwort von eng lischer Seite hervorgerufen, in der unter dem Titel Tbe real Irutk abvut kvrwanx von Douglas Sladen das deutsche Buch Kapitel für Kapitel zu widerlegen versucht wird. Ferner sind auch die folgenden Bücher vom Standpunkte der gegen Deutsch land Verbündeten ans geschrieben: Tb« Var in vuroge, von Al bert Bushnell t üurv tke Var bexan, von I. M. Kennedy u. W. L. Courtncy, und VI»> is responsible?, von Clondsleh Brcrcton. Das Deutschtum wurde in erster Linie von Prof. vr. Hugo Mün sterberg in '1'be Var in America und Prof. vr. Eduard von Mach: Vbat vermanv rvants vertreten. Hingewiesen sei auch auf solche Bücher, die gerade jetzt sehr verlangt werden. Sie gehöre» zwar nicht zu der Kategorie der Kriegsbücher, sind aber besonders für die Geschmacksrichtung des amerikanischen Publikums bezeichnend. An erster Stelle stehen die Bücher von General von Bernhard!, die in allen möglichen Ausgaben in Hundcrltausendcn von Exemplaren hier verbreitet wurden, ferner Prof. R. G. ilshers van-vermanism und Tbs Leerets ok tilk Oer- man Var Okkiee von vr. Armgard Karl Graves, der zwölf Jahre als Spion in deutschen Diensten gestanden haben soll und in diesem Buche seine Erlebnisse veröffentlicht. Die englischen Interessen werden natürlich nach allen Richtungen hin be leuchtet, in erster Linie durch die Broschüren der Oxforder Uni versitäts-Professoren. die zweifelsohne auch in Deutschland be kannt sind, ferner durch I. A. Crambs Vermanx aock vnglanck. Es würde hier zu weit führen, auch die tägliche Presse in Be tracht zu ziehen, die ja. wie bekannt ist, absolut auf Seiten der verbündeten Engländer, Franzosen und Russen steht. Bezeich nend dafür ist die Umfrage, die kürzlich das »vitsrarz- Digest« bei nngefähr 4V0 Herausgebern von Zeitungen in Amerika der- anstaltct hat, worin festgcstellt wurde, daß sich nur 29 Prozent ent schieden für die deutsche Sache erklären, während die übrigen zum größten Teil auf der entgegengesetzten Seite stehen oder sozusagen neutral sind. An der Tatsache, daß die öffentliche Meinung hier fast aus schließlich auf der Seite der Verbündeten steht, läßt sich nicht rütteln, woran zum guten Teil auch der Umstand schuld ist. daß es nicht möglich war, in der kritischen Zeit entsprechende Do kumente von deutscher Seite zu erhalten. So sind z. B. bis Anfang November eine ganze Reihe dentscher Wochenschriften, die hauptsächlich durch ein große Importfirma hier Vertrieben werden, seit Ende Juli noch nicht eingetroffen. Was das be deutet. ist nicht zu übersehen, da die einzige Verteidigungswaffe gegenüber den anglo-amerikanischcn Darstellungen des Konflikts die zeitgenössische deutsche Presse ist, die eben nicht vorhanden war. Nur einige weitsichtige Verleger haben keine Kosten ge scheut, um entsprechende Posten ihrer Zeitschriften direkt unter Kreuzband nach Amerika zu senden, die auch gut angekommen sind und wertvolle Dienste geleistet haben. Der deutsche Zeit schriftenverlag muß daher Sorge tragen, daß die wichtigen Zeit schriften, wenn auch mit erhöhten Kosten, sicher hinüberkommcn, damit wenigstens die besonders interessierten deutschen Kreise ein genaues Bild über die Lage in der Heimat haben. Es ha ben sich nämlich, durch das ganze Land verstreut, eine Anzahl deutsch-amerikanischer Verteidigungs-Ausschüsse gebildet, die dem anglo-amerikanischen Nachrichtendienst durch authentische Berichte aus der deutschen Heimat entgegcnzutreten suchen. Wünschenswert wäre es auch, daß während der Dauer dieses Krieges der Schutz des »Copyright« für politisch wichtige Werke möglichst wenig in Anspruch genommen würde, damit diesen Aus schüssen die Möglichkeit gegeben wäre, ihnen wichtig erscheinende Dokumente sofort zu veröffentlichen, ohne vorher die Erlaubnis cinholen zu müssen, was gegenwärtig oft überhaupt nicht möglich oder doch mit großem Zeitverlust verbunden ist. Der Verband der deutschen Zeitschriften-Verlcgcr hat hier eine sehr gute Ver tretung zur Wahrung der Urheberrechte seiner Mitglieder, und es dürfte wünschenswert sein, sie genau auf deni laufenden darüber zu halten, was drüben veröffentlicht wird. Wie schön wäre es, wenn jetzt die Zentralstelle für den Vertrieb deutscher Literatur in Amerika vorhanden wäre; welch ungeheure Dienste würde sie der deutschen Sache jetzt leisten können, wenn es möglich wäre, sich alle absolut authentischen Nachrichten und Dokumente an einer Stelle zu verschaffen I Schreiber dieses hat die sei- nerzeit vom Börsenverein veröffentlichte Denkschrift wieder her- vorgcholt und es schmerzlich cinpfunden, daß das Unternehmen trotz aller Mühe und langjährigen Vorarbeiten nicht zu stände gekommen ist. Jetzt wird vielleicht die bittere Notwendig keit die interessierten Kreise dazu treiben, die Ausführung des Pro- jekts so schnell wie möglich in Angriff zu nehmen. Denn das eine ist sicher, daß in Zukunft der Weg für die deutsche Kultur und Literatur in die englischsprechenden Länder nur durch Amc- rika gehen wird und daß von hier aus weitere Breschen in eng lischsprechende Gebiete gelegt werden können. Die hier herrschende Abneigung gegen Deutschland in diesem Konflikt wird ohne Zweifel auch weiterhin nachteilig auf den Absatz deutscher Literatur in Amerika wirken, wenn auch das er wachende Hcimatsgefühl des Deutsch-Amerikaners hierzu ein Ge gengewicht bilden wird. Wünschenswert wäre auch ein stärkerer Schutz der deutschen Buchhändler im Auslande, damit sie, die wieder mehr als früher Pioniere der deutschen Literatur werden müssen, in den Stand gesetzt werden, ihr Brot weniger schwer zu verdienen, als cs jetzt durch die Preisunterbietungen möglich ist. New Uork, 18. November 1914. 1739
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