Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.11.1914
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- 1914-11-27
- Erscheinungsdatum
- 27.11.1914
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- Deutsch
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
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^ 275, 27. November ISI4. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. L,. Dtsch.i. Vuchha'ldel« zurück. Wenn Sie irgend ein besonders interessantes Buch ken nen, vor allem Mcmoirenliteratur, und Sie brauchen es zurzeit nicht, würde ich mich hier auch darüber freuen. Interessant sol len ja die Erinnerungen von Perthes sein, besonders auch für den Buchhändler lehrreich. Es ist ja Wohl aber ein altes Buch. Mir ist, als ob ich's bei Herold trotzdem noch gesehen hätte. Sie kennen ja Wohl auch meinen Geschmack. Beinahe hätte ich's ver gessen: Dehmels Kriegsliedcr möchte ich natürlich auch haben, und zwar lege ich Wert darauf, sie von der Heroldschen geschenkt zu bekommen. Die möchte ich mir nicht in irgend einem gleich gültigen Geschäft kaufen. Den Betrag dafür übergebe ich hier dem Roten Kreuz. Nun Schluß. Jetzt kommt wieder der Augen blick, wo ich Physisch nicht mehr kann. Ihr getreuer Alfred Vollschwitz. AuSiändische Schriftsteller und deutscher Buchhandel i. Das Börsenblatt vom 30. Oktober d. I. bringt einen Hin weis von Sally Riesenfeld in Breslau: »Ausländische Schrift steller und deutscher Buchhandel« und eine redaktionelle Ent gegnung auf diese Auslassung. Zum gleichen Thema hat Ferdi nand Avenarius im Kunstwart wiederholt das Wort genommen. Die Ausfassung von der Börsenblatt-Redaktion und Avenarius teilt Julius Brann im Börsenblatt Nr. 267; sein Standpunkt gipfelt in der Bemerkung, daß wir uns arm machen würden, wenn wir aus »nationaler Empfindlichkeit« auf das Ausland und seine Kunst verzichten wollten. Es bleibe unerörtcrt, ob es genügt, angesichts der schmach vollen und infamen Behandlung, die uns als Deutschen von einer Reihe ausländischer Künstler zuteil wurde, blaß und zahm nur von »nationaler Empfindlichkeit« zu sprechen. Aber hier ist das Problem verankert, das lautet: »Darf heute ein deutscher Buchhändler noch Werken von Maeterlinck, Verhaeren, ü'Annunzio, Romain Rolland, Wells, Dohle, Shaw und Hodler zur Verbreitung verhelfen?« Halten wir uns nur an diese Liste. Sie kann erweitert werden. Aber zu nächst haben wir es nur mit diesen Herren zu tun. Man schätze ihre Kunst und ihre Werke so hoch ein wie nur möglich; wir wollen jetzt nicht davon reden, auch nicht von französischer oder englischer Kunst und Kultur überhaupt. Wir find vollkom men einig darüber, daß alles, was wirklich zur Mischung der Nationalitäten oder der Verschmelzung ihrer Gaben und Eigen heiten zu einem einigenden Bande beiträgt, eine Wohltat für das ganze menschliche Geschlecht ist. Dazu gehört auch die wechselseitige Durchdringung mit fremder Literatur und Kunst. Binsenweisheit! Wir wollen das zur Seite schieben. Hier han delt cs sich nur um die genannten Persönlichkeiten. Sie sollen getroffen werden; ihnen soll gezeigt werden, daß wir uns nicht ungestraft anspeien lassen. Hat man denn vergessen, was die Herren alles uns Deutschen nachgesagt haben? Muß daran erinnert werden, wie scheußlich sie unsere Söhne und Brüder beschmutzt haben, die draußen auf den Schlachtfeldern sich verbluten? Soll denn so schnell schon wieder »Gras wachsen« über all die Lügen, den Schimpf und die Schande, die wir wehr los von ihnen vor der ganzen Welt erdulden mutzten? Niemand würde es diesen Künstlern verargt haben, wenn sie politisch sich so deutschfeindlich gezeigt hätten wie nur irgend möglich, wenn sie ihre Kunst und die Kraft und Schönheit ihrer Worte dazu benutzt hätten, um uns politisch zu schädigen, wann und wo sie es nur konnten. Ihr Patriotismus bleibe un angetastet. Aber uns schmachvoll beleidigen? Man zeige einen deutschen Schriftsteller von Klasse, der mit solch irrsinnig gewordenen Preisboxer-Jnslinkten gegen ein feindliches Volk tobt wie Maeterlinck. Oder einen deutschen Dichter gleichen Formats wie Verhaeren, der, wie dieser es tut, feindliche Truppen als Sadisten anklagt, die abgeschnittene Kinderfüßchen in ihren Tornistern Herumschleppen. Immer war es gute deutsche Art, Beleidigungen nicht hün disch einzustecken und dem Beleidiger noch obendrein zu bescheini gen, daß seine im übrigen hochgeschätzte Tätigkeit unersetzlich sei für die Kultur der Menschheit. — Nein, wir wollen uns wehren I Auch wir Buchhändler; auch wir sind Volk, sind Soldaten, und wir können den Beleidiger ins Herz treffen, wenn wir uns wei gern, seine Werke zu verkaufen und zu verbreiten. Denn wenn wir das tun, dann find wir Helfer an seinem materiellen Wohl, Verkündiger seiner Ehre und Ausbreiter seines Ruhmes. Je mehr dadurch sein Ansehen und sein Einfluß wächst, desto mehr erhält alles, was er vorher oder nachher je gesagt hat, Gewicht und Bedeutung. Ich stärke so den Beleidiger in jeder Beziehung. Das soll nicht geschehen. Man wende nicht ein, daß damit nicht nur der Künstler, sondern auch seine hohe Kunst getroffen würde, und daß dadurch unersetzliche Kulturwerte ausgeschaltet würden. Seien wir doch auch hier keine Männer der blassen Furcht! Oder glaubt jemand im Ernste, daß, wenn heute die Namen Maeterlinck, Verhaeren, d'Annunzio, Ro main Rolland, Wells, Doyle, Shaw und Hodler aus dem deutschen Bildungskreis verschwinden, deutscher Fortschritt und deutsche Kultur auch nur um einen Deut geschädigt würden? Wer will uns damit graulen machen? Aber wie dem auch sei; jetzt ist nicht die Zeit unserer vielgerühmten Objektivität, kühler Erwä gungen, ästhetischer Betrachtungen und lauwarmer Erörterungen über »nationale Empfindlichkeiten«. Das alles hat uns lange genug geschädigt; später, im Frieden können wir ja vielleicht an fangen wieder darüber zu reden. Jetzt gilt das Schwert und der Kampf. Jetzt wollen wir als charaktervolle deutsche Männer und als Buchhändler, denen die Selbstachtung noch geblieben ist, fest und ruhig erklären: »Kein deutscher Buchhändler darf heute irgendwie zur Ver breitung der Werke der Gezeichneten, oder solcher, die sich noch dazu finden, beitragen!« Dasmutzgcschehen! Man bleibe uns auch fern mit Ein wendungen vom Vermittleramt des Buchhändlers; dies Prin zip ist längst durchbrochen. Wir verkaufen ja auch keine dummen Gotteslästerungen, keine Pornographien und keine Schmähungen von Kaiser und Reich und manches andere nicht, was wir be kämpfen und für schädlich halten. Soll denn das Wort von der Bedientennatur der Deutschen immer noch im Schwange bleiben? Vom Bedienten, der sich treten läßt und doch die Geschäfte des Beleidigers noch »objektiv« weiterbesorgt? Nein, wir wollen redlich dazu beitragen, daß das nicht geschehe! Im übrigen zum Schlüsse — wie sagt doch der Tell? Was auch draus werde — peh' zu deinem V«lk! Es ist dein angeborener Platz. Wiesbaden. Heinrich Staadt. II. Wir werden über die Stellungnahme des deutschen Buchhan dels zu ausländischen Schriftstellern, richtiger zu den Werken der jenigen Ausländer, die sich in absprechender oder gehässiger Weife über Deutschland geäußert haben sollen, in einem späteren Artikel im Zusammenhänge mit den Aufgaben des Buchhandels nach dem Kriege eingehen. Für heute nur soviel. Wenn wir uns gegen die Ausschaltung von Werken ausländischer Schriftsteller nach anderen Gesichtspunkten als solchen rein künstlerischer Natur wenden, so geschieht das, weil wir das Problem tiefer fassen möchten, als das in dem Artikel des Herrn Staadt der Fall ist. Wir wollen doch nicht mit Kanonen nach Spatzen schießen, auch wenn sie sich noch so frech gebärden. Denn nicht darum kann es sich handeln, daß wir g e g e n w ä r ti g Kriegsmatznahmen treffen und ein paar politisierende Ästheten oder hirnverbrannte Schwätzer vom Literaturmarkte verbannen, nach deren Werken zurzeit in Deutschland überhaupt niemand sragt, sondern daß wir uns jetzt schon über den Weg klar werden, den der Buchhandel nach dem Kriege zu beschreiten hat. Soviel Not und Elend auch dieser Krieg schon hervorgeru- fen hat, so hat er doch auch eine Fülle von Segen über uns aus gestreut. Was klein und kleinlich war, ist von uns abgefallen, wir sind uns des Zusammenhanges in unserem Volke wieder be- wußt und in Wahrheit jetzt ein einig Volk von Brüdern gewor- den. Aber es wäre ein zweifelhafter Gewinn, wenn das, was die Not in schwerer Zeit zustande gebracht hat, sich nicht auch im 1703
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